Eiche massiv verarbeiten

ClintNorthwood

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Moin,

mein nächstes Projekt in Sachen Holz wird ein Waschtisch aus Eiche. Ehrlich gesagt mein erstes, dass eine wirkliche Schreinerarbeit wird.

Ich habe 2-3 m² Eichenbohlen herumliegen seit fast 8 Jahren. Von 20 bis hin zu 70 mm Stärke. Bis zu 4 m lang.
Das Holz stammt aus dem Emsland und ist inzwischen 30 - 35 Jahre alt. Lag die ganze Zeit draußen abgedeckt. Die Platte für die Waschschüssel wird ca 50 - 60 cm Tiefe haben.
Der Plan ist folgender:

Eine Bohle von 20 - 30 mm herausnehmen, besäumen und zuschneiden und ab damit für 2-3 Wochen in das Haus.
Wollte dann die Platte planfräsen oder mit einem Schrupphobel planen. Je nach Zeitbudget.

Oder lieber in 3 Streifen schneiden und richtig herum wieder zusammen leimen?
Da kann ich ja gleich meine erste Gradleiste bauen!

Holz ist ja ein Naturprodukt und das Verhalten von Eichenholz ist für einen Heimwerker oft eine Überraschung.
Was kann dann im schlimmsten Fall passieren?
Macht man eine Gradleiste auch für ein ganzes massives Stück? Oder lacht ein massives Holz über die Bemühungen, die mit einer Gradleiste getätigt werden müssen?

Die Oberfläche ist so hart, dass es keinen Exzenterschleifer gibt der von Nutzen wäre. Nebenbei erwähnt.

VG
 

Alceste

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Holz ist ja ein Naturprodukt und das Verhalten von Eichenholz ist für einen Heimwerker oft eine Überraschung.
Was kann dann im schlimmsten Fall passieren?

je näher du das Holz an seiner Ursprünglichen Form lässt, desto stärker arbeitet es. Als Baumscheibe arbeitet es stärker als wenn es als ganze Bohle verbaut ist. Als Bohle arbeitet es stärker als wenn man es in streifen schneidet und gemäß Verleimregeln wieder zusammensetzt. Am Ende der Skala stehen natürlich die Plattenwerkstoffe wie Spanplatte und MDF.
Das heißt im schlimmsten Fall hast du ne Banane gebaut.

Eine Bohle von 20 - 30 mm herausnehmen, besäumen und zuschneiden und ab damit für 2-3 Wochen in das Haus.
Wollte dann die Platte planfräsen oder mit einem Schrupphobel planen. Je nach Zeitbudget.
das hört sich gut an.
Die Oberfläche ist so hart, dass es keinen Exzenterschleifer gibt der von Nutzen wäre. Nebenbei erwähnt.

das halte ich für ein Gerücht. Ich hab erst am Wochnende Stahlprofile mit dem Exzenter geschliffen. Ich schätze eher dein Schleifmittel ist nix. Aber schleifen würde dir hier nix bringen (es sei denn deine Konstruktion lehnt sich stark an die Flinstones an).
 

Manuel_

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je näher du das Holz an seiner Ursprünglichen Form lässt, desto stärker arbeitet es.
Als Bohle arbeitet es stärker als wenn man es in streifen schneidet und gemäß Verleimregeln wieder zusammensetzt.
Diese Aussage halte ich für falsch.
Normalerweise ist mit Holz arbeitet eine Ausdehnung vor allem in der "Breite" gemeint.
Und wenn ich mir da nicht riesen Quatsch angelesen habe, dann arbeitet eine verleimte Platte genauso in dieser Richtung.

Ähnlicher Wiederspruch zu deiner Aussage ist Multiplex.
Ich hatte noch keine Leimholzplatte, die so schnell und so sehr auf Feuchtigkeits-Schwankungen reagiert hat wie Multiplex.

Korrigiert mich bitte sehr gerne, wenn ich mit meiner Hobbit Meinung falsch liege.
 

teluke

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Was das Holz macht zeigt es doch wenn es schon so lange liegt.

Beim Herzbrett muss das Herz herausgeschnitten werden und die beiden Seitenbretter besäumt werden.
Seitenbretter haben meist eine Form ähnlich einem weiten "V". Da musst Du in der Mitte des "V" einen Schnitte setzen und die beiden Teile besäumen.
Dann abrichten, Kanten fügen und wieder verleimen und fertig.

Das Holz zu filetieren macht es nicht schöner und hat auch keinen Sinn.
 

yoghurt

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Hallo,
natürlich arbeitet ein Leimholz in der Breite genauso wie ein nicht verleimtes gewachsenes Stück. Es sollte aber weniger krumm werden, weil die Wölbungen sich gegenseitig aufheben wenn nach den Verleimregeln gearbeitet wurde.

Eine Gratleiste braucht es ausschließlich, wenn die Platte nicht durch einen Korpus anderweitig in Form gehalten wird. (Eine Gratleiste ist letztlich immer die schlechteste Notlösung um Holz konstruktiv daran zu hindern sich irgendwo hin zu wölben.)

Nach meiner Erfahrung hat sich noch jedes heimische Holz schleifen lassen. Spezielle Exoten nehme ich von dieser Behauptung aus!
 

teluke

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Ich habe drei Tischplatten (2 x Eiche, 1 x Kirsche) alle ca. 180x90cm, alle drei (zum wegräumen) lediglich auf Böcke aufgelegt ohne jede Befestigung und ohne alle Gimmicks wie Gratleisten usw.
Alle drei liegen seit Jahren und alle drei sind nach wie vor plan.
Eine davon sogar im Freien unter Dach.
Alle so verleimt dass sie gut aussehen. Lediglich Kern an Kern und Splint an Splint beachtet.
Alle mit fallenden Breiten und durchgehenden Lamellen.
Lamellenbreite jeweils halbe Brettbreite (wie oben beschrieben).
 

joh.t.

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+1 Geht einwandfrei mit Exzenterschleifer. Hab ich dieses Jahr im Sommer bei dem Kleiderständer von meiner Tochter gemacht.
mit 60 anfangen und ohne was auszulassen immer höher bis 180, Bei Lack das TM lesen bei ÖL auch , je nach Hersteller kann man bis 280 etc hochschleifen und dann ölen,
280 ist Kinderpopo. Das reicht eigentlich aus.
Eiche reicht auch wegen der Poren weniger .
 

Alter Polier

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" Eine Gratleiste ist letztlich immer die schlechteste Notlösung um Holz konstruktiv daran zu hindern sich irgendwo hin zu wölben"
Niemals nimmer nicht.
Eine wirklich fachlich korrekt ausgeführte
Gratleiste ist die beste Wahl der Verformung gegen zu wirken.
Punkt
Und jetzt redet niemand Erfahrung und
Wissen der Generationen von Tischlern schlecht!
 

joh.t.

ww-robinie
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bei den Zwergen
" Eine Gratleiste ist letztlich immer die schlechteste Notlösung um Holz konstruktiv daran zu hindern sich irgendwo hin zu wölben"
Niemals nimmer nicht.
Eine wirklich fachlich korrekt ausgeführte
Gratleiste ist die beste Wahl der Verformung gegen zu wirken.
Punkt
Und jetzt redet niemand Erfahrung und
Wissen der Generationen von Tischlern schlecht!
!!

Gratleiste in modern
trägt nicht auf

http://www.fitting-technology.com/produkte/gratleistelarge-2/

Habe ich auf dem Holzwerken live Event in Oberhausen oder da in der Nähe entdeckt.
Werde ich wenn ich demnächst sowas brauche mal ausprobieren.

Die gibts schon länger in Alu hier beim Hausherrn:
https://www.lignoshop.de/alu-gratleistenprofil-l1070mm.html?listtype=search&searchparam=gratleiste alu
 

kberg10

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" Eine Gratleiste ist letztlich immer die schlechteste Notlösung um Holz konstruktiv daran zu hindern sich irgendwo hin zu wölben"
Niemals nimmer nicht.
Eine wirklich fachlich korrekt ausgeführte
Gratleiste ist die beste Wahl der Verformung gegen zu wirken.
Punkt
Und jetzt redet niemand Erfahrung und
Wissen der Generationen von Tischlern schlecht!
Du willst hier die Verleimregeln gegen die Gratleiste ausspielen? Nach dem Motto, mein Traktor ist stärker.
 

Tea74

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" Eine Gratleiste ist letztlich immer die schlechteste Notlösung um Holz konstruktiv daran zu hindern sich irgendwo hin zu wölben"
Niemals nimmer nicht.
Eine wirklich fachlich korrekt ausgeführte
Gratleiste ist die beste Wahl der Verformung gegen zu wirken.
Punkt
Und jetzt redet niemand Erfahrung und
Wissen der Generationen von Tischlern schlecht!
Einspruch. Die Summe der Maßnahmen macht die gerade Tischplatte. Nicht die Gratleiste allein und nicht die Verleimregeln allein. EIGENTLICH sollte die Platte gerade bleiben, wenn alle Regeln befolgt wurden ( Feuchte, Auswahl, Ruhezeiten, Verleimregeln). Dass die Platte aber immer noch in Ansätzen macht, was sie will, treibt ihr die Gratleiste dann aus.
Gutes Gelingen,
Markus
 

ClintNorthwood

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Erst mal vielen Dank für die Antworten,
Ich kann ja mal ein Foto von den Stapeln machen. Die Stapelhölzer liegen alle falsch. Der Zeitpunkt des Stapelns war vor meiner Mitgliedschaft hier.

Zum Nebenthema Schleifen.
Vor 3 Jahren hatte ich eine kleine Bohle testweise bei Kleinanzeigen reingestellt.
Wollte die vorher schleifen aus Marketingründen. Holz mit Verfärbungen bringen Abzug in der B-Note.

Erst mit 40er Granat mit Rotex. Das war wie auf Stein schleifen. Dann 24er. Auch kaum Abtrag. Dann die Lackfräse. Das ging dann.
Glaubt es oder nicht.
Doch jetzt wollte ich das Endfinisch bis Körnung 100 mit dem Bandschleifer schleifen in Faserrichtung.

Zusammenfassend würde ich ein Brett meiner/unserer Wahl auswählen, das 2 Wochen in der Wohnung lagern, dann abrichten und wieder 2 Wochen warten ob sich was tut.
Zerteilen kann ich es ja immer noch. Guter Tipp mit dem Herzstück. Hatte ich ganz vergessen. Und eigentlich kann ich ja mal schauen, ob ich was mit stehenden Jahresringen finde.
Das Holz zu filetieren macht es nicht schöner und hat auch keinen Sinn.
Das wollte ich auch möglichst vermeiden.
Jedoch gibt es durchaus achtsame Tischler, die sorgfältig darauf achten, dass selbst das nicht auffällt. Falls die Menge des Holzes das hergibt.
!!

Gratleiste in modern
trägt nicht auf

http://www.fitting-technology.com/produkte/gratleistelarge-2/

Habe ich auf dem Holzwerken live Event in Oberhausen oder da in der Nähe entdeckt.
Werde ich wenn ich demnächst sowas brauche mal ausprobieren.

Die gibts schon länger in Alu hier beim Hausherrn:
https://www.lignoshop.de/alu-gratleistenprofil-l1070mm.html?listtype=search&searchparam=gratleiste alu
Bitte nicht in Metall! Bildlich gesprochen ist das der Unterschied zwischen einem Fahrrad ohne und einem Fahrad mit Stützrädern.
Dafür habe ich Grad- und Grundhobel angeschafft. Oberfräse und Metallleiste kann jeder Maschinenbediener. Da fehlt mir das Erfolgserlebnis.

Habe auch schon nach einem richtig fetten Tablarträger geschaut im Netz. Finde immer nur solche kleinen niedlichen.
Ich mag einfach keine sichtbaren Stützelemente.
 

teluke

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Zum Nebenthema Schleifen.
Vor 3 Jahren hatte ich eine kleine Bohle testweise bei Kleinanzeigen reingestellt.
Wollte die vorher schleifen aus Marketingründen. Holz mit Verfärbungen bringen Abzug in der B-Note.

Erst mit 40er Granat mit Rotex. Das war wie auf Stein schleifen. Dann 24er. Auch kaum Abtrag. Dann die Lackfräse. Das ging dann.
Glaubt es oder nicht.
Doch jetzt wollte ich das Endfinisch bis Körnung 100 mit dem Bandschleifer schleifen in Faserrichtung.
Das liest sich als hättest Du die sägeraue Bohle schleifen wollen?

Das ist natürlich Unsinn.
Zuerst kommt hobeln, dann schleifen.
 

Alter Polier

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Tea 74
Natürlich hast du Recht , alles unter der Erfahrung und Fertigkeiten der Tischler zusammengefasst, mir ging es um " Notlösung".
 

ClintNorthwood

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Das liest sich als hättest Du die sägeraue Bohle schleifen wollen?

Das ist natürlich Unsinn.
Zuerst kommt hobeln, dann schleifen.
Ich hatte damals keinen Hobel, keine Abrichte, keine Ahnung und keine Zeit. Die Patina war so unglaublich hart. Dachte bis dahin, die Rotex schafft das spielend wie immer.
 

magmog

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Ich habe noch nie in eine Tischplatte eine Gratleiste eingebaut.
Bei Tischplatten mit Zargen ist das eh Nonsens und schwächt nur die Platte.
Guuden,

in gut 50 Jahren im Beruf als weitgehend Massivholztischler habe ich ganz zu Anfang ein mal
eine Platte mit Gratleisten gebaut, danach nie wieder.
Bei Tischen, Flächen und Treppen hatte ich nie ein Problem mit Rissen oder Verwerfungen.
Mit der richtigen Verarbeitung und einem super Holzhändler hat es immer gefunzt.
Natürlich hätte ich beim Holzkauf sparen können,
aber so habe ich viel mehr Geld und Arbeit gespart.
 

seschmi

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Um zurück zum Thema zu kommen: Normalerweise fertigt man einen Tisch mit 60cm Breite nicht aus einer einzigen Bohle am Stück. Normal sind mehrere Lamellen, typisch 10-20cm Breite.

Das verringert zum Einen die Neigung zum Schüsseln: Die Bretter, die aus den Seiten des Baumstamms gesägt wurden, neigen dazu, eine Schüssel zu bilden. Das Brett in der Mitte enthält den inneren Kern (die Markhöhle und ein paar cm daneben), der auch raus muss. Wenn man mehrere Lamellen macht, kann man die gegeneinander drehen (mal Außenseite oben, mal Innenseite), dann hebt sich die Schüsselung auf.

Um die Lamellen zu verleimen, müssen sie gefügt (winklig gehobelt) werden. Das ist mit Handhobel möglich, aber nicht einfach. Ich habe es einmal gemacht und dann sofort einen Abrichthobel gekauft.

Leimholz herzustellen hat auch den Vorteil, dass man Fehler und Äste rausschneiden kann. Ganz praktisch gibt es auch nur wenig Bohlen, die auf 60cm Breite nutzbares Holz ergeben.

Die Frage ist natürlich immer, wie eben muss es sein, und welches Risiko geht man ein. Wenn man sowas für sich selber macht, kann man es ja einfach probieren - wenn es dann krumm wird, kann man immer noch überlegen, ob das noch im Rahmen ist und ggf dann auftrennen und verleimen.

Wenn die Platte auf einem Korpus oder einer Zarge liegt, bleibt die auch ohne Gratleiste grade. Man muss sie nur so befestigen, dass die Breite sich verändern kann, also mit Nutklötzchen, Langloch-Verschraubung oder ähnliches.

Bei der Dicke kann 20-30mm je nach Wölbung zu dünn sein - evtl bleiben da nach dem Planen nur 15 oder weniger übrig.

Probier es doch einfach aus: Säge ein Stück mit Übermaß aus, miss die Durchbiegung und stell es drei Wochen in die Wohnung. Dann siehst Du ja, wie es sich verformt.

Dass sich das Holz schlecht schleifen lässt, liegt ganz einfach an dem Dreck aus 30 Jahren, der da drauf klebt. Schrubben und Bürsten hilft da etwas, besser ist Hobeln, und nicht wundern, wenn die Hobelmesser danach stumpf sind. Lackfräse und Elektrohandhobel können natürlich auch helfen, die Dreckschicht wegzukriegen, da sind die Messer billiger.
 

fahe

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Eine Gratleiste ist letztlich immer die schlechteste Notlösung um Holz konstruktiv daran zu hindern sich irgendwo hin zu wölben.
...hach, bloß gut, dass die "schlechteste Notlösung" so wunderbar leichte Konstruktionen wie seinerzeit bspw. die des Schreibtischs von @Lorenzo überhaupt erst möglich macht. :emoji_wink:

Klar, auf einem 0815-Zargentisch vom Dänischen Bettenlager hätte er auch arbeiten können. :emoji_wink:
 
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