Eichenbalken Rissbildung

maart

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Hallo zusammen,

ich habe eine alte Eichenfachwerkscheune bei den verbauten Balken gibt es keine Längsrisse. Jetzt habe ich mir Eichenbalken frisch einsägen lassen die nach kurzer Zeit schon Längsrisse aufweisen.

Ich glaube jetzt nicht das früher anders zugeschnitten oder länger getrocknet wurde. Liegt es an der Eichenart? Kann mir dazu jemand weiterhelfen.

Vielen Dank für die Aufklärung!

Gruß
maart
 

TomfromMuc

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Hallo Maart,

wenn die alten Balken überhaupt keine Risse haben, dürfte das eher selten sein. Aber: Fotos wären sehr hilfreich, da alles relativ ist. Ansonsten gibt es hier mindestens einen Fachmann (sicher auch mehr) auf dem Gebiet: wo ist der benben?

LG Tom
 

Mitglied 59145

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Kommt immer darauf an wie eingeschnitten würde.Klassische Fachwerkbalken sind sogenannte Halb oder Viertelhölzer, das heisst der Kern ist raus und die Maserung beschreiben eine Halb oder Viertelkreis. Die Kernseite würde dann nach aussen verbaut. Hier gibt es kaum Risse. Deckenbalken und Sparren waren meist Vollhölzer, nur etwas behauen oder mit der Säge gestreift. Also Kern ziemlich mittig, hier starke Svhwundrisse.

Dann gibt es noch bestimmte Zeitpunkte, halt im tiefsten Winter, an denen man Holz geschlagen hat. Hier hat es von sich aus wenig Wasser.

Wahrscheinlich ist bei dir der Kern im Holz, ganz ungünstig wäre noch zu schnelles trocknen. Zum Beispiel frisch geschnittenes Holz in beheizten Räumen zu lagern.

Bild und Maße würden exakte Aussagen zu lassen.

Gruss
Ben
 

IngoS

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Hallo,

Ben hat ja schon alle relevanten Punkte genannt.
Wenn schon "nach kurzer Zeit" Risse aufgetaucht sind, deutet das auf sehr schnelles Trocknen hin. Der Balken ist innen noch sehr feucht, außen trocknet er schnell, schwindet dadurch außen stärker als innen, was dann zwangsläufig zu Rissen führt. Beim langsamen Trocknen ist der Feuchtigkeitsunterschied zwischen innen und außen nicht so groß, also auch die Rissbildung geringer.
Ich glaube schon, dass man sich früher mehr Zeit gelassen hat um das Holz entsprechend langsam zu trocknen.

Gruß

Ingo
 

blueball

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Hab schon große Haufen von geschlagenen Stämmen gesehen, die mit Sprengleranlagen bewässert wurden. Sicherlich diente das auch dazu, bei geringer Luftfeuchte ein zu schnelles Trocknen zu verhindern und somit Rißbildung. Grüße
 

rockymountaineer

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Das Wässern geschlagenen Holzes hat nichts mit der Rissminderung beim Trocknen zu tun, sondern wirkt dem Befall von Schädlingen entgegen, indem die Holzfeuchte über dem Fasersättigungsbereich gehalten wird.
 

Sägenbremser

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Wenn einmal der jährliche Ablauf in den früheren
Zeiten betrachtet wird, kommen wir schnell dahin.

Holz wurde halt im Winter geschlagen, auf dem
möglichst vereisten Boden transportiert, es gab
dabei auch deutlich weniger Rück/Bodenschäden.

In der brachliegenden Zeit wurde auch gleich im
Sägewerk tüchtig mitgearbeitet und Haus und Hof
mit abgelagertem Holz, zeitnah instand gesetzt.

Das frisch gesägte Holz hatte nach dem Aufrichten
im Stapel ideale Bedingungen. Niedrige Feuchte und
kalte Luft die wenig Wasser aufnehmen konnte, ist
gleichbedeutend mit einem geringen Trocknungsge-
fälle. Danach kommt die erste Feuchteperiode und
das abgelagerte Holz befindet sich im Gleichgewicht.
Kräftige Luftbewegung und warme, aufnahmebereite
Luft folgte im Sommer/Herbst. Dabei stellt sich über
die Jahre ein recht freundlicher Trocknungsverlauf von
ganz alleine ein. Das müßen wir in der Kammer heute
mit Anreicherung, Luftaustausch und Kompensierung
des Temperaturverlaufs künstlich herbeiführen. Bei den
stämmigen Eichenbalken ist das nicht immer kosten.+
zeitgerecht einhaltbar. Auch diese Balken laufen dabei
unter Bauholztrocknung = wenig Kosten, wenig Zeit.

Gruss Harald
 

Mitglied 30872

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Das Wässern geschlagenen Holzes hat nichts mit der Rissminderung beim Trocknen zu tun, sondern wirkt dem Befall von Schädlingen entgegen, indem die Holzfeuchte über dem Fasersättigungsbereich gehalten wird.

Richtig. Weiterhin wird eine Holzverfärbung durch Pilzbefall unterbunden. Mir wurde einmal gesagt, dass die Säger gerne Holz aus der Wasserlagerung kaufen würden, da durch den hohen Wassergehalt höhere Vorschubgeschwindigkeiten beim Einschnitt möglich wären.
 

tirogast_2018

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Das Wässern geschlagenen Holzes hat nichts mit der Rissminderung beim Trocknen zu tun, sondern wirkt dem Befall von Schädlingen entgegen, indem die Holzfeuchte über dem Fasersättigungsbereich gehalten wird.

Sowohl als auch.
Natürlich wirkt die Wässerung auch der Rissbildung entgegen, welche genauso wie der Schädlingsbefall nicht nicht wünschenswert ist.
 

falco

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Solange die Risse nur lokal auftreten und sich nicht durch den ganzen Querschnitt ziehen sind diese üblicherweise statisch unbendenklich und nur optisch störend, wenn überhaupt. Nur als Zusatzinfo.
 

maart

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Hallo zusammen,

danke für die vielen informativen Antworten!

Also kann es grundsätzlich nicht an der Eichenholzart liegen. D. h. wenn richtig geschnitten wurde z. B. Halb- oder Viertelkreis und langsam getrocknet wird, sollten keine Risse auftreten. In meiner Scheune gibt es bei keinem Ständer Risse. Nur wo Äste waren ist eine lokale Rissbildung zu sehen. Einige alte ausgebaute Ständer zeigen immer Viertelkreise und haben keinen Riss, dafür aber gut durch Würmer zerbohrt.

Meine neuen Hölzer sind fast alle Halbkreis geschnitten. Aber hier ist dann auch der Kern mit drinnen. Das ist dann wohl flasch, da die Herzbohle mit dabei wäre?

Zur Trocknung:

Ich bin der Meinung, dass früher schon aus Platzgründen relativ frisches Holz verbaut wurde. In meinem Wohnhaus (Fachwerk) muss eine Wand erneuert werden. Hier wurde mit Stakung und Lehm ausgefüllt. Nach dem Entfernen des Lehmunterputzes auf den Balken und den Gefachen, zeigen sich deutliche Spalte (1-2cm) auf jeder Seite des Balkens zur Lehmfüllung im Gefach.

Ich habe jetzt auch schon vor einem Jahr neue Stakungen mit Lehm verbaut und hier ist nach der Trockung keine Spaltbildung zu sehen.

Wie seht ihr dies?

Danke!
maart
 

Friederich

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Meine neuen Hölzer sind fast alle Halbkreis geschnitten. Aber hier ist dann auch der Kern mit drinnen. Das ist dann wohl flasch, da die Herzbohle mit dabei wäre?
Hallo Maart, der Kern sollte bei Halbholz idealerweise genau auf der Schnittfuge liegen. Also ganz weggefallen sein, oder höchstens noch ganz knapp am Rande liegen. Je weiter innen er liegt, desto mehr nimmt die Rissanfälligkeit zu.
Man sollte aber nicht zu penibel sein, bei Rissen in Bauholzbalken. Bei Möbeln wärs was anderes.

Und ja: früher wurde beim Fachwerk mit Sicherheit oft recht frisches Holz verbaut
 

weissbuche

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Hallo Maart,
früher wurden bei uns in der Gegend die Balken aus schwächeren Stämmen gebeilt, dann ist der Kern voll im Balken und es müssen zwangsläufig Risse auftreten. Oder man hat den Stamm in der Mitte auf der Sägekuhle aufgeschnitten und die restlichen 3 Seiten gebeilt. Auch hierbei geht es fast nie ohne Risse ab. Erst als es möglich wurde mit Gattersägen aufzutrennen, konnten 1/4 Stämme entstehen. Hierbei ist es wahrscheinlich, dass keine Risse entstehen. Ich habe schon einige , teilweise 350 Jahre alte, Häuser abgerissen bei denen fast alle Balken Risse hatten und die trotzdem gesund waren und sicher noch einige Jahre halten.
Beste Grüße
Eckard
 
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