Eisen stumpf

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Verwunderlich wenn hunderte von Euronen für das Antriebsmittel dahinter investiert wird, aber die Schneiden ewig stumpf ins Gelände krallen.

Auch ein Tentakel der ewigen Wegwerfmentalität.

Cheers Alex

Hallo Alex,
die meisten Tischler sind durchaus dazu in der Lage ihre Handwerkzeuge von Hand zu schärfen. Ich habe immer einen Abziehstein in meiner Arbeitskiste, falls ich auf der Baustelle doch mal nachschärfen muss.
Aber ganz ehrlich, du meinst doch nicht ernsthaft das es einen Vorteil bringt von Hand zu schärfen? Ich ziehe regelmässig die Stecheisen der Firma ab, das sind so um die 30 Stück. Dazu brauche ich mit der Tormek ca. 2 Stunden, incl. Scharten ausschleifen und abledern. Wenn ich diese Arbeit von Hand machen müsste, wäre ich wahrscheinlich den ganzen Tag damit beschäftigt und die Schneiden wären wohl kaum winklig, weil ich irgendwann einfach keine Lust mehr hätte.
Abgesehen davon kannst du dich mit einem Stecheisen von der Tormek nicht nur rasieren, sondern auch noch ein anderes dafür als Spiegel verwenden.

Und schonender als mit einem langsam laufenden Wasserstein schleifen kannst du wohl auch nicht oder? Wie meinst du den macht der Schärfdienst das? Die haben auch riesen Steine mit denen die schärfen, oder meinst du die machen das alles von Hand?
 

uli2003

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Ihr könnt mich jetzt hier mit Steinen beschmeissen, aber ich finde es traurig, dass die meisten Handwerker nicht dazu fähig sind ihre Werkzeuge ordentlich für ihre Bedürfnisse zu schärfen. Seien es jetzt die Stechbeitel der Tischler , oder die Bohrer der Schlosser. Exemplarisch gemeint. Ohne Schleifhilfen/Lehren scheint nix mehr zu gehen.

Mensch Alex, das darf nur ich sagen. :emoji_grin:
Ich finde es hier im Neuling-Forum auch nicht so arg schlimm, wenn auf Schleifhilfen zurück gegriffen wird. Dennoch wünscht man sich eigentlich mehr Übung, gerade bei Neulingen - wenn das erste Eisen mal nicht klappt, wird das zweite schon besser.

Aber seit ich von meditativen Schärferlebnissen gelesen habe, wundert mich nix mehr.

Grüße
Uli
 

L00N

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Also dann doch etwas differenzierter :emoji_wink:

Natürlich gebe ich Werkzeuge zum Schleifdienst, alles andere ist unwirtschaftlich bei den Mengen die in meinem Betrieb anfallen. Mein "rumgemosere" bezog sich eigentlich auch gar nicht hier auf den Neulingthread, sondern war eher an gewisse professionellen Handwerker gerichtet. Ich hab da einige Exemplare kennengelernt, die stumpfe Bohrer sofort entsorgen (egal welche Größe). Mach ich auch schonmal, wenns schnell gehen muss, keine Frage. Aber der eigentliche Casus knaxxus ist, dass besagte Handwerker gar dazu fähig waren nachzuschleifen. Und da war vom Azubi über den Altgesellen bis zum Meister alles dabei. :rolleyes:

Machen wir mal nen Strich drunter....Fazit:

Ich finds einfach schade, dass das Grundwissen des händischen Schleifens von einigen nicht mehr beherrscht wird. Das ist für mich Fakt, da ichs mehr als einmal erlebt habe. Gehört für mich zu den ganz wichtigen Basics.

Aber bei uns sagt man auch: "Jeder Jeck ist anders" :emoji_wink:

Cheers Alex
 

Tommy1961

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Also dann doch etwas differenzierter :emoji_wink:

Natürlich gebe ich Werkzeuge zum Schleifdienst, ........ Handwerker gar dazu fähig waren nachzuschleifen. Und da war vom Azubi über den Altgesellen bis zum Meister alles dabei. :rolleyes:

Machen wir mal nen Strich drunter....Fazit:

Ich finds einfach schade, dass das Grundwissen des händischen Schleifens von einigen nicht mehr beherrscht wird. Das ist für mich Fakt, da ichs mehr als einmal erlebt habe. Gehört für mich zu den ganz wichtigen Basics.

Aber bei uns sagt man auch: "Jeder Jeck ist anders" :emoji_wink:

Cheers Alex

Aus eigener Erfahrung geb ich Alex da schon etwas recht, wenn er manche
"Profis" anklagt.

Aber solche "Spezis" gab es schon in den 70er Jahren.

Ich habe ab 1976 eine Tischlerlehre gemacht, bestanden, aber nie einen Tag als
Geselle gearbeitet.

Da mein Vater schon in den 50er Tischler gelernt hat, habe ich irgendwann mal
seine Berichtshefte gefunden und frei wech kopiert.
Auch ein Bericht über das schleifen von Werkzeug war mit bei.

Mein Chef, damals Mitte 50, liest den Bericht wird wütend und reißt die Seiten
raus und poltert los.
"Das kann ja nicht sein, was schreibst Du da für einen Mist, wir sind ein moderner
Betrieb und arbeiten ja wohl nicht mit solch alten Methoden!!!!
Ersten haben wir fast keine Handerwerkzeuge, sondern nur Top Elektrogeräte
und wenn da mal was stumpf ist, geh ins Lager und nimm neues Material, altes
in die Schrottonne!!!"

So habe ich nie gelernt wie ein Stecheisen usw. geschärft wird.
Okay, ich bezeichne mich auch nie als Tischler, obwohl ich einen Gesellenbrief
habe und vieles was ich heute kann, lehrte mich mein Vater.
 

Tommy1961

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Aber dabei ging es doch hoffentlich nicht um Stecheisen und Co.?:eek:, sondern um Sägeblätter für die Stichsäge...

Neeee, die Stecheisen kamen nie in die Tonne, wir hatten keine, außer Altgeselle in
seinem Privatwerkzeug.

Nun, stimmt nicht ganz, es gab 2 alte Dinger zum Kittkloppen, aber stumpf wie Harry.

In die Tonne kamen Bohrer, Sägeblätter und sogar die Messer der E-Hobel, obwohl
kein Wendemesser.

Nun wir haben aber auch zu 90% nur Fenster, Haustüren produziert und eingebaut.
Der Altgeselle machte viel in Treppen, da durfte ich Handreichungen machen.

Sorry, wenn es etwas Off Topic wurde.

Tommy
 

Sägenbremser

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Ja Tommy so war das in den 70er Jahren, unsere Chefs haben uns zusammengestaucht wenn wir
länger als 5 Minuten an der Elu geschliffen haben. Zum Glück hatte ich einen Altgesellen der noch vor
1933 seine Lehre abgeschlossen hatte und der durfte seine Eisen so lange Pflegen bis sie wirklich ihre
Funktion erfüllen konnten. Ich rede hier nicht von Spiegelseiten in denen Mann sich seine Barthaare
zupfen könnte, nein seidenmatte Eisenflächen mit exaktem Keilwinkel waren das Ziel. Nach dem Er-
werb einer Schleifmaschine mit Lederriemen blinkten bei uns die Eisen um die Wette, schnitten aber
nicht wirklich besser als zuvor. Beim Stöbern im Schärfschrank fand ich sogar noch einen echten
"Belgischen Brocken" von einer Dimension die Heute nicht für Geld und gute Worte zu erwerben ist.
Nur das Stück Ardennnenschiefer hätte man auch gut als Vogeltränke benützen gekonnt, so hatten
ihm bestimmt 50 Jahre intensives Abziehen zugesetzt. Etliche Stunden auf unserem Garagenboden
und der Hinweis meines Onkels es mit Hartbrandklinkersteinen zu versuchen, machten ihn richtig
schön eben, ich verwende das Stück Belgischen Urgestein noch heute mit viel Vergnügen.
Gut, ich muss meine Brötchen auch nicht mehr mit Tischlerarbeit verdienen, aber ein scharfes und
gut gerichtetes Eisen verschafft schon sehr viel Vergnügen, macht manche Verbindung erst wirklich
möglich. Hatte um die Jahrtausendwende mal das Vergnügen in einem niederländischem Workshop
der Arbeit eines japanischen Zimmermanns beizuwohnen, der setzte seine Eisen nicht aufs Holz auf,
er trieb es mit 2-3 Schlägen auf die gewünschte Tiefe und die Schnittflächen waren fast spiegelglatt.
Kann ich bis heute nicht nachmachen, arbeite aber daran, Harald.
 

L00N

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Hatte um die Jahrtausendwende mal das Vergnügen in einem niederländischem Workshop
der Arbeit eines japanischen Zimmermanns beizuwohnen, der setzte seine Eisen nicht aufs Holz auf,
er trieb es mit 2-3 Schlägen auf die gewünschte Tiefe und die Schnittflächen waren fast spiegelglatt.
Kann ich bis heute nicht nachmachen, arbeite aber daran, Harald.

Will da nix anzweifeln Harald.....erklärs mir aber nochmal für Doofe. Wieso setzte der japanische Handwerker denn das Eisen nicht auf. Hab ich ne Denkblockade?
Oder meinst du er schabte nicht mit dem Eisen?

confused greetinx Alex
 

Sägenbremser

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Alex, wüste auch nicht was du anzuzweifeln hättest, glaube auch nicht das du zu den Doofen gehörst.
Schreibtechnisch aber denke ich ist es durchaus in der Form erklärt- ich muss mein Stecheisen auf die
angerissene Linie aufsetzen um genau die gewünschte Einschnittkante zu erzielen, der japanische
Holzkünstler brauchte das nicht und hatte dadurch den Vorteil einer hohen Eindringgeschwindigkeit
ins Holz, was sich bei dem erzielten Ergebniss durchaus zeigte. Hoffe so deine Zweifel ausgeräumt zu
haben. Eigentlich ging es aber um Schärfen von Handwerkzeug, schönes Wochenende,Harald.
 

uli2003

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Du musst dir das so vorstellen Alex:

Der japanische Zeremonienmeister fuchtelt mit seinem hyperscharfen (wozu wir Europäer ja alle zu blöde sind) Stecheisen wild herum, stößt einen asiatischen Kampfschrei aus und drischt das Eisen ohne irgendetwas anzuzeichnen auf Zapfentiefe ins Holz.
Da klemmt natürlich nix, und es wird millimetergenau. :emoji_grin:
10 Schläge und das Zapfenloch ist fertig.

SCNR Harald :emoji_wink:

Grüße
Uli
 

Sägenbremser

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Guten Tag Uli
genug der Häme - glaube nicht das japanische Handwerker zum wilden Fuchteln und Schreien neigen,
der ältere Herr war bemerkenswert ruhig und ausgeglichen beim Werken und hat schon deutlich mehr
als 10 Schläge benötigt um ein Kanawa-tsugi, in etwa ein französisches Hakenblatt, auszuarbeiten. So
etwa 30-40 Minuten konzentriertes Arbeiten schätze ich waren es schon. Ja scharfes, sehr altes Werk-
zeug hatte der Herr dabei, habe aber nur einmal gesehen das er ein Eckenstecheisen abgezogen hat.
das ganz konventionell auf einem Wasserschleifstein, hat aber nur 1 Minute gedauert und er flüsterte
keine Beschwörungsformeln vor sich hin, sondern rauchte dabei einen Zigarillo,Harald.
 

narrhallamarsch

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Guten Tag Uli
habe aber nur einmal gesehen das er ein Eckenstecheisen abgezogen hat.
das ganz konventionell auf einem Wasserschleifstein, hat aber nur 1 Minute gedauert und er flüsterte
keine Beschwörungsformeln vor sich hin, sondern rauchte dabei einen Zigarillo,Harald.


grins....

viele wege führen nach rom und nicht jeder ist für jeden der geeignete.

möge die tol(l)eranz mit euch sein:emoji_grin::emoji_grin:
 

uli2003

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Keine Häme Harald :emoji_slight_smile:
Ich hab das nur so wiedergegeben, wie es sich las. Sieh das mit einem zwinkernden Auge :emoji_wink:

Sicherlich gibt es viele Handwerksmeister oder besser 'Meister des Handwerks', die durchaus in der Lage sind eine Verbindung händisch eindrucksvoll schnell und mit wenig Anriss zu fertigen.
Das ist jetzt keine besondere Gabe, sondern dieser Mann den du gesehen hast, hat sicher schon 10000 dieser Verbindungen so gefertigt.

Dass er dann auch sein Werkzeug zu schärfen weiß, ist völlig klar. Es wäre auch extrem schlimm wenn er es nicht könnte.
Wo wir wieder am Anfang wären: Üben, üben, üben. :emoji_slight_smile:

Ich habe hier auch sicher volles Verständnis dafür, wenn ein Hobbyist, Amateur - wie auch immer - auf Schleifhilfen zurückgreift, weil er hat nicht die Möglichkeit zum Schärfen üben hat, oder seine Zeit lieber dem Umgang mit dem Werkzeug widmet.
Profis hingegen müssen ihre Eisen mit wenig Aufwand schnell schärfen können, wie du schon sagtest.

Grüße
Uli
 

L00N

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Ich persönlich habe da auch nichts angezweifelt was die Fähigkeiten des Herrn angeht. Wollte nur zum Verständnis wissen, ob wirklich ein sozusagen Schnitt/Schlag mit Augenmaß und Erfahrung gesetzt wurde?! (danke Uli)

Ich hab in Studienzeiten selber mal die Fähigkeiten ausgesuchter japanischer Handwerker kennengelernt. Vom Stukkateur über den Messerschmied bis zum Tischler waren etliche Handwerke vertreten. Ist schon faszinierend wie die "Jungens" so arbeiten.

Wobei ich hier nix lostreten wollte, jeder wie er halt kann und möchte. Mein großonkel im Stubaital hat knapp 6 Jahrzehnte Madonnen, Cruzifixe und Jagdmotive geschnitzt. Der konnte das irgendwann auch freihändig und sogar blind. Der Mann hatte in seiner kleinen Werkstatt ständig eine Pfeife an, wobei die Sichtweite gen 0 tendierte :emoji_grin:

Cheers Alex
 
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