Esstisch aus Esche (mit Mittelsäulen)

stefan.

ww-kiefer
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Hallo zusammen,

bevor es mit der Projektvorstellung losgeht, noch ein paar Worte. Es ist jetzt knapp zweieinhalb Jahre her, dass ich meinen Account hier habe löschen lassen – aus lauter Frust durch die immer wieder ausufernden Diskussionen, Politik, „Vergraulen“ von Neulingen etc. Ich habe die letzten Wochen öfters mal mitgelesen und ich habe den Eindruck, dass es besser geworden ist. Allerdings habe ich mich auch aus vielen Bereichen herausgehalten, wo es früher häufiger gekracht hat (z.B. der Tresen, Akkumaschinen-Threads oder auch Threads mit Statik-Diskussionen). Ich habe mich jetzt dennoch entschlossen, wieder einen Account zu erstellen – einfach weil mir die Fachsimpelei fehlt, das stolze Vorzeigen von Projekten und am Ende einfach der Kontakt zu Gleichgesinnten.

So, nun gehts aber los. In diesem Thread möchte ich den Bau eines Esstisches (Maße 90 x 160 cm) zeigen, den ich als Hochzeitsgeschenk für Freunde gebaut habe. Das Besondere ist, dass der Esstisch kein klassisches Zargengestell hat, sondern durch zwei Mittelsäulen getragen wird.

Falls sich im Folgenden jemand über den Maschinenpark wundert: das Ganze ist im Habitat in Augsburg (https://www.das-habitat.de) entstanden, eine offene Werkstatt, bei der ich als Mitglied tätig bin.

Nach einigen Handskizzen habe ich den Tisch in Fusion modelliert und einen Grundriss erstellt.
2D Zeichnung.png

Der Tisch ist komplett aus Esche, im Fuß ist zur Stabilisierung etwas Stahl eingebaut. Los ging es also mit dem Holzeinkauf bei einem Händler, der das als Nebengewerbe betreibt. Ich habe hauptsächlich 40mm Esche für die Tischplatte gekauft sowie eine Bohle 52er für den Fuß. Zusätzlich hatte ich noch etwas 30 mm Esche von meiner Schreibtischplatte übrig, aus denen ich die Säulen gefertigt wurden.
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Im ersten Schritt ging es los mit der Herstellung der Säulen. Diese bestehen aus vier auf Gehrung verleimten Brettern, um eine hohle Säule zu erhalten. Die Bohlen wurden abgelängt, besäumt und ausgehobelt. An die Unterseite der Bohlen habe ich einen Falz gefräst, in die später eine Holzleiste mit Einschlagmuttern eingeleimt wurde (damit werden die Säulen auf dem Fuß verschraubt).
IMG_20230821_182626 (Groß).jpg IMG_20230821_192607 (Groß).jpg
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Die Gehrungsschnitte habe ich an der Formatkreissäge mit geschwenktem Blatt erstellt. Da ich die Teile nicht am Parallelanschlag ohne Zangsführung schneiden wollte und wir keinen „linken“ Parallelanschlag hatten, habe ich ein paar Spanplattenreste zu einem Anschlag umfunktioniert. Anschließend habe ich die Säulen verleimt (ganz ohne Klebeband!!). Die Maserung ist bei den Säulen übrigens so gewählt, dass der Braunkern an zwei der Ecken zusammenläuft.
IMG_20230902_162335 (Groß).jpg IMG_20230902_195718 (Groß).jpg

Als nächstes habe ich dann die Fußplatte hergestellt. Vom Besäumen, Aushobeln etc. habe ich jetzt keine Fotos gemacht. In die 40mm starke Platte habe ich zwei Taschen gefräst, an die Außenseite der Säulen einen entsprechenden Falz. Auf dem zweiten Foto sieht man auch die eingeleimten Leisten mit den Einschlagmuttern. Damit konnten die Säulen schonmal probesitzen. Zur weiteren Verstärkung und Stabilisierung habe ich in die Unterseite der Bodenplatte eine Tasche gefräst und eine 12mm Stahlplatte eingelassen. Die Säulen sind mit je vier M10 Schrauben festgeschraubt.
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Weiter gehts im nächsten Post (Bilderlimit und so....)
 
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stefan.

ww-kiefer
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Die Verbindung zwischen den Säulen und der Tischplatte erfolgt mittels Zargengestell. Die Tischplatte wird einfach durch die Zarge festgeschraubt. Die Langlöcher hierfür habe ich an der LaLo gebohrt. Die Enden wurden mittels Bandsäge und Handhobel angeschrägt. Die Verbindungen sind mit je zwei Dominos verstärkt.
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Das Zargengestell habe ich so dimensioniert, dass es etwas kleiner ist als das Außenmaß der Säulen. Mit einer Schablone, die ich auf die Säulen geschraubt habe, konnte ich jetzt das Innenmaß der Zarge mit einem Bündigfräser auf die Säule übertragen. Die Zarge steht dabei über die Säule, sodass die Tischplatte später nur auf der Zarge aufliegt.
IMG_20240102_144407 (Groß).jpg IMG_20240102_150231 (Groß).jpg
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Jetzt ging es dann endlich an den Bau der Tischplatte. Ich dachte eigentlich, ich hätte genügend Holz, am Ende wurde es dann aber doch Knapp. Ich habe zuerst die Riegel grob herausgetrennt und ausgehobelt. Dabei habe ich auch festgestellt, dass ich zum Großteil Esche ohne Braunkern hatte. Für eine komplett weiße Tischplatte hat es aber doch nicht gereicht und so habe ich zwei Lamellen mit Braunkern in die Mitte gelegt.
IMG_20240525_145753 (Groß).jpg IMG_20240525_162132 (Groß).jpg


Nach dem Verleimen im Verleimständer habe die Platte in der Breitbandschleifmaschine kalibriert. Am Ende hatte die Platte 31mm Stärke, bei 40 mm Ausgangsmaterial.
IMG-20240531-WA0008 (Groß).jpeg

Jetzt folgten noch die letzten Arbeitsschritte. Die Fußplatte hat eine großzügige Fase bekommen, die ich an der Formatkreissäge gesägt habe. Die Säulen und das Zargengestell haben eine 3mm Abrundung bekommen, die Tischplatte eine 5mm Rundung. Mit dem Exzenterschleifer wurde alles bis K240 geschliffen. Die Oberflächenbehandlung erfolgte mit dem „Natur Hartwachsöl“ von Oli Natura.
IMG_20240605_203519 (Groß).jpg
 

MTrp

ww-robinie
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Ich finde den Tisch sehr gelungen! Da hast Du dem Brautpaar ein sehr schönes Geschenk „für die Ewigkeit“ gemacht! Beim erste Foto mit dem Braunkern in der Tischplatte ist bei mir etwas Skepsis aufgetaucht, aber in Kombination mit der Maserung von Fuß und Säulen schaut das (mMn) sehr stimmig aus! An der Tischplatte könnte ich mir eine Schweizer Kante als ebenfalls schöne Alternative vorstellen - aber ich vermute, die Beschenkten werden sich das nach ihren Vorstellungen so ausgesucht haben.

Deine Einleitung kann ich gut nachempfinden. Auch ich würde mich freuen, wenn der Umgang miteinander in diesem Forum von etwas mehr Freundlichkeit, Wohlwollen und Toleranz geprägt wäre.
 

flüsterholz

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Sehr interessantes und durchdachtes Projekt. Schade, dass es nicht für einen zweiten Streifen Braunkern gereicht hat. So war es wohl auch ursprünglich gedacht? Bringt aber optisch trotzdem Leben in den Tisch. Sehr schön. Und ne tolle Ausstattung habt ihr da im Habitat. Da macht das Arbeiten bestimmt Spaß.
Danke fürs Zeigen,
Gruß Michael
 

boop

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Als ich die Skizze gesehen habe, war ich erst etwas skeptisch. Aber das Ergebnis hat mich überzeugt. Sieht klasse aus :emoji_thumbsup:
 

PrimaNoctis

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Als ich die Hofmann-Kombi sah (man guckt ja erstmal Bilderchen), dachte ich mir... Warte mal, kennst du doch.
Willkommen zurück. Mir fehlt aber der kleine, süße Pinguin. Bitte noch nachreichen. Danke!
:emoji_grin:
Irgendwie wimmelt es von Wiedergängern in letzter Zeit. Jetzt möge sich Krümel noch melden und dann Jannik noch zurückkommen, dann sind bald wiede alos von uns da.

Zum Tisch: Tolles Geschenk, daran hat man lange was. Die schweizer Kante hätte ich vermutlich an der Tischplatte aufgegriffen. Den einen braunen Streifen oben und zwei unten find ich so auch gut. Das stört mich nicht. Dekorativ und nichts, das man schon 100x an jeder Ecke gesehen hat.
Und das trotz der mageren Ausstattung durchgezogen. :emoji_wink:
 

stefan.

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Danke für das Lob :emoji_wink:
Das mit der Schweizer Kante an der Tischplatte hatte ich mir auch überlegt.. Ich hatte am Ende aber dann ja "nur" ca. 30 mm Stärke und war mir nicht sicher, ob die Platte mit Schweizer Kante zu filigran aussieht. Bei der massiven Grundplatte und den eher wuchtigen Säulen braucht es m. M. n. schon auch eine etwas stärkere Platte. Und dann wollte ich es lieber mal nicht riskieren.

@PrimaNoctis: zufrieden? :emoji_wink:
 

JayCe

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Sehr schön!

Frage: Ist das Eisen im Fuß zum beschweren nötig, oder einfach für die dreifache Sicherheit?
Der Fuß ist ja recht groß und zudem massiver als die Platte.

Danke!
 

Mitglied 132096

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Sehr schöne Arbeit, der Tisch ist wirklich traumhaft schön geworden. Ist das deine Werkstatt? Ein kompletter Maschinenpark ist ja vorhanden.
 

stefan.

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Frage: Ist das Eisen im Fuß zum beschweren nötig, oder einfach für die dreifache Sicherheit?
Der Fuß ist ja recht groß und zudem massiver als die Platte.
Ich wollte zum einen noch etwas mehr Gewicht im Fuß, um gegen Kippeln zu sichern. Zum Anderen wirkt das Blech auch ein klein wenig als Gratleiste (bilde ich mir zumindest ein) und hält den Fuß gerade. Ich habe das Eisen außen noch mit dem Fuß verschraubt.


Ist das deine Werkstatt? Ein kompletter Maschinenpark ist ja vorhanden.
Das ist Das Habitat in Augsburg :emoji_wink: Gerne mal an einem Samstag zur offenen Werkstatt vorbei schauen. Wir haben eine gut eingerichtete Schreinerei, Schlosserei, Zerspanung, Keramikwerkstatt mit Brennofen, Textilwerkstatt, FabLab/Elektroniklabor mit 3D-Druckern und Lasercutter etc. Wir vermieten die Werkstatt (und auch Co-Working/Büroflächen) auch an Gewerbetreibende :emoji_wink:
 

Holzbock1

ww-pappel
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Da hätte ich mich auch gefreut, ist ja ein klasse Geschenk und mit dem dunklen Mittelstreifen in der Platte individuell.
 

teluke

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Schöne und gut ausgestattete Werkstatt, billig ist die Nutzung aber auch nicht.
Ist das eine private Einrichtung?

So eine Einrichtung könnten wir auch betreiben.
Alles nötige an Maschinen wäre vorhanden, alle nötigen Fachkenntnisse in der Familie auch.
 

Mitglied 132096

Gäste
Schöne und gut ausgestattete Werkstatt, billig ist die Nutzung aber auch nicht.
Ist das eine private Einrichtung?

So eine Einrichtung könnten wir auch betreiben.
Alles nötige an Maschinen wäre vorhanden, alle nötigen Fachkenntnisse in der Familie auch.
+1

außer Keramik. Das fange ich aber nicht auch noch an.
 

ChrisOL

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Schön das du den Weg zurück gefunden hast.

Die Maschinen im Habitat finde ich schon beeindruckend. Da kommt man auch gut voran.

Der Tisch gut geworden. Mal was anderes und man stößt sich die Knie nicht wenn man sich auf Bank setzt. Gut umgesetzt, danke für die vielen Bilder.
 

stefan.

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Hab einen Thread erstellt :emoji_wink:

Man kommt schon gut voran, aber am Ende habe ich auch 80 Stunden gebraucht.. Bin halt nicht wirklich effizient :emoji_grin:
 

teluke

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Na Du hast das schon sehr aufwändig gemacht und das kostet Zeit.
Ist ja aber auch egal, Du musstest ja auch nicht für 6000€ verkaufen.
Das in etwa müsste ja ein Schreiner verlangen für Arbeitsszeit, Material, Gewinn und Steuer.
 

boop

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Na Du hast das schon sehr aufwändig gemacht und das kostet Zeit.
Ist ja aber auch egal, Du musstest ja auch nicht für 6000€ verkaufen.
Das in etwa müsste ja ein Schreiner verlangen für Arbeitsszeit, Material, Gewinn und Steuer.
Wie viel Stunden würde ein Schreiner denn dafür einplanen?
 

teluke

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Kann ich so nicht sagen, bin ja auch kein Schreiner.
Aber ich denke mehr als 3000€ könnte der Schreiner vom Kunden auch nicht verlangen und dann müsste er in max. 30 Stunden damit fertig sein sonst legt er drauf.
Könnte, vom nötigen Zeitaufwand, aber auch in etwa passen.
Ich denke ich würde das in der Zeit schaffen, vielleicht auch ein wenig schneller.
 

Lorenzo

ww-robinie
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Hallo Stefan. Schön wieder von dir zu lesen! Freut mich wirklich! Und vielen Dank für deine Projektvorstellung, saubere Arbeit und ein tolles Ergebnis. Ein super Geschenk für deine Freunde!
 
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