Frage zum Furnieren: einseitig oder zweiseitig?

flüsterholz

ww-robinie
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So, das hat mich jetz doch interessiert, und ich hab in ner BBC Doku (https://youtu.be/u5ZxJ-nXBNc) über Chippendale mal was von der Diana und Minerva Kommode mitbekommen. In der Doku fertigt ein Ebenist übrigens einen Teil der Marketerien nach. Ein anderer Handwerker zeigt die Technik der Vergoldungen. Die Möbel waren so irre aufwändig!!
Und nach der Kommode hab ich jetz mal geschaut:
https://www.bbc.co.uk/ahistoryoftheworld/objects/lkNpX4pyRxizqH-kxlFdAQ
Der Korpus ist aus Magagoni, Eiche und Kiefer. Dann kommt Satinwood als Blindfurnier, und darauf dann die Marketerie. Wo genau Eiche und Kiefer verwendet wurden ist leider nicht klar.
Auch interessant, es war nicht als Gebrauchsmöbel gedacht, sondern als Schaustück.
Hat 86Pfund gekostet. Bekommen hat er das Geld wahrschienlich nicht, er ist ja als armer Mann gestorben. Der Adel hat es damals wohl häufiger nicht für besonders wichtig gehalten zu bezahlen.
Hab jetzt mal Zeit gehabt, mir das Video anzuschauen. Sehr interessanter informativer Bericht, der auch für mich ein paar neue Informationen mitbrachte. Die Furniersäge kannte ich bisher nur aus der Theorie. Das war das erste Mal, dass ich eine im Nachbau sehe. Die Furniere wurden im übrigen immer gesägt. Ich denke er hat hier zur schnelleren Veranschaulichung dünnere Furniere geschnitten. Toll fand ich auch, dass es jetzt auch in England Schulen und Workshops gibt, an der diese Techniken gelehrt werden. In Frankreich ist das schon lange Tradition.
Bei Chippendale bin ich ja etwas kritisch. Seine Rokokomöbel finde ich im Vergleich zu den französischen ja lange nicht so elegant, ist aber vielleicht auch dem englischen Geschmack geschuldet. Sehr viel besser finde ich seine Entwürfe dann im Klassizismus. Das fand ich auch das Interessanteste in dem Film, wie Architektur, Inneneinrichtung und Möbel zusammen aufeinander abgestimmt wurden und so ein Gesamtbild schufen.
Seine Marketerien sind sicherlich sehr gut, aber wenn du mal bei den französischen Möbeln dieser Zeit schaust, findet man doch nochmal ein höheres Niveau. Vielleicht bin ich da aber auch etwas vorbelastet. Aber wenn man sieht, welche Materialien die in ihre Marketerien noch einbauten, dass ist nochmal eine Klasse für sich. Wurde dann natürlich in Europa überall imitiert.
Das soll jetzt aber die Verdienste von Chippendale in keinster Weise schmälern. Seine Kataloge waren für die Forschung natürlich eine wahre Fundgrube.
Gruß Michael
 
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Lorenzo

ww-robinie
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Ich bin kein Chippendale Fan oder so, und ich kanns auch nicht wirklich beurteilen wie die Möbel im Vergleich zu anderen zu bewerten sind. Mein Stil für zuhause is ehrlich gesagt nix aus der Zeit. Aber ich hab größten Respekt vor den handwerklichen Leistungen, und dem Wissen. Und ich finds immer wieder interessant zu erfahren, wie sowas früher schon organisiert war.
Chippendale war wohl wirklich ein außerordentlich begabter Schreiner, auch in der Praxis. Er hat aber irgendwann auch eine riesige Manufaktur betrieben mit verschiedenen Abteilungen und vermutlich an vielen günstigeren Möbeln nicht selbst Hand angelegt.
 

flüsterholz

ww-robinie
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Hallo Lorenz
Das kam jetzt vielleicht etwas falsch rüber. Ich wollte hier in keinster Weise das Lebenswerk von chippendale madig machen. Das ist mehr als bemerkenswert. Ich kenne auch (fast) keinen französischen Ebenisten, der Vergleichbares aufzuweisen hätte. Sein Werk ist aber auch wirklich hervoragend dokumentiert. Es ist nur mein persönlicher Geschmack, dass ich die französischen Rokokomöbel eleganter finde.
Aber ich hab größten Respekt vor den handwerklichen Leistungen, und dem Wissen.
Das hängt aber sicherlich auch damit zusammen, dass es die Ausbildung zum Ebenisten hier in Deutschland nicht (mehr),( gab es sie mal?) gibt. In Frankreich wird sie weiterhin angeboten. Da ist sie, neben dem Schreiner, ein normaler Lehrberuf. Aber eben sehr spezialisiert auf Möbelbau. Das, was man in Deutschland, neben einigen wenigen Spezialisten, hauptsächlich im Hobbybereich findet, wird dort noch gelehrt. Während der Ausbildung bist du zwei Jahre nur in der Lehrwerkstatt und lernst neben der Marketerie Grundfertigkeiten in Entwurf, Design, Korpusbau, Oberflächen, Schnitzen, Drechseln, Anfertigen von Formen für Beschläge und Bronzen, Vergoldung, etc.
Danach gehst du auf Wanderschaft und vertiefst deine Fähigkeiten in anderen Werkstätten oder spezialisierst dich auch schon auf bestimmte Bereiche. Dann gibt es auch mehr Prüfungen, als in Deutschland, also nicht nur Geselle und Meister, bis du zum Ende selber ausbilden darfst. Und das ist alles bestens organiert, mit Extra Unterkünften, etc.
Aber, es ist eben auch nur Ausbildung im Möbelbau. Alles andere, was du im Schreinerberuf sonst noch hast, Innenausbau, Fenster, Türen, Treppen, etc lernst du dort nicht.
ein Stil für zuhause is ehrlich gesagt nix aus der Zeit
Meiner auch nicht. Den letzten antiken Schrank hab ich vor einigen Jahren verkauft. Im Gegenteil, ich mag es sehr schlicht. Bin absoluter Fan der Shaker und traditionellen japanischen Möbel. Da hoffe ich, nachdem alle 4 Kinder jetzt mit Möbeln versorgt sind, noch auf die Genehmigung meiner Frau. Die ist leider gerade auf dem Wabi Sabi Trip. Zumindest ein Zimmer wird wohl in dem Stil eingerichtet werden müssen.
Gruß Michael
 
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