Furnier lackieren

[kaliuga]

Hallo Ihr Lieben,

ich habe mir kürzlich einen schönen alten Weichholzschrank im deutschen Jugendstil gekauft. Schätze so um 1900.
Leider ist er äußerlich voll furniert...denke mal in Eiche dunkel.
Da er auch weiter als Nutzgegenstand dienen soll, wäre es schöner, wenn er farblich zum Rest unserer Einrichtung passen würde.

Jedoch erscheint es mir nicht als sinnvoll, jetzt das ganze Furnier aufwendig zu entfernen. (Der Naturholzzustand wäre zwar auch sehr schön, aber das Furnier ist bis auf wenige Stellen noch gut erhalten.

Daher meine Frage: wie ist eine farbliche Veränderung am ehsten mit einem absehbaren Resultat möglich? Man hat ja kein Holz um das großartig zu testen. Wäre ein Beizeauftrag überhaupt sinnvoll?

Am schönsten für uns wäre eine Art Lacküberzug in weiß oder schwarz (habe mal von Klavierlack gelesen-was ist das und wie verwendet man es???)

Wie bekommt man dann eine schöne glatte Oberfläche?
Ist die Verarbeitung für den Laien überhaupt machbar?

Ich möchte das Möbel ja nicht verunstalten und seine alte Charakteristik erhalten

deshalb interessiert mich allgemein eure Meinung dazu...

werde versuchen euch heute Abend mal paar Bilder einzufügen

ich Danke im vorraus

 

[Rühl]

Ich möchte das Möbel ja nicht verunstalten und seine alte Charakteristik erhalten

deshalb interessiert mich allgemein eure Meinung dazu...

Mit deinem Vorhaben verunstalltest du das Stück unweigerlich!

So ein Lack hat auf einer Antiquität nichts verloren- (meine Meinung)


Gruß Ulf

 

[derdad]

Hallo Ihr Lieben,

ich habe mir kürzlich einen schönen alten Weichholzschrank im deutschen Jugendstil gekauft. Schätze so um 1900.
Leider ist er äußerlich voll furniert...denke mal in Eiche dunkel.

Hi!
Durch Furnier wurde der Schrank aufgewertet und nicht abgewertet. Furnierte Möbel waren "Bürgerlich", Weichholz natur war "Bäuerlich". Deshalb wurden diese Möbel ja auch vielfach bemalt oder eine Edelholzoberfläche "lasiert". Edelholz ist im Verhältnis zur damaligen Zeit so billig geworden, dass wir es uns jetzt leisten können ganze Schränke aus Nuss massiv, etc. herzustellen. Damals wurde billiges Weichholz als Blindholz genommen und dann mit Edelholzfurnier aufgewertet.
Heute werden lasierte oder bemalte Weichholzmöbel oft abgebeizt und dann kommt blaues und astiges "Naturholz" zum vorschein, dass dann als "Original" begehrt ist und teuer verkauft wird.

gerhard

 

[kaliuga]

Hallo,

hier nun wie geschrieben 2 Fotos-weiß aber nicht, ob man das gut erkennen kann?

zum Thema: ich weiß nun schon das die Weichholzmöbel oder deren "Restauration/Verwendung" eine besondere Problematik darstellt

die gängige Restauratorenmeinung ist ja ein Möbelstück möglichst im Originalzustand zu erhalten

bei diesen Möbeln, die dem einfachen Volk als Gebrauchsgegenstände gedient haben, finde ich es aber irgendwie schöner, wenn sie als solche genutzt werden und dass man sie nicht nur als ein "Museumsstück" besitzt
und hier beginnt nun die Gradwanderung zwischen dem Alten und der Moderne

sollte da nicht der Wunsch sie ins tägliche Leben zu integrieren auch ein legetimer
Gedankenanstoß sein???

viell. kann ich kurz an einem Beispile erklären, wie ich das meine:

ich besitze schon 2 Weichholzmöbel (allerdings Gründerzeit)
eine Kommode, welche ich schon abgelaugt erhielt (wo ich also den Originalzustand garnicht kenne)
und einen Shrank der sich in einem miserablen Zustand befand

die umgangssprachlich als Bierlasur bezeichnete aufgemalte Holzstrucktur war fast völlig zerstört.....(gerissen, abgeblättert und geschürft und teilweise mit anderer Farbe übermalt)
ich hätte sie also nicht rekonstruieren können (meine als Laie natürlich...es gibt ja immer Experten, die sowas sicher gekonnt hätten)

und so habe ich in mühevoller Kleinarbeit den Schrank abgelaugt, gegen die Holzwürmer behandelt und beides (Kommode u Schrank) neu beschliffen...erst grob bis später ganz fein..habe mehrere Schichten neu gebeitz und nach Ergänzung fehlender Kleinteile abschließend gewachst und gebürstet

das Ergebnis ist für mich persönlich toll

ich habe lange dran gearbeitet, das hat mir Spaß gemacht und ich habe mir eine "Beziehung" zu den Möbeln aufgebaut

nun stehen sie schon eine Weile in meinem Wohnzimmer, erfüllen ihren Zweck und begeistern mich immer wieder aufs neue

ich würde sagen sie haben "lebenslänglich" bei mir
obwohl sie ja nun bei weitem nicht mehr als "original" zu bezeichnen sind und dem Expertenblick sicher nicht standhalten


nun will ich hier sicher auch keine Kontroversen über Geschmack oder ähnliches Auslösen

wollte nur den Denkanstoß dazu geben

ich werde vom Lackieren absehen...aber viell. gibt es ja eine schonende Alternative, das Holz einige Nuancen dunkler zu färben?? so als den berühmten Kompromiss der für mich Anstebenswert erscheint

viell. hättet ihr da einen Tip für mich???

dann wollte ich mich noch für die schnelle Antwort und die vielen tollen Anregungen hier im Forum bedanken

 

[derdad]

Lieber Kaliuga!
Ich bin voll und ganz deiner Meinung!!!!! Ein Möbelstück ist ein Gebrauchsgegenstand und gehört benutzt. Gerade Antiquitäten sind "Hingucker" die aber trotzdem ihrer ursprünglichen Verwendung zugeteilt werden sollen. Jedes Möbel in Wohnungen (in Museen mag es anders liegen) stirbt durch die Nichtbenutzung. Und wenn eine Ursprüngliche Oberfläche nicht mehr Wert ist sie zu erneuern, dann runter damit und "Holzmöbel"draus machen.
Bei deinem Schrank liegt die Sache aber komplett anders. Leider kann ich die Bilder nicht größer machen, aber dein Stück sieht aus als ob es sogar Biedermeier sein könnte. Auch die Holzart kann ich schwer feststellen. Es kann gebeizte Eiche sein, aber auch Nuss oder sogar Kirsch. Jedenfalls wäre jede Veränderung der Oberfläche in diesem Fall eine Todsünden. Falls du lieber einen Schrank hättest der zu deinen übrigen Möbeln passt, dann verkauf diese Stück und kauf dir dafür eine anderes. Aber lass diesen Schrank so wie er ist, noch dazu wo du gesagt hast, dass die Furnier halbwegs in Ordnung ist.
Interessant wäre was Kollege Ottmar (edelres) dazu sagt.
In diesem Sinne
gerhard

 

[kaliuga]

Lieber Gerhard,

deine Anwort macht mir doch schlagartig klar, dass ich mit den völlig falschen Grundgedanken an mein neues/altes Möbel herangegangen bin.

Ausgang für mich war, dass es sich in seine neue sprich meine Umwelt "an-bzw. einpassen" sollte.
Viel richtiger wäre wohl hier, das umgekehrt zu betrachten.
Ich sollte die entsprechende Umwelt dafür "schaffen", oder wie du schon sagtest, es eventuell, wenn es unvereinbar ist, jemanden überlassen, wo es besser hin passt.
Da der Schrank noch nicht dort aufgebaut ist, wo er hin soll (heißt er ist noch in Einzelteilen zerlegt) werde ich mir das mal in Ruhe ansehen.

Auf alle Fälle lasse ich ihn so wie er ist.

Die Einordnung würde mich dann aber trozdem interessieren. Mir als Laie fällt das natürlich schwer. Biedermeier hätte ich ja überhaupt nicht vermutet, weil du schreibst, dass das möglich wäre.

Ich versuche mal in paar ordentliche Fotos zu machen, allerdings könnte das noch etwas dauern, weil ich mir dafür erstmal eine Cam leihen muß.

Würde das dann aber nochmal zu Diskussion stellen

Dank dir erstmal und wünsche einen schönen Tag
lg Annett

 

[derdad]

Liebe Anett!
Wie gesagt, auf den kleinen Fotos ist es schwer zu sagen. Wahrscheinlich Historismus/Gründerstil. So um 1900, -50/ +20. Oder eben Übergang von Biedermeier zu Historismus.
Wenn bessere Fotos da sind ist es etwas leichter das gute Stück einzuordnen. Und Ottmar kann dann sicher auch weiterhelfen.

Bis dann also
gerhard

 

[kaliuga]

so nun viell. mal paar bessere pic`s von oben viel beschriebenem "Schätzchen"
dabei kommt das 5. Bild am ehsten der Farbe gleich (fotografieren mit fremder leute cam ist schwierig *grien*)
na ich hoffe man sieht hier mehr

also wie erwähnt: ich hätte den Schrank zum Judendstil um 1900 eingeordnet

was denkt ihr???

und viell. kann man hier die holzart besser erkennen, meine vom Furnier her

das hat nun schon paar kleinigkeiten...na wenn ich mal viel geld über hab, lass ich das wahrscheinle aml einen profi machen *g*

das schrankmodel ist meine katzte..immer neugierig und an erster front

besten Dank im vorraus
Annett