Gebeiztes Holz lackieren?

Lilienfrau

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Hallo zusammen,

wir sind gerade tüchtig am Renovieren :emoji_wink: und müssen noch dieses Jahr unsere alte Holztreppe machen (abschleifen etc). Ich wollte gern die stufen dunkel beizen (Holz dürfte Buche und Fichte gemischt sein, es wurden auf jeden Fall zwei verschiedene Holze verarbeitet, die Treppe ist ca 100 Jahre alt).

Da ich mit beizen noch keine Erfahrung habe, möchte ich vor der treppe erstmal an was anderem "üben" und eine Kiefer natur Lamellentür vom Wandschrank (Doppeltür) dunkel beizen (in Wenge-Ton, passend zu unseren Möbeln. Das sollte nachher auch auf die Treppe)

Nun ist meine Frage - sollte das Ergebnis meines Beizens nicht so doll sein *gg* ist es dann möglich, über die Beize zu lackieren, oder muss man die Beize vor dem Lackieren erst wieder runtermachen? Für den "Notfall" hab ich mir nämlich gedacht, könnte ein Maler das ganze lackieren (das trau ich mich nicht selber wegen der Streifen), wenn es nicht so gut aussieht. Nur will ich natürlich mit meinem Do-it-yourself keine zusätzliche Arbeit produzieren...

Und wenn ich schon beim Fragen bin - mein geplanter Arbeitsablauf für das Beizen sieht so aus:

1. Tür abschmirgeln
2. Tür anlaugen
3. Tür mit warmem Wasser anfeuchten, 5 Stunden trocknen lassen
4. Tür beizen, überschüssige Beize mit Schwamm aufnehmen, Beize mit Messingbürste "polieren"
5. mit Klarlack überlackieren zum Schutz

Ist das so ok? Oder fehlt da ein "Arbeitsgang"?

Danke schön und viele Grüße

Alexandra
 

carsten

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Hallo

so ganz stimmig ist dein Vorhaben Beizen nicht.
1. Tür abschmirgeln, besser schleifen ist schon mal richtig . wenns ne neue aus dem Baumarkt ist und die Oberfläche schon recht sauber und glatt dann reicht ein leichtes schleifen mit 150er oder 180er Körnung.
2. Anlaugen ???? meinst du damit das abbeizen auch als ablaugen von Farbe??
Das hat nix mit dem Beizen ( Farbveränderung von Holz zu tun). Früher gab es Beizen die rein chemisch funktionierten und meist aus zwei Komponeten bestanden die Zeitlich nacheinander aufgebracht wurden. Da wurde auch häufig mit Laugen gearbeitet. heute eher unüblich weil zeitaufwendig und der Farbton eher ein Zufallsprodukt ist als vorherbestimmbar.
3 . Das Wässern ist bei den heute meist verbreiteten Wasserbeizen gerade bei hochwertigen Möbeln verbreitet. Durch Wasser welches wie der Name schons agt auch in Wasserbeizen ( istz nix anderes als in Wasser glöste Farbpigmente) die Fasern des Holzes aufstehen läßt. Das wird durch vorheriges Wässern, und trocknen lassen ( 5 Stunden scheint mir recht viel ; es wird schließlich nur die Oberfläche leicht feucht gemacht) und anschließendes leichtes Schleifen ( nur die aufgestellten Fasern wegschleifen) minimiert.

4. Tür beizen, überschüssige Beize mit Schwamm aufnehmen: richtig
Zum Auftragen ebenfalls einen Schwamm nehmen oder einen passenden Pinsel, im Fachhandel als Beizpinsel erhältlich.
Das man nach dem Beizen mit einer Messingbürste "poliert" ist mir fremd,
eine gebeizte Fläche wird in der Regel nach kurzem Trocknen der Beize lackiert.

Jegliches Schleifen oder gar bürsten entfernt die Beize wieder da diese nur sehr oberflächlich "wirkt".

ABER
Kiefer ist ein denkbar schlechtes Holz zum Beizen. Durch den hohen Harzanteil nimmt es Beize recht unterschiedlich auf und was Ergebins wird dann recht fleckig wirken.
Auch zwei verschiedenen Hölzer werden au Beize sehr unterschieldich reagieren.
Man wird also Fichte und Buche mit ein un der selben Beize nie ein einheitliches Bild erreichen.
gearde Trppen würde ichauch überhaupt nix Beizen.
Wie schon erwähnt wirken Beizen eher Oberflächlich. Bei einr genutzten Treppe sind aber Macken mit der Zeit fast unvermeidlich gearde bei einem auch eher weichen Holz wie Fichte. Solache Macken können tiefer gehen als die Beize das Holz färbt, Es entstehen unschöne anderfarbige Stellen. Einach ein wenig neuchbeizen ist auch nicht möglich da durch die Kappilarwirkung des Holzes die flüssige Beize sich im Holz ausbreitet und es so zu sternförmigen Farbverläufen um die nachgebeizte Stelle kommt, das wirkt alles andere als schön.

Also was machen?

Für die Lamellentür würde ich ein Coloröl z.B. www.pnz.de oder ein Colorwachs z.B. www.osmo.de ( gibt es auch in vielen gut sortierten Baumärkten). nehmen
sowohl Öle als auch Wachse sind wesentlich einfach zu verarbeiten und auch nachbesserungen sind einfacher zu bewerkstelligen.
Bei einer Schranktür würde ich eher Wachs nehmen.
Zur Treppe: Egal mit welchem Produkt , solange es nicht deckend ist wirst du zwei so unterschiedliche Hölzer wie Buche und Fichte nicht auf einen Farbton bekommen.
Wenn die Stufen vom Holz her so weit in Ordung sind oder mit vertretbaren Aufwand optisch repariert werden können würde ich bewusst den Kontrast der beiden Hölzer lassen. Eine so alte Treppe wird man nie egal mit welchen Tricks zu einer neuen machen können. So ein Kontrast kann durchaus seinen Reiz haben.
Als passende Oberflächen behandlung würde ich ein Öl nehmen, ohne Farbzusatz und die Eigenfarbe des geweiligen Holzes wirken lassen.
Zum Thema Ölen findest du hier im Forum ne Menge Infos: nutze einfach mal die Suche.
 

holgis handbuch

ww-kastanie
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Über das Beizen

Hallo Alexandra!

Bei der Firma Zweihorn gibt es zum Thema Oberflächenbehandlung ein paar ganz gute Anleitungen. Auch über das Beizen.
www.zweihorn.de Dort findest du bei "Downloads" etwas zum Thema.

Ein paar hilfreiche Tipps, auch über das Beizen, habe ich im Buch "Holgis Handbuch für Schreiner" zusammengetragen. Bei
www.schreinerwissen.de
wirst du unter "Fachwörter" Buchstabe B hoffentlich fündig.

Gruß von Holgi
 

Lilienfrau

ww-pappel
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Boah, tausend tausend Dank für diese wirklich mehr als hilfreichen Hinweise! Ich bin ganz glücklich :emoji_slight_smile:

Von der Beize lass ich dann wohl besser die Finger, das klingt nicht so doll... wir waren gestern im Öko-Baumarkt, um den Lehmstreichputz für die Wände nachzukaufen und haben dort auch unser Treppenproblem geschildert. Der nette Herr hatte da noch den Vorschlag mit den Colourölen von Trip-Trap. Ich hab auch einen Ton gefunden, der mir gefällt (Walnuss).

Wir haben 2 1/2 der Stufen gestern mühselig von Lack und Ochsenblut befreit *gg* und die Treppe ist offenbar aus MINDESTENS zwei verschiedenen Hölzern gebaut, ein Hartholz und ein Weichholz (man merkt den Unterschied beim Schleifen, auf der einen Stufe ging's ruckzuck auf der anderen war es was langwieriger - davon abgesehen dass das Ochsenblut natürlich ständig die Schleifblätter verklebt *seufz*)

Die Treppe ist nicht "neu", das weiß ich und das soll sie auch nicht. Die stufen haben teilweise auch deutliche Risse (mehrere Millimeter dick) und Wurmgänge (heißt das so?). Aber genau diese "patina" möchte ich gern erhalten und die Treppe wenn's irgendwie geht nicht unbedingt blickdicht lackieren - es ist eine alte Holztreppe und das soll man schon auch noch sehen. Nur das Geländer muss weiß lackiert werden, das muss nämlich auch noch tüchtig gespachtelt werden.

Wenn wir nun irgendwann (so in drei Jahren.........) mit dem Schleifen etc fertig sind und die Treppe ölen wollen, habe ich verstanden, dass ich mindestens zwei unterschiedliche Farbtöne erhalten werde, da ich verschiedene HOlzarten bearbeite. Richtig? Kann man das durch zB mehrmaliges Ölen der einen HOlzart etwas abmildern?

Mit anlaugen meinte ich das Laugen des Holzes, um Fette und Öle daraus zu entfernen mit "Anlauger", damit die Beize nicht fleckig wird. Das dürfte aber beim Ölen nicht unbedingt notwendig sein, oder?

Liebe Grüße und vielen Dank

Alexandra
 

derdad

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Mahlzeit!
Nochmals zurück zum Beizen, weil es vielleicht für andere Forumsuser interessant ist:
Beize ist nur zum farblichen Verändern des Holzes gedacht. Es ist kein Oberflächenschutz, im Gegenteil. Sobald das Holz gebeizt ist UND NOCH KEIN LACK, WACHS etc. aufgetragen ist, ist die Fläche sehr empfindlich. Deshalb MUSS DIE OBERFLÄCHE NOCH MIT LACK, WACHS, etc behandelt werden.

Bzgl. Messingbürsten: Früher wurden Positivbeizen mit einer speziellen Messingbürste (keine normale Messingdrahtbürste aus dem Baumarkt) nachgebürstet, bevor die anschließende Oberfläche aufgebracht wurde. Der Grund war ein verstärken des positiven Beizbildes und ein glätten des aufgestellten Holzfasern.

gerhard
 
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