@Rookie77 das ist ein alter Hut, das kenne ich schon aus meiner Jugend, und die ist mittlerweile über 50 jahre her. "Selbstbaumagazine" hatten wir, da konntest du manchesmal nur noch Oha seufzen... Und damals hatten die Leute eine polytechnische Bildung und Erziehung genossen, oder waren grad mittendrin. Kenntnisse, Vorschriften(?), eher rudimentär. Heut würden wir sagen, zusammengespaxt, aus der Not die Tugend gemacht. Erlaubt ist, was gefällt, und Form follows Function. Heute wird ein riesen Hype um allen Kram gemacht, mit Amt und BG gewedelt. Hatten wir nicht(?) oder brauchten wir nicht. Was wir aber hatten: Mangel und gesunden Menschenverstand, auch zu improvisieren. Heute gibt es immer erst ein PFV und einen PFB... und jeder darf geschätzte 1000 Einwände formulieren. Immer, gern. Gelernt oder eben manchmal auch erfahren. Beides ist das Leben.
In diesem Sinne. Und wenn nicht absolut fahrlässig oder lebensgefährlich, auch machen lassen...
Stimmt schon. Bei solchen Beiträgen erspare ich es mir auch immer, etwas dazu zu schreiben. Die Erfahrung muss dann jeder selber machen.
Wie war das? "Du kannst sie nicht alle retten!"
Es gibt aber auch das andere Extrem, für das ich ein wenig ausholen und eine Geschichte erzählen muss. Sorry, das könnte ein kleiner Roman werden. Also nur lesen, wenn es wen interessiert.
Dazu erstmal die Beschreibung eines meiner damaligen Tageskinder.
Lustiger Kerl, offen und mit einer extrem ausgeprägten oralen Phase (glaube die hat er heute noch). Hat selbst kurz vor drei noch alles in den Mund genommen und ausführlich dran genuckelt, was nicht bei drei auf den Bäumen war.
Hier auf dem Grundstück lebt wohl auch noch, in Abgeschiedenheit, eine traumatisierte Nacktschnecke, mit der er sich genüsslich in ein Häuschen verkrochen und ungefähr fünf Minuten darauf herumgelutscht hat.
Da die orale Phase auch eine Vorstufe zur Sexualität ist, sieht sein Zimmer unter Schwarzlicht in der Pubertät wahrscheinlich aus wie ein Jackson Pollock Gemälde.
Nun gut, wir bieten für zukünftige Tageskinder immer Schnuppertage an. Ein Elternteil kommt für ein bis zwei Stunden vorbei, und der Zwerg kann dann bei uns spielen. So lernen wir das Kind und die Eltern besser kennen.
So kam also eine Mutter mit einem fast Zweijährigen bei uns vorbei, der die Motorik eines gefühlt Neugeborenen hatte und total verunsichert war. Hab mich da schon ein wenig gewundert, jedoch nichts gesagt.
Und dann fiel der Zwerg doch leicht gegen einen Wickey Spielturm (den ich in der Anfangszeit noch für die Tageskinder hatte) und kam mit dem Mund ans Holz.
Die Mutter sprang direkt hin und fragte ob mich, ob das Holz behandelt sei. Ich sagte, ja natürlich, sonst geht es relativ schnell kaputt.
Von ihr kam: Oh, weil ich möchte nicht, dass er sich vergiftet.
Ja, so hab ich auch geguckt. Ich zeigte dann auf das oben beschriebene Kind uns sagte: Wenn hier irgendwas giftig wäre, wäre er schon längst tot.
Damit war das Thema dann für mich durch.
Zwei Tage später kam dann der Grund, warum das Kind absolut verunsichert und motorisch hinterher war, der Papa.
Er hat grundsätzlich jeden Schritt seines Kindes (immer an der Hand) kommentiert. Entweder mit, das hast Du gut gemacht oder mit, Achtung, passt l auf dass Du dir nicht weh tust.
Da wird einem dann einiges klar. Der Zwerg hatte auch relativ schnell eine Bindung zu mir, wahrscheinlich war er einfach froh mal neben jemandem zu stehen, der einfach mal die Klappe hält und nicht jeden Schritt kommentiert.
Während ich einen Moment woanders stand, rutschte die Maus also auf unserem nagelneuen U3 Spielgerät und fing unten an zu weinen. Papa hechtete also hin, nahm ihn auf den Arm und sagte folgendes: Jetzt zeig dem Papa mal, wo Du dir wehgetan hast.
Das war für mich der Punkt, die Zusammenarbeit mit den Eltern zu beenden. Erstens kann ich mir keinen Hubschrauberlandeplatz leisten und zweitens wird man von solchen Menschen auch gerne mal verklagt. Was wäre wohl passiert, wenn er wirklich mal eine Beule gehabt hätte?
Ein paar Wochen vorher wollte Papa mir dann auch einige selbstgebaute Lernwände mit Steckdosen, Türklingeln und Lichtschaltern anbieten. Ich habe dankend abgelehnt mit den Worten: Du kümmerst dich um deinen Job, ich kümmere mich um meinen.
Und jetzt darf jeder selber entscheiden, ob die Geschichte wahr oder erfunden ist.