Sorry es wird wieder sehr lang aber ich hatte den Bedarf eine ganze Reihe Grundlagen zu erläutern.
Gerne kann ich jetzt noch ein paar mehr Sachen schreiben, gestern Abend war ich zu platt.
@Martin45 Ich versuche auf deine Frage einzugehen aber die Benennung konkreter Produkte ohne irgendwelche Infos ist doch sehr schwierig. WIe bei einem guten Werkzeug ist es wichtig zu wissen, was das Ziel ist um hier etwas raussuchen zu können.
Also grundsätzlich ist es so, dass die ganze Finanzwelt keine exakte Wissenschaft ist. Dementsprechend gibt es soetwas wie Risiko und Volatilität. Volatilität ist die Schwankung der ein Kurs ausgesetzt ist. Der Somax Index z.B. zielt auf eine maximale Volatilität von 4,85% ab. Das heißt nciht, dass der Kurs weniger als 4,85% schwankt aber es ist im Verhältnis sehr schwankungsarm.
Es gibt die sogennante risikoadjustierte Rendite also quasi die Verrechnung aus Gewinn und Risiko. Und es gibt die Theorie, dass viele Assets dabei quasi auf einer Linie liegen. Also mein Tagesgeld auf dem Konto --> Geringes Risiko/Geringe Rendite; ETFs an der Börse --> Hohes Risiko/hohe Rendite. Aber es gibt quasi nichts oberhalb dieser Linie denn dann könnte man ja mit geringem Risiko hohe Renditen erzielen. Allerdings gibt es die Kosten der Produkte, welche die Gewinne nach unten ziehen. Entsprechend gibt es immer wieder Produkte, mit geringem Risiko aber noch geringeren Gewinnen. Ganz grundsätzlich sind daher die Kosten ein sehr entscheidender Faktor.
Um seine Anlage besser Einordnen zu können hilft auch die Vorstellung eines Dreiecks bei dem wir in den Ecken "Rendite", "Flexibilität" und "Schwankungsarmut" haben. Es geht nie alles drei zu sammen. Wir können höhere Renditen mit geringer Schwankung über Anleihen haben. Diese sind aber auf Jahre gebunden und nicht flexibel. Wir können hohe Sicherheit und Flexibilität auf dem Tagesgeldkonto haben dann aber geringe Renditen. Und hohe Renditen mit hoher Flexibilität bei Aktien dann sind die aber nicht schwankungsarm.
Jetzt noch ein Basic zu risikoarm/risikoreich. Es bietet sich an, sein Depot in diese zwei Klassen zu unterscheiden. Und je nachdem wie risikoaffin man ist, packt man mehr Prozente seines Geldes in den risikoarmen oder in den risikoreichen Teil. Klar ist dabei, dass der risikoarme Teil dabei geringere Renditen erzielt (wegen dem was ich oben mit der Risikoadjustierten Rendite erklärt habe) und ggf. auch nciht die Inflation schlägt. Wenn Inflation "schlagen" das Ziel ist, werden wir um Investionen ins Wachstum (sprich Aktien/ETF) nicht herumkommen.
So bevor wir jetzt hier wild mit weiteren Geldanlagen um uns werfen (nicht falsch verstehen ich bin großer Freund von ETF und Genossenschaftsanteilen) müssen wir mal ganz grundsätzlich anfangen.
Wie bei einem neuen Werkzeug müssen wir erstmal klären was das Ziel ist.
Da du
@odul eine Rentenversicherung abgeschlossen hast gehe ich mal davon aus, du möchtest fürs Alter vorsorgen. Jetzt ist aber völlig unklar, wie viel Geld du im Alter brauchst. Dazu müsste man mal deine Ansprüche aus der gesetzlichen Rente feststellen. Wo liegen die, wenn du so weiter arbeitest wie bisher. Was gibt es sonst an Vermögen fürs Alter z.B. eine selbstbewohnte Immobilie, Mieteinnahmen, private Vorsorge wie betriebliche Altersvorsorge/Riester/Rürup oder die eingangs erwähnte Rentenversicherung.
Dann brauchst du einen Überblick, wie viel Geld du aktuell im Monat verkonsumierst bzw. was du vor hast im Alter zu verkonsumieren. Da werden jetzt 2% pro Jahr bis zur Rente draufgeschlagen (wegen Inflation). Aus der Differenz deiner erwarteten Einnahmen und Ausgaben ergibt sich die sogenannte Rentenlücke. Und dann kann man überlegen wie man die schließt.
Jetzt kann ich nur Annahmen treffen aber es geht ja mehr drum den Prozess zu verdeutlichen:
Sagen wir mal du hast eine relevante Rentenlücke von mehreren hundert Euro die ausgleichen willst. Dann wäre die erste Frage, wie lang ist es bis zur Rente?
Sagen wir mal du hast noch 20 Jahre bis zur Rente.
Dann stellt sich als nächstes die Frage, ob es Ereignisse gibt, bei denen du an dieses Geld ranmöchtest. Das ist an sich nicht zu empfehlen aber es gibt Konstellationen wo Menschen sich diese Möglichkeit offen halten wollen (z.B. für den Erwerb einer Immobilie). Wenn das so wäre kommen solche Rentenverträge eigentlich nicht in Frage da die nicht für eine vorzeitige Kündigung gemacht sind.
Gehen wir also mal davon aus du willst das Geld bis zur Rente nicht mehr sehen.
Die nächste Frage ist, ob du dich im Alter mit dieser Rente befassen willst oder eher nicht. Die Versicherung kocht auch nur mit Wasser und legt dein Geld in Anlagen/Aktien etc. an, dass kann man auch selber. Dann muss man sich aber drum kümmern. Ich gehe mal davon aus, dass du dich nicht drum kümmern möchtest. Ergo bist du bereit der Versicherung ein Stück vom Kuchen abzugeben dafür, dass die dir einfach ab Rentenbeginn Geld überweist und du dich nicht drum kümmern musst.
Zum Abschluss kommt noch die Frage nach der Garantieleistung bzw. der Risikofreudigkeit. Das von dir ausgewählte Produkt hat eine Garantielesitung von 90%. Je höher die Garantieleistung, desto eher landet man im sogenannten Cash-Lock.
Cash-Lock ist folgende Problematik: Du hast 10.000€ eingezahlt und die Bank hat das zu 50% in Aktien angelegt (5000€). Diese sacken jetzt wegen Corona um 50% ab (auf 2500€). Die anderen 5000€ hat die Bank in sicheren, renditearmen Anlageklassen. Die Bank hat jetzt noch 7500€ muss dir aber 9000€ garantieren. Um weitere Verluste zu verhindern tut die Bank jetzt das, wovor jeder Anleger gewarnt wird nämlich prozyklisches Verhalten. Also aussteigen wenn der Kurs schon gefallen ist. Die Bank schichtet alles in Anlagen um die weniger Rendite geben aber keinen weiteren Verlust erzeugen. Für die nächsten 20 Jahre versuchen diese renditearmen, sicheren Anlagen jetzt aus den 7500€ mehr Geld zu machen und kommen am Ende vielleicht wieder auf die 10.000€. Du hast dabei also massiv Verlust gemacht denn die 10.000€ haben durch die 20 Jahre Inflation an Wert verloren. Der Kursgewinn nach einer Pandemie wird dann nicht mitgenommen, weil man nicht mehr in Aktien investiert ist. Das hat in den letzten Jahren z.B. Kunden von Fair-Riester hart getroffen. Diese waren stark in ETFs investiert und hatten ein buy&hold versprochen dann aber im Crash umgeschichtet und viele Kunden sind jetzt in renditearmen Anlageklassen "gefangen".
Je höher also deine Garantieleistung, desto konservativer muss die Versicherung anlegen und dementsprechend geringer ist der Ertrag darauf.
Wir suchen also eine direkte Rentenversicherung mit hohem Rentenfaktor, geringen Kosten bei der Anlage und je nach persönlichem Empfinden einer Beitragsgarantie von X Prozent. (das ist nebenbei das größte Problem der Riesterprodukte, da diese sogar eine 100%ige Beitragsgarantie vorsehen).
Und da am Ende sowieso jeder nach einem konkreten Tip fragt:
Ich würde nach einem Honorarberater schauen, der dir Nettopolicen vermitteln kann. Dadurch umgehst du den riesigen Nachteil der Provisionskosten. So ein Berater kostet schnell mal 500€ gegen die prozentualen Kosten bei einer Rentenversicherung sind das aber Peanuts.
Ich werde mir in naher Zukunft den Condor Congenial C79-H anschauen. Ich für meinen Teil habe noch <30 Jahre bis zur Rente und vertraue darauf, dass die Weltwirtschaft wachsen wird und habe entsprechend keine Sorge das Geld in einen ETF anzulegen. Man kann aber bei dem Tarif sicher auch andere ETFs bzw. Anlagen besparen und ein guter Berater kann dann mit dir schauen, was da an kostengünstigen Alternativen zu Aktien-ETFs gibt die vielleicht schwankungsärmer sind.