Hallo Michael,
hier ists auch total verregnet, es geht kaum besser.
Knochenleim besteht bei mir 50:50 aus Plattenleim und Perlleim, dazu gibt’s noch ne Handvoll Hasenleim. Alles über Nacht mit Wasser bedeckt im Edelstahltopf oder un-beschädigtem Emailtopf einweichen, die Platten dazu zwischen Tüchern kleinhämmern. Nächsten Tag im Wasserbad erwärmen und langsam schmelzen lassen. Die Platten brauchen manchmal ziemlich lange. Immer wieder mal umrühren. Wenn alles ge-schmolzen ist, noch eine Stunde warm halten, etwas Schimmelverhinderer einrühren (Preventol irgendwas von „Kremer-pigmente.de“, mußtu recherchieren) und abkühlen lassen. Beim nächsten Erhitzen Konsistenz einstellen, bei 55 – 60 °C verarbeiten. Metall-freier Pinsel zwingend erforderlich.
Mit diesem Leim und Sägemehl stelle ich einen (allerdings ziemlich dunklen) Kitt her, der in der Regel härter als Holz wird. Damit lassen sich (bei richtigem Mischungsverhältnis von Leim und Spänen) auch schlecht sitzende Stuhlzapfen fixieren (davon habe ich jetzt nicht gesprochen) lange trocknen lassen!! Mit diesem Leim können Zargenklötzchen einfach in die Ecken gesetzt werden. Größere Stücke und Flächen müssen unbedingt gut erwärmt sein, sonst läßt sich der Leim nicht verarbeiten, Zwingen erforderlich. Beim Furnieren brauchts heiße Zulagen mit Papierzwischenlage aufs Furnier. Kleinere abgebrochene Stücke lassen sich auch ohne Zwinge einfach ansetzen – kurz festhalten, trocknen lassen.
Rausgequollene Leimstränge sollten bald mit heißem Wasser weggewischt werden, er-kaltet lassen diese sich auch, aber nur mit sehr viel Geduld entfernen. Erwärmen hilft. Ver-leimte dickere Stücke säge ich eher auf als dass ich versuche, eine Verleimung irgendwie zu lösen.
Fischleim (ich habe kanadischen) läßt sich kalt verarbeiten, Anwärmen der Werkstücke beschleunigt das Trocknen, Verwendung von Zahneisen vergrößert die Leimfläche, (auch wenn manche Kollegen an der Stelle schmunzeln mögen), er verbindet sich ANDERS ALS PONAL problemlos mit alten Knochenleimresten, diese müssen also nicht entfernt werden.
Fischleim eignet sich nicht für spaltfüllende Verleimungen, mischen mit Spänen funktioniert nicht, das trocknet nur sehr schlecht bis gar nicht.
Ansonsten wird Fischleim wie Weißleim verarbeitet, ist entgegen Kremers Angabe nicht wirklich wasserfest.
Rausgequollener und getrockneter Leim läßt sich mit Geduld, Spucke und warmem Wasser entfernen.
Zum Furniere niederleimen ist Fischleim sehr gut geeignet, da er sehr gut in Ritzen fließt. Das ist aber bestimmt nicht der Creepeffekt, den du meinst...
Halten tun m.E. beide gleich gut, der fischleim ist meist bequemer zu verarbeiten, ein andermal muss es der Knochenleim sein. Noch Fragen?
Gruß Werner