Komplexe Formen furnieren

boop

ww-kirsche
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Gude.
Ich habe vor einiger Zeit mal eine Lampe für meine Tochter auf dem 3d Drucker gebaut. Jetzt kam mir die wilde Idee, diese aus Holz nachzubauen..

Wie könnte ich wohl eine wolkenartige Form furnieren? Ist das ist mit einem einzelnen Streifen Furnier zu schaffen? Oder eher viele kleine Abschnitte?
Ich habe das noch nie gemacht. Die grobe Idee war das Furnier kurz zu "kochen" - habe keine Dampfkammer. Dann um die Form wickeln und anschließend entweder mit Federzwingen, Vakuumbeutel oder mit einer 2ten Form anpressen. Bei der Vakuumform befürchte ich halt, trocknet das Holz nicht. Bei den Federzwingen bin ich skeptisch, dass sich hier keine "Beulen" bilden. Wobei ich das wohl am ehesten als Erstes testen würde.
Aktuell habe ich nur 0,9mm Eichefurnier da. Das ist aber sehr starr, bricht relativ schnell. Ich habe jetzt mal noch 2 Streifen 0,6er Furnier mit Vlies bestellt, weil ich gelesen habe, die seien deutlich flexibler. Wobei hier die Frage wäre, ob sich der Kleber nicht löst beim Kochen..


Hier ein paar Skizzen. Dimensionen sind alle absichtlich übertrieben dargestellt


Die Form
1740492217713.png

Furnier (grün) um die Form legen. Leim/Kleber (gelb) nicht bis zum Ende verteilen
1740492247220.png

Detailansicht Furnier/Kleber. Um entsprechenden Verzug vom Trocknen entgegezuwirken, würde ich das Furnier etwas lägner schneiden. Nach dem Trocknen dann anpassen und final verkleben
1740492265874.png

Beim Fixieren bin ich mir unsicher, was da am besten funktioniert:

- Ich spanne das furnier rum und setze dutzende Federzwingen mit kleinem Puffer an
- Ich packe alles in einen Vakuumbeutel. Damit nichts verrutscht noch zwei Rahmen (rot) zum fixieren
1740493149358.png

- Ich habe eine zweite Form, die geteilt ist, die ich mit Schraubzwingen über das Furnier stülpen kann
1740492285327.png



Und dann halt noch die Frage: Ein langer Streifen Furnier (so wie oben abgebildet) oder mehrere Streifen Furnier? Ich schätze das drumwickeln eines einzelnen Streifen sollte kein Problem sein, wenn das Holz lange genug gekocht wurde. Spitze Kanten würden wohl etwas leiden und ründlich werden. Damit könnte ich aber leben. Ich habe allerdings die Befürchtung, dass da zu viel Spannung drauf ist nach dem Austrocknen.

1740493625655.png
 

flüsterholz

ww-robinie
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Wie tief ist denn die Wolke, bzw wie breit wird der Furnierstreifen?
Probleme werden die Ecken machen. Wenn da die Radien zu klein sind, wird das Furnier brechen. Also die ganze Wolke mit nur einem Streifen zu belegen halte ich, von deiner Zeichnung ausgehend, für nicht machbar. Da müssten die inneren Rundungen einen größeren Radius haben. Ich kenne zumindest keine Vorgehensweise, die das Brechen des Furniers verhindert.
 

Kluk

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In den "Vertiefungen" der Wolke wirst du wohl stoßen müssen.
Ich würde das mit Kontaktkleber und nicht mit Leim furnieren. Dann ist das Pressthema schonmal aus dem Weg.
 

boop

ww-kirsche
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Danke für eure Antworten

Wie tief ist denn die Wolke, bzw wie breit wird der Furnierstreifen?
~220x150mm

Probleme werden die Ecken machen. Wenn da die Radien zu klein sind, wird das Furnier brechen.
schon direkt beim „verlegen“? Dachte das wird weich wie ne Spaghetti :emoji_spaghetti:

In den "Vertiefungen" der Wolke wirst du wohl stoßen müssen.
Ich würde das mit Kontaktkleber und nicht mit Leim furnieren. Dann ist das Pressthema schonmal aus dem Weg.
kann ich den Kontaktzement denn auch auf nasses Holz auftragen? Muss ich mich mal belesen.
 

Kluk

ww-nussbaum
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Wenn du in den Innenecken stoßen kannst, musst du ja vielleicht nicht zwingend nass machen?
Ob der Kleber auf wirklich nassem Holz funktioniert, kann ich nicht sagen. Auf feuchtem Holz müsste das eigentlich hinhauen. Wüsste nicht, dass der Kleber damit Peobleme hat.
 

pkh

ww-kirsche
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Hallo,
wenn du um 90° gedreht furnierst lässt sich das Furnier viel einfacher an die Form anpassen.
 

carsten

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Hallo

Furnier ist üblicherweise 0,6 mm stark, dass musst du nicht noch mal dämpfen oder wässern.
Wenn du am Knick zum Fuß aufhörst dürfte das in zwei Teilen funktionieren.
Wäre auch bei einem Kontaktkleber als Sprühkleber. Evtl mit Weißleim anfangen, dann kann man den Startpunkt jeweils gut ausrichten. Mit Tesa Krepp fixieren, mit Zulage und Zwinge pressen. Evtl sogar auch mit dem Kontaktkleber in Etappen arbeiten.
 

boop

ww-kirsche
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Wenn du in den Innenecken stoßen kannst, musst du ja vielleicht nicht zwingend nass machen?
wie gesagt, ich habe bisher nur ein 0,9er Eiche Furnier, mit dem ich nur seeehr schwache Kurven biegen könnte. Also die Wolke würde damit so überhaupt nicht funktioniere. Ich warte mal auf das 0,6er und schaue dann weiter. Dann werd ich mich mal rantasten. Wenns so nicht klappt, dann hilft ja vllt schon ein einfaches anfeuchten.

Furnier ist üblicherweise 0,6 mm stark, dass musst du nicht noch mal dämpfen oder wässern.

dann warte ich mal auf das 0,6er

wenn du um 90° gedreht furniers
Ja gut. Aber das würde ja irgendwie sehr falsch aussehen, meinst du nicht? :emoji_grin:
 

pkh

ww-kirsche
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Natürlich ist nicht jedes Holz geeignet. Sprödes Eichenfurnier wird bei kleinen Radien sicher brechen.
Aber feinporiges, sauber gemessertes Furnier lässt sich doch , parallel zur Faser, schön einfach in Form bringen.
Und es kann in Etappen gearbeitet werden werden, Furnierblatt neben Furnierblatt, man muss nicht mit dem ganzen Furnierblatt hantieren.
Der unvermeidliche Furnierstoß, Hirnholz auf Hirnholz, würde mir nicht gefallen. Der fällt bei streifigem Furnier und parallel zur Faser kaum auf.
Mehr fällt mir gerade nicht ein.

Gruß Peter
 

flüsterholz

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In der Fläche gebe ich dir recht, mit Ausnahmen bei Gehrungsstößen und Marketerien. Aber ich denke nicht, dass man bei der Wolke Stöße im sichtbaren Bereich haben wird. Wenn ich mir die letzte Beispielskizze anschaue, würde ich in der Kerbe oben rechts beginnen. Sollte die Lampe eine Stehlampe sein, würde ich noch einen Sockel anbringen, dann bräuchte die Unterseite gar kein Furnier. Sollte es sich um eine hängende Wandlampe handeln, würde ich die unteren Rundungen etwas größer geschwungen gestalten, dann müsste man mit einem Furnierstreifen auskommen.
Meine persönliche Vorgehensweise wäre Hautleim und ein gut vorgewärmter Furnierhammer und den Furnierstreifen nahe der Kerbe, oder der nahe Unterseite, mit einem Stift fixieren ( gegen Verrutschen). Die Kerbe sollte dann aber auch so geformt sein, dass man mit dem Furnierhammer noch genügend Druck auf das Furnier hat. Den Umgang mit Furnierhammer sollte man vorher aber erst mal üben.
Ob das mit Schmelzkleber oder Vakuumbeutel auch funktioniert, wissen Andere sicher besser. Damit habe ich so gut wie keine Erfahrung.
Gruß Michael
 

derdad

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Was mir noch nicht ganz klar ist: Wird die Furnier auf einen hohlen "Kern" geleimt oder soll die Furnier später eigenständig die Form behalten?
LG Gerhard
 

boop

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Was mir noch nicht ganz klar ist: Wird die Furnier auf einen hohlen "Kern" geleimt oder soll die Furnier später eigenständig die Form behalten?
LG Gerhard
Soll auf einen hohlen Kern geleimt/geklebt werden. Definitiv von außen und je nach Machbarkeit auch von innen. Wäre ja eh so der korrekte Weg.
 

boop

ww-kirsche
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Wie Gerhard hatte ich auch so überlegt. Wäre es nicht möglich, diese Form aus 2-3 Lagen Bretter auszuschneiden und die dann miteinander zu verleimen?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe.

Ich soll statt zu furnieren, die Vorlage einfach ausschneiden/kopieren und anschliessend verleimen?
 

boop

ww-kirsche
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Verstehe. Danke für die Zeichnung. Aber dann hätte ich ja eine Mischung aus Hirn- und Längsholz. Machbar aber der Gedanke überzeugt mich jetzt erstmal nicht. Das was du aufzeichnest soll quasi meine MDF Schablone werden, die ich furniere möchte. Aber wenn ich Kontaktkleber benutze, kann ich es auch einfach drucken :emoji_grin:
 

boop

ww-kirsche
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Also. es hat mir jetzt keine Ruhe gelassen. Ich hatte noch einen alten Prototypen der Wolke herumfliegen. Den habe ich jetzt kurzerhand als Vorlage genommen

Ich habe mein Eichefurnier für ~10Minuten im Wasserbad gehabt. Naja.. so halb. Schüssel war nicht groß genug. Aber für das Experiment hat es gereicht.

Es ging wunderbar in einem Schritt herumzulegen. Die Kurven am Fuß waren, wie erwartet, etwas zu eng. Das stört nicht weiter, das passe ich an. Alle anderen Kurven funktionieren einwandfrei.
Kleben habe ich jetzt nicht getestet, aber ich denke das Holz war „trocken“ genug für eine Schicht Kleber. Habe den Kontaktkleber zum Sprühen wie auch einen zum Streichen besorgt. Bei dem zum Streichen habe ich ein besseres Gefühl. Aber wir werden sehen..

Ach. Habe noch eine Erkenntnis erlangen können: Ich habe definitiv nicht genug Federzwingen. Da sorge ich jetzt mal für ausreichend Nachschub :emoji_grin:


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boop

ww-kirsche
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Das 0,6er Furnier ist wirklich ein riesiger Unterschied zum 0,9er. Viel flexibler..

Also habe ich meinen ersten Versuch mit unbehandeltem Furnier gestartet. Das hat schon relativ gut funktioniert. Aber an den engeren Kurven ist es mir gerissen

Beim zweiten Versuch habe ich das Furnier für 30 Minuten über eine Wanne mit Kochendem Wasser gelegt. Die Wanne habe ich dann abgedeckt, damit der Dampf nicht verloren geht. Habe dann alle paar Minuten einen Wasserkocher voll hinterhergekippt.
Das Furnier wurde dadurch etwas weicher. Zusätzlich habe ich die Wolke ein wenig angepasst, um die spitzen Stöße etwas runder zu machen. Das hat dann sehr gut funktioniert. Leider hat in den Kurven fest andrücken nicht gereicht, das Furnier hat sich wieder gelöst. Was ich aber mic nicht gemerkt habe, dadurch hatte ich hohle Stellen. Da hätte ich wohl direkt Klemmen ansetzen müssen, bevor ich weiterklebe


IMG_8571.jpeg IMG_8568.jpeg IMG_8569.jpeg


Ich habe mir von Wolfcraft die Spitzzwingen und von Bessey die kleinen Clippix besorgt. Leider sind beide nicht wirklich geeignet für mein Vorhaben. Die Wolfcraft finde ich gut, da ist die Auflage aber einfach nicht geeignet. Mit den Bessey kannste höchstens Socken aufhängen. Die üben sehr wenig Druck aus. Aber da mags ja auch einen Verwendungszweck für geben


IMG_8591.jpeg IMG_8592.jpeg

Also der Plan ist jetzt, dass ich mir neue Klemmen besorge und vllt eine Dampfkammer aus KR-Rohr baue.
 

pb57

ww-eiche
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Eingangs hast Du die Möglichkeit erwähnt, das Furnier mittels Vakuumbeutel anzupressen. Hast Du das wieder verworfen (aus welchen Gründen?), oder noch nicht ausprobiert?
Mir (Laien!) scheint das aber nicht ganz aussichtslos zu sein.
 

boop

ww-kirsche
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Eingangs hast Du die Möglichkeit erwähnt, das Furnier mittels Vakuumbeutel anzupressen. Hast Du das wieder verworfen (aus welchen Gründen?), oder noch nicht ausprobiert?
Mir (Laien!) scheint das aber nicht ganz aussichtslos zu sein.
Das hatte ich tatsächlich beim zweiten Versuch noch probiert.

Aber ich denke das bringt nicht viel, mit Kontaktkleber. Fällt mir jetzt etwas schwer zu erklären, aber Ich versuchs mal. Wenn das Furnier ein mal rundrum geht, ist so viel Spannung auf den Einkerbungen, dass es sich dort wieder löst. Dann verschiebt sich das Furnier und ist dann zu kurz bei den Einkerbungen.
Die aktuelle Idee ist also mit strammen Federzwingen und einem Rundholz o.Ä. das Ganze zu fixieren. Und an den Stellen dann auch einen Moment länger warten und anpressen, bevor ich weitermache.



IMG_8558.jpeg
 

flüsterholz

ww-robinie
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Noch eine Idee, die ich jetzt aber von einem anderen Verfahren abgeleitet habe, also so noch nicht ausprobiert habe.
Bei geschwungenen Schubladen-, oder Möbelfronten haben wir unter Verwendung von Glutinleimen mit vielen beheizten Leisten die Furniere angedrückt und verleimt. Auf dein Projekt übertragen, könnte vielleicht folgendes funktionieren. Als Leim Fischleim als Kaltleim benutzen. Mit vielen angepassten Leisten, jeweils durch zwei Klemmen fixiert, das Furnier aufbringen und anleimen. Die Leisten (Kanten brechen, abrunden) quer zur Maserung des Furniers. Zwischen Furnier und Leisten müsste dann noch eine Trennschicht. Platik-,Alufolie, Backpapier oder ähnliches damit die Leisten durch austretenen Leim nicht mit dem Furnier verkleben. Müsste funktionieren, wenn du die Rundungen der Form noch etwas anpasst.
Gruß Michael
 

Kluk

ww-nussbaum
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Hast du den Kontaktkleber lange genug ablüften lassen? Der darf auf beiden Oberflächen nicht mehr feucht oder wirklich klebrig sein. Die Rundung, die sich da abgelöst hat, sollte eigentlich nicht sein. Verrutschen tut mit dem Kontaktkleber normalerweise gar nichts mehr wenn der einmal an einem Punkt "gepackt" hat.
 
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