Konstruktionsfrage: massiver Eichentisch

schreinerheiri5

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Ich plane den Bau eines grossen Eichentischs. Platte +/- 5 cm stark, Länge ca. 4 Meter. Mache ich im Detail vom Holz abhängig (bin in Verhandlungen betr. einen tollen Eichenstamm vom Nachbargrundstück).
Dazu bin ich seit längerem auf der Suche nach geeigneten historischen Vorbildern.

Mein absoluter Favorit ist bisher der Esstisch eines Freundes, dessen Grosseltern ihn in Frankreich gekauft hatten. Kleiner, aber problemlos anpassbar an die von mir angestrebten Dimensionen. Ich würde die Zarge etwas niedriger machen (10 cm) und den Überstand auf den Längsseiten vergrössern.

IMG_1428[1].JPG

Unsicher bin ich betr. Gestaltung der Schmalseiten.

IMG_1431[1].JPG

Das Längsholz ist in eine Querleiste eingenutet und durchgedübelt.
Soll wohl der Durchbiegung vorbeugen, was man ja aber auch durch geeignetes Stürzen der Längsbretter tun kann. Ich sehe da die Gefahr, dass sich beim Arbeiten des Holzes (der Tisch wird in einem Raum mit grossen Lunftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen stehen) Probleme ergeben.

Was meint Ihr dazu?
Ich neige dazu auf das Querbrett zu verzichten...
 
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Johannes

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Hallo,
hast du Zugriff auf eine Trockenkammer? Für einen Tisch dieser Größe, würde ich nur kammergetrocknete Ware verwenden wollen.
Ich würde an den Enden ( 25-50cm von der Kante entfernt) Gratleisten einbauen. Und auch einplanen, wie kommt die Tischplatte an den Verwendungsort, ich schätze das Gewicht ( ohne Untergestell) auf ca. 150kg.

Es grüßt Johannes
 

schreinerheiri5

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Danke! Das mit dem Trocknen werde ich mit der Sägerei klären müssen. Danke jedenfalls für den Hinweis, werde ich berücksichtigen.
Aus Deinem Hinweis auf die Gratleisten schliesse ich, dass Du auch auf die eingenuteten Querhölzer verzichten würdest?

Und: Welchen Typus von Gratleisten würdest Du verwenden? Wohl recht starke, aufgeschraubte? Wegen der Zarge wäre das ja kein Problem...

Gewicht/Grösse der Platte ist kein Problem. Die Werkstatt ist nahe dem Aufstellungsort.
Muss angesichts meiner Rückenprobleme allerdings Helfer organisieren fürs Manipulieren beim Besäumen und fürs Hobeln! :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:
Habe letzthin festgestellt, dass ich bereits mit deutlich kürzeren Eichenbohlen von 6 cm ab Sägerei meine Probleme habe... :emoji_grin:
 

Johannes

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Hallo,
ja, die Hirnleisten würde ich bei so einer dicken Platte nicht machen.
Unter Gratleisten verstehe ich klassisch eingegratete Leisten, ungefähr so breit wie die Dicke der Tischplatte und 2-3 mal so hoch.
Gratnut ca. 15-18mm tief.

Es grüßt Johannes
 

ChrisOL

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Hast du die Möglichkeit 4m lange Bohlen abzurichten? Das brauchst du auf jeden Fall Helfer.

Dein Tisch wird in der Höhe ziemlich aufbauen. 10cm Zarge + 5cm Platte, da bleibt nicht mehr viel Beinfreiheit. Wenn der Tisch zu hoch wird oder die Beine an die Zarge stoßen ist es unangenehm.

Die Hirnleiste kann man machen, es muss halt zum Design passen.

Da stecken drei Zapfen in der Hirnleiste. Die Äußeren brauchen Langlöcher. Geleimt wird nur in der Mitte.
Hier ein schöner Beitrag mit Bildern die das verdeutlichen.
http://www.woodworking.de/cgi-bin/f...read/id/57292/sbj/tischplatte-aus-eschenholz/
 

Besserwisser

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Vernünftige Holzauswahl ist das A und O. da gehört die richtige Feuchte dazu.
Dann bleibt die Platte auch gerade.
Ansonsten geht der Tisch ja gar nicht mit Gratleiste, die stünde der (fehlenden) Schublade im Weg.
Und die Hirnleiste ist notwendig, um die fehlende Zarge zu ersetzen.
Details ausführen wie ChrisOL.


(eine aufgeschraubte Leiste ist keine Gratleiste, auch wenn das immer wieder kolportiert wird. Und die müsste beid er Konstruktion, damit sie auch was bringt, klotzartigen Charakter haben)
 

teluke

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Ich habe bei unserem Esstisch (Kirschbaum Platte 3000x1100 Beine 120x120) mit einer Plattenstärke von "nur" 80mm die Zargenbretter (100x50) liegend eingebaut.
Das ist zwar technisch nicht optimal aber dem Raum für die eigenen Beine sehr zuträglich zuträglich.
Die Platte inkl. Zarge ist so gerade mal 130mm dick.
Dem Tisch scheint es egal zu sein, er ist noch so gerade wie am ersten Tag.

Und jetzt gehe ich in die Werkstatt, muss weiterhin Transportkisten bauen.
 
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Der Tisch entspricht der Barock-Epoche 1600 bis 1770 nach Christi ( ich denke im Frühbarock), um dein historisches Vorbild/Epoche mal beim Namen zu nennen. Lg
 

magmog

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Guuden,

ein toller Eichenstamm vom Nachbargrundstück ist wahrscheinlich innerlich
stark zerrissen, wenn er länger als ein halbes Jahr liegt und damit brennholzverdächtig..
Falls er noch einigermaßen frisch ist, sollte er schnellstens eingeschnitten
und zum Vortrocknen aufgesetzt werden. Danach ist eine technische Trocknung
notwendig. Im Verlauf der zweiten Jahreshälfte ist dann der Beginn der Arbeiten denkbar.
 

Friederich

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ist wahrscheinlich innerlich stark zerrissen, wenn er länger als ein halbes Jahr liegt
So sehr lang ist das bei Eiche, in Rinde, auch wieder nicht. Und wenn ein Stamm beim Trocknen reißt, dann eher außen als innen, und von den Hirnholzenden her.
Hätte diesbezüglich also weniger Bedenken.

Nur: verarbeitungstauglich trocken ist er halt trotzdem noch lange nicht. Braucht noch einige Jahre, oder halt Trockenkammer.
Und, wie schon angemerkt, bez der Qualität (Astfreiheit) sollte man sich bei einem Baum aus dem Freistand, keine Illusionen machen.
 
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schreinerheiri5

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der Eichenstamm ist schon sehr gut; vor wenigen Wochen umgefallen und liegt für den Abtransport bereit. Auf ca. 4 m Länge völlig gerade und astfrei, weiter oben etwas gebogen. Wald und nicht Garten. Ich hoffe, dass ich ihn überhaupt kriege, er war eigentlich bereits einem Händler versprochen...

Aber ein Tisch im angedachten Sinne bleibt auf jeden Fall im Programm.

@ChrisOL:
Danke für die Lösung mit der Hirnleiste!

Für das und andere Projekte wäre meine Kombimaschine mit 35 cm-Messerwelle etwas überfordert, und auch die Werkstatt zu klein.
In den Raum daneben kommt demnächst - nicht nur für den Tisch, sondern auch für andere Projekte - eine mit 60 cm-Welle.
Soeben für 350 SFr erstanden. Wichtige Kriterien waren eine gute Messerwelle (4 Streifenmesser mit Keilleisten) und eine gute Schutzvorrichtung. So muss ich nur in ein zweites Messerset und in eine Einstelllehre investieren, sowie etwas Arbeit ins entrosten und in eine fahrbare Aufstellung...
Ins Projektforum kommen zu gegebener Zeit Bilder...
 

U.Tho

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Eichen brauchen Konkurrenzdruck um astfreie Schäfte zu bilden
Wäre es nicht sinnvoll, analog dem Obstbau, auch junge Eichen die ersten Jahre per "Erziehungsschnitt" derart zu formen, dass lange, astfreie Stämme wachsen? Ich habe das schon oft beim Waldspaziergang gedacht.
 

Friederich

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"Erziehungsschnitt"
Zu hoher Qualität "erzogen", wird bei Ei praktisch auschließlich durch seitliche Beschattung durch den Gesamtbestandes. Die Höhe die man mit der Astungssäge erreicht, ist viel zu gering um. Außerdem würden sich ohne "Dichtschluss" und Beschattung bald Wasserreiser bilden.
 
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schreinerheiri5

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@schreinerheiri5
In diesem rustikalen Umfeld wäre eine gerissene Platte nicht unbedingt störend oder?

Ja klar, das muss für mich nicht makellos sein; sieht man ja auch selten an historischen Objekten!

Habe in derselben Küche noch ein sehr schönes altes Eichen-Tischgestell stehen mit provisorischer Platte. Darauf eine grosse Waage und eine Aufschnittmaschine. Für ein Eichen-Tischblatt dazu habe ich aus einem Gemeindedepot Eichenbretter geschenkt bekommen, die ich letzten Monat gehobelt habe. 2-3 Bretter haben Äste, mit gewissen Ausrissen beim Hobeln. Stört mich nicht, wird gespachtelt...
 

Dietrich

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Hallo,

die Eiche braucht Zeit und den Druck Licht zu erreichen.
Im Mainzer röm. german. Schifffahrtsmuseum wird informiert, das die Römer Eichen aus german. Wäldern schätzten die 26m astfreie Schäfte aufwiesen, auf Böcken liegend wurden die Stämme von Sklaven zu Blockware "verwandelt".

Gruß Dietrich
 

U.Tho

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Wäre es nicht sinnvoll, analog dem Obstbau, auch junge Eichen die ersten Jahre per "Erziehungsschnitt" derart zu formen, dass lange, astfreie Stämme wachsen? Ich habe das schon oft beim Waldspaziergang gedacht.
Habe mal meinen Post nach vorne gebracht, weil heute ein Video genau dazu auf meiner Liste stand (Wild auf Wald):
https://www.youtube.com/post/UgxQb1_mruVoD_jnQSF4AaABCQ
Genau so hatte ich das gemeint - nennt sich wohl "Wertasten"
Man sieht viele Bäume im Wald, die in ein paar Metern Höhe dicke, abgestorbene Äste haben, die irgendwann mal abbrechen. Die mindern die Qualität des Stammes. So was sollte man beizeiten abschneiden.
 
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U.Tho

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Ich habe mal ein Bild rausgesucht, da sind die abgestorbenen Äste seit langem abgefallen, wächst jetzt zu, hinterlässt aber Qualitätsminderungen im Stamm. Derartige Äste sollten beizeiten entfernt werden finde ich. Es ist halt mit Aufwand / Kosten verbunden, jemand mit langem Hochentaster durch den Wald zu schicken, um die Bäume zu korrigieren. Zumal der Erfolg erst einige Jahrzehnte später zu Buche schlägt - insbesondere bei der Eiche.
IMG_20201028_165353.jpg
 

Boshu

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Muss der Tische denn ueberhaupt verleimt werden? der kann ja auch mit Federn auf Gratleisten zusammgehalten werden.Gratleiste rechts und links durchduebeln an den Enden. Am Kopf kann vielleicht eine Hirnleiste einfraesen.
 
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