Leinölbad

Georg L.

ww-robinie
Registriert
5. März 2004
Beiträge
4.236
Ort
Bei Heidelberg
Die Holzfaser sagt doch nicht, bitte Öl hintenanstellen, zuerst das Terpentin.
Naja so trivial ist das nicht. Es gibt da schon Wechselwirkungen zwischen Öl und Holz bzw. Terpentin (Verdünnung) und Holz, die bewirken dass ein Bestandteil der Mischung schneller oder langsamer vom Holz aufgenommen wird.

Das ist ein untrennbares Gemisch und wenn Holz das Entmischen könnte, wäre die Industrie sehr daran interessiert. Wäre ein revolutionäres Verfahren zum Trennen von Gemischen.
Nennt sich Chromatographie. Wird zwar in der Regel mit Kieselgur oder Polysccariden gemacht aber ist seit Jahrzehnten Standard in Chemischen Labors und auch in der Produktion zur Gemischtrennung und Reinigung von Produkten. So revolutionär ist das Verfahren nicht. Holz ist hier vielleicht nicht der geeignete Stoff, weil es a. ein zu komplexes nicht inertes Stoffgemisch darstellt und b. der Aufwand zu groß ist die getrennten Stoffe wieder herauzulösen. Deshalb wird die Industrie da auch wenig Interesse daran haben.
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.709
Ort
Dortmund
Terpentin (Verdünnung) und Holz, die bewirken dass ein Bestandteil der Mischung schneller oder langsamer vom Holz aufgenommen wird.

Ich glaubs nicht, bin davon überzeugt, dass dieses Gemisch sich in keiner Weise irgendwie aufspaltet. Hab aber nichts anzubieten, was meine Meinung untermauern könnte.
 

Standöl

ww-ulme
Registriert
30. August 2014
Beiträge
198
Ort
Konstanz
Ich glaubs nicht, bin davon überzeugt, dass dieses Gemisch sich in keiner Weise irgendwie aufspaltet. Hab aber nichts anzubieten, was meine Meinung untermauern könnte.

Hallo Winfried,
doch das Gemisch trennt sich, da Lösemittel viel mobiler sind. Mach folgenden Versuch: nimm Dir einige Bucheklötzchen gleicher Dimension (z.B. 5 x 5 cm) und möglichst gleichmäßigem Wuchs und stell sie mit dem Hirnholz in a) reines Leinölfirnis b) Halböl (Verdünnung Isoaliphate) und c) reine Isoaliphate. Es ist eine Frage der Zeit bis bei allen drei Klötzchen an der Querschnittfläche Material auftaucht. Bei reiner Verdünnung mehr oder weniger sofort, bei reinem Öl je nach Wuchs einige wenige Minuten. Verdünnung macht das Eindringen also nur schneller aber nicht tiefer. Und wenn Du bei Halböl die ersten auftauchenden Tropfen mit einem farbigen Löschpapier abtupfst, diese trocknen läßt, wirst Du feststellen, dass es keine Flecken gibt wie es bei Leinöl der Fall wäre, sondern dass das Lösemittel mehr oder weniger rückstandsfrei verdunstet.
 

womowolle

ww-ulme
Registriert
8. November 2006
Beiträge
188
Ort
Kurpfalz
Die Mischung dringt ja nicht von selbst in das Holz, sondern wird durch Kapillarkräfte der Holzporen in das Holz gesaugt.

Je geringer die Viskosität desto tiefer kann es dabei eindringen. Man kann die Viskosität durch verdünnen oder erwärmen verringern. Vielleicht ist beim Erwärmen die Konzentration des Leinölfirnis in den Poren höher, als beim Verdünnen.
Eher das Gegenteil ist der Fall. Das dünnflüssige Terpentin zieht schnell ins Holz ein und sättigt so die Fasern, so dass das Leinöl garnicht mehr die Möglichkeit hat ins Holz einzuziehen. Wenn man möchte, dass das Leinöl tiefer ins Holz einzieht sollte man es erwärmen.

Wenn Leinölfirnis und Terpentin mal gemischt sind dringen sie gemeinsam in das Holz ein. So wie du schreibst müssten sie sich beim Eindringen wieder entmischen und das geht physikalisch nicht.

Gruß
womowolle
 

Georg L.

ww-robinie
Registriert
5. März 2004
Beiträge
4.236
Ort
Bei Heidelberg
So wie du schreibst müssten sie sich beim Eindringen wieder entmischen und das geht physikalisch nicht.
Das dem nicht so ist kann dir jeder Chemiker, der Ahnung von Chromatografie hat, bestätigen, die Stoffe trennen sich.
Auch ich arbeite seit mittlerweile rund 40 Jahren in der Chemie und dabei vorwigend mit chromatografischen Methoden. Wenn sich Stoffmischungen durch geeignete Medien nicht wieder entmischen lassen würden, wäre die ganze Chromatografie unmöglich. Aber es funktioniert, kann ich dir versichern. Zwischen deinem Stoffgemisch (im konkreten Fall ein Leinöl /Terpentingemisch) und dem Chromatografiemedium (in diesem Falle das Holz) entstehen Wechselwirkungen, die je nach Stärke dazu führen, dass sich die eine Komponente eben schneller im Medium bewegt als die andere. Ist die Trennstrecke entsprechend lang, kann es sogar zur vollständigen Trennung kommen.
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.709
Ort
Dortmund
Hatte Zeit, mal das von @Standöl in #28 vorgeschlagene Experiment zu machen.

Holzleiste Buche 13x18mm, 5cm lange Abschnitte, die dann hochkant in die Flüssigkeit eingetaucht werden.

In 3 Einwegbecher dann etwa 7mm hoch Waschbenzin, Halböl (Leinölfirnis + Shellsol T = Isoaliphat) und zum Schluss auch nochmal Leinölfirnis + Waschbenzin + Shellsol T 1:1:1 (=2/3 Lösemittel) getestet. Testpapier = 90g Offsetpapier (wie Druckerpapier)

Aufsteigen tut das bei Waschbenzin extrem schnell, unter 1 Minute. Oben dann mit Papier abgewischt und wie erwartet, ist das Papier nach 1-2 Minuten wieder trocken, man sieht nichts mehr vom Lösemittel.

Halböl dauert deutlich länger, so etwa 3-5 Minuten, bis man erste feuchte Spuren am Ende sieht. Dann hab ich die erste Probe abgenommen. Im Abstand von 1 Minute nochmal 3 Proben.

Zum Schluss nochmal das wesentlich dünnere Gemisch mit 2/3 Lösemittel, hier gings dann innerhalb von 1-1,5 Minuten, auch hier 4 Proben vom ersten Auftreten abgenommen, etwa 30s Abstand.

Gleichzeitig auf allen Proben einen Vergleichsfleck gemacht, also kleinen Tropfen der jeweiligen Flüssigkeit aufs Papier gegeben.


Resultate: Auch nach 30 Miunten Verdunstungszeit bleiben alle Papierproben ölig, und zwar genauso im Aussehen, wie der Testfleck. Sieht so aus, als würde da nichts getrennt. Wobei das Verfahren nur sicher nachweisen könnte, wenn es 100% getrennt würde. ABER: die Probe mit 2/3 Lösemittel hat das Papier wesentlich sanfter in Richtung durchsichtig verfärbt. Hier könnte man also gewisse Aussagen über unterschiedliche Mischungsverhältnisse machen. Doch auch bei der Probe mit Halböl haben sich die Proben genauso verfärbt, wie beim Testropfen, waren also genauso ölig. Für mich sieht das alles so aus, als ob sich da nichts entmischt.
 

pedder

ww-robinie
Registriert
19. Oktober 2007
Beiträge
9.067
Ort
Kiel
Lieber Winfried,

an dieser Stelle möchte ich mich mal herzlich bei Dir für Deine unermüdliche Bereitschaft zum Testen und Aufschreiben bedanken! Dieser Streit um die Wirksamkeit von Verdünnung ist mindestens so alt wie das Forum. Ottmar hat immer vertreten, dass Verdünnen nichts bringt, sondern nur erwärmen. Nun scheint mir die Wahrheit wieder ein Stück greifbarer.

Liebe Grüße
Pedder
 

herp

ww-ahorn
Registriert
21. April 2018
Beiträge
144
Wow da hab ich eine Diskussion losgetreten :O Die ersten Stufen sind schon wieder herausen nach 4-5 Tagen. . Ich musste die noch um 2cm kürzen. Am See wird immer um jeden cm gestritten da bekomme ich eine anzeige wenn ich einen cm zu weit zum Nachbarn bin. Das Öl ist ca. 1-2mm in das Holz eingedrungen. Die Stufen sind aus heimischer Lärche 4.5cm Dick die Oberläche oben ist Plangefräst und unten geschliffen.
Jetzt sind die nächsten Stufen im Bad. Längere Zeit wird ja ähnlich viel bringen wie erwärmen.
Das mit dem oberflächlichen schwitzen macht nichts ist ja mein Steg. Ich kann auf der Lauffläche ja schnell mit einem schleifpad drübergehen und die Lauffläche im Herbst nochmal dünn ölen wenn ohnehin niemand mehr auf den Steg geht. Der Steg selbst hat einen Belag aus Cumaru das ist ungeölt. Ich glaube das lasse ich auch ungeölt. Ich hab nicht den Stress falls es mal in 20 Jahren zu tauschen ist weil das ist schwimmend auf einem Aluboden verlegt.
 

herp

ww-ahorn
Registriert
21. April 2018
Beiträge
144
Kurzes update. Das Baden für 4-5 Tage hat wunderbar geklappt, die Ölung ist traumhaft geworden. Das holz wurde noch mehrere Monate innen gelagert und alle 1-2 Wochen austretendes Öl aufgenommen mit einem Tuch. Ist immer weniger geworden.
Treppe wurde verbaut. Hatten nie Probleme das es Öl ausgeschwitzt hätte.
 
Oben Unten