Was ist eigentlich Holzseife? Worum Handelt es sich? Ist Holzseife eine Neutralseife, eine Schmierseife oder eine Kernseife? Verwendet man zum Seifen von Holz besser animalische Seifen aus tierischen Fetten wie zum Beispiel Rinder-Talg oder lieber pflanzliche Seifen aus Olivenöl oder Palmöl. Wie seift man Holz in Dänemark und wie seift man in Schweden? Was bewirkt die Lauge im Holz. Wie wird das Holz beim Seifen gepflegt und warum wird das Holz mit der Zeit wasserabweisend? Fragen über Fragen...
Das Seifen von Holz ist eine Art des Laugens bei dem man Holz mit einer Seifen-Lauge mit hohem ph-Wert behandelt. Dies bewirkt vermutlich auch die oft beobachtete Aufhellung oder zumindest den Erhalt des hellen Holzes. Warum manche Schreiner heute ausdrücklich die Verwendung von Neutralseife empfehlen, kann ich nicht verstehen. Neutralseife ist ein modernes Reinigungsmittel, das eigentlich gar keine Seife ist und aufgrund des neutralen ph-Wertes auch keine Lauge bildet.
Ein weiterer Effekt einer "echten" alkalischen Seifen-Lauge ist, dass diese gemeinsam mit dem insbesondere im harten Putzwasser enthaltenen Calcium und Magnesium interessante Verbindungen bildet. Im Bad kennt man es als hartnäckigen und störenden Seifenkalk (Soap Scum oder Soap Residue) den es zu bekämpfen gilt. Auch bei der Wäschepflege mit Seife ist dieser Seifenkalk störend, was dazu geführt hat, dass Seife aus der Wäschepflege inzwischen praktisch verschwunden ist. In Reinform ist dieser Seifenkalk Calciumstearat, jedoch ein weißes, wachsartiges Hydrophobierungsmittel, welches in der Industrie zum "waterproofing" eingesetzt wird. Die Hausfrau kennt es nur als störenden Speckrand in der Badewanne.
https://en.wikipedia.org/wiki/Calcium_stearate An Anderer Stelle ist es vermutlich gerade diese Hinterlassenschaft der Fettsäureseife, die den gewünschten Pflegefilm auf der Oberfläche bildet.
Der langsame Aufbau einer solchen Calciumstearat- oder Seifenkalkschicht dürfte ein weiteres Geheimnis des Seifens von Holzböden und Tischplatten sein. Dies funktioniert jedoch nur mit echten Seifen-Laugen und eben nicht mit Neutralseife.
Ein weiteres Geheimnis des Seifens von Holz könnten nicht verseifte Fettreste und in der Seife verbliebenes Glycerin sein, welche das Holz fetten und zusätzlich hydrophobieren. Die Rede ist dann oft von überfetten Seifen. Dazu weiß ich allerdings (noch) viel zu wenig über die Seifenherstellung.
In Schweden verwendet man offenbar Linsåpa oder Linoljesåpa eine Leinölseife mit ph 10 zum Laugen. Ich weiß es noch nicht genau, aber ich nehme an, dass es sich hierbei um eine klassische Schmierseife handelt. In Dänemark ist das traditionelle Bodenpflege-Produkt dagegen eine Lauge aus Seifenflocken (Sæbespåner) die zum teil als "Ren animalsk natriumsæbe" beschrieben werden. Das bedeutet, zu Deutsch vermutlich "animalische Natronseife". Dies heißt wohl, dass die Seife aus tierischen Fetten und Natronlauge hergestellt wird. Demnach wäre es eine tierische Kernseife.
Schmierseife oder Kernseife oder gar Leimseife? Welche Seife ist nun besser für Holz geeignet und welche Ergebnisse erzielt man mit den verschiedenen Produkten? Versuch macht "kluch":
Meinen ersten Versuch habe ich mit handelsüblicher deutscher Schmierseife auf Pflanzenölbasis gemacht. Meinen nächsten Versuch mache ich mit (pflanzlichen) Sæbespåner aus Dänemark, die meine netten dänischen Nachbarn zur Hand hatten.
Derweil schmökere ich noch ein bisschen in einem alten Buch, das ich bei Google Books gefunden habe. Titel: Die Wissenschaft des Seifesiedens oder chemische Grundsätze der Kunst alle Arten harte und weiche Seifen zu fabriciren" Von: Dr. Sigismund Friedrich Hermbstädt, 1824