Möbel seifen - wie genau geht das eigentlich?

Starball

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Ich habe vor einigen Wochen in Dänemark einige ganz tolle Eichenmöbel entdeckt, deren Oberfläche geseift war.

Nun möchte ich ein paar Kleinmöbel bauen und diese ebenfalls seifen. Ich habe schon gelernt, dass Seife (hier: Kernseife) im Verhältnis von 1:3 mit Wasser aufgekocht wird... Und dann? Meine Mischung ist beim Auskühlen wieder zu einem Block geworden.

Soll ich hieraus jetzt kleine handliche Stücke schneiden und damit die Möbel einreiben? Weiter verdünnen, bis die Mischung pinseltauglich ist? Heiß (und damit schon in der jetzigen Mischung flüssig) verarbeiten?

Wer hilft mir?
 

edelres

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Seifen

Hallo Gast,

Frueher wurden Tischplatten, in Haushalten und Gasthaeusern mittels Seesand und Schmierseife gereinigt und gepflegt. Der Abschluss der Reinigung war ein Auftrag von Schmierseife, welche auf der Oberflaeche antrocknete. Diese Schmierseifen (Fluessigseifen) wurden mittels Fetten/Oelen und Alkalien hergestellt und blieben fluessig. Wurde Weisklalkloesung bei der Herstellung von Schmierseife verwendet war diese nach Verdunstung des Wasseranteils nicht mehr Wasser loeslich.

Anfang der sechziger Jahre, beobachtete ich in einem Gasthaus in der Naehe von Reutte in Tyrol, eine aeltere Frau wie sie Wirtshaustische reinigte, sie verwendete eine Schmierseife, welche, wie sie mir erklaerte, elbst aus Talg und Pottasche herstellte. Die so gereinigten Tischplatten(xx Jahre alt,vermutlich Ahorn) sahen trocken weisslich aus und die Oberflaeche fuehlte sich stumpfglatt an. Sie sagte mir seit ihrer Kindheit wurden Tische so behandelt.

Ich haette Bedenken Kernseife als Moebelfinsh zu verwenden, da diese immer wasserloeslich bleibt. Sollte die Kernseife noch Restanteile von Natriumhydroxyd (Aetznatron) enthalten koennte dies zu Reaktionen mit der Gerbsaure von Eichenholz kommen. (Fleckenbildung)

Ich habe bis heute nichts genaues nachvollziehbares ueber das “Seifen” von Moebeln als Finish gefunden. Ich bin sehr daran interessiert und Dankbar fuer Hinweise die genaueres darueber aussagen.

Mfg

Ottmar

PS: Vielleicht koentest du naeheres, bzw geaueres ueber das"Seifen" in Daenemark erfahren und dann hier im Forum mitteilen.
 

raftinthomas

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hallo,

ottmar, du warst gar nicht so falsch. seifen hat seinen ursprung sicher im wirtshausbereich, hier speziell bei ahornplatten. die tische wurden jeden abend mit einer sehr seifigen lauge geputzt, die dann in das holz einzog. irgendwann ist die oberfläche dermassen mit seife gesättigt, dass sie gar nix anderes mehr aufnehmen kann und flecken einfach mit einem feuchten tuch entfernt werden können.

seifen als oberflächenbehandlung kenne ich eigentlich nur von hellen möbeln aus ahorn, esche, fichte.

die kernseife hat heutzutage wohl ausgedient, ich verwende fertige "holzseife" zb der firma triptrap.
sicherlich kann man auch die kernseife nehmen, dabei würde ich verdünnen, bis sie flüssig ist. eventuell sogar im "flüssig-warmen" zustand verarbeiten.

geseifte möbel bedürfen intensiver und regelmässiger pflege durch nachseifen, haben aber ihre ganz spezielle oberfläche, die sicher anders nicht erreichen lässt.

btw: ich kenne noch einige gaststätten, die ihre tische genau so behandeln.
 

edelres

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Seifenfinish

Herzlichsten Dank Thomas,

du hast mir das fehlende Glied (missing link) geliefert. Die Firma Trip Trap hat alle diese Produkte fuer das finishen mit Seife. Ich werde mich bei dieser Firma sachkundig machen, man lernt nie aus. Das finde ich an diesem Forum so gut ist der fachlich sachliche Ideen/Rataustausch. Ich schaetze besonders deine Art Humor!

@ Starball,

wende dich an die Firma TripTrap http://www.trip-trap.de/oxid.php/cl...ed93622.70126474/Seife-Farbe-natur-2.5-Liter/
die vertreiben alle Produkte (Anleitungen) die du fuer deine Kreationen brauchst.

wuensche viel Erfolg.

mfg

Ottmar
 

vollholz

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Hi zusammen,
ich verwende auch gelegentlich Trip Trap Bodenseife klar oder weiß pigmentiert. Die Verarbeitung ist einfach, die Ergebnisse gut. Als Oberfläche für Eiche kann ich mir Seife auch vorstellen, bisher habe ich aber nur Ahorn damit behandelt.
Grüße,
Jens
 

edelres

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Eiche Seifen

Hallo Jens,

bei Eiche sehe ich wegen der porositaet Schwierigkeiten. Ich habe diese Erfahrungen mit Oelfinish gemacht, nach einiger Zeit sammelte sich ein Belag in den Poren an, welcher mit der Zeit haesslich aussah. Dies ist auf Oberflaechen passiert welche laufend ge/benutzt wurden. Bei anderen Oberflaechen sehe ich keine Schwierigkeiten.

mfg

Ottmar
 

fitzof

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Als Oberfläche für Eiche kann ich mir Seife auch vorstellen, bisher habe ich aber nur Ahorn damit behandelt.

Hallo Jens,
hast du den Ahorn vorher "grundiert" oder sonstwie behandelt oder nur mit der Seife?
Wenn ja wie oft wiederhoslt du das und vergilbt der Ahorn dabei nicht?

Danke und Gruß!
 

Eder Franz

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Ahorn Tischplatte Seifen Brauhaustisch

Ich weiß, ich weiß... Der Thread ist vermutlich so alt wie das Seifen von Holz selbst.

Ich möchte trotzdem noch einmal darauf zurückkommen, denn auch wir haben inzwischen eine massive Ahorn-Tischplatte, weil ich mich an Brauhaustischen immer so ungeheuer heimisch fühle. :emoji_grin:

Zunächst hatte ich die Platte quasi roh belassen und auf Holz-Resten Probeflächen mit Holzölen und Wachsen angelegt. Mit den Ölen war ich nicht so zufrieden, weil das Holz dadurch gelblich wurde. Die besten Erfahrungen habe ich mit dem ALLENDO Hartwachs gemacht, welches besonders gut geklärt ist, und daher nicht diesen Gelbstich hat. Das Ergebnis war eine sehr feine Oberfläche, diese war mir jedoch zu "möbelartig" und nicht "brauhäuslich" genug. Ich habe mich daher umgehört, wie es die Brauhäuser und die Hersteller solcher Tische mit der Pflege handhaben.

Die Antwort war: Seifen! Seifen! Seifen!

Nach dem Schliff wird das Ahorn-Holz angeblich zunächst gelaugt oder gebleicht. Eine der Möglichkeiten war Wasserstoffperoxid.

Anschließend wurde das Holz mehrfach mit Schmierseife geseift und dann im laufenden Betrieb mit einem feuchten Lappen (mit klarem Wasser oder ebenfalls Seifenlauge angefeuchtet) abgewischt. Je nach Intensität der Nutzung werden die Tische dann wöchentlich mit Schmierseife geschrubbt. Wie das genau funktioniert, hat man mir nicht verraten.

In einem anderen Forum habe ich gelesen, dass man Marseiller Seife verwenden sollte. Das ist eine Olivenöl-Kernseife, die auch für die Hautpflege sehr beliebt ist. Die Herstellung dieser Seife kenne ich aus einer jener schönen Sendungen des BR in denen die letzten Recken eines traditionellen Handwerks vorgestellt werden.

Ich habe den Tisch inzwischen mehrfach mit dem Rotex abgeschliffen. Dank der Mirka Schleifnetze und meinem Absaugmobil habe ich das direkt im Wohnzimmer machen können - als meine Frau aus dem Haus war. :rolleyes:

Soweit meine bisherigen Erfahrungen. Nun zu meinen Fragen: Wie könnte man das Holz vor dem Seifen bleichen? Hat schon jemand mit Marseiller Seife im Holzbereich gearbeitet und entsprechende Erfahrungen?
 

andama

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Bestelle dir bei Woca eine Probe, ich fand die Oberfläche passend, Verarbeitung ist einfach. Sieh dir den Link zum Bild in meinem letzten Post an.
 

gleiter

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Hi!

Wie könnte man das Holz vor dem Seifen bleichen?

Wasserstoffperoxid, 30%, damit geht das gut. Unmittelbar vor dem Verarbeiten mit 3 - 5% Salmiak mischen, erst dadurch gibt es eine Reaktion. Wird warm, schäumt auf, und muß so schnell wie möglich verarbeitet werden.

Alternativ gibt es das Doppelanstrichverfahren, das habe ich allerdings noch nie probiert: H2O2 vorstreichen und im nassen Zustand mit Salmiak befeuchten.

Gut Trocknen lassen, leicht überschleifen, ggfs (falls allfällige Verfärbungen im Holz nicht restlos gebleicht wurden) den Vorgang wiederholen.

Warnhinweise: Salmiak stinkt bestialisch, auch so kleine Mengen wie hier benötigt. Also sehr gut lüften oder gleich draussen machen. Schutzhandschuhe und -brille sind sowieso obligatorisch, und Herumpanschen und Spritzen auf Haut und/oder Kleidung sollte auch tunlichst vermieden werden.

H2O2 30% bekommst Du in der Apotheke, zumindest bei uns wird das mit Namen und Anschrift in's Giftbuch eingetragen. Als Zweck "Bleichen" reicht völlig.

Gruß aus dem Wein/4, André.

P.S.: Zum Thema müßte die Suche eigentlich eine Menge Lesestoff bringen, weitere Stichworte wären Oxalsäure, Kleesalz oder Cyanex - sagt zumindest mein gescheites Buch. :emoji_grin:
 

Eder Franz

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Vielen Dank für Dein geteiltes Fachwissen.

Ich habe eine Flasche Salmiak in der Garage. Ich habe den früher zum Abwaschen feuerverzinkter Metallteile verwendet. Ich kenne den Geruch nur zu gut. :eek:

Man findet tatsächlich so einiges zu dem Thema. Man kann sich toll darin verlieren. :emoji_slight_smile:

Grüße ins Wein/4
 

Eder Franz

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Ich habe mal recherchiert. Die Welt ist ein Kugel. Wenn man lange genug in eine Richtung geht, kommt man wieder nach Hause:

https://www.woodworker.de/forum/eiche-bleichen-t1134-2.html

Wie man beim Bleichen vorgeht, hängt davon ab, ob man gerbstoffreiche oder gerbstoffarme Hölzer bleichen möchte.

Man suche z.B. nach: "Bleichen gerbstoffreicher Hölzer" oder "Bleichen gerbstoffarmer Hölzer"
oder den "Profi Tipp: Bleichen von Hölzern"

Da es sich bei Ahorn um ein gerbstoffarmes Holz handelt, scheint die Variante mit Wasserstoffperoxid und Salmiakgeist angebracht.

Es gibt auch fertige Bleichmittel. Man suche z.B. nach: "Hesse Lignal Bleichmittel" oder "Cyanex"

Für den Bleichen der Ahorn Tischplatte werde ich es vermutlich mit Der H²O² Variante probieren und das Holz anschließend seifen.
 

gleiter

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Für den Bleichen der Ahorn Tischplatte werde ich es vermutlich mit Der H²O² Variante probieren und das Holz anschließend seifen.

Mach aber unbedingt vorab ein paar Probestücke an Abfallholz.

Warum?

Weil es durchaus sein kann, dass Dir das Ergebnis nicht gefällt.

Das ist jetzt meine persönliche Erfahrung und somit absolut subjektiv, aber nach dem Bleichen ist der Ahorn "tot". Die an sich sehr schöne und feine Zeichnung ist weg, komplett. Könnte dann genau so gut Pappel oder so ein Plastik-pseudo-"Massivholz" sein. Mit Ahorn hat das nichts mehr zu tun und ist bei uns somit nur der allerletzte Ausweg.

Wie geschrieben - rein subjektiv.

Gruß aus dem Wein/4, André.
 

Eder Franz

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Klar mache ich Proben! Das ist oft mein Problem. Ich habe mehr Spaß am Forschen, als am Fertigwerden.

Die beste Anleitung zum Bleichen von Holz habe ich übrigens hier gefunden:

www.tischler-ole-welzel.de

Oberflächenbehandlung:

Oberflchenbehandlung

Das Seifen, (Zitat:edelres):

Frueher wurden Tischplatten, in Haushalten und Gasthaeusern mittels Seesand und Schmierseife gereinigt und gepflegt. Der Abschluss der Reinigung war ein Auftrag von Schmierseife, welche auf der Oberflaeche antrocknete. Diese Schmierseifen (Fluessigseifen) wurden mittels Fetten/Oelen und Alkalien hergestellt und blieben fluessig. Wurde Weisklalkloesung bei der Herstellung von Schmierseife verwendet war diese nach Verdunstung des Wasseranteils nicht mehr Wasser loeslich.

Anfang der sechziger Jahre, beobachtete ich in einem Gasthaus in der Naehe von Reutte in Tyrol, eine aeltere Frau wie sie Wirtshaustische reinigte, sie verwendete eine Schmierseife, welche, wie sie mir erklaerte, elbst aus Talg und Pottasche herstellte. Die so gereinigten Tischplatten(xx Jahre alt,vermutlich Ahorn) sahen trocken weisslich aus und die Oberflaeche fuehlte sich stumpfglatt an. Sie sagte mir seit ihrer Kindheit wurden Tische so behandelt.

Ich haette Bedenken Kernseife als Moebelfinsh zu verwenden, da diese immer wasserloeslich bleibt. Sollte die Kernseife noch Restanteile von Natriumhydroxyd (Aetznatron) enthalten koennte dies zu Reaktionen mit der Gerbsaure von Eichenholz kommen. (Fleckenbildung)

Natürlich kann man heute auch fertige Möbelseife kaufen. Man findet aber mittlerweile auch Rezepte zur Herstellung von Seife mittels Pottasche im Internet...

Seife, handgemachte Seifen, Seifenliebhaber

Wie war das gleich? Und wenn man lange genug in eine Richtung wandert, kommt man schließlich wieder im Wein/4 an. :emoji_slight_smile:
 

Eder Franz

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Hallo!

Im Vorfeld des Seifens habe ich meinen ersten Versuch unternommen und zunächst ein Reststück Ahorn gebleicht.

Ich habe das von Ole Wetzel im Netz beschriebene "totbleichen" gerbstoffarmer Hölzer mit getrenntem Auftrag der Chemikalien als Anleitung genommen und zunächst nur das H²O² aufgetragen. Nach ein paar Stunden war die Lösung abgetrocknet und das Holz bereits deutlich heller. Wie beschrieben, habe ich nun das NH³ 25%ig aufgebracht. Das Holz wurde dadurch nochmals heller.

Zu diesen Prozessschritten habe ich nun folgende Fragen:

1. Was bewirkt der Salmiackgeist? Ist das eher ein Katalysator, der das Bleichen Verstärkt, oder ist es eine Chemikalie, die den Bleich-Prozess stoppt?

2. Wie lang ist die Einwirkzeit für das H²O²? Nur trocknen lassen, oder doch 24h bei 20°C warten?

EDIT: BLEICHEN VON HÖLZERN MIT WASSERSTOFFPEROXID VTM Nr. 1102, Quelle:

http://feycotreffert.com/wp-content/uploads/2015/03/VTM_1102_D.pdf

Durch die Behandlung mit den wässrigen Chemikalien-Lösungen stellt es erwartungsgemäß die Holzfasern auf. Die aufgestellten Holzfasern habe ich anschließend durch einen Zwischenschliff mit Schleifvlies entfernt.
 

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Eder Franz

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Das Bleichen des Ahorn klappt schon ganz gut. Erste Versuche, die Tischplatte mit einer Haushaltsüblichen Schmierseife zu seifen, habe ich auch schon unternommen. Hierdurch wird das Holz wieder etwas gelblicher. Die mit Pigmenten (Titandioxid) weißlich eingestellten Holzseifen von WOCA versuche ich noch zu umgehen, da ich es besonders puristisch angehen möchte. Dafür muss ich aber vermutlich noch etwas mehr experimentieren.
 

Eder Franz

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Heute habe ich nochmals ein Ahorn Reststück von meiner angehenden Wirtshaustischplatte mit Wasserstoffperoxyd gebleicht. Dazu habe ich Wasserstoff Peroxyd 35%ig mittels Schwamm aufgetragen. Nachdem das Holz das H²O² aufgenommen hatte habe ich sofort und ohne längere Trocken- bzw. Wartezeit die Ammoniaklösung aufgetragen. Schon nach kurzer Zeit sieht man wie das Holz heller wird. Eine Stelle habe ich sogar zweifach gebleicht und bemerke nun, dass sich hier keine weitere Veränderung mehr zeigt. Bleich bleibt bleich und ist offenbar nicht mehr steigerungsfähig.

Zu meiner Frage von weiter oben: Man kann Wasserstoffperoxyd und Salmiackgeist also kurz nacheinander auftragen. Das H²O² sollte nur schon eingezogen sein, bevor man das NH³ nachlegt.

Auch wenn es hier eigentlich um das Seifen von Holz gehen soll, muss ich sagen, dass das Bleichen vermutlich das erste "Geheimnis" einer schön "weißen" Ahorn Tischplatte nach Art eines Brauhautisches ist.

Die offenen Fragen drehen sich nun hauptsächlich um das richtige Seifen. Ein Thema, dass mich inzwischen regelrecht in den Bann zieht.
 

WinfriedM

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Bin gespannt, was du so rausfindest. Zum Thema Seifen gibts recht wenige Infos, da könnten neue Erkenntnisse interessant sein.
 

Eder Franz

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Was ist eigentlich Holzseife? Worum Handelt es sich? Ist Holzseife eine Neutralseife, eine Schmierseife oder eine Kernseife? Verwendet man zum Seifen von Holz besser animalische Seifen aus tierischen Fetten wie zum Beispiel Rinder-Talg oder lieber pflanzliche Seifen aus Olivenöl oder Palmöl. Wie seift man Holz in Dänemark und wie seift man in Schweden? Was bewirkt die Lauge im Holz. Wie wird das Holz beim Seifen gepflegt und warum wird das Holz mit der Zeit wasserabweisend? Fragen über Fragen...

Das Seifen von Holz ist eine Art des Laugens bei dem man Holz mit einer Seifen-Lauge mit hohem ph-Wert behandelt. Dies bewirkt vermutlich auch die oft beobachtete Aufhellung oder zumindest den Erhalt des hellen Holzes. Warum manche Schreiner heute ausdrücklich die Verwendung von Neutralseife empfehlen, kann ich nicht verstehen. Neutralseife ist ein modernes Reinigungsmittel, das eigentlich gar keine Seife ist und aufgrund des neutralen ph-Wertes auch keine Lauge bildet.

Ein weiterer Effekt einer "echten" alkalischen Seifen-Lauge ist, dass diese gemeinsam mit dem insbesondere im harten Putzwasser enthaltenen Calcium und Magnesium interessante Verbindungen bildet. Im Bad kennt man es als hartnäckigen und störenden Seifenkalk (Soap Scum oder Soap Residue) den es zu bekämpfen gilt. Auch bei der Wäschepflege mit Seife ist dieser Seifenkalk störend, was dazu geführt hat, dass Seife aus der Wäschepflege inzwischen praktisch verschwunden ist. In Reinform ist dieser Seifenkalk Calciumstearat, jedoch ein weißes, wachsartiges Hydrophobierungsmittel, welches in der Industrie zum "waterproofing" eingesetzt wird. Die Hausfrau kennt es nur als störenden Speckrand in der Badewanne. https://en.wikipedia.org/wiki/Calcium_stearate An Anderer Stelle ist es vermutlich gerade diese Hinterlassenschaft der Fettsäureseife, die den gewünschten Pflegefilm auf der Oberfläche bildet.

Der langsame Aufbau einer solchen Calciumstearat- oder Seifenkalkschicht dürfte ein weiteres Geheimnis des Seifens von Holzböden und Tischplatten sein. Dies funktioniert jedoch nur mit echten Seifen-Laugen und eben nicht mit Neutralseife.

Ein weiteres Geheimnis des Seifens von Holz könnten nicht verseifte Fettreste und in der Seife verbliebenes Glycerin sein, welche das Holz fetten und zusätzlich hydrophobieren. Die Rede ist dann oft von überfetten Seifen. Dazu weiß ich allerdings (noch) viel zu wenig über die Seifenherstellung.

In Schweden verwendet man offenbar Linsåpa oder Linoljesåpa eine Leinölseife mit ph 10 zum Laugen. Ich weiß es noch nicht genau, aber ich nehme an, dass es sich hierbei um eine klassische Schmierseife handelt. In Dänemark ist das traditionelle Bodenpflege-Produkt dagegen eine Lauge aus Seifenflocken (Sæbespåner) die zum teil als "Ren animalsk natriumsæbe" beschrieben werden. Das bedeutet, zu Deutsch vermutlich "animalische Natronseife". Dies heißt wohl, dass die Seife aus tierischen Fetten und Natronlauge hergestellt wird. Demnach wäre es eine tierische Kernseife.

Schmierseife oder Kernseife oder gar Leimseife? Welche Seife ist nun besser für Holz geeignet und welche Ergebnisse erzielt man mit den verschiedenen Produkten? Versuch macht "kluch":

Meinen ersten Versuch habe ich mit handelsüblicher deutscher Schmierseife auf Pflanzenölbasis gemacht. Meinen nächsten Versuch mache ich mit (pflanzlichen) Sæbespåner aus Dänemark, die meine netten dänischen Nachbarn zur Hand hatten.

Derweil schmökere ich noch ein bisschen in einem alten Buch, das ich bei Google Books gefunden habe. Titel: Die Wissenschaft des Seifesiedens oder chemische Grundsätze der Kunst alle Arten harte und weiche Seifen zu fabriciren" Von: Dr. Sigismund Friedrich Hermbstädt, 1824
 

Eder Franz

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Sæbebehandling af træ møbler

Nachdem ich bereits einen Versuch mit handelsüblicher deutscher Schmierseife unternommen hatte, habe ich nun die "Sæbebehandling" mit original dänischen Seifenflocken probiert.

Ich verstehe zwar kein Wort, aber dieses Video war dabei sehr inspirierend:

https://www.youtube.com/watch?v=16hIWHSZRQM

Darüber hinaus habe ich zum Thema "Sæbebehandling af træ møbler" schriftliche Anleitungen auf Dänisch gefunden:

https://www.brdr-friis.dk/behandling-og-pleje-af-saebebehandlede-overflader/

http://www.h-olesen.dk/media/Saebebehandling.pdf

Übersetzt heißt das:

Die Seifenbehandlung von Eiche, Buche, Esche und Kiefer

Im ersten Jahr sollte man nur eine milde Lösung verwenden. D.h. 2 Liter Wasser für ½ Tasse weiße Seifenflocken. Später kann die Lösung stärker gemacht werden. D.h. 1½ Liter Wasser für 1 Tasse Seifenflocken.

Die Mischung aus Wasser und Seife zunächst zum Kochen bringen. Wenn die Seifenmischung lauwarm ist, diese mit einem gut ausgewrungenen Tuch (oder Schwamm) auftragen. Vermeiden Sie zu viel Wasser.

Denken Sie immer daran, die Tischplatte in Längsrichtung der Maserung und immer beidseitig zu bearbeiten, da sich das Holz ansonsten verziehen kann.

Überschüssige Seifenreste anschließend mit einem sauberen Tuch oder Schwamm aufnehmen.

Aufgestellte Holzfasern können, wenn das Holz völlig trocken ist, durch einen Zwischenschliff mit Schleifpapier Korn 180-240 in Richtung der Maserung entfernt werden.

Diese Behandlung wird je nach Bedarf 1 bis 2 mal in Wochenintervallen wiederholt.

Tägliche Pflege:

Mit einem angefeuchteten feuchten Tuch wischen. Bei Fleckentfernung und erneuter Seifenbehandlung sollte immer die gesamte Fläche behandelt werden, damit keine ungleichmäßige Oberfläche entsteht.

.......................................

Seifenbehandlung von Holzmöbeln

Die Seifenbehandlung von unbehandelter Buche und Eiche:

Die Behandlung füllt die Poren des Holzes. Man erhält eine glatte und im Vergleich zu unbehandeltem Holz recht schmutzabweisende Oberfläche.

Die unbehandelte Holzoberfläche wird 2-3 mal in Abständen von einer Woche behandelt. Mischungsverhältnis: Buche: ca. 100 Gramm Seifenflocken für 1 Liter Wasser. Während der ersten Behandlungen nimmt man ca. 25 Gramm Seifenflocken für 1 Liter Wasser. HINWEIS: Übermäßiger Gebrauch von Seife macht Eiche dunkel! Es wird zudem empfohlen, entmineralisiertes Wasser zu verwenden, da eisenhaltiges Wasser in manchen Fällen das Holz verfärben kann.
Anwendung: Seifenlauge mit gut ausgewrungenem Schwamm oder Tuch in Maserrichtung aufgetragen, so dass die Seife gleichmäßig dünn verteilt wird. Überschüssige Seifenlauge wird nach einigen Minuten mit dem Schwamm oder aufgenommen. Ungleichmäßige Anwendung kann Verfärbung des Holzes verursachen. Denken Sie bei den ersten 2-3 Behandlungen immer daran, auch die Unterseite der Platte mit Seifenwasser zu behandeln, um ein Verziehen des Holzes zu verhindern.

Schleifen: Während der ersten Behandlungen kann es sein, dass sich Holzfasern aufstellen, daher kann ggf. ein Zwischenschliff nötig werden. Wenn die Platte trocken ist, schleifen Sie mit Schleifpapier Körnung 180-240 oder einem rauen Schwamm (Anm. Topfschwamm oder Schleifvlies) in Maserrichtung. Niemals mit Stahlwolle abwischen!

Pflege: Gelegentlich benötigt der Tisch eine Erfrischung mit einem Mischungsverhältnis von 25 Gramm Seifenflocken auf 1 Liter Wasser (sowohl Buche als auch Eiche) Behandlung, wie schon zuvor beschrieben.
[/LEFT]

........................

Ich habe für die Seifenbehandung meines Probestücks übrigens original dänische Seifenflocken von Sterling von meinen dänischen Nachbarn bekommen. Leider gibt es diese offenbar nicht mehr zu kaufen. Ich denke aber, dass sich die in Dänemark handelsüblichen Produkte nicht sonderlich unterscheiden. In Dänemark findet man Seifenflocken sogar im BAUHAUS:

https://www.bauhaus.dk/saebespaner-500-g-borup.html

Auch wenn auf der Produktabbildung der Markenname "Borup" zu lesen ist, kommen diese Seifen zumeist von der Firma:

Sønderstrup Sæbefabrik A/S
Internet: dansoap.dk
 

Redhouse

ww-birke
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...Wow, toller und interessanter Erfahrungsbericht zu diesem Thema. Vielen Dank, lese gerne mehr davon!
 

Eder Franz

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Gern! Ich habe nun in schwedischen Quellen recherchiert. Hier habe ich deutlich weniger Treffer zum Thema "Möbel Seifen" bekommen. In Schweden ist das Seifen von Holz offenbar primär eine Art der Bodenpflege (Holzböden = trägolv)

Auf Schwedisch unterscheidet man übrigens zwischen Tvål (Seife) und Såpa (Seife). Rein historisch bezieht sich Tvål auf Natriumsalze von Fettsäuren, während Såpa sich auf Kaliumsalze von Fettsäuren bezieht. Natriumseifen haben oft eine harte Konsistenz, während Kaliumseifen aufgrund ihres höheren Glyceringehalts oft eine weiche Konsistenz haben.

Ein Beispiel für eine typische schwedische Holzbodenseife für Dielenboden aus Nadelholz:

https://www.gysinge.com/products/373/linoljesåpa-1-kg

Das Seifen von Möbeln spielt dagegen in den von mir entdeckten schwedischen Quellen eher eine untergeordnete Rolle.

Fazit: In Dänemark seift man traditionell Laubholzmöbel mit aufgelöster Kernseife. In Schweden seift man dagegen überwiegend Fußböden aus Nadelholz-Dielen und verwendet dazu Schmierseife (vermutl. mit höherem Glyceringehalt).

Da die Kernseife nach dem Verdunsten des Wassers wieder Hart wird, hat man auf der Holzoberfläche nach dem Seifen eine zwar nur dünne, aber feste, wachsartige Seifenschicht. Da Schmierseife nie vollständig trocknet, müsste auch der Schmierseifenfilm in der Dielen-Oberfläche dauerhaft geschmeidig bleiben. Das in der Seife zudem noch enthaltene Glycerin müsste den Boden zusätzlich leicht fetten.

Ich habe den Eindruck, dass "das Seifen" eigentlich schon fast zwei verschiedene Verfahren sind.

Stay tuned...
 
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