Meisterpflicht, einen Schritt vor und zwei zurück

Mitglied 92456

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Sicherlich ein Thema bei dem es kein richtigen Konsens geben wird.
Ich persönlich finde die Meisterplicht aber sehr sinnvoll, insbesondere wenn ich daran denke wie viel Murks im Bereich der Fliesenarbeiten in Badezimmern ich in den letzten Jahren gesehen habe.
Dichtungsbänder und Dichtungsanstriche im Wannenbereich wurden gar nicht oder nur sehr schlampig ausgeführt.
Da waren die alten Andichtungen mit Dachpappe, die bei der Sanierung rausgerissen wurden, ein hightech Wunder dagegen.
 

Besserwisser

ww-robinie
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Bleib mal auf dem Teppich. Es gibt eine (sehr) große Zahl von Berufen, die komplett ohne Qualifikation ausgeübt werden darf, egal, ob ich ein Restaurant eröffne, mit Medizinprodukten handle, Menschen tätowiere oder im IT-Bereich sicherheitsrelevante Dinge programmiere.
Und die Praxis zeigt, dass das alles (bis auf wenige Ausnahmen) auch funzt.
Ich denke nicht, dass ich als Tischlermeister jetzt halbjährlich Fortbildungen besuchen muss, um weiterhin Regale sicher aufzuhängen und Kleideschränke her- und aufzustellen.
 

TischlerTheo

ww-buche
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Erst Fahrschule besuchen, dann praktische und theoretische Prüfung ablegen, dann hat man den Führerschein und darf am Straßenverkehr teilnehmen. Trotzdem gibts gute und schlechte Autofahrer.
Im Handwerk genauso. Man muss eine Meister-Prüfung ablegen in der man grundlegende praktische und theoretische Kenntnisse (Normen, Kalkulation etc.) vorweisen muss. Dann darf man selbstständig arbeiten. Ich finde dass sinnvoll.
 

SteffenH

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Nur um es mal erwähnt zu haben: Deutschland und Luxemburg sind weltweit die einzigen Länder, in denen es einen Meisterzwang im Handwerk gibt. Der andere Rest der Welt muss mit schlechten Fliesenarbeiten leben. Jetzt mal im Ernst, das ist doch ein Witz. Dieser mittelalterliche Standesdünkel, der unter dem Pseudoargument eines schwammigen Qualitätsbegriffes hochgehalten wird, gehört abgeschafft und durch sinnvolle, moderne und sachgerechte Regelungen ersetzt. Zum Beispiel so wie das in großen Teilen der Welt gehandhabt wird: bestimmte, potentiell gefahrgeneigte Arbeiten dürfen nur von qualifizierten Betrieben ausgeführt werden, wobei diese Qualifikation regelmässig aufzufrischen ist.
Um das Beispiel mit dem Führerschein aufzugreifen: den hat ins Handwerk übertragen jeder Geselle.
 

TischlerTheo

ww-buche
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In manchen Teilen der Welt kann jeder, der eine Handkreissäge bedienen kann, sich Tischler nennen und sich beim Kunden ausprobieren. Bei uns muss man aber schon einen Führerschein machen, wenn man einen großen Hund hat. Und wenn man auf die Allgemeinheit losgelassen wird soll das ohne jegliche Qualifikation gehen?
 

chris_maa

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Zum Beispiel so wie das in großen Teilen der Welt gehandhabt wird: bestimmte, potentiell gefahrgeneigte Arbeiten dürfen nur von qualifizierten Betrieben ausgeführt werden, wobei diese Qualifikation regelmässig aufzufrischen ist.

Super Vorschlag, und welche sind dann die qualifizierten Betriebe? Richtig, die Meisterbetriebe
 

Sel

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Ich bin für den Meistertitel. Allerdings...

Das Wissen und die Fertigkeiten für einen Meisterbrief darf nicht vom Geld abhängig gemacht werden. Dann passiert es eben, das jemand in seinem Fach der absolut überragende Experte ist, aber die 10T€ (nur um einen Wert zu nennen) für den Meisterbrief nicht aufbringen kann (kommt ja auch auf die Branche an, nicht überall gibts dickes Geld zu verdienen mit Arbeit). Dann hat er echt die Arschkarte. Ein anderer ist eine absolute Niete, bekommt die geforderte Prüfung mit Ach und Krach im zweiten Versuch über die Bühne, hat aber das Geld. Er ist fortan ein Meister, der Fachmann ohne Geld ist ein Nichts. Und was steht auf dem Scheinchen vom Meisterbrief? "Prüfung bestanden" bla bla, sonst nix.

Was soll das alles also? Seit Jahrzehnten habe ich den Glauben an "Fachleute" verloren. Zu mind. 90% kann man sich sicher sein, falls man ein Problem/Auftrag/Reparatur hat, das der ausgelobte Fachmann versagt. Das die gemachte Arbeit Mist ist, ohne ausreichendes Hintergrundwissen und/oder fachliches Können erfolgt. Aber straffes Geld dafür verlangt wird. Was nützt dann eine Gewährleistung, wenns Kind im Brunnen ersoffen ist?

Die Regelungen für den Meisterbrief MÜSSEN sicherstellen, das sich der Auftraggeber keine Gedanken machen muß, das er sich auf die Ausführung der Arbeit verlassen kann. Und genau das erfüllt der Meisterbrief nicht. Er ist lediglich ein (teures) Papier, welches aussagt das der Typ da die Prüfung hinbekommen hat. Mehr nicht.

Wie dieses Dilemma lösbar ist kann ich nicht sagen. Das ist auch nicht meine Aufgabe. Ich stelle eben genau diese Forderung, kann diese nicht erfüllt werden, dann ist für mich der Meistertitel ohne Bedeutung. Dann gehe ich weiterhin zu demjenigen, bei dem ich aus eigener Erfahrung oder durch verläßliche Angaben anderer genau weiß, das mein Auftrag dort in guten Händen ist. Wenn dieser Fachmann dann etwas nicht ganz korrekt erledigt, dann kann das gerichtet werden, dieser Fachmann ist auch nur ein Mensch. Das ist aber etwas ganz anderes, als wenn von vornherein Mist gebaut wird und die Reklamation dann nur mit Verschlimmbesserung erledigt wird.

LG Sel
 

ChristophW

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Ich persönlich finde die Meisterplicht aber sehr sinnvoll, insbesondere wenn ich daran denke wie viel Murks im Bereich der Fliesenarbeiten in Badezimmern ich in den letzten Jahren gesehen habe.
Und jetzt soll nur noch der Meister die Fliesen legen und der Rest der Firma steht daneben und schaut zu? :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:
 

Holzrad09

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Ich bin für den Meistertitel.
Ich nicht, Ich bin für eine Gesellenregelung ähnlich der jetzigen Altgesellenregelung, nur sollten es ein paar mehr Berufsjahre sein.
Alles andere regelt der Markt, gibt es Murks, dann gibt's keine Kohle und wer immer nur murkst, muss zwangsläufig seinen Laden schließen.
LG
 

Besserwisser

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...

Was soll das alles also? Seit Jahrzehnten habe ich den Glauben an "Fachleute" verloren. Zu mind. 90% kann man sich sicher sein, falls man ein Problem/Auftrag/Reparatur hat, das der ausgelobte Fachmann versagt. Das die gemachte Arbeit Mist ist, ohne ausreichendes Hintergrundwissen und/oder fachliches Können erfolgt. Aber straffes Geld dafür verlangt wird. Was nützt dann eine Gewährleistung, wenns Kind im Brunnen ersoffen ist?

Die Regelungen für den Meisterbrief MÜSSEN sicherstellen, das sich der Auftraggeber keine Gedanken machen muß, das er sich auf die Ausführung der Arbeit verlassen kann. Und genau das erfüllt der Meisterbrief nicht. Er ist lediglich ein (teures) Papier, welches aussagt das der Typ da die Prüfung hinbekommen hat. Mehr nicht.

Was du da forderst, gibt es. Aber in der Luftfahrt oder ähnlichen Bereichen, aber auch nur zu solchen Preisen.
Andererseits halte ich deine mindestens 90% für doch stärkstens übertrieben. Hinterher wissen, wie mans noch hätte besser machen können kann (fast) jeder. Aber das 90% aller Handwerker unfähige und unwillige Idioten seien, sagt glaub ich mehr über den Autor als die Handwerker aus :emoji_grin:
 

Mitglied 59145

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Fehlerfreiheit durch das erlangen eines Titels herbeizuführen ist wohl utopisch, bleiben ja trotzdem Menschen.

Wenn man sowas ändert, hier am Beispiel Meisterpflicht für Fliesenleger, ist klar das es erstmal zu Veränderungen kommt. Gerade beim Fliesenleger ist das wohl sehr auffällig. Aber wenn das deutsche Handwerker sind, sind sie bald ohne Arbeit/Geld. Wenn ich aber alles schwarz machen lasse, dann auch nichts mit Gewährleistung/Einbehalt. Also sollte sich das selbst bereinigen! Dauert halt etwas.

Mein Fliesenleger hat auch keinen Meister, hat aber mal Maurer gelernt. Ist natürlich nur ein Einzelfall, aber die Arbeit erachte ich als sehr gut.

Den Meisterzwang halte ich insgesamt für mindestens fragwürdig. Ich sehe ein das Elektriker und GasWasserinstallateure einer Qualifikationspflicht unterliegen. Ob das nun ein Meister sein muss?

Die Absurdität ist zum Beispiel:
Ich darf 20 Tische bauen, alle gleich----kein Problem
Möchte aber jmd. einen Tisch 10cm kürzer-----Sonderanfertigung, also Meisterzwang

Bin ich aus dem EU(?) Ausland, reicht eine Bestätigung auf der steht ich habe sowas in der Richtung gemacht. Darf ich eine Tischlerei in D betreiben. Ärgerlich ist halt, als Deutscher darf ich das so nicht. Jedenfalls die Meinung der HWK.

Wenn es um Leib und Leben geht, bin ich auch für eine Kontrolle. Das ist aber in den seltensten Fällen gegeben. Im Bereich der Tischlerei wäre für mich ein Qualifikationsmuss für Treppen zum Beispiel eine gute Sache. Aber von einem Tisch erschlagen zu werden ist doch recht unwahrscheinlich.

Ich empfinde das, gerade in betrachtung der Globalisierung und der EU, als nicht mehr Zeitgemäß.

Ich stehe vor der Entscheidung auszubilden oder nicht, hier ist das erneute Auseinandersetzen mit der HWK schon ein enormes Hämmniss.
Das obwohl ich denke wir würden das schon "ganz gut" machen.

Gruss
Ben
 

SteffenH

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Schwarzarbeit und Kollegen aus dem Ausland würden doch sowieso nicht weniger werden. Diejenigen, die unter der neu errichteten Meisterpflicht erneut eingeschränkt werden, sind ausnahmslos deutsche Handwerker, weil nur sie es betrifft.
 

uli2003

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Bin ich aus dem EU(?) Ausland, reicht eine Bestätigung auf der steht ich habe sowas in der Richtung gemacht. Darf ich eine Tischlerei in D betreiben.
Das ist falsch. Es gelten die gleichen Zulassungsbeschränkungen wie für inländische Firmengründer. Wenn Meisterpflicht oder ähnlicher Abschluss nötig, muss der nachgewiesen werden.

Und es muss ja nicht der Meister sein. Wer mit dem Ingenieur meint besser beraten zu sein, so sei ihm auch dies nicht verwehrt. Oder man stellt einfach einen Meister ein, dann braucht man selbst keinen zu machen.

Oder man gibt die 1000 Euro Prüfungsgebühren zzgl. der Materialkosten für das Meisterstück einmalig aus, und ist auch dabei.
Wir haben ja in diesem Thread schon gelernt, dass man absolut gar nichts mehr lernt, als man als Geselle schon weiß. Schulpflicht gibt es nicht, also direkt zur Prüfung angemeldet und ab dafür. :emoji_slight_smile:
 

Mitglied 59145

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Das ist falsch. Es gelten die gleichen Zulassungsbeschränkungen wie für inländische Firmengründer. Wenn Meisterpflicht oder ähnlicher Abschluss nötig, muss der nachgewiesen werden.

Wie bringst du das mit dem EU-Recht überein? Es bedeutet doch, er darf EU weit seine Sachen mach und darf nicht benachteiligt werden, nur weil er nach Deutschland zieht.
Passt irgendwie nicht.

http://www.buhev.de/2002/10/europa.html

Der Link erklärt da auch nochmal einiges zu dem Thema.

Der Anreiz den Meister zu machen ist bei einem Grossteil der Schüler einfach im Zwang begründet, glaube ich jedenfalls.
Das ist ein Zustand den ich nicht gut finde. Schade das der Mehrwert von vielen nur darin gesehen wird, mir hat noch niemand berichtet dass es sich wirklich gelohnt hat.....

Edit: Hier noch der Link zum konkreten Thema
http://www.buhev.de/2003/07/inlaenderdiskriminierung-bverfg.html


Gruss
Ben
 
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Lico

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Wie bringst du das mit dem EU-Recht überein? Es bedeutet doch, er darf EU weit seine Sachen mach und darf nicht benachteiligt werden, nur weil er nach Deutschland zieht.
Passt irgendwie nicht.
Ich wollte mich eigentlich nicht mehr einmischen, aber dazu kann ich noch was sagen. Es gibt den europaeinheitlichen Qualifikationsrahmen, in den alle Zeugnisse, die in der EU ausgestellt werden, einsortiert werden, damit man Qualifikationen europaweit vergleichen kann. Wer letzthin mal irgendwo ein Zeugnis für einen allgemeinbildenden oder berufsqualifizierenden Abschluss ausgestellt bekommen hat, kann ja mal drauf gucken. Die Qualifikationsstufe sollte da drauf stehen. Der Meistertitel ist danach auf Stufe 6 von 8 Stufen einsortiert. Entspricht etwa einem Bachelor-Abschluss. (Bedeutet übrigens eine gleichwertige, aber nicht gleichartige Qualifikation, dass das nicht verwechselt wird.)
Wenn ein Handwerker aus einem anderen EU-Land sich in D in einem Beruf selbständig machen will, der den Meistertitel erfordert, muss er ein Papier vorlegen, das in dem Gewerk eine vergleichbare Qualifikationsstufe aufweist. Wie genau das dann zertifiziert wird, ist die Sache des jeweiligen Herkunftslandes.

Lico
 
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