Nach ölen und vor wachsen nochmal schleifen oder nicht?

Ameli

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Hallo,

Ich habe unbehandeltes Fichtenholz jetzt zweimal geölt. Natürlich vor jedem ölen erst geschliffen (mit 180er Körnung) und 30 min nach dem Ölen abgewischt.

Nun will ich es zum Abschluss wachsen.

Jetzt weiß ich aber nicht, ob ich es an dieser Stelle auch nochmal anschleifen soll oder ob ich das Wachs nun einfach auf die letzte Ölschicht auftrage.

Ich wäre für Rat sehr dankbar!

Sobald ich den habe, kann ich weiterarbeiten.
 

Ameli

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Es geht um ein Bücherregal.

Wachsen möchte ich jetzt nach dem Ölen auf jeden Fall. Die Frage ist bloß, dazwischen wieder abschleifen oder nicht.
 

Johannes

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Hallo Ameli,
nach dem zweiten ölen, sollten sich eigentlich keine Fasern mehr hochgestellt haben. Wenn dein Regal also glatt ist, brauchst du nicht mehr zu schleifen. Falls es rauhe Stellen gibt, leicht von Hand in Faserrichtung überschleifen.

Es grüßt Johannes
 

Microberlinia

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Da das ganz gut zum Thema passt: Schleift ihr nach dem Ölen tatsächlich noch mal an?

Ich versuche mittlerweile alles was ich mache im ersten satten Öldurchgang im triefnassen Zustand mit Vlies zu glätten und wische nach der Zeit zum einziehen den "Schlamm" gründlichst ab.

So erhalte ich eine wunderbar seidige Oberfläche die ich nicht anders hinbekomme.

Z.b. bei Eiche erst mit Firnis nass schleifen, 2 Tage warten und dann 2 Schichten Osmo Klarwachs drauf. Abschließend 3 Schichten Oli Natura Holzpflegewachs. Fertig.
 

MarcBerlin

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Öl "Einschleifen" ist das beste, was man machen kann!
Ein häufiger Fehler, den der TE hier leider auch gemacht hat, ist das zu feine Schleifen vor dem Ölen. Im Gegensatz zum Bearbeiten mit Klingen (Hobeln oder Ziehklingen), verschließt das Schleifen die Poren des Holzes etwas, insbesondere die feineren Schliffe, und Weichhölzer stärker als Harthölzer. Das wiederum reduziert die Fähigkeit eines Öls, einzudringen. Aber genau das ist erwünscht, um eine Imprägnierung, also einen etwas in die Tiefe gehenden Schutz des Holzes zu erreichen. Das hat auch einen ästhetischen Aspekt: ein tiefer eindringendes Öl, feuert stärker an und erhöht den für Öloberflächen typischen, tiefen Glanz. Schleife ich nun bis K180 oder gar noch feiner, verschlechtere ich die Eindringung des Öls und damit die Widerstandsfähigkeit sowie das Aussehen. Bei einem Regal kann einem die etwas schlechtere Nässe-Resistenz egal sein. Bei Fußböden, Treppen oder Arbeitsplatten ist das aber entscheidend. Bei letzteren wäre ein Schliff bis etwa K80-120 auch fein genug, aber Möbel möchte man schon gern etwas feiner geschliffen haben.

Möchte man zudem ein gut eindringendes Öl, ist die Technik der "Einschleifens" das Mittel der Wahl. Dazu schleift man Weichhölzer etwa bis K80 und Harthölzer etwa bis K120 (grobe Vereinfachung!). Vor dem letzten Schliff wässern! Dann ölt man die Oberfläche satt (dickflüssige Öle etwas verdünnen) und schleift, wie @Microberlinia es beschreibt im nassen Öl. Das geht keineswegs nur mit Vlies - das kann man ohne weiteres auch mit Schleifpapier machen. Bloß eben leider nur per Hand und Schleifklotz, denn man wird sich kaum ein elektrischen Schleifer mit dem Ölschlamm versauen wollen. Daher habe ich diese Technik bisher nur auf kleineren Flächen angewendet, wo sie aber beste Ergebnisse hervor bringt. Nach jeder Körnung den Öl-Schleifstaub-schlamm abwischen, da sich darin auch Schleifkörner befinden. Wenn man unbedingt möchte und das Holz es dankt, kann man so bis K240 oder sogar 320 schleifen. (bei Weichhölzern ist es jenseits K180 eher sinnlos). Das Öl nimmt, wie bei Nassschleiftechniken den Schleifstaub auf und lässt die Poren dadurch offen. Das Öl dringt tiefer ein, als mit jeder anderen Technik. eine 2. und ggfs. 3. Ölung macht man dann am besten mit einem feinen Vlies. Dass ich von Wachs wenig halte, habe ich an anderer Stelle schon mal angemerkt. Eine so behandelte Oberfläche hat eine Güte, die einfach kein Wachs mehr benötigt.
 

Ameli

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Wow, Deine Antwort kommt gerade rechtzeitig!

Nachdem ich mit dem Bücherregal (was wirklich keiner nennenswerte Belastung ausgesetzt ist und mir meinen Fehler mit der 180er Körnung hoffentlich verzeihen wird), habe ich mir jetzt unseren geliebten, alten Familien-Esstisch geschnappt (Kiefer, 205 x 105 m) und ihn mit 80er runtergeschliffen. Nach 20 Jahren und 3 Kindern...
 

Ameli

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Jetzt wollte ich gerade zur 120er Körnung wechseln, aber nach Deinem Kommentar lasse ich das mal schön bleiben.
 

Ameli

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Allerdings werde ich dieses Schleifen von Hand im nassen Öl wohl nicht antun. Dazu ist mir die Fläche zu groß und ich habe gerade erst mit Entzücken die Vorteile des Exzenterschleifers entdeckt, nachdem ich bislang immer nur per Hand geschliffen habe.

Jetzt will ich Dich bloß nicht falsch verstehen:

Ohne im nassen Öl zu schleifen, verbessere ich das Ergebnis trotzdem, wenn ich jetzt schon (zweimal?) auf der 80er Fläche öle?

Schleife ich denn dann am Schluss, als nach der zweiten Ölung wieder feiner (auf 180) oder gar nicht???
 

Leibhaftiger

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... Im Gegensatz zum Bearbeiten mit Klingen (Hobeln oder Ziehklingen), verschließt das Schleifen die Poren des Holzes etwas, insbesondere die feineren Schliffe, und Weichhölzer stärker als Harthölzer. Das wiederum reduziert die Fähigkeit eines Öls, einzudringen. Aber genau das ist erwünscht, um eine Imprägnierung, also einen etwas in die Tiefe gehenden Schutz des Holzes zu erreichen. Das hat auch einen ästhetischen Aspekt: ein tiefer eindringendes Öl, feuert stärker an und erhöht den für Öloberflächen typischen, tiefen Glanz. Schleife ich nun bis K180 oder gar noch feiner, verschlechtere ich die Eindringung des Öls und damit die Widerstandsfähigkeit sowie das Aussehen. Bei einem Regal kann einem die etwas schlechtere Nässe-Resistenz egal sein. Bei Fußböden, Treppen oder Arbeitsplatten ist das aber entscheidend. Bei letzteren wäre ein Schliff bis etwa K80-120 auch fein genug, aber Möbel möchte man schon gern etwas feiner geschliffen haben.

....

Ich meine gelesen zu haben, dass das ein Irrglaube ist. Ich glaube @WinfriedM hatte dazu mal Versuche gemacht. Vielleicht kann er noch was dazu sagen.
Ansonsten gibt das Einschleifen mit Öl schon eine sehr schöne Oberfläche, nach meinem Empfinden vor allem aber bei harten, offenporigen Hölzern.
 

MarcBerlin

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Welche Schleiftechnik? Exzenter? Rotex?
Ich würde sagen, schleif bis K120, das ist ein guter Kompromiss. Nach dem 80er wässern und den 120er ganz zart laufen lassen.
Schau mit kritischem Licht (flach), dass Du nach dem 120er keine typischen "Exzenter-Kringel" mehr hast. Das wässern ist halt auch eine gute Maßnahme, die Poren zu öffnen und fest gebackenen Schleifstaub zu entfernen
Das schon getrocknete Öl weiter zu schleifen bringt nichts. Einzig bei der 2. Ölung nochmal ein leicht abrasives Vlies zum einarbeiten (anstatt bloß einen Lappen) zu nehmen, ist ganz gut.
 

ChrisOL

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Öl dringt nicht tief ins Holz ein. Da hilft es auch nicht als Oberflächenschutz.

Das kann jeder selber testen wenn man ein Stück geöltes Holz quer zur Faser aufsägt.

Das mit dem feinen schleifen stimmt schon. Das bringt nicht viel, im geölten Zustand merkt man davon nichts mehr. Wenn es gefühlt glatter werden soll helfen Schichtbildende Öle oder Wachs.
 

MarcBerlin

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Öl dringt nicht tief ins Holz ein. Da hilft es auch nicht als Oberflächenschutz.
@ChrisOL, da würde ich jetzt wirklich glatt und komplett widersprechen. Ich schau auf etwa 30 Jahre Erfahrung professioneller Herstellung von geölten Oberflächen zurück, die meisten davon hoch beansprucht (Fußböden, Treppen, Arbeitsplatten). Ich habe viel ausprobiert, dabei auch Fehler gemacht und als analytischer Mensch immer Schlüsse aus meinen Ergebnissen gezogen.

Es gibt Eigenschaften die sich erst nach langer Beanspruchung heraus stellen. Aber es gibt auch Effekte, die man sofort sieht und die das Eindringverhalten sehr gut veranschaulichen: Man schleife einfach mal 2 Brettchen gleicher Holzart (nichts ganz harziges, frisches) auf z.B. 80er oder 100er sowie auf 180-240er Körnung und trage dann Öl bis zur Sättigung auf. Man sieht sofort, dass erstens das gröbere mehr Öl bis zur Sättigung aufnimmt und dass zweitens, das gröbere auch dunkler wird als das ganz fein geschliffene Brett. Warum eine dunklere Farbe eindeutig ein tieferes Eindringen anzeigt, kann sich der pfiffig Leser mal selbst herleiten. Sonst gerät das hier zu noch mehr zum Vortrag.
 

Ameli

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@MarcBerlin
Tjaaaa, also, das habe ich jetzt zu spät gelesen.

Habe jetzt auf 80K gut geölt und das überschüssige Öl nach der empfohlenen Zeit mit einem Lappen runter geholt.

Und ja, ich habe mit einem Exzenter geschliffen und nun habe ich teilweise auch "Exzenter-Kringel" - habe ich aber erst beim ölen bemerkt. Dachte, dass so etwas nur mir passiert. Beruhigend, dass die Dinger sogar schon einen Namen haben.

Na ja, sooo doll sind die jetzt auch wieder nicht. Wenn es jetzt dafür keine Lösung mehr gibt (außer nach dem durchtrocknen des Öls alles wieder komplett runter zu schleifen und von vorne zu beginnen - muss bis Donnerstag Mittag fertig werden), dann müssen die Kringel bleiben. Morgen früh möchte ich eigentlich ein zweites Mal ölen, bevor ich morgen Abend (oder Donnerstag früh) dann wachse.

Jetzt bin ich arg unsicher, da ich offensichtlich dazu neige, alle möglichen Fehler mitzunehmen:

Bevor ich morgen das zweite Mal öle, also, laut der ersten Antwort, die ich heute hier bekommen habe, bräuchte ich eigentlich vorm Ölen nicht nochmal schleifen.

Und, @MarcBerlin , Du schreibst ja auch "Das schon getrocknete Öl weiter zu schleifen bringt nichts." Bringt auch dafür nichts, um morgen eventuell mit feineren Körnung die Exzenter-Kringel noch raus zu bekommen???
 

Ameli

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Das ist das gute Stück.

Die vordere Einlegeplatte passt farblich nicht, weil sie mal nachträglich auf die Schnelle aus Buche gemacht wurde. Die brauche ich aber auch nur an einem Tag im Jahr und dann kommt eine Decke drauf, daher ist DAS egal.

Der übrige Tisch ist täglich im Einsatz.
 

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MarcBerlin

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Wenn Du das Öl heute, sprich eben erst aufgetragen hast, ist das morgen noch weit von durchgetrocknet. Normales, also trockenes Schleifen wird Dir morgen überhaupt nicht gelingen: Das Schleifmittel wird sofort vom zähen Öl-Schleifstaub-Gemisch zusetzen.
Dafür ist es noch nicht zu spät für einen Nass-Schliff. Also bleibt Dir nichts anderes übrig, als eben die beschrieben Hand-Methode. Schleifklotz her und schön in Faser-Richtung kräftig und mit viel Öl geschliffen. Nimm ein 100er und vllt ein 150er hinterher. Mit dem 100er könntest Du die Kringel vllt noch ganz raus bekommen, zumindest aber minimieren. Viel Erfolg!
 

flüsterholz

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Man schleife einfach mal 2 Brettchen gleicher Holzart (nichts ganz harziges, frisches) auf z.B. 80er oder 100er sowie auf 180-240er Körnung und trage dann Öl bis zur Sättigung auf.
Da habe ich aber ganz andere Erfahrungen. Ein gedrechseltes Objekt mit 320er geschliffen. Gefühlt 100 mal geölt. Immer innerhalb von Sekunden war das Öl aufgesaugt. Nicht nur im Hirnholz. Oder leg mal ein fein geschliffenes 2cm starkes Holz 24 Stunden in Öl. Komplett durchtränkt. Ein wenig Orangenöl ins mit Balsamterpentinöl verdünnte voroxidierte Leinöl und es dringt gut ein.
 

MarcBerlin

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Meine Aussagen sind "über alle Holzarten gemittelt" bzw "auf die Gängigsten bezogen" zu verstehen. Natürlich gibt es enorme Unterschiede zwischen den Holzarten. Da ist die Buche, die gern mit Bereichen aufwartet, wo sie säuft, bis man nichts mehr zum Nachlegen hat (egal, wie fein geschliffen). Oder Exoten mit Wechselwuchs, die auch immer Ihre Dauersaugerstellen haben. Dann wieder die "fettigen" Exoten, die jedes Schleifmittel ab K100 sofort zu setzen und die kaum Öl wollen, weil sie der Ansicht sind, sie seien bereits geölt. Und gedrechselte Teile haben ja fast überall etwas Hirnholz - da geht immer viel rein. Daher geht mein Test auch nur mit 2 Brettchen der gleichen Holzart. Einfach mal ausprobieren.
 

WinfriedM

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Daher geht mein Test auch nur mit 2 Brettchen der gleichen Holzart. Einfach mal ausprobieren.
Wie oben schon geschrieben wurde, hab ich das mal ausführlich getestet mit Buche und Fichte und mit verschiedenen Ölen. Es spielte keine Rolle, wie fein der Schliff war, die Ölaufnahme war immer nahezu identisch. Ich hatte dazu 10x10cm große Testbrettchen und hab die mit einer Feinwaage vor und nach Auftrag gewogen. Das waren damals bestimmt 20 Testbretter, weil Holz recht inhomogen ist, sind zahlreiche Proben wichtig.

Es gab nur einen kleinen Unterschied: Grob geschliffen hat recht dickflüssige Öle ein klein wenig schneller aufgesaugt. Aber wenn man typisch 20-30min einziehen lässt, ist das alles wieder egal. Das Grob geschliffen etwas schnell aufnehmen kann, liegt an der etwas größeren Oberfläche.

Holz bleibt einfach ein poröses Material, ob man es besonders glatt schleift oder nicht.

Was die Eindringtiefe angeht, da ist es auch sehr unterschiedlich, gerade bei Buche: Oft zieht es gerade mal 0,3-1mm tief ein. Es gibt aber auch Stellen in der Buche, da kann es schonmal 4mm tief reingehen. Bei vielen anderen Holzsorten ist es deutlich weniger. Bei Eiche sind es typisch nur 0,1-0,3mm.
 
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