Nach ölen und vor wachsen nochmal schleifen oder nicht?

MarcBerlin

ww-esche
Registriert
12. April 2022
Beiträge
420
Ort
Berlin
Ich stieß gerade zufällig auf ein dieses kurze Video des Youtube Kanals von Nick Engler, der hier zurecht ein gewisses Renommee besitzt. Seine Erklärung zum Schliff und der Abhängigkeit der Penetration von Produkten in Abhängigkeit von der Körnung erscheint mit sehr plausibel und bestätigt meine Erfahrungen. Musste das hier noch einfügen, weil es gut zu unseren Posts vor zwei Wochen passt
 

MarcBerlin

ww-esche
Registriert
12. April 2022
Beiträge
420
Ort
Berlin
Hast Du gelesen, was Winfried geschrieben hat?
Na klar - darauf bezog ich mich ja. Ich habe halt Tests mit anderen Ergebnissen gemacht, als Winfried. Ich wage also tatsächlich, seine Methode anzuzweifeln. Wollte nur mal zeigen, dass ich nicht ganz allen bin, mit diesen Ergebnissen.
 

joh.t.

ww-robinie
Registriert
14. November 2005
Beiträge
7.275
Ort
bei den Zwergen
Ich finde man kann NICHT verallgemeinern
Meine Schaukelstühle schleife ich bis 400 und Öle dann.
Würde ich bei anderen Sachen nicht so machen zuviel Arbeitszeit.
Jedes Werkstück bekommt die Oberfläche, die es verdient.
Man/ frau muss auch rationell arbeiten. Bei einem mir wichtigen, privaten Möbel würde ich immer bis 180 schleifen, mindestens. Die Haptik ist geil. Und dann kann man bei diversen Herstellern die Technischen Merkblätter studieren und sich passendes raussuchenn.
Mit denen habe ich gute Erfahrungen gemacht.
Natural Remmers, Faxe, Bona, sonst gibt's noch einige andere zb Auro Naturhaus etc.
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.567
Ort
Dortmund
Ich stieß gerade zufällig auf ein dieses kurze Video des Youtube Kanals von Nick Engler, der hier zurecht ein gewisses Renommee besitzt. Seine Erklärung zum Schliff und der Abhängigkeit der Penetration von Produkten in Abhängigkeit von der Körnung erscheint mit sehr plausibel und bestätigt meine Erfahrungen. Musste das hier noch einfügen, weil es gut zu unseren Posts vor zwei Wochen passt
Was er zeigt ist, dass bei gröberen Schliff das Öl schneller einzieht. Das ist auch in meinen Tests so und das ist auch gut erklärbar: Ein gröber geschliffenes Holz hat durch die tiefere Berg-Tal-Struktur eine deutlich größere Oberfläche. Je größer die Oberfläche, um so schneller zieht das Öl auch ein. Insofern ist das auch meine Erfahrung.

Allerdings: Das relativiert sich alles wieder, wenn man nachmisst, wie viel ein Holz nach 15-45min eingesaugt hat. Holz saugt anfangs schnell und dann immer langsamer. Bei vielen Hölzern passiert nach 10 min kaum noch was. Und dabei ist es dann wieder ziemlich egal, wie geschliffen wurde.

Ganz ähnlich ist das mit dünnen oder dicken Ölen. Da war oft die Behauptung, Halböl (1:1 Leinölfirnis und Lösemittel) würde deutlich tiefer ins Holz eindringen. Oder die Behauptung, lösemittelfreie Holzöle würden nicht so tief einziehen können und wären deshalb schlechter. Ich hab das getestet und auch hier kam die Erkenntnis, dass das nach 15-30 Minuten kaum noch einen Unterschied macht. Dicke Öle ziehen langsamer ein, aber nicht weniger tief.

Ich wage also tatsächlich, seine Methode anzuzweifeln.
Das ist gut, oft lohnt es sich, Dinge selber nachzuprüfen und skeptisch zu bleiben. Viel vermeintliches Wissen wird einfach immer nur weitergegeben, ohne das es jemand überprüft hätte.
 

Ed-o-mat

ww-robinie
Registriert
8. Mai 2021
Beiträge
631
Ort
Tamm
Aus meiner Sicht ist beim Feinschleifen sehr wichtig, dass man 1. immer scharfes Schleifpapier hat, damit man schneidet und nicht drückt und 2. dass man nach dem Schleifen den Staub sehr gut entfernt, also gut absaugen. Zwischen den Schleifgängen immer etwas wässern und gut trocknen lassen. So lange wiederholen, bis sich nach dem Wässern alles so anfühlt wie davor. DANACH dann ölen.

Und bei Hirnholz kann man quasi beliebig schleifen, das Öl zieht immer tiefer ein als man nachölen kann. Habe neulich Hirnholzbretter mit 4cm Dicke gemacht. Das Öl ist DURCHGEZOGEN, also kam auf der anderen Seite wieder raus. Und nein, ich habe keine Löcher im Schneidbrett :emoji_slight_smile:
 

teluke

ww-robinie
Registriert
26. Oktober 2015
Beiträge
6.573
Ort
Pécs
Kommt doch darauf an welches Holz man schleift.

Ich verarbeite hauptsächlich Eiche und habe da noch nie gewässert.
Dabei schleife ich nur mit 120er Korn, mehr macht da m.E. keinen Sinn.
Meine Hobelmaschinen arbeiten auch so sauber dass ich da direkt mit 120 schleife.

Dann wird geölt, meist mit Leinölfirnis (Kremer). Und zwar nur einmal. Mehr macht da auch keinen Sinn, beim 2. Mal wird überhaupt kein Öl mehr aufgesaugt. Das gilt aber nur für Eiche.
Bei Kirsch z.B. schleife ich bis 300 und nehme auch ein Hartwachsöl.

Buche ist nicht gut zu ölen weil sie sehr unterschiedlich saugt.
Aber außer für Werkstattsachen nehme ich eh keine Buche.
Dann schenke ich mir das Schleifen und auch das Ölen ganz.
 

MarcBerlin

ww-esche
Registriert
12. April 2022
Beiträge
420
Ort
Berlin
Aus meiner Sicht ist beim Feinschleifen sehr wichtig,…

Alles sehr richtig!
Einen besonderen Spaß macht es übrigens, kleinere Dinge im Ölbad zu ölen. Und wenn man es gänzlich übertreiben möchte, kann man dies sogar noch im Ofen bei moderater Hitze machen. Der Grad an Eindringung, den man dann erreicht macht die so behandelten Dinge für die Ewigkeit haltbar und vor allem in einem Maße unempfindlich gegen Nässe, wie man es von Holzberflächen sonst nicht kennt. Ich mache das gerne mit Messergriffen, Brettchen und anderen Küchenutensilien aus bzw. mit Holz.

Wer die Nässebeständigkeit seiner geölten Oberflächen erhöhen möchte, dem sei übrigens Tungöl sehr ans Herz gelegt. Auch schlicht als "Holzöl" bekannt, ist es Bestandteil der meisten härtenden Öle am Markt. Es hat etwa anderes Eigenschaften, als Leinöl und in den meisten Rezepturen wird auf eine Kombi der beiden gesetzt. Nun ist Tungöl leider wesentlich teurer, als Leinöl und so kann es kommen, dass die Controller bei den Herstellern, den Anteil an Tungöl gerne niedriger halten, als die Techniker und die Anwender es sich wünschen würden. Es gibt allerlei Unterschiede zu Leinöl, von denen die wichtigsten eine bessere Beständigkeit gegen Wasser und Laugen, eine bessere (aber auch sehr langsame!) Aushärtung sowie eine etwas schlechteres Eindringvermögen sind. Wer sich zutraut eigene Rezepte anzuwenden, der sollte diesem großartigen Öl besondere Aufmerksamkeit widmen.
 

teluke

ww-robinie
Registriert
26. Oktober 2015
Beiträge
6.573
Ort
Pécs
Genau mein Stil und auch mein Beweggrund (Zuviel Arbeit) und ergänze noch zu viel Arbeit ohne Vorteil.
 

joh.t.

ww-robinie
Registriert
14. November 2005
Beiträge
7.275
Ort
bei den Zwergen
Schichtbildende Öle sind etwas anderes. Zb osmo Hartwachsöl. Da wird dünn gerollt, über Nacht trocknen lassen Schliff mit 240.
Das mind 4x...
 

MarcBerlin

ww-esche
Registriert
12. April 2022
Beiträge
420
Ort
Berlin
Schichtbildende Öle sind zu dünne Lacke. Verbinden elegant die Nachteile von Lack (keine Imprägnierung, schlechte Alterung) mit denen von Öl (nicht sehr hart). Schon irre, was man mit dem Argument "einfach in der Verarbeitung" für einen Mist verkaufen kann.

Osmo habe ich ohnehin gefressen, seitdem ich die mal im B2B Bereich (Es ging um eine Produktionsstraße für Parkett) kennen gelernt habe. Reine Kaufleute ohne technische Ehre. Wie heißt es bei Sales-Leuten so schön: "Abschlusssicher". Haben meinem Chef dann auch eine Anlage übergeholfen, die noch für sehr viel Ärger gesorgt hat (Für die, die im Thema sind: Es ging um sog. "UV-Öl", das dümmste Produkt schlechthin, inzwischen zum Glück weitestgehend Geschichte)
 

Ed-o-mat

ww-robinie
Registriert
8. Mai 2021
Beiträge
631
Ort
Tamm
@joh.t. @teluke
Kann gut sein, dass man sich das Wässern bei gehobelten und dann geschliffenen Oberflächen sparen kann. Wenn die Oberflächen nur geschliffen sind, muss ich wässern, um meinen Qualitätsanspruch zu erhalten. Das gilt natürlich nur für Holz, das auch mal nass wird (Tische, Schneidbretter usw.) und nicht bei der Wanduhr.

@MarcBerlin
Schichtbildende Öle mögen vielleicht nicht so gut impregnieren und nicht so gut altern, dafür haben sie Vorteile, die die jeweils andere Seite - also Lacke und Öle) nicht hat. Sie sind extrem einfach und unaufwändig applizierbar (im Gegensatz zu Lack) und sie sind sehr schnell trocken (im Gegensatz zu Öl). Ein Osmo Hartwachsöl kann ich bei einer wenig beanspruchten Fläche an einem Tag im Finish beenden und alles was ich dazu brauche ist ein Roller und ein Lappen (und eine Maske). Nach 2 Tagen funktioniert das auch mit hoch beanspruchten flächen. Und die Nachpflege ist easy. Einfach drüber rollern, trocknen lassen, fertig.
 

teluke

ww-robinie
Registriert
26. Oktober 2015
Beiträge
6.573
Ort
Pécs
Ich mache gerade zwei Schubladen-Kommoden und habe die mit Leinölfinis geölt.
Und das nur einmal, mehr macht bei Eiche keinen Sinn, da ich die zweite Ölung wieder komplett runterwischen kann.
Die Eiche saugt dann nichts mehr.
Aber Du hast recht, die werden bestimmt nie nass und wenn doch ist dann das Öl das kleinere Problem.

Richtig ist auch dass die ein paar Tage riechen, weiterverarbeiten kann man die Teile schon nach ein paar Stunden.
Wichtig ist es dann dass man entweder mit Stoffhandschuhen arbeitet oder die angefassten Stellen nochmal nachwischt.

Ölt man mit Lackleinöl ist alles anders.
Da ziehen riesige Mengen Öl hinein.
Das muss man auch nicht nach einer halben Stunde abwischen sondern halt immer wieder nachölen.

Das mache ich mit Sachen die in der vollen Witterung sind.
 
Zuletzt bearbeitet:

MarcBerlin

ww-esche
Registriert
12. April 2022
Beiträge
420
Ort
Berlin
Eiche wartet manchmal noch mit einem interessanten aber auch bissl lästigen Nebeneffekt auf: Wenn man sie "gezwungen" hat, viel Öl aufzunehmen, drückt sie gerne nach einiger Zeit wieder etwas davon aus den Poren raus. Zeigt sich dann als glänzende Stellen um die Ringporen. Ich hatte das bei Parkettböden bisweilen. Wehe man ist dann schon von der Baustelle abgezogen. Am nächsten Tag sind die Stellen gummiartig gehärtet und lassen sich kaum mehr weg polieren. Hab mir dann angewöhnt, öfter nachzuschauen und lieber nach eine halbe Stunde noch mal mit weißem Pad über zu polieren.
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.567
Ort
Dortmund
Buche kann das auch gut, besonders wenn die Sonne scheint. Dann kommt das Öl wieder aus dem Holz raus, überall Ölpünktchen, die durch die Sonne auch schnell fest werden. Da muss man schnell sein und die Augen offen halten. Oder möglichst keine direkte Sonne dran lassen, wenn es irgendwie geht.
 

MarcBerlin

ww-esche
Registriert
12. April 2022
Beiträge
420
Ort
Berlin
Sonne kann bei großen Flächen ohnehin zum Endgegner werden. Ich war ja lange Zeit im Gewerk Parkett unterwegs (wie man an meinen bisherigen Beiträgen sicher schon längst erkannt hat). Die erwähnte, bemerkenswert beschleunigte Trocknung des Öls lässt beim Ausbohnern Hektik aufkommen. Und beim Lackieren ist es nahezu unmöglich, ansatzfrei zu arbeiten. Der technischen Support einiger Lackhersteller empfiehlt den Parkettlegern tatsächlich bei Hitzewellen, Lackierungen doch bitte vor 6h morgens zu machen! :emoji_grin:
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben Unten