Es wird immer wieder behauptet, man sollte nachts nicht zu stark absenken, weil man dann morgens zum Wiederaufheizen mehr verbrauchen würde als man nachts eingespart hat.
Ja, diese Vorstellung ist nicht auszurotten. Hängt vermutlich daran, dass man die ganzen Ersparnisse Nachts nicht wahrnimmt, aber den erstmal hohen Verbrauch am Morgen, den kann man durchaus beobachten.
Physikalisch funktioniert es so: Das Haus verliert permanent Wärme, es gibt also einen kontinuierlichen Wärmefluss nach draußen. Der lässt sich nie stoppen. Durch Dämmmaßnahmen kann man ihn verrringern, er bleibt aber immer vorhanden, sobald die Innentemperatur höher als die Außentemperatur ist.
Die Höhe dieses kontinuierlichen Wärmeverlustes korreliert ziemlich gut mit der Tempraturdifferenz zwischen Innen und Außen. Hat man außen also bei z.B. 0 Grad und innen 20 Grad einen Wärmeverlust von X, hat man bei 18 Grad nur noch 18/20 * 100 = 90 % davon und bei 16 Grad nur noch 16/20*100 = 80%.
Hätte man also vereinfacht betrachtet die ganze Nacht 16 Grad, würde man bei 0 Grad außen 20% über die Nacht einsparen.
Damit ist dann auch klar: Schlecht gedämmte Häuser profitieren stark davon, sehr gut gedämmte Häuser nur wenig. Je höher der Temperaturabfall im Haus ist, um so größer die Einsparung.
Die Wärmequelle Nachts sind die Wände, Böden, Möbel und alles, was eine Masse hat. All das speichert eine Menge Wärme. Morgens müssen diese Speicher wieder gefüllt werden, was erstmal den Eindruck macht, dass viel Energie verbraucht wird. Aber in Wirklichkeit wird diese Energie noch nicht verbraucht, sondern nur die Speicher wieder gefüllt. Es ist wie mit einem Eimer, der ein kleines Loch hat. Morgens füllt man den wieder und hält die Wasserzufuhr über den Tag so, dass er trotz Loch voll bleibt. Und Nachts schließt man die Wasserzufuhr und der Eimer leert sich langsam. Der ist natürlich bei massiven Wänden morgens noch lange nicht leer. Das würde schon 1-2 Wochen dauern. Was ein Haus an Wärme speichern kann, ist enorm. Morgens muss man dann etwas mehr Wassermenge zufließen lassen, als durch das Loch abfließt, damit er sich wieder komplett füllen kann. Wenn er voll ist, reduziert man die Wasserzufuhr wieder auf genau die Menge, was durch das Loch rausfließt.
Wer wirklich den Verbrauch sehen will, müsste seinen Blick auf das Loch richten, also das, was aus dem Eimer herausfließt. Doch normal schauen wir immer darauf, was wir in den Eimer einfüllen und das verzerrt den Blick.
Bei wassergeführten Wärmepumpen ist das mit der Nachtabsenkung allerdings nicht mehr so einfach. Die Vorlauftemperatur ist so gering, dass man nicht mehr schnell aufheizen kann. Deshalb wird hier oft nicht mehr abgesenkt oder nur 1-2 Grad. Man will hier auch die Vorlauftemperatur nicht deutlich anheben, weil damit die Effizienz deutlich sinken würde und man die Vorteile der Nachtabsenkung damit verlieren würde.
Bei Split-Klimas funktioniert nächtliches Nichtheizen super, gerade auch im ungedämmten Altbau. Die heizen den Raum ganz schnell wieder auf.