Hallo Pierre,
ich baue auch gerade Werkstattmöbel aus Birke MPX. Da du nach der Oberfläche fragst: meine bekommen das volle Programm, auch wenn es "nur" Werkstatt-Sachen sind. Wenn ich mir deine Schmuckstücke so anschaue, lohnt es sich dort erst recht
Als Hobbybastler kann man sich ein wenig mehr Aufwand ja leisten. Ich sehe das so: wenn ich mir mit dem Stück schon so Mühe gegeben habe, lege ich gerne noch ein paar Stunden mehr für eine schöne Oberfläche drauf.
Vor Jahrzehnten bin ich ziemlich blauäugig in einen ökologisch anghauchten "Biobaumarkt" gegangen und wollte "ein Öl" kaufen. Damit habe ich meinen Schreibtisch (Buche Leimholz, Baumarkt, was damals noch brauchbare Qualität war) behandelt, an dem ich immer noch täglich freue. Seitdem bin ich einfach bei der Kombination aus "Leinos Hartöl 240" und "Leinos Hartöl Spezial 245" geblieben.
Die Prozedur klingt aufwendig, aber ich finde sie in der Durchführung total einfach und befriedigend:
- Öl 240 satt auftragen. Das Schöne daran, man kann ordentlich rumsauen und muss sich nicht um Laufnasen, gleichmäßige Schichtdicke oder ähnliches sorgen. Und das Holz scheint sich über das Öl tatsächlich zu freuen.
- 20 Minuten später den Überstand verteilen und trockene Stellen nachölen.
- 30 Minuten später den Überstand abnehmen, also praktisch wie beim Geschirr abtrocken einfach trockenwischen. Die Lappen gut in Wasser tunken und trocknen lassen (siehe Sicherheitsdatenblatt, gilt sinngemäße eigentlich für alle Öle).
- Am nächsten Tag ganz leicht mit einem feinen Schleifschwamm drübergehen.
- Danach das Ganze nochmal.
Hier kann man schon aufhören, für die Werkstatt reicht das schon.
Wenn ich aber schon dabei bin, kann ich auch noch weitermachen:
- Öl 245 auftragen, wieder satt und sorglos. Das 245 ist ein bißchen dicker und ein wenig "wachsig".
- 30 Minuten später die Reste verteilen bzw. trockenwischen.
- Am nächsten Tag nochmal.
Je nach Holzart und Schliff bekommt man damit sogar eine dezent glänzende Oberfläche. Meine bessere Hälfte will nichts anderes mehr.
Früher habe ich Schleifarbeiten gehasst wie die Pest. Aber seit ich zwei feine Maschinchen habe und ordentliches Material benutze, macht es Freude, vor allem weil mit jeder Körnung das Werkstück schöner wird. Also schleife ich munter alle Körnungen durch: 80 (falls nötig), 100 bis 240, dann feucht abwischen und trocken lassen, 320, dann die erste Ölschicht, dann nochmal ganz leicht mit einem feinen Schleifschwamm.
Wenn möglich, schleife ich die Innenseiten wie beschrieben, baue dann das Stück zusammen, schleife außen und öle schließlich alles am Stück. Dadurch muss ich innen nicht mehr so heftig ran.
Ich hoffe, das war dir nicht zu ausführlich. Die Vorgehensweise hat sich so im Laufe der Zeit anhand von Erfahrung und Formusbeiträgen herausgebildet... vielleicht kann ich den Weg für künftige Leser damit etwas abkürzen.
beste Grüße,
Ulrich