(not) made for Recycling (sogar mit Holzbezug)

DerCo

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Guten Abend,

wir haben gelegentlich das Thema Recycling und Kunststoffrecycling hier im Forum. Ich als Forums-Müllmann verweise immer darauf, dass die Verpackungsdesigner und Marketingabteilungen viel zu selten an "made for recycling" denken und uns Müllmännern das Leben schwer machen.

Momentan habe ich wieder ein super Beispiel dafür:
1000041188.jpg

Das Problem: Die Kappe ist aus Holz(!) und hat eine eingeklebte Kunststoffkappe.

1000041189.jpg

1000041190.jpg

Wir können die Optik und Struktur von Holz imitieren, wofür braucht es echtes Holz? Durch den Verbund ist die Kappe stofflich nicht zu recyceln. Das Holz und der Kunststoff, als Einzelfraktion, wären kein Problem. So werden wieder nur Ressourcen verschwendet und Müll produziert, der verbrannt werden muss.

Ich ärgere mich kolossal über so etwas, denn es widerspricht allem, was in diesem Land propagiert und uns nahegelegt wird. Stichwort Ressourcen schonen, Abfälle vermeiden, umweltbewusst leben, etc. pp.
 

FredT

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Nicht muss, kann. Sonst müßten wohl Müllverbrenner teure Zusatzstoffe kaufen, weil sich der Brand nicht rentiert...
 

XXL-DD

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Restmüllvermeidung ist zu vielen Herstellern zu teuer und trauriger Weise auch vielen potentiellen Kunden.

Der Erfolg von Primark, Temu, ..., ... ist eine der Folgen.
 

Christoph1981

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Hallo,

seit vielen Jahrzehnten ist der Konsum in den westlichen Industrieländern und seit längerem auch in vielen anderen Staaten auf unserer einzigartigen Erde das erstrebenswerteste Ziel des "Kapitalismus".
Dabei wird auch heute noch in weiten Teilen der Nachhaltigkeitsgedanke gar nicht oder nur am Rande beachtet/mitgedacht.
Hier ist ein sehr langer Weg zu gehen, bis vielleicht irgendwann einmal so produziert wird, dass alles in einen Kreislauf zurückgeführt werden kann.
Und hier sind der Wille und die Konsequenz jedes einzelnen Menschen beim Konsumieren gefragt, damit die Unternehmen sich in diese Richtung weiterentwickeln.

Großes Thema, genau so wichtig wie der Umgang mit Energie (egal wie sie produziert wird) und Naturschutz usw. usf.
 

yoghurt

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Hallo,
ich hatte das Thema im Ansatz schon mit @DerCo, ich habe das sozusagen live zuhause. Meine Freundin macht solche Verpackungen (Produktdesignerin) und ich durfte irgendwann mal in der heimischen Küche Prototypen für einen Holz-Schraubverschluss bohren (inzwischen habe ich wieder eine Werkstatt im Zugriff!) Das Schlimme ist, dass meine Freundin genau weiß, welcher Unfug da getrieben wird und sie einen Kampf gegen Windmühlen führt um zu nachhaltigerem Design zu kommen. Ihre Chefs glauben tatsächlich, dass das was sie da machen nicht kompletter Mist ist.

Es gibt da diesen Albert Einstein zugeschriebenen Satz: „Zwei Dinge sind unendlich, die menschliche Dummheit und das Universum. Bei zweiterem bin ich mir noch nicht sicher.“ - Er hätte die Ignoranz noch erwähnen können - falls die nicht nur eine Facette der Dummheit ist. (Abgesehen vom inkorrekten Zitat durch mich ist Einsteins Autorenschaft an diesem Satz laut Wikiquote zweifelhaft!)
 
Zuletzt bearbeitet:

Johannes

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Hallo,
ich sehe das Problem nicht in der Machbarkeit und auch nicht bei den Kosten. Seit mindestens 50 Jahren werden Konsumgüter ( inkl. Auto) über Emotionen verkauft, und wenn man den Aufwand bei Luxusgütern betrachtet, ist zu erwarten, dass es sich erst nach dem Knall ändert.

Es grüßt Johannes
 

DerCo

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Nicht muss, kann.

Doch muss. Was möchtest du sonst damit machen? Stofflich verwerten geht nicht, deponieren ist nicht erlaubt. Alternativ fällt mir höchstens noch ein es auf Netzstecker für teure HiFi-Geräte zu kleben, um den Klang zu verbessern :emoji_grin:.


ich sehe das Problem nicht in der Machbarkeit und auch nicht bei den Kosten.

Genau das ist es, @Johannes . Das hält die Unternehmen aber nicht davon ab, sich selbst als ökologisch wirtschaftend und arbeitend darzustellen und der Konsument glaubt es. Oder hinterfragt es einfach nicht.

Ich will gar nicht pauschal die Industrie anprangern, es gibt auch positive Beispiel. Mich nervt nur im allgemeinen diese Doppelmoral. Unternehmen werben mit Ökologie und Umweltfreundlichkeit, die CO2-Steuer steigt, Heizungen mit fossilen Brennstoffen werden verboten, das Verbrenner-aus, etc.

Bündnis 90 war bei der letzten Bundestagswahl nicht ohne Grund sehr erfolgreich. Offensichtlich bewegt oder berührt es einen nicht unerheblichen Teil der Gesellschaft.
Auf der anderen Seite wird, völlig ohne Not, so ein Mist produziert und konsumiert, obwohl es - sogar noch günstiger - ökologisch sinnvolle Alternativen gäbe.
Ich wollte nicht @yoghurt s Freundin sein und so einen Quatsch designen müssen (nicht böse gemeint).

Ich hatte vor Jahren mal einen Fall, da hat ein Unternehmen, dessen Namen ich hier nicht nennen möchte, die Bezeichnung seines Produktes geändert. Da war der WC-Schwan nicht mehr zitronig-frisch sondern citrus-frisch (oder umgekehrt). Man hat daraufhin den gesamten Lagerbestand bereits produzierter Artikel vernichtet, Stichwort Cooperate Identity.

Sorry, ich gerate bei sowas schnell in Rage, ich höre jetzt auf :emoji_slight_smile:.
 

DerCo

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Darauf darf ich, auf Grund der Statuten dieses Forums, nicht antworten :emoji_slight_smile:.

Aber auch völlig losgelöst von politischen Diskussionen, wirst du mir zustimmen, dass der Erfolg der Partei mit einem zunehmenden Bewusstsein der Bevölkerung mit der Problematik Umweltschutz zusammenhängt.
 

Fichtenelch

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Darauf darf ich, auf Grund der Statuten dieses Forums, nicht antworten :emoji_slight_smile:.

Aber auch völlig losgelöst von politischen Diskussionen, wirst du mir zustimmen, dass der Erfolg der Partei mit einem zunehmenden Bewusstsein der Bevölkerung mit der Problematik Umweltschutz zusammenhängt.
Da will ich auch nicht weiter ins politische gehen und schweige.
Ich sage nur so viel, einige sind in dem Bewusstsein das ein Zitronenfalter Zitronen faltet und ein Bauleiter einen Bau leitet.
 

Alceste

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Time_to_wonder

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Super Thema!

Das sollte jeder vor Augen haben, der meint, mit Epoxy ein Holzteil verschönern oder aufpeppen zu müssen.

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei…

Irgendwann steht jemand da und muss den Mist recyceln oder „thermisch verwerten“. Bei letzterem ist die Ressource für immer verloren.

Es gibt ja auch so EC-Karten oder auch Chipkarten in Hotels aus Holz. Wobei wir hier schonmal festgestellt haben, dass da mehr Chemie als Holz drin sein muss, um die gewünschten Eigenschaften zu erreichen. Recycling ausgeschlossen - völliger Blödsinn…
 

Holzrad09

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vom Lande
So werden wieder nur Ressourcen verschwendet und Müll produziert, der verbrannt werden muss.
Ähm ....
Was sollen denn die hierzulande überdimensionierten Müllverbrennungsanlagen dann noch verbrennen, wenn Du alles recyclen willst ?
https://www.bund.net/themen/aktuell...t-dem-plastik-aus-der-gelben-tonne-geschieht/
Wir produzieren doch eh schon viel zu wenig Müll und kaufen sogar aus dem Ausland zu. Nicht dass die Italiener ihren Müll nicht selbst verbrennen könnten, wahrscheinlich machen wir Sonderpreise, soll ja nicht zum Stillstand kommen. :emoji_wink:
https://taz.de/Importschlager-aus-Italien-Hausmuell/!1123258/
LG
 

Christoph1981

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Der Mensch nimmt für sich in Anspruch, das am höchsten entwickelte Lebewesen auf diesem Planeten zu sein.
Diese Spezies verfügt über ein gewisses Maß an "Intelligenz" und "Vernunft", welche eigentlich ausreichen müssten, um das Verhalten so zu steuern, dass die Umwelt insoweit bei der Lebensgestaltung berücksichtigt wird, dass die zwingend erforderlichen Grundlagen/Ressourcen so genutzt werden, dass ein dauerhaftes Überleben möglich sein kann.

Leider besitzt der Mensch aber auch Eigenschaften wie Bequemlichkeit und Egoismus, die offensichtlich einen starken Einfluss auf die zuvor genannten Wesenszüge ausüben.

Und da setzt das produzierende Klientel mit den Kenntnissen der Psychologie an, um Umsätze und Gewinne zu generieren.

Solange wir uns in diesen Verhältnissen befinden, ist es zunächst vor allem in der Hand des einzelnen Individuums, wie mit Konsum und allem was dazugehört umgegangen wird. Erst wenn die Produzenten tatsächlich über Zahlen mitbekommen dass ihre Produkte nicht gewollt und gekauft werden, weil diese schädlich sind, wird sich etwas ändern.

Meine persönliche Befürchtung ist, daß sich dieser Prozess zu langsam bewegt, um eine größere Katastrophe abwenden zu können.

Da kommt dann der Spruch zum Tragen " Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht Essen kann."
 

Time_to_wonder

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Ähm ....
Was sollen denn die hierzulande überdimensionierten Müllverbrennungsanlagen dann noch verbrennen, wenn Du alles recyclen willst ?
https://www.bund.net/themen/aktuell...t-dem-plastik-aus-der-gelben-tonne-geschieht/
Wir produzieren doch eh schon viel zu wenig Müll und kaufen sogar aus dem Ausland zu. Nicht dass die Italiener ihren Müll nicht selbst verbrennen könnten, wahrscheinlich machen wir Sonderpreise, soll ja nicht zum Stillstand kommen. :emoji_wink:
https://taz.de/Importschlager-aus-Italien-Hausmuell/!1123258/
LG
Wirklich ein interessanter Faktor!

Ich durfte mal die kritische Infrastruktur einer Großstadt und deren Versorgungssicherheit analysieren.

Dabei habe ich gelernt, dass Müllverbrennungsanlagen (oder besser Müllheizkraftwerke) eine wichtige Komponente in der kommunalen Energie- und vor allem Fernwärmeversorgung sind. Die Anlagen brauchen „Futter“, damit die Leute nicht im Kalten sitzen.

Die irrsinnigen Anreize, die damit gesetzt wurden, hatte in den 60ern, als die Dinger geplant wurden, sicher niemand auf dem Schirm. Jetzt ist es die Aufgabe, irgendwie da wieder rauszukommen und die Fehlentwicklungen zu korrigieren.
 

fahe

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Momentan habe ich wieder ein super Beispiel dafür:
Moin C,
was ist das eigentlich, was Du da zeigst? Ein stylischer Flaschenverschluss?

Falls ja, das Lebensmittelrecht hat da halt ziemlich konkrete Vorstellungen. Und der Produktdesigner hat andere Ansprüche. Und so kommt da eben zusammen, was da zusammen kam. Kann man - zumal wenn man das wie Du als Fachgebiet bearbeitet - doof finden. Aber: Der Unsinn liegt doch an anderer Stelle in viel größerem Maßstab - ohne, dass es das Land in den letzten Jahrzehnten auch nur ansatzweise in Angriff genommen hätte.

Also... gönne doch den Genießern den stylischen Schnapsflaschenverschluss (?). :emoji_wink:

Das Duale System Deutschland gibt's seit Anfang der Nunziger Jahre als Rücknahmesystem für Verpackungen. Und in wahrscheinlich 95 Prozent aller Landkreise und kreisfreien Städte als für Abfall zuständigen Gebietskörperschaften hat sich da genau null geändert.

In vielleicht fünf Prozent mag es so etwas wie eine Wertstofftonne geben... beim Rest: Fehlanzeige. In den Abfallentsorgungssatzungen finden sich dann folgerichtig so tolle Handlungsempfehlungen, die bestimmen, dass Verpackungen - oft auch als Verbundwerkstoffe kaum wirtschaftlich sinnvoll wiederverwendbar - da hinein gehören, aber: Für die oft zitierte (sortenreine) - und in der Regel ohne Recyclingausgangsmaterial produzierte - Babybadewanne, die sogar eine Angabe trägt, aus welchem Material die hergestellt wurde... gehört mangels eines zumutbaren Entsorgungssystems in den Restmüll.

Ich will die Kleinigkeiten gar nicht kleiner reden, aber imho sagt die allgemeine Lebenserfahrung schon, dass man am schnellsten zu Änderungen kommt, wenn man die drängendsten Sachen etwas priorisiert.
 

Time_to_wonder

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Moin C,
was ist das eigentlich, was Du da zeigst? Ein stylischer Flaschenverschluss?

Falls ja, das Lebensmittelrecht hat da halt ziemlich konkrete Vorstellungen. Und der Produktdesigner hat andere Ansprüche. Und so kommt da eben zusammen, was da zusammen kam.
Meinst Du, dass Holz nicht mit Lebensmitteln in Berührung kommen darf?

In Eichstätt in Bayern gibt es ein großes Viersterne-Hotel, dass seinen Gästen eine Flasche Mineralwasser aufs Zimmer stellt. Diese Flasche hat einen Schraubverschluss komplett aus Holz, ohne Plastikinnenhütchen. Geht also - wenn man will.
 

XXL-DD

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Interessanter Weise ist der direkteste Ansatz, den Jeder verfolgen kann - weniger Konsum.

Doof ist halt nur der Umstand, das wir uns für eine Form des Kapitalismus entschieden haben und damit das ständige Wachsen als eine Grundfeste des Systemes propagiert wird.

Der Hunger nach Neuem wird beständig angeheizt.

Der rege Austausch an Informationen zu gebrauchten Maschinen hier im Forum dürfte schon mehr für die Umwelt getan haben als man sich vorstellen kann.

Jeder vermiedene Fehlkauf nach Hinweisen aus dem Forum ist super, egal ob Maschine oder Material.

Viele hier setzen vielleicht sogar unabsichtlich den Ansatz lokaler Kreisläufe ohne langer Transportwege um - der Baum von Nachbarn A wird zu Möbeln für sich und Nachbarn B. Das ist noch dazu super für das Miteinander in der Nachbarschaft.
 

Time_to_wonder

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Genau!

Ich werde in diesen Frühling meinen Sandkasten rückbauen weil die Meute rausgewachsen ist, mit dem Lärchenholz werde ich zumindest teilweise noch was anfangen können!
 

XXL-DD

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Noch etwas Positives, hier machen sich so Viele Gedanken um Aufwand und Nutzen - ihr verändert die Welt schon.

Die Probleme sind groß und wir werden sie nicht von A/CH/D aus alleine lösen, aber ihr seid Teil der Lösung nicht des Problemes.
 
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