Oberflächenrestauration eines Flügels

O.Burger

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Hallo,

als Neuling im Forum freue ich mich über Hinweise und Hilfe zu folgender Aufgabe:

Mein historischer Flügel (von 1875) soll seine natürliche und originale Palisandermaserung zurückerhalten. Es scheint als wurde irgendwann in vergangener Zeit eine Art dunkle transparente Schicht aufgebracht. An der Frontseite (Tastatur) ist alles noch schön holzfarben, die Seiten und oberer Deckel jedoch erheblich dunkler. An versteckter Stelle habe ich versucht mit Brennspiritus, Nitro, Reinigungsbenzin und Acethon (immer mit Stahlwolle) die Farbe zu lösen jedoch ohne Erfolg. Man kann den Lack (Schellack?) leicht etwas ankratzen, er platzt und springt dann regelrecht hauchdünn ab, natürlich nicht großflächig.
Später soll der Flügel wieder eine Schellackoberfläche erhalten.

Habt Ihr eine Idee wir ich vorgehen könnte? Für Hilfe im PLZ Bereich 55743 wäre ich natürlich auch dankbar, dann bitte per PN.

Anbei einige Fotos. Die Maserung erscheint durch den Fotoblitz erheblich heller (mit Ausnahme der Tastaturseite), im Original ist die Oberfläche fast schwarz.

Beste Grüße

H.
 

dascello

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Liebe(r) H.,

bitte an diesem anscheinend wunderbar erhaltenen Parallelsaiter NICHTS selbst machen! In jedem Fall einen Fachmann hinzuziehen. Das ist ein historisches Instrument, dem gegenüber Du eine Verantwortung hast. Wer ist der Hersteller?

Gruß

Michael
 

dascello

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Zur Erläuterung: Letzte Woche schliff ich die bereits fertig gestellte Schellackoberfläche eines meiner Cembali an, da ich beim Einbau von Registerzügen einen Fehler begangen hatte, ein Loch zusetzen musste und nun die Fläche neu polieren muss.

Seitdem kämpfe ich mit dieser kleinen Fläche, die einfach kein einheitliches Bild ergeben will. (@Welaloba: Nicht hämisch grinsen, ich bin nicht so fit wie Du.)

Will sagen: Schellack ist was für Spezialisten und so ein alter Flügel sowieso.
Ist er eigentlich spielbar, halten die Saiten?


Gruß
 

O.Burger

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Hallo Michael,

danke für Deine Zeilen.
Keine Panik, ich werde, wenn überhaupt, sehr vorsichtig an die Sache herangehen, lieber wäre mir da ein Spezialist hier vor Ort (der sich aber auch nach langer Suche noch nicht finden lies, deshalb bin ich nun hier).
Der Flügel (265 cm) ist schon kreuzseitig, wohl einer der ersten, ein Grotrian-Steinweg Nachf. (Du kennst Dich da sicherlich aus).
Technisch ist er in prima Zustand, Stimmstock und Saiten fast tadellos, originale Mechanik gerade erst überholt, Elfenbein erneuert, spieltechnisch macht er mir große Freude.

Anbei ein Foto für den "Klavierkenner".

Mit besten Grüßen

H.
 

dascello

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Ich hatte auf Grotrian getippt, mich aber nicht getraut, das zu posten.

klar, ist ein früher Kreuzsaiter, so kann man das sehen.

Idealer Flügel für Brahms und Chopin, oder?

Wo wohnst Du denn? Ich kenne viele Kollegen.

Gruß

Michael
 

dascello

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Poste die Bilders mal an Piano Schoke in Köln. Mit besten Grüßen an Christian Schoke. Die mache so was ganz vorzüglich. Und der Hunsrück ist da ja nicht soooo weit weg....


Gruß

Michael Bender

Achja, *Klugscheiß an*: Es ist eine Restaurierung, nicht die gastronomische oder biedermeierliche "Restauration"! *Klugscheiß aus*

:emoji_wink:
 

O.Burger

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Danke Michael, natürlich hast Du mit der Restaurierung recht, sorry, mein Fehler.

Der Standort des Flügels ist Idar-Oberstein. Eigentlich wollte ich den Flügel nicht unbedingt zu einer Firma wegtransportieren.

Beste Grüße

H.
 

dascello

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Ich fürchte aber, dass das anders nichts wird.........

Andererseits: Was ich sehe, ist Patina, also ein in Ehren ergrautes Objekt. Muss/sollte man da überhaupt was machen?
Die Technik ist doch top überholt!

Abschleifen? Geht gar nicht, das darf nicht sein! (Werner, sag Du doch mal was!)

Ein Vorschlag: Sende die Fotos mal an Grotrian-Steinweg. Die gibt es ja noch. Ich wette, dass die begeistert von dem Instrument sind und Dir ebenfalls raten, die alte Originaloberfläche zu erhalten.


Gruß

Michael
 

O.Burger

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Hallo,

leider wurde teilweise irgendeine dunkle Farbe aufgebracht und diese Stellen sind dann nicht mehr original. Was mich stört ist dieses teilweise, also Seiten und Deckel dunkel, die Tastaturseite heller und holzfarben. Im Original war der Flügel Palisander natur mit Schellackoberfläche.

Beste Grüße

H.
 

edelres

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Fluegel restaurieren

Hallo h. & Forumsfreunde,

wie Michael schon schrieb, ist der Fluegel zu schade fuer eine von Laien noch so gut gemeinte Verschlimmbesserung.

Ein Finish laesst sich restaurieren, da ist Schleifpapier ein absolutes nein und die Anwendung von Stahlwolle, falls ueberhaupt notwendig, setzt einige Erfahrung voraus.

Ich habe schon an einigen Klavieren/Fluegeln das Finish restauriert einschliesslich das Abnehmen von Farbanstrichen. Mir war es moeglich Farben abzunehmen, ohne das/den original Schellackfinish zu zerstoeren.

Ein so aufgearbeitetes Instrument, behaelt die Alterswuerde, ein Teil davon ist auch, dass nicht alles an der Oberflaeche 100% perfekt aussieht.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

PS: Ein Strich mit Schleifpapier ueber eine alte/antike Oberflaeche und hunderte Jahre Patina sind fuer immer verloren.
 

welaloba

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Hallo alle.
Ich sage jetzt auch mal was - auch wenn ich keine Fotos sehe. WIESO SEHE ICH KEINE FOTOS??
In Idar-Oberstein hab ich auch mal gewohnt. So bis 1980 etwa. Da hab ich noch nicht restauriert. Das tut nix zur Sache.
Meine letzten 3 Flügel hatten alle so was wie Schuhcreme drauf. Weil da meist Paraffin mit drin ist, ist das Zeugs nach Aushärtung fast nicht abzunehmen ohne die darunterliegende Schicht (was auch immer) anzugreifen. Sagte H. nicht was von harter Bröselschicht?
@ Michael das Cello B. : Der Kerl, von dem ich zu polieren lernte, merkte gleich das Loch in meiner ersten Polierfläche. Er meinte nur, es sei das beste, es zu ignorieren aber nicht zu vergessen. Je mehr du die Stelle anstarrst, desto schlimmer wirds. Ich geh da mittlerweile auch mal mit einem Pinsel ran. Ganz zart.
Gruß aus dem heute sonnig gewesenen Taunus.
Gruß Werner
 

gleiter

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Uwe4711

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O.Bürger schrieb:
An versteckter Stelle habe ich versucht mit Brennspiritus, Nitro, Reinigungsbenzin und Acethon (immer mit Stahlwolle) die Farbe zu lösen jedoch ohne Erfolg.

Vielleicht ist folgende Erfahrung zur Diagnose hilfreich: Ich habe früher mehrfach bei einem befreundeten Kavierbauer ausgeholfen. Unter anderem habe ich Gehäuseteile von wertvollen Flügeln zum Spritzen gebraucht und wieder abgeholt. Es ging darum, bei wertvollen Flügeln (z.B. Steinway oder Bechstein) den Originallack durch eine Beschichtung aus PU-Lack zu ersetzen (ich meine mich wenigstens zu erinnern, daß es das war). Die Gehäuseteile bekamen dort eine tadellose Oberfläche, die auch durch stehengebliebene Gläser mit Alkohol nicht beschädigt werden konnte. Das galt für alle Holzteile des Gehäuses, einschließlich der Beine.

Wenn O. Bürgers Flügel auf diese Weise behandelt worden ist, dürfte es schwierig sein, den Originalzustand wieder herzustellen.


Gruß, Uwe


P.S. Übrigens sehe ich auch keine Fotos
 

dascello

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@welaloba: Du hast die Fehlstelle ja gesehen. Ein befreundeter Gambenbauer gab mit denselben Tipp: Mit Schellack und Pinsel ganz leicht von außen in die Fehlstelle hinein streichen, immer einen Strich leicht überlappend zum vorherigen.

Ich werde das probieren, ehe ich alles runterschleife.

Aber zum Thread: Ich glaube nicht, dass unser Klavierfreund überhaupt noch mitliest......


Grüße an alle


Michael

vom heute morgen noch trüben Rhein (immer noch kein Regen!)
 

O.Burger

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Hallo,

danke für die Eingaben.

Nein, der Flügel ist definitiv nicht mit einem dieser modernen Klavierlacke lackiert.

Beste Grüße

H.
 

hemmi1953

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@O.Burger

Jetzt, wo du 5 Beiträge hast, kannst du auch Fotos einstellen. Bitte hole dies nach, denn du hast einigen von uns den Mund wässrig gemacht.

Gruß Christof
 
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