Oelen -> Leimen?

Red-Rabbit

ww-ahorn
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Kommt drauf an, was es für Bretter sind. Wenn du einen Schhrank baust, und dann die Einzelteile ölst, kannst du die Dübel-, Lamellolöcher mit einem Stück Klebband überkleben. So kommt kein Öl an die Verbindungsstelle, und es gibt keine probleme beim Verleimen. Nur darauf achten, das die Klebestellen von dem anderen Teil wieder verdeckt werden. Wir haben das beim Lackieren auch immer so gemacht.

Gruss Jörg
 

Jost

ww-fichte
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Hallo,
ok, hab jetzt schon mal alles verleimt.
Meine Frage zum Oelen. Ich hab das CLou Holzoel (farblos). Auf der Beschreibung steht, dass man zwischen jedem Einoelen mit einem 220er Schleifpapier druebergehen sollte. Meine Frage: Wie oft soll man darueber gehen? einmal zweimal? oder wie kann man sehen, dass es reicht und man die 2/3 Schicht Oel draufstreichen kann?

Vielen Dank,
Jost
 

derdad

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Hi!

Geh mal oben im Reiter auf "Suchen" und gib ölen ein. Da müsstest du eine ganze Litanei darüber finden.

gerhard
 

edelres

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Verleimfestigkeit beim Oelen

Hallo Jost und Forumsfreunde,

Oelen ist ein nicht sehr bewertbarer aussagefaehiger Begriff. Da die Innhaltsstoffe der Oelmischungen, sich wesentlich auf den Erfolg/Misserfolg beim Verleimen auswirken koennen.

Ich verwende Leinoel, Leinoelfirnis und Tungoel. Fuer einen Versuch habe ich mir aus einer Bohle einige Leisten 50 x 20 x 500 mm Laenge geschnitten. Diese Leisten habe ich im rechten Winkel so verleimt, dass die Verleimflaeche 50 x 50 mm betrug. Die Leimstelle wurde mit einer Bessey Zwinge gepresst. Ich versah sechs Leistenpaare mit Oel, 2 mal Leinoel, 2mal Leinoelfirnis, 2 mal Tungoel. Die Leisten mit Leinoelfirnis und Tungoel verleimte ich nach 48 Stunden. Als Leim verwendete ich einen PVA Kleber, Markennahme Tidebond II und Epoxydharzkleber des Westsystems Harz 105 Haerter 206. Die Leistenpaare mit Leinoel pur ( Nach alter Din 55 933) verleimte ich nach 4 Wochen. Ich verleimte ebenso zwei Leistenpaar ohne eine Oelbehandlung, mit Tidebond und Westsystemepoxy.

Die Leimverbindungen brach ich auf indem ich eine Leiste in die Vorderzange fest einspannte und auf die zweite Leiste Scherdruck ausuebte bis zum Bruch. Bei allen Leimverbindungen handelte es sich um einen Holzbruch, es war kein blanker Leim sichtbar. In der Bruchflaeche waren nur Holzfasern zu sehen.

Mit meinem Versuch wollte ich nur feststellen in wieweit Oelfinish auf die Verleimung sich auswirkt. Mit meinen begrenzten Mitteln haben meine Versuche fuer mich folgendes bewiesen, ich konnte keinen Unterschied im Bruchbild feststellen bei mit oder ohne Oel behandeltem Holz. Bei der Leinoel pur Verleimung, vergass ich das genaue Datum aufzuschreiben wann ich die Leimverbindungen aufbrach.

Ich bin gezwungen groessere Leimmengen(Kleber) zu kaufen, da die kleinsten Gebinde meist 1 Gallone(3.8Liter) betragen. Dadurch besitze ich meist ueberalterte Leime/Kleber. Vor der Verwendung mache ich dann hin und wieder eine Verleimprobe um die Brauchbarkeit festzustellen.

Die Leimhersteller geben hier in den USA ein "shelf life" (Haltbarkeits Verwendungszeit) von 6 bis 12 Monaten an. Bisher konnte ich in 18 Jahren kein Versagen durch Ueberalterung feststellen. Es it nicht Geiz oder Sparsamkeit welche mich dazu fuehrt Leime/Kleber nach langer Zeit zu verwenden, sondern ein neues Gebinde von 3.8 Litern fuer eine Gebrauch(Verbrauch) von 50 ml anzuschaffen. Verwundert bin ich ueber den "Franklin liquid hide glue" bei einem garantiertem "shelf life von 9 Monaten" klebt dieser nach 12 + Jahren noch einwandfrei. Ich fuellte immer in einen kleineren Behaelter um, so dass sich nur so wenig wie moeglich Luft im Behaelter befand.

mfg

Ottmar

PS: In D verwendete ich einen wasserfesten/bestaendigen PVA Leim wie von den Fensterbauern verwendet. Dieser Leim war nur im 20 Liter Eimer erhaeltlich. Waehrend der Lagerung war der Leim mehrfach unkonntroliert Frost ausgesetz. Vor jeder Verwendung ruehrte ich den Leim durch (von Anfang an), der Leim verlor 90 % seiner Bindekraft. Es entstand mir sehr grosser Schaden (nachbessern, wiederholen von Reparaturen) und vermeidbarer Aerger mit Kunden. Seit dieser Zeit pruefe ich jeden Leim ob heute gekauft oder uralt. Nie mehr Aerger mit Leimversagen.

Anmerkung: Vor 1900 war Coellner Leim, da Beste was an Haut/Knochenleim verfuegbar war. In dieser Zeit, gab es keine Firmen welche Landesweit Produkte vertrieben. Haut/Knochenleim wurde an allen moeglichen Orten hergestellt mit den unterschiedlichsten Qualitaeten. In Koelln bestand eine strenge Kontrolle ueber die dort hergestellten Leime. Selbst in franzoesischen Empfehlungen in der Literatur jener Zeit wird Coellner Leim als Qualitaetsprodukt erwaehnt. Der Begriff Coellner Leim war so bekannt, dass damit praktisch Haut/Knochenleim gemeint/bezeichnet wurde. Damals war die Schreibweise von Koelln "C" nicht "K".
 

Jost

ww-fichte
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Hallo,
vielen Dank fuer eure Antworten und fuer deinen Testbericht edelres!

Ich hab im Forum gesucht und einiges gefunden.
Im folgendem habe ich meine gewuenschte Vorgehensweise beschrieben, und wuerde mich freuen, wenn Ihr eueren Kommentar abgibt, wenn etwas falsch ist.

Verwendetes Holzoel: Clou Holzoel farblos
Schleifen, Oelen und Abwischung geschiet in Faserrichtung

1. Trocknen: ca. 3-4 Tage (in Heizungsraum)
2. Vorschleifen: mit 180er Papier und Handschleifmaschine, bis die Arbeitsspuren (zb: Bleistiftstriche) verschwunden sind
3. Entstauben: gruendlich mit Staubsauger
4. 1. Oelfauftrag: bis Oberflaeche glaenzend aussieht und nach ca. 45min. mit einem nicht fasernden Tuch abwischen
5. Trocknen
6. Schleifen: mit 240er Papier von Hand nass in nass Schleifen
7. Trocknen
8. Schleifen: mit 320er Papier von Hand nass in nass Schleifen
9. Trocknen
10. Wenn gewuenschte Oberflaeche noch nicht erreicht, 8./9. Punkt wiederholen


Nun hab ich aber noch Fragen :emoji_slight_smile:
-Wie erkennt man, dass das Oel schon trocken ist?
Einige Aussagen beruhen auf 24 Stunden andere auf weniger, wie erkennt man dies selbst?
Anfassprobe?

- Nass in Nass Schleifen, heisst das, dass man das Oel auf die Oberflaeche gibt und dann darueber schleift? Hab naemlich keine Beschreibung dafuer gefunden.

- Schleifen allgemein:
In Faserrichtung, dies ist klar Jedoch ist mir noch nicht ganz klar, wie oft man ueber eine Stelle gehen sollte. Reicht einmal? ist 10mal zu viel? Wie erkennt man, dass es passt?

Ich hoff Ihr koennt mir meine Frage beantworten.

Vielen Dank
und freundliche Gruesse

Jost
 

Eurippon

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-Wie erkennt man, dass das Oel schon trocken ist?

Wenn es keine Fingerabdrücke mehr gibt und sich trocken anfühlt. Wobei 24 Std. hier ein totsicherer Wert sind. Lieber zu lang trocknen als zu kurz...

- Nass in Nass Schleifen, heisst das, dass man das Oel auf die Oberflaeche gibt und dann darueber schleift? Hab naemlich keine Beschreibung dafuer gefunden.

"Nass in Nass" bedeutet mit feinem Nassschleifpapier (erstere 280er /später 400 und 600er) das neu aufgebrachte Öl einzuschleifen. Der Abrieb dient als Porenfüller. Hier ist gleichmässiges Schleifen notwendig. Pro Schleifbahn 10-15 mal vor und zurück schleifen. Kommt allerdings auch auf die Holzart an, da manche Hölzer stark saugen. In dem Fall Öl nachgiessen...


- Schleifen allgemein:
In Faserrichtung, dies ist klar Jedoch ist mir noch nicht ganz klar, wie oft man ueber eine Stelle gehen sollte. Reicht einmal? ist 10mal zu viel? Wie erkennt man, dass es passt?

Wenn eine glatte und gleichmässige Oberfläche entstanden ist wurde gut geschliffen. Mit einem Blick gegen das Licht sieht man das am besten...
 

edelres

ww-robinie
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Oelfinish

Hallo Jost,

ich will mal versuchen Deine Fragen zu beantworten.

Zu Frage 1)

Ich verwende Oelfinish (Leinoelfirnis und Tungoel) fuer vierzig + Jahre mir ist es noch nicht gelungen die Trocknungsdauer des Oeles planbar festzustellen. Um die Jahreswende restaurierte ich einen runden Tisch mit Tungoel, ich musste mich direkt zwingen die Geduld aufzubringen das Trocknen abzuwarten.
Bei Tungoel spielt eine Waermezufuhr auf die Trocknungzeit wenig Einfluss. Tungoel trocknet durch polymerisation, einem chemischen(?) Vorgang, wobei eine hohe Luftfeuchtigkeit notwendig ist.
Leinoel trocknet durch Oxidation, einem chemischen Vorgang unter Einwirkung des Sauerstoffes der Luft, in geringem Umfang auch durch Polimerisation.

Zu Frage 2 & 3

Richtig

Zu Frage 4

Ich erhitze fuer den ersten Auftrag das Oel im Wasserbad auf 60º/C ( Experten streiten ueber die Wirksamkeit, ich lasse sie Streiten) Das erhitzte Oel trage ich satt auf, dabei beobachte ich in fuenf Minutenabstand die Oberflaeche, bringe mehr Oel auf wo der Untergrund staerker saugt, so lange bis sich nichts mehr aendert. Mit dem Abwischen des Oeles warte ich (wieder ein nicht vorhersagbarer Zeitpunkt) so lange??? Bis das Oel zu ziehen anfaengt. Laesst sich das Oeln nur sehr zaehe entfernen habe ich zu lange gewartet. Mach auch nichts wenn das Oel klebt, tauche ich den Lappen in frisches Oel und wische so das Oel ab. Ich habe ein schwer zu beschreibendes Gefuehl entwickelt wenn ich genug Oel abgewischt habe. Aus Erfahrung wische ich lieber zuviel ab, so vermeide ich Glanzstellen/Flecken.

Zu Frage 5 & 7 & 9

Wenn ich herausgefunden habe wann genau welches Oel trocknet, lass ich mir das Patentieren und ziehe auf die Bahamas! Im Ernst hier ist Geduld gefragt. Die meisten Leinoelfirnisoberflaechen werden dadurch verdorben, dass nich lange genug gewartet wird. Der Firnis trocknet zuerst auf der Aussenseite (meiste Sauerstoffaufnahmemoeglichkeit), ist jedoch innen noch nicht auskuriert (*)

Zu Frage 6)
Bis jetzt habe ich keine bessere Beschreibung als „Schleifen“ gefunden um diesen Schritt zu beschreiben. Was ich damit bewirke, ist dass sich durch die Schleifbewegungen alle Lufteinschluesse an die oberflaeche gebracht werden ( wenn nicht gibt das spaeter Pickel auf der Oberflaeche) Das Hin- und Herbewegen des Schleifpapieres entspricht mehr einem Masieren als Schleifen, ich will ja nichts Abschleifen sondern nur die Oberflaeche glaetten. Am Gleiten des Schleifpapieres fuehle ich wo mehr Druck notwendig ist (auf der Oberflaeche getrocknetes Oel)

Zu Frage 8)

Die Koernung des Schleifpapieres ueber 220/280 hat keinen Einfluss auf die Qualitaet. Es kann vorkommen, dass nach dem dritten/vierten Oelauftrag ich wieder auf 220er zurueckgreife, weil ein feineres Papier nicht zieht. Die Wahl der Koernung ist hier nicht so wichtig!!

Zu Frage 10)

Wenn du durch Praxis/Ueben die noetigen Erfahrungen erworben/erarbeitet hast ist dieser Zeitpunkt immer frueher erreicht.

Grundsaetzlich: Das Oelen waere an und fuer sich sehr einfach, wenn es nicht durch Beschreiben der Durchfuehrung sich so kompliziert anhoert!!

Viel Erfolg und Geduld beim Oelen.

mfg

Ottmar

(*) Ich verwende Oelfinish beruflich, um moeglichst immer mit den gleichen Bedingungen zu arbeiten, beschraenke ich mich auf die Verwendung von Tungoel pur und Leinoelfirnis, welcher durch Waermebehandlung vorpolimerisiert ist ohne irgendwelche Trockenstoffe. Diesen Firnis beziehe ich durch einen Kollegen aus England.

PS: In D gibt es viele Firmen, welche Oelmischungen anbieten, welche den gleichen Zweck in kuerzerer Zeit erreichen. Durch meine Marktferne und begrenzte Zeit, verwende ich nur die bei mir altbewaehrten Materialien. Es kostet mir mehr Zeit mich mit einem neuen Material vertraut zu machen, als dass sich fuer mich der Umstieg lohnt. (Ich bin grundsaetzlich fuer Weiterentwicklungen offen, aus leider nicht so guten Langzeiterfahrungen mit anderen Materialien doch mehr Konservativ) Wenn ich dies so ueberlese verlange ich von einem neuen Produktt den Nachweiss von xxx Jahren Erfahrungswerten!!


@eurippon


Michael ich gebe dir den mir angehafteten Orden(?) des Perfektionisten weiter!!!
 

derdad

Moderator
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Eurippon schrieb:
-
Wenn eine glatte und gleichmässige Oberfläche entstanden ist wurde gut geschliffen. Mit einem Blick gegen das Licht sieht man das am besten...

Manchmal sind auch die (sauberen) Finger die besseren Augen. Das will heißen, wenn du sacht mit den Fingern über die Fläche streichst spürst du evtl Schleifriefen und Unebenheiten.

gerhard
 
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