Quereinstieg als Tischler/Schreiner

bronsonjail

ww-pappel
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Hallo zusammen,

ich weiß nicht genau ob das der richtige Thread für mein Thema ist. Verzeiht daher den Post, falls er falsch ist.

Naja jetzt zu meiner Situation; Ich bin 34, habe Frau und Hund. Vor knapp 1 Jahr haben wir uns ein Haus gekauft, womit wir uns einen Traum erfüllt haben.
Privat läuft also alles super.

Arbeitstechnisch bin ich nicht zufrieden. Ich habe einen gut bezahlten sicheren Job und wirklich anstrengend ist er für mich auch nicht. Ich arbeite weitestgehend im Home Office und bin in meinem Team derjenige, seit ein paar Jahren, der die besten Zahlen liefert. Klingt auch erstmal alles super. Ich sollte eigentlich glücklich sein... So ist es aber nicht.

Mein beruflicher Traum ist es Tischler/Schreiner zu sein. Ich habe eine Ausbildung als Sonnenschutz Mechatroniker abgeschlossen. Danach mein Abitur nachgeholt und 2 Semester Bauingenieurswesen studiert, was überhaupt nicht meins war. Währenddessen hatte ich mich bei meinem jetzigen Arbeitgeber beworben, als Quereinsteiger.
Während meiner Ausbildung war mein Meister Schreiner. Wir hatten viele Fenster und Türen saniert, was mir richtig gefallen hatte. Leider war das Hauptgeschäft neue Fenster, Türen und Markisen einzubauen. Sehr eintönig...

Den Umgang mit Werkstoff Holz und dessen Verarbeitung habe ich mich ständig selbst weitergebildet. Parallel habe ich seit knapp 8 Jahren eine Werkstatt bei mir zu Hause (momentan zieht diese noch um). Habe vieles im Bekanntkreis gebaut oder saniert (Treppen restauriert, Böden repariert/neu verlegt, Möbel repariert, Küchen umgebaut,...). Wenn ich nicht weiter wusste, konnte ich mir durch Eigenrecherche immer weiterhelfen.
Also handwerklich bin ich begabt und in Übung.

Worauf ich hinaus will; habt ihr einen Vorschlag, wie ich mich als Schreiner/Tischler umorientieren kann? Ich würde die Gesellenprüfung nachholen. Bis dahin müsste ich trotzdem Geld verdienen. Sind Quereinstiege in der Branche üblich? Wie sieht es mit dem Verdienst aus?


Viele Grüße und Danke!
 

inselino

ww-robinie
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Es gibt schon eine Reihe Quereinsteiger-Threads hier im Forum und der Tenor ist recht eindeutig:
Verwechsel nicht die romantische Vorstellung "Arbeiten mit dem Werkstoff Holz" mit dem Arbeitsalltag eines Tischlers.
Die wenigsten Tischler heute bauen Möbel o.ä. aus Massivholz, die Zeiten haben sich geändert.

Vielleicht schaust du, ob es erstmal mit deinem Berufsprofil interessantere Tätigkeiten gibt und erhälst dir das mit dem Holz als Hobby?
 

HolzandMore

ww-robinie
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Ich habe einen gut bezahlten sicheren Job und wirklich anstrengend ist er für mich auch nicht. Ich arbeite weitestgehend im Home Office und bin in meinem Team derjenige, seit ein paar Jahren, der die besten Zahlen liefert. Klingt auch erstmal alles super
Klingt nicht nur sondern ist es auch. Mann o Mann, in diesen Zeiten sollte man 3 Kreuze machen wenn man das von sich behaupten kann.
Nutze doch deinen guten Job dir als Hobby ne kleinere Schreinerei aufzubauen und baue darin worauf du lust hast ohne Druck Geld zu verdienen damit oder rechtzeitig fertig zu werden.

Ich würde jetzt in 8 Jahren meine gute Rente beziehen und könnte die dann auch sicher geniesen - wenn ich damals vor etwas über 25 Jahren nicht so dumm gewesen wäre und gedacht hätte dass ich mich weiterbilden und unbedingt selbstständig machen muss.

Gruß Andi
 

XXL-DD

ww-ulme
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Um auf deine Frage zurück zu kommen, empfehle ich dir den Kontakt zu Schreinern in deiner gewünschten Arbeitsregion zu suchen.

Wenn die Chemie stimmt nimmst du dir 2 Wochen Urlaub und arbeitest in der Zeit als Praktikant oder Pseudolehrling mit.

Der Zeitraum dürfte für mehr Klarheit sorgen als jede Erfahrung die Andere hier niedergeschrieben haben.

Das ist zumindest mein Plan, wenn mir mein aktueller Job zu sehr auf die Nerven geht.

Ums Geld darf es einem in der Startphase ohnehin nicht gehen, dafür ist das Risiko für die Beteiligten zu hoch.
 

Mitglied 132096

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Die Frage kommt immer wieder einmal. Es ist m. M. ein großer Unterschied, ob du als Hobbyschreiner arbeitest oder ob du das Hobby zum Beruf machst. Als Hobbyschreiner kannst du machen was du willst und wie du es willst. Du bist dein eigener Herr und bist niemanden Rechenschaft schuldig nur dirselbst. Du bist von niemanden abhängig und einen Leistungsdruck, dass du als Hobbyschreiner Geld verdienen mußt, hast du auch nicht (unbedingt).

Den Vorschlag von @XXL-DD halte ich für sehr klug. Um zu sehen, wie es in der Realität wirklich zugeht, würde ein Schnupperpraktikum bei einer Schreinerei helfen. Viele Schreinereien haben sich inzwischen sehr spezialisiert. Aus zeit- und kostengründen wird oft mit Plattenware und wenig mit Naturholz gearbeitet. Andere Schreinereien haben sich auf Naturholz spezialisiert, andere machen nur Treppen, etc. Die Richtung, die du einschlagen willst, muß dir klar sein, sonst kann es sein, dass du mit ganz falschen Vorstellungen einen Beruf wählst und in einigen Jahren wieder vor demselben Problem stehst wie heute.

Wenn dir anderseits der Beruf so viel bedeutet und du unbedingt Schreiner werden willst, sollstest du alles tun um herauszufinden ob du das hauptberuflich machen willst und eine oder sogar mehrere Schreinereien von innen anschauen und mitarbeiten. Vielleicht ist Schreiner ja nicht nur DEIN Beruf, sondern deine Berufung und du bist darin so richtig erfolgreich. Das gilt es herauszufinden, bevor du dich wirklich endgültig entscheidest umzuschulen. Du mußt auch bedenken, du hast eine Familie, für die du auch sorgen mußt. Wärest du Single, hättest du vermutlich schon lange eine eigene Entscheidung gefällt.
 

isso

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Ich liebe das.
Von Anfang an.
Alles andere war immer eine Katastrophe. Gut, Katastrophen gab es beim Tischlern auch mal.

Aber ganz klar, richtig Glück gehabt da zu landen wo ich jetzt bin.

Aber auch echt miese Zeiten gehabt, aber im Nachgang lag das an allem möglichem. Auch an dem Job, auch an mir, auch an den PartnerInnen und wahrscheinlich dem Wetter oder so.

Ich finde es immer noch geil und will und wollte nie was anderes als Holz.

Aber ich habe wirklich viel Abwechslung und sicher ein nicht alltägliches Aufgabenfeld.

Daher ist mein Text auch mit Vorsicht zu genießen.
 

XXL-DD

ww-ulme
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Klingt nicht nur sondern ist es auch. Mann o Mann, in diesen Zeiten sollte man 3 Kreuze machen wenn man das von sich behaupten kann.
Nutze doch deinen guten Job dir als Hobby ne kleinere Schreinerei aufzubauen und baue darin worauf du lust hast ohne Druck Geld zu verdienen damit oder rechtzeitig fertig zu werden.

Ich würde jetzt in 8 Jahren meine gute Rente beziehen und könnte die dann auch sicher geniesen - wenn ich damals vor etwas über 25 Jahren nicht so dumm gewesen wäre und gedacht hätte dass ich mich weiterbilden und unbedingt selbstständig machen muss.

Gruß Andi
Ich mag es nicht von mir unkommentiert lassen...

Wir haben in der Welt viel zu Viele Angestellte, die genau deshalb einen Beruf ausüben der sie und die Kunden krank macht.

Der Begriff der Servicewüste Deutschland ist hart erarbeitet und meiner Meinung nach zu einem signifikanten Anteil diesem Umstand geschuldet.

Die Zeche dafür zahlt die Gemeinschaft, der Bedarf an psychischer Betreuung steigt von Jahr zu Jahr.

Das ich ich eine Empfehlung abgebe liegt nicht daran, dass ich das so toll finde. Ich habe persönlich auch schon die Eine und Andere Situation auf der Arbeit erlebt, bei der ich mir dazu Gedanken gemacht habe.

Lässt man die Kollegen im Stich und geht das Risiko ein? Aus privaten Gründen habe ich mich zuletzt mehrfach für die Option kein Risiko entschieden.

Allerdings bin ich schon mehrmals den neuen Weg gegangen, als es privat weniger Risiko war oder ich nur nicht wusste, dass wir demnächst eine Familie sind.

Planen kann man viel und Pech oder eben Glück gibt es auch.

Hier kommt halt die Verantwortung gegenüber dem potentiell kleinen Meisterbetrieb hinzu, der mit deiner Arbeitskraft planen muss und ein Problem hat wenn man nach ein paar Wochen aufgibt.
 

Lorenzo

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Ich bin quer eingestiegener Schreiner. Und ich bin mir sowas von sicher dass mir hier alle davon abgeraten hätten den Weg zu beschreiten wenn ich vor paar Jahren hier nachgefragt hätte.
Zum Glück hab ich das nicht getan! Ich mag meinen Beruf nämlich gerne. Das war vorher nicht der Fall und Grund genug was zu ändern.
 

HolzandMore

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Wir haben in der Welt viel zu Viele Angestellte, die genau deshalb einen Beruf ausüben der sie und die Kunden krank macht.
Wenn die Selbstständigkeit schief geht - und m.E. gehen die meisten schief - dann ist ggf. das Haus, die Frau und der bisherige gute Job weg.
Und wenn du ganz doll Pech hast, nimmt die Frau noch den Hund mit.
Macht das einen etwa nicht krank?
Sich mit dem Job arangieren, und die Freizeit aktiv gestalten ist hier das risiko-ärmere Verhalten.
Gruß Andi
 

isso

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Also bis zur Selbstständigkeit ist das ja schon noch nen Stück, es geht ja erstmal um den Quereinstieg.

Der hängt wesentlich von den individuellen Möglichkeiten ab.

Für mich ist das ganz deutlich. Ich arbeite gerne und viele würden auch sagen zuviel. Für mich passt das aber. Es gibt aber auch andere Phasen, das ist auch in Ordnung.
Aber ich kann es beeinflussen, bzw entscheiden.

Für mich persönlich ist das essentiell für meine Zufriedenheit, das kann keine Absicherung oder Arrangement aufwiegen.

Da ist aber auch jeder anders und hat andere Vorraussetzungen. Ich habe nur ein Kind, meine Frau kann sich selbst versorgen.

Also was soll passieren? Ich denke ich habe ausreichend Altersvorsorge um mit meinem wirklich sehr geringen Anspruch auszukommen.
Aber auch da ist jeder anders.

Möglichkeiten hatte ich viele, einige auch ganz sicher mit mehr Verdienstmöglichkeiten.

Nochmal machen würde ich es nicht, aber nur weil ich das ja jetzt schon gemacht habe :emoji_wink:

Wenn meine Hände nichts machen, bin ich nicht zufrieden.

Ich muss Dinge spüren und begreifen. Ich muss Dinge ausprobieren und stehe auf Technik.

Da gibt mir Holz und Maschinen eine schöne Mischung. Wenn dann noch ein paar Menschen dabei sind, reicht mir das vollkommen und ich bin sehr zufrieden.

Das wäre in einem reinen Bürojob mit mir nicht möglich.

Und ja, ich mache sowas auch in meiner Freizeit. Ich repariere irgendwas, baue an irgendwas rum.

So klassischer Urlaub am Strand und Hotel ist für mich schrecklich. Ausschlafen und gemütlich in den Tag starten liebe ich hingegen. Dann muss aber irgendwas passieren .

Ja, meine Frau ist sehr tolerant. Manchmal gefällt ihr das, manchmal nicht.

Wahrscheinlich fahren die beiden über Ostern weg. Die wollen "abhängen".

Wenn man denkt man sollte etwas ändern, sollte man es wenigstens versuchen. Schlimmer als eine falsche Entscheidung empfinde ich nicht getroffene Entscheidungen.

Aber auch da ist jeder anders.
 

yoghurt

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Hallo,
ich kenne das nun auch sozusagen aus allen denkbaren Perspektiven. Heute z.B. habe ich mich von meinem Schreibtischjob mal kurz verabschiedet um das kaputte Hoftorschloss wieder in Ordnung zu bringen. Eigentlich arbeite ich lieber mit den Händen, aber auch am Schreibtisch langweile ich mich aktuell nicht. Pragmatische Entscheidungen waren zu treffen….


Zurück zum Thema: mach ein Praktikum, probiere es aus! Man kann die Liebe zum Handwerk beruflich oder privat ausleben. Wichtig ist vermutlich eine Lebensplanung die die Nebeneffekte der beiden Möglichkeiten in Betracht zieht.
 

predatorklein

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Wenn die Chemie stimmt nimmst du dir 2 Wochen Urlaub und arbeitest in der Zeit als Praktikant oder Pseudolehrling mit.
Moin

Nagel - Kopf - Volltreffer

Bei der Selbstständigkeit als Schreiner kann eigentlich nur der mitreden , der auch selbstständig ist .
Oder es mal war .

Als mein Kollege und ich die Lehre gemacht haben , stand der Schreinerberuf hoch im Kurs .
70 Lehrlinge bei der Prüfung , fast alle haben bestanden , weil Fachkräfte gesucht wurden .

Heute arbeiten noch 10 Mann als Schreiner , davon sind vielleicht 5 Mann selbstständig .

Der Rest hat das Handtuch geworfen , die haben gesehen , dass der Schreiner ( meistens ) kein Beruf ist , in dem man sich locker selbst verwirklichen kann und dabei noch eine Menge Geld verdient :emoji_wink:

Behalt deinen Job , mach ein Nebengewerbe auf , zieht nur Projekte durch , die du machen willst :emoji_slight_smile:
Da bist du deutlich besser dran .

Gruß
 
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wirdelprumpft

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Als Angestellter Schreiner macht man halt das was der Chef vorgibt bzw. was der für lukrativ hält.
Reparaturen-Instandsetzung-Küchenumbauten** gehören in der Regel nicht dazu.
Der Chef hat aber auch nicht unbedingt die Wahl.
Der hat Kunden die das ganze bezahlen müssen und deshalb
macht man mittlerweile zu 95% Dekorspanmöbel, ab und an mit ner Massivholzplatte oben drauf.
Zukauf ist mittlerweile auch sehr verbreitet (lt. Holzhändler-Außendienst) somit baut man ggf. nur noch die Möbel ein ist dann ähnlich der Fenster/Türenmontage.
Wenn ich mir meine neue Produktion so anschaue bin ich froh mein eigener Chef zu sein.
Ansonsten wäre ich nur noch Platten einleger und Startknopfdrücker.....

**mit moderner Poduktion ist der Neubau in der Regel schneller als der Umbau.

Ob Schreiner ein Beruf mit Zukunft ist - schwierig aber 30 Jahre wird das Berufsbild sicherlich nicht mehr überdauern zumindest in der Meister - Eder Form. Das wird sich weiter spezialisieren in reine Montage und Produktion und da nochmal in die einzelen Gebiete.
 

FredT

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Im Interesse deines Kindesund deiner Altersversorgung, die dann nämlich nicht mehr so gut schaffen würde, wäre ich gaaanz vorsichtig. Altersvorsorgen reichen nämlich immer weniger bzw halt kürzer...
Fakt ist, einen Brot-Butter-Job sollte man nicht aufgeben, eher kürzen und die Zeit ins Hobby stecken. Das bringt auch mehr Freude.
 

Holzrad09

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Mein beruflicher Traum ist es Tischler/Schreiner zu sein. Während meiner Ausbildung war mein Meister Schreiner. Wir hatten viele Fenster und Türen saniert, was mir richtig gefallen hatte.
Nicht alle Tischler sind in der Spanplattenmöbelherstellung beschäftigt, dafür ist das Berufsfeld zu breit.
Wenn Dir aber das aufarbeiten von alten Fenstern Spass gemacht hat, dann suche Dir doch einen Betrieb, der sich auf Kastenfenster, Kirchenfenster oder sonstige Denkmalgeschichten spezialisiert hat.
Da gibt es zwar nicht viele aber es gibt sie.
LG
 

teluke

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Pécs
Ich würde, wenn ich sowas machen wollte, gleich die Meisterprüfung ansteuern.
Dafür ist eine Gesellenprüfung keine Voraussetzung.
 
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