Schellackpolitur: Grundieren und Bimsnester

nefrage

ww-birke
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Hallo,
ich versuche mich an der Schellackpolitur. Beim Ahornmusterstück ist 1x Grundiert mit Bimsmehl. Ich hatte vom Bimsmehl teilweise an Stellen einen Art Brei auf der Oberfläche nachdem ich mit dem Ballen darüber gefahren bin. Zu viel Bimsmehl? Wie tragt man das Bimsmehl am einfachsten auf? Habe versucht, es auf den Ballen zu geben, dann darüber ein weiteres Leinen zu spannen nach Lothar Jansen Greef, bin mir jedoch unsicher, ob mein Garn nicht zu fein ist, dass das Bims ordentlich durch die äußere Schicht aufs Holz dringen kann. Anschließend direkt auf die Oberfläche, was vermutlich zu viel war.
Werde versuchen, nachdem der Schellack getrocknet ist (wann ist das?), das Bimsnest wegzuschleifen (oder habe ich einen gröberen Fehler gemacht). Wenn ich denselben Ballen verwende, und anfangs kein bis sehr wenig Bims dazu gib, sollte sich das wieder einpendeln, korrekt?
Da Ahorn ziemlich feinporig ist, denke ich, dass 1-2 Porenfüllungen reichen sollten oder liege ich hier falsch?
Wie lange wartet ihr zwischen den einzelnen Porenfüllungen, einen ganzen Tag?
 

rjfaeth

ww-pappel
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Bei Ahorn würde ich probieren ohne Bimsmehl zu polieren. Ist bei mir schon ewig her, dass ich einige Flächen mit Schellack poliert habe. Trocknung geht rasch. Nach einer Stunde gings bei mir weiter. Es kommt darauf an, welche Zusammensetzung Du hast (selbst angesetzt, oder fertig z.B. von Clou).
 

flüsterholz

ww-robinie
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Ich weiß nicht wie der Herr Greef seine Polituren macht. Was heißt bei dir grundiert?
Ich mach es folgendermaßen. Nach dem Feinschliff streiche ich mit Schellack. MeineStammlösung ist etwa 4zu1. Für den Anstrich verdünne ich etwa nochmal mit der gleichen Menge Alkohol, eher mehr. Dann bin ich so etwa bei 1zu7 bis 1zu10. Bimsmehl gebe ich mit einem Salzstreuer auf den Schellackanstrich und arbeite dann nur mit einem mit Ethanol getränkten Ballen. Ich benutze bei Schellackpolituren auch meistens nur einen Baumwollballen. Der Schellackanstrich wird dann durch den Ethanol wieder angelöst, verbindet sich mit dem Bimsmehl und die dadurch entstandene "Paste" reibe ich in die Poren. Danach 2 bis 3Tage warten, bis zur nächsten Schicht. 2 bis 3 Schichten Grundpolitur sollten bei Ahorn reichen. Bei der 2. und evtl. 3. Schicht trag ich den Schellack aber mit dem Ballen auf, eher noch mehr verdünnt, als bei der ersten. Aber fast jeder, den ich kennengelernt habe, macht das etwas anders.
Gruß Michael
 

welaloba

ww-robinie
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Ich denke, das erste Missverständnis besteht in der Annahme, dass mit Bimsmehl "grundiert" wird.
Bimsmehl kann IMMER nur als Porenfüller genutzt werden. Ob das bei Ahorn Sinn macht, möchte ich stark bezweifeln; wenn doch Porenfüllen bei Ahorn nötig sein sollte, dann höchstens mit feinem hellem Tripelpulver. Wie Michael schon sagte, erst einen dünnen Anstrich, diesen evtl. nochmal feinschleifen mit Flies rot oder Korn 240 - stauben muss das beim Schleifen, sonst ists zu früh. Dann den Ballen mit Schafwollefüllung und zwei Lagen Leinen oder Halbleinen (nicht zu fein!) befeuchten mit wachsfreiem Schellack und evtl. schon etwas Porenfüllmaterial zwischen die Stofflagen. Wenn bei dieser Polierarbeit das Füllmaterial auf der Fläche zu sehen ist, war es schon zu viel. Weiters beschreiben ist wie immer schwierig, das muss man sich aneignen. Sorry. Wenn die Schellackschicht dicht ist, kann mit etwas Polieröl weitergearbeitet werden.
Die Beschreibung am Anfang von Bimsbrei oder "Bimsnestern" fordert Erklärung. Ich würde hier nicht versuchen, zu schleifen, was ich in der Situation als aussichtslos ansehe. Meine Erfahrung mit zu viel Bims auf der Fläche ist, dass die "Bims - Pickel" erst viel später zu sehen sind, was noch viel ärgerlicher ist. Ich würde also lieber gleich alles abwaschen und von vorn anfangen, auch wenn das wehtut.
Noch mal zum Schluss: Alles Porenfüllmaterial immer nur mit wachsfreiem Schellack verarbeiten.
Wünsche viel Erfolg.
Werner
 
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nefrage

ww-birke
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Danke für die hilfreichen Antworten.
Ich habe zuerst eine Schicht Schellack aufgetragen (Grundieren), bevor ich begonnen habe, mit Bimsmehl die Poren zu füllen. Die "Bimsnester" sind mittels dem Zwischenschliff Körnung 400 gut verschwunden (jedoch musste ich natürlich an den Stellen fester schleifen. Ich bin mir unsicher, ob ich den vorherigen Auftrag beinahe komplett abschleifen soll oder nur anschleifen). Ich verwende wachsfreien Schellack (Blond), den ich mir selbst in Isopropanol aufgelöst habe (Stammlösung: 1:4). Soeben habe ich nach dem Schleifen das zweite Mal die Porenfüllung unternommen: Ich bin mir jedoch unsicher, wie viel Schellack im Ballen sein sollte. Schaue ich gegen das Licht, sehe ich leichte Spuren an der Oberfläche, die der Ballen hinterlassen hat. Verschwinden diese nach dem Trocknen? Muss ich das Stück nach dem Schleifen gründlich entstauben? Bei der Verwendung von Bimsmehl, wird der Schleifstaub doch sowieso ebenfalls als Mittel zur Porenfüllung verwendet. (Ich habe jetzt das Stück einmal grob entstaubt, aber nicht besonders gründlich, und es scheint zu funktionieren)
Ich gebe das Bimsmehl zwischen die beiden Lagen, wie @welaloba bereits erwähnte. Jedoch beginnt die äußere Lage nicht zu reißen, was doch Anzeichen wäre, dass das Bimsmehl auf die Oberfläche gerät. Ist mein Leinen folglich zu fein und ich sollte das Bimsmehl lieber direkt auf die Oberfläche auftragen? (Ich verwende Bimsmehl mit Feinheitsgrad 6/0 also extrafein) Ich denke, dass, falls dies der Fall sein sollte, es in diesem Fall keinen großen Unterschied macht, da Ahorn ja bereits sehr feinporig ist.
Auch weiß ich nicht ganz wie lange ein Durchgang des Porenfüllens sowie Deckpolierens dauern sollte. Bei meinem zweiten Durchgang des Porenfüllens wandte ich jenseits der 30Minuten für ein Brett der Maße 35cmx12cm auf, was mir ein bisschen exzessiv wirkt. Ich dachte mir aber lieber länger als kürzer. Nach einem Auftrag machte ich meistens kurze Pausen (etwa 30 Sekunden), um dem Alkohol Zeit zu geben zu verdunsten, bevor ich ein weiteres Mal darüber ging. Mittlerweile (10min nach dem 2. Porenfüllen) hat sich bereits ein beachtlicher Glanzgrad entwickelt. Ich werde warten, um zu sehen, ob der Schellack noch einmal stark in die Poren absackt und gegebenenfalls ein weiteres Mal Porenfüllen bevor ich danach mit der Deckpolitur beginne. (Ich gehe nicht davon aus, dass der Schellack noch einmal stark absackt, weil die Poren der Ahorn ja sehr fein sind und ich im Licht vor dem Porenfüllen bereits eine relativ glatte Oberfläche erkannte)
Danke an alle, die sich die Mühe machen, dies bis ans Ende durchzulesen und wertvollen Rat geben.
 

nefrage

ww-birke
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Edit: Was mir auch passiert ist: Beim Porenfüllen zog ich den Ballen in der Regel über die Kante hinaus (nicht so weit, dass der Ballen die Oberfläche verlässt, aber so weit, dass der Ballen die komplette Breite poliert, also etwa die Hälfte des Ballens über die Kante) Nach einer Zeit hat sich an den Kanten eine Art Grad gebildet, der aus Bimsmehl besteht. Ich gehe davon aus, dass dies dem Rückkehren des Ballens auf die Oberfläche geschuldet ist, weil hierbei viel Druck durch die Kante auf den Ballen entsteht.
Sollte ich einfach nicht mehr soweit über die Kante polieren, und dafür die Ränder separat abdecken?
 

welaloba

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Hallo namenloser nefrage
jenseits der 30 Minuten für ein Brett der Maße 35cmx12cm ist viel zu lange.
Ich kann dir nur empfehlen, das Polieren erstmal ohne Bimsmehl zu lernen, was bei Ahorn kein Problem sein sollte.
Und danke, dass du alle deine Missgeschicke aufzählst.
Wenn die Kanten Sichtkanten sind und nicht in einem Falz verschwinden, solltest du über die Kante weghuschen (ist das verständlich??)
Und bedenke, das Polieren braucht deutlich mehr Zeit, als du denkst. Du solltest da niht in Minuten und Stunden denken, sondern eher in Tagen - einen Tag Grundpolieren, nächsten Tag sachte schleifen, wenn nötig, dann wieder Grundpolieren - du musst den Schichten viel mehr Zeit zum Aushärten geben, sonst wird das nix. Ob Ränder, die der Ballen zieht, verschwinden, siehst du erst am nächsten TAg, manchmal kann man die beim Weiterpolieren glattziehen.
Weitere Anmerkung: Ich habe immer nur - die letzten 20 Jahre - mit wasserfreiem Ethylalkohol poliert (99%) von Bundesmonopolverwaltung, ansonsten von Kremer oder Deffner und Johann.
Lerne, den Ballen mit faltenfreier Sohle nicht zu feucht und nicht zu trocken zu haben, beim zusammendrücken darf nichts rausquellen - ausprobieren - optimal ists, den Ballen einigermaßen "trocken" zu polieren, was die besondere Kunst ist, er darf nicht kleben bleiben und nicht die weiche Oberfläche aufreißen - weiß du, was ich meine? Dann noch eins: Wie groß oder wie klein ist dein Ballen? Kleine Fläche kleiner Ballen, große Fläche größerer Ballen. Klein = Hühnerei oder kleiner, groß = maximal doppelte Größe (schwer zu beschreiben, ich gebe es zu.). Der Ballen muss einigermaßen fest sein , die Füllung darf nicht zu weich sein.
Bin jetzt satt.
Gruß Werner
 

flüsterholz

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Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht so richtig verstanden habe, wie du genau vorgehst.
Zuerst eine Schicht Schellack 1zu4 aufgetragen? Mit Pinsel? Dann Bimsmehl zwischen die beiden Lagen gegeben und im Ballen auch nochmal Schellack 1zu4? Dann nochmal Schellack 1zu4 ohne Bimsmehl?
Am Rand setzt sich nur Bimsmehl ab ohne Schellack? Der fällt dann doch einfach ab. Also eher ein Gemisch aud Bimsmehl und Schellack?
Du hattest doch bei Apatina den Schellack gekauft? Habe gesehen, dass die auch einige Videos zur Schellackpolitur auf YouTube haben. Zumindest die Grundpolitur mach ich ziemlich genauso, wie die vorführende Dame. Und sie weist auch noch auf evtl. Fehler hin. Vielleicht schaust du da mal rein. Das ist bestimmt hilfreicher als tausend Worte. Ich hab jetzt ehrlicherweise auch keine Lust, mir die Videos vom Herrn Greef anzuschauen.
Gruß Michael

Edit: Falls du weiterhin mit dieser Konzentration arbeitest, wirst du 1. wahrscheinlich eine wellige Oberfläche bekommen ( die Streifen sind da schon die ersten Anzeichen) und 2. zumindest für meinen Geschmack, eine zu dicke und glänzende Oberfläche bekommen. Aber das ist Geschmackssache.
 
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Friederich

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Habe versucht, es auf den Ballen zu geben, dann darüber ein weiteres Leinen zu spannen nach Lothar Jansen Greef
Bezugsstoff (muss nicht Leinen sein) doppelt nehmen und zwischen die 2 Lagen ordentlich Bimsmehl auftragen. Nachdem einige Ballen auspoliert wurden, den Stoff einfach wenden. Jetzt ist das Bimsmehl auf der Außenseite. Mach ich schon lange so, und hatte niemals "Bimsnester".

Doppelter Bezugsstoff hat außerdem den Vorteil, dass der Schelllack langsamer abgegeben wird.
 
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welaloba

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Ich persönlich würde bei Kirschbaum die dunklen Poren nicht mögen, die das Bimsmehl verursacht. Bei Nuss wunderbar, aber bei Kirsch geht das garnicht. Nur mein Senf zu dem Thema. Jeder macht, wie er denkt.
Gruß Werner
 

Friederich

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würde bei Kirschbaum die dunklen Poren nicht mögen, die das Bimsmehl verursacht.
Hier ging es aber doch um Tripel, welches du wegen der Farbe bei Ahorn bevorzugen würdest.

Bimsmehl kenne ich nur als fast weiß. Kann mir nicht vorstellen, warum das dunkle Poren ergeben sollte. Im Gegenteil: Einmal hatte ich sogar deutlich zu helle Poren.
 

flüsterholz

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Bimsmehl kenne ich nur als fast weiß. Kann mir nicht vorstellen, warum das dunkle Poren ergeben sollte. Im Gegenteil: Einmal hatte ich sogar deutlich zu helle Poren.
Dachte ich gerade auch. Zu dunkel fand ich das nie. Aber bei dunkleren Hölzern, ich denke gerade an Mahagonie, kannst Du auch Ziegelmehl zugeben. Aber meistens reicht auch eine dunklere Schellacksorte bei der Grundpolitur.
 

Friederich

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Zu dunkel fand ich das nie.
Die sog. "Weißen Poren" sind ja auch ein Begriff als Polierfehler.
Die rühren aber weniger von der hellen Farbe des Bimsmehles her, sondern daher, dass sich Klumpen von Bimsmehl in den Poren ansammeln. Wenn diese dann austrocknen, befindet sich Luft zwischen den Bimsmehlkörner, welche dann den unerwünscht weißen Eindruck hervorrufen.
Bei der von mir oben beschriebenen Methode mit dem Bimsmehl ZWISCHEN den zwei Lagen des Bezugsstoffes hatte ich dann aber das Problem nie mehr.
Ich behaupte: Mit Schelllack "Lemmon" (oder noch heller) und normalem Bimsmehl kann man JEDES Holz polieren. Egal ob dunkel oder hell.

Lediglich mit dunklem Schelllack sollte man ausschließlich entsprechend dunkle Hölzer polieren. Auf hellem Holz ergibt der nämlich unschöne, ungleichmäßige Schattierungen.
 
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welaloba

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Bimsmehl kenne ich nur als fast weiß. Kann mir nicht vorstellen, warum das dunkle Poren ergeben sollte. Im Gegenteil: Einmal hatte ich sogar deutlich zu helle Poren.
Hast du jemals bei normalem Nussbaum mit Bimsmehl die Poren gefüllt? Wenn die bei dir weiß wurden, stimmte da was nicht in der Vorgehensweise, sorry und wieder nur mein Senf.
Und: Frag mich bitte nicht, wie viele Quadratmeter Nuss oder Rüster oder Mahagoni ich poliert habe, aber weiße Poren hatte ich dabei nie. Schönen Abend noch .
 

Friederich

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