Schreinerhammer-Frage

Daniboy

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Weil eben anderswo erwähnt wurde, dass ja klassische Holzhobel ganz ohne viele Einstellmöglichkeiten auskommen und nur durch klopfen justiert werden, ist mir folgende Frage eingefallen:

Wozu hat ein deutscher Schreinerhammer (den aus Stahl meine ich) diese asymmetrische Finne?
Ist das besser beim Hobel einstellen, oder hat das andere Gründe?
Was ist der Vorteil gegenüber einem Standard-Schlosserhammer?
 

Keilzink

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Früher wurden Zierleisten mit Knochenleim angeleimt und zusätzlich mit kleinen Nägeln fixiert - wegen dem Arbeiten des Massiv-Holzes. (Die Nägel wurden dann etwas versenkt und das Loch mit farbig angepasstem Wachs verschlossen.) Die schmale, asymmetrische Finne eignet sich besonders gut um diese kleinen, kurzen Nägel einzuschlagen, die ja oft in Rundungen gesetzt werden mussten.

Andreas
 

yoghurt

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Hallo Dani,
imho einfach nur eine Frage der Traditionen. der einzige mir bekannte sachliche Grund wird auch bei Wikipedia benannt, man kann mit der Finne des Tischlerhammers kleine Nägelchen treffen.
 

SteffenH

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Die Frage beschäftigt mich schon seit Jahrzehnten :emoji_wink:
Eine "wirklich" überzeugende Antwort habe ich noch nicht gefunden. Kleine Nägelchen kann man auch problemlos mit einem kleinen Schlosserhammer treffen. Man findet auch Aussagen über den verschobenen Schwerpunkt des Hammers, allerdings wüßte ich nicht, was das für Vorteile haben soll. Im Fachbuch "Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers" wird beschrieben, dass Stahlhämmer erst relativ spät beim Schreiner als Werkzeug eingeführt wurden. Das ging einher mit der Entwicklung der "französischen Form". Bis zu einer bestimmten Zeit war die Verwendung von Nägeln den Zimmerleuten vorbehalten (die logischerweise Stahlhämmer verwendeten), und galt bei Schreinern als primitiv. Seit ca. 1850 werden Stahlhämmer in besagter Form in Werkzeugkatalogen für Schreiner angeboten. Das geht ungefähr einher mit der Zeit, in der industriell gefertigte Drahtstifte als Massenware auf den Markt kamen.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Form darauf zurückzuführen ist, dass man als Tischler einen etwas filigraneren Hammer brauchte und sich gleichzeitig von den vorher gebräuchlichen, "grobschlächtigen" Hämmern der Schlosser und Zimmerleute differenzieren wollte.
Hier das Buch (Seite 150):
https://goo.gl/uT5RcP
 

derdad

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Einen schönen Tag.
Ich habe einen alten original Tischlerhammer (300g) und verschiedene "normale" Hammer (Schlosserhammer). Den Tischlerhammer verwende ich einfach, weil ich ihn schon immer hatte und automatisch zu ihm greife. Ich kann aber keinen Unterschied zu den Schlosserhammern feststellen. Irgendwie haben sich die Formen aus der Tradition entwickelt, die wir in unseren jetztigen Arbeitsweisen jedoch nicht mehr erkennen können. Ein Tischlerhammer aus dem englischsprachigen Raum hat auch eine andere Form als unsere "deutschsprachigen".
lg
gerhard
 

Sägenbremser

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Die Form des Tischlerhammers wurde gewählt
um sein Werkzeug immer wieder in der Kiste
vom Installateur,Maler & Elektriker zu finden:emoji_grin:

Denke auch das Steffen das richtig beschreibt.
Für wirklich kleine Stifte tut es der Hammer aus
meiner ersten Ausbildung zum Dekorateur noch
immer bestens. Das zierliche, hochglanzpolierte
Werkzeug hat einen Magneten in der sehr spitzen
Finne und eine gerundete Bahn. Empfehlenswert.

Gruss Harald
 

SteffenH

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Jetzt bin ich gerade noch auf eine Spur gestoßen :emoji_grin:
Es gibt den Schlosserhammer französische Form, der dem Schreinerhammer ähnlich ist, aber die Finne weiter in der Mitte hat. Der Schreiner muss aber oft auch in Vertiefungen/Profilen und nah an Rändern/Kanten nageln. Also hat man die Form im Prinzip übernommen, aber die Unterkante gerade gelassen.

440px-Schlosserhammer_franz%C3%B6sische_Form.jpg
 

joh.t.

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Hallo, benutze seit 27 Jahren diese:
https://www.dictum.com/de/werkzeuge...hammer-kopfgewicht-115-g?ftr=_8__98.5_1_12_12

in klein für Sprossennägel etc und in 375 g für alles andere. Sie sind wesentlich besser ausgewogen als Europäische. Und haben durch den langen Stiel bei geringerem Gewicht einen besseren Hebel. Und beim Großen ist es trotz täglicher Benutzung immer noch der erste Stiel.

VG Johannes
 

marcusgoe

ww-ulme
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Hallo, ich finde mit einem Schreinerhammer, kann man besser kleine Nägel einschlagen, die man zwischen den Fingern hält, wo kein Nagelkopf oben rausschaut.
Bis bald
Marcus
 

dew-tool

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Ich finde den Tischlerhammer beim Nägeleinschlagen einfach ergonomischer.
Gehen tut das aber mit jeden Hammer.

Gruß Jürgen
 

magmog

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Guuden,

übrigens werden die Größen von Tischlerhämmern nach der Kantenlänge der Bahn in Millimeter bezeichnet, und nicht nach ihrem Gewicht.
 
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