Schublade erstmals geölt, Fehler gemacht oder alles normal?

[Micha]

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Hallo zusammen,

ich habe mir vor kurzem einen schönen Holzschrank gekauft. Buche massiv geölt, gebraucht 1 Jahr alt. Da mir die Oberfläche etwas zu rauh ist, und leichte Schatten auf der Oberfläche vorhanden sind, weil vorher ein Fernseher darauf stand, habe ich mich entschieden den Schrank abzuschleifen und neu zu ölen.

Ich habe mit der Schublade angefangen. Nach dem Ölen ziegt sich die Oberfläche aber nicht homogen hell sondern fleckig, siehe Bilder. Habe ich etwas falsch gemacht, oder kommt es von der natürlichen Formgebung des Holzes?

Ich bin wie folgt vorgegangen:

Zunächst habe ich die Schublade mit 180er Schleifpapier abgeschliffen, zwischendurch immer wieder mit einem Lappen angefeuchtet und trocknen lassen, sodass sich die Fasern aufstellen. Den Vorgang habe ich anschließend mit 240er Papier wiederholt.

Einen Tag später habe ich die Schublade mit Leinos Hartöl 240 im Nass in Nass-Auftrag behandelt. Dafür habe ich mich an das technische Merkblatt des Herstellers gehalten:
- Zunächst einmal satt auftragen
- nach 20 Minuten glänzenden Überstand verteilen und auf trockenen Stellen erneut Öl auftragen
- Nach weiteren 30 Minuten glänzenden Überstand dorgfältig abtragen.

Das Ergebnis nach 12 Stunden Trocknung ist in den Fotos zu sehen. Ich bin mit der Oberfläche hoch zufrieden. Sehr geschmeidig(ich habs nur ganz vorsichtig berührt) und überall gleichmäßiger seidenmatter Glanz. Allerdings ist die Helligkeit sehr unterschiedlich und fleckig.

Habe ich einen Fehler gemacht oder liegt das an der Natur des Holzes. Als mögliche Fehlerquelle fällt mir eigentlich nur eines ein: Beim ersten satten Auftragen ist das Öl stellenweise sehr schnell eingezogen. Ich musste den Schwamm mehrmals neu mit Öl tränken. Dann bin ich nochmal über die gesamte Oberfläche mit Öl, damit alles gleichmäßig benetzt ist. Dabei kann es sein, dass gut saugende stellen bereits schon viel mehr Öl aufgenommen hatten als andere also unterschiedlich viel Öl vorhanden war.

Was meint ihr? Ich glaube nicht, dass sich das im Laufe der Zeit nach vollständiger Trocknung wieder angleicht. Wie soll ich weiter vorgehen? Behandlung widerholen oder alles wieder runterschleifen und von neu beginnen?

Viele Grüße,
Michael

mit Blitz.jpg

ohne Blitz.jpg

von links.jpg

von rechts.jpg
 

narrhallamarsch

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das sieht mir nicht nach fehlern bei der verarbeitung aus oder am produkt aus, sondern ganz einfach nach einer natürlichen holzbeschaffenheit und eigenart.

die unterschiede werden sich im laufe der zeit angleichen durch die uv strahlung, wenn du es beschleunigen willst, stell die lade mal für ein paar tage in die sonne.

holz ist eben kein homogener werkstoff. ein tipp am rande, wenn du im vorfeld einen eindruck bekommen willst, wie das stück final aussieht, mach die oberfläche feucht mit wasser aus einer sprühflasche und verteil es mit einem lappen. dann kannst du entscheiden: kann ich damit leben oder muss ich etwas tun, um die farben anzugleichen.
 

[Micha]

ww-fichte
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Vielen Dank für die Antwort! Richtig komisch sieht es auch nur auf den Bildern ohne Blitz aus. es wirkt halt teilweise schon so als wäre da was nicht gleichmäßig aufgetragen worden.

Ich muss ja auch noch den Rest des Schrankes bearbeiten und möchte jetzt vorher ausschließen, dass ich da was falsch gemacht habe, bzw. ich würde es gern mit dem Rest des Schrankes besser machen.

Ich habe noch ein Bild von dem Schrank wie er vorher ausgesehen hat. Also mit der Ölung aus dem Geschäft/Herstellung. Leider war das Holz sehr ungleichmäßig rauh verarbeitet, sonst hätte ich es garnicht erst abgeschliffen.

Ist es zu empfehlen die Ölung am anfang mehrmals durchzuführen oder reicht es so wie es ist? Ich kann eigentlich ganz gut damit leben, würde es aber gerne richtig machen.

vorher
80_814800579.jpg

nachher ohne Blitz
ges ohne Blitz.jpg

nachher mit Blitz
ges mit Blitz.jpg
 

creinig

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[Micha];257164 schrieb:
Als mögliche Fehlerquelle fällt mir eigentlich nur eines ein: Beim ersten satten Auftragen ist das Öl stellenweise sehr schnell eingezogen. Ich musste den Schwamm mehrmals neu mit Öl tränken. Dann bin ich nochmal über die gesamte Oberfläche mit Öl, damit alles gleichmäßig benetzt ist. Dabei kann es sein, dass gut saugende stellen bereits schon viel mehr Öl aufgenommen hatten als andere also unterschiedlich viel Öl vorhanden war.

Buche saugt sehr viel weg, und je nach Faserverlauf saugen manche Stellen nochmal deutlich mehr bzw schneller als andere. Wenn du aber satt aufgetragen hast sollte das für die Optik keinen Unterschied machen. Das Öl hat genug Zeit sich zu verteilen und die Eindringtiefe hat (bei Buche und so einem Öl) keine Auswirkung auf das Aussehen.

Ich würde mal auf zwei Möglichkeiten tippen:

(1) Die Faser verläuft etwas wellig, so dass stellenweise mehr "Faserenden" an der Oberfläche sind => das Holz reflektiert das Licht dort etwas anders => die Stelle wirkt heller/dunkler.

(2) Möglicherweise waren an manchen Stellen nach dem Abschleifen noch Reste vom vorherigen Öl vorhanden und haben dort verhindert, dass das Livos-Öl ordentlich einziehen konnte. Diese Stellen müssten dann heller sein.

Ich würde aber einfach auf #1 tippen.

Grüße
Christian
 

[Micha]

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Wie genau ist satt auftragen zu verstehen? Ich habe es so aufgetragen, dass alles glänzte aber bereits nach einer Minute war das Öl stellenweise aufgesogen (meiner Einschätzung nach an den Stellen die jetzt dunkler sind). Sollte ich wirklich die ganze Oberfläche tränken, also z.B. 1-2mm Ölschicht auftragen oder reicht meine Methode mit dem Schwamm aus?

Oder kann eine solche scheckige Oberfläche auch daher kommen das sogar zuviel Öl aufgetragen wurde?

Ist eine zweite Behandlung empfehlenswert oder reicht eine Nass-in-Nass Behandlung aus?
 

WinfriedM

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Manchmal hat man Buche, die sehr unterschiedlich Öl zieht (Inhomogenitäten) und dann können solche unruhigen Oberflächenbilder entstehen. Das gilt besonders für tief einziehende Öle. Behelfen kann man sich hier, in dem man die erste Ölung nur sparsam macht und früh wieder abwischt, z.B. bereits nach 5 Minuten. Alle weiteren Ölungen sind in der Regel unkritisch. Umgedreht heißt das aber auch: Ist die erste Ölung versaut, wars das. Man muss schon recht viel wegschleifen, um diese Effekte weg zu bekommen.

Eine andere Möglichkeit wäre der Einsatz von nicht so tief einziehenden Ölen, z.B. Osmo Hartwachsöl oder Livos Naturölsiegel. Aber auch hier würde ich beim ersten Ölauftrag nicht zu lange warten.

Bei dir kann der Grund auch sein, dass das vorherige Öl die Oberfläche sehr ungleichmäßig imprägniert hat und deshalb diese Inhomogenitäten entstanden sind.

Nass-in-Nass: Reicht nicht, es braucht einen zweiten Auftrag. Die erste Ölung muss erst trocken sein, damit sie weiteren Öleinzug absperrt.

Was heißt satt: So, dass du überall eine glänzende Ölschicht hast, also homogen alles benetzt ist. Ich benutze am liebsten einen Pinsel.
 

michaelhild

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Satt auftragen heißt, dass auf der gesamten Fläche ein Ölfilm steht. Der muß jetzt nicht 1-2mm sein, das Holz muß aber komplett bedeckt sein. Zieht an einer Stelle das Öl komplett weg, neu verteilen und ggf. frisches Öl dazu geben.
Die Methode mit dem Schwamm reicht. Man kann zwar auch einen See Öl drauf kippen, nur das meißte davon wird eh nicht aufgenommen und kostet so nur unnötig Geld.

Am zuviel Öl kann es nicht liegen, da Du ja den Überstand abgenommen hast.

Ob Du eine zweite Schicht Öl auftragen willst, liegt an Dir. Je mehr Schichten umso schöner wird die Oberfläche. Ich mache meißtens 2-3. Ein Vergleich mit einem Teststück mit 5 Schichten, zeigt (für mich) kein nenneswerte Verbesserung, daher belasse ich es bei max. 3 Schichten.
 

narrhallamarsch

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ich würde erst mal die ganze sache trocknen lassen und dann den zweiten auftrag durchführen.

da dürfte es sich dann etwas egalisieren, aber wie wilfried schon anmerkte, vielleicht bei den anderen flächen erst mal dünner auftragen.

je nach öl, ist für mich meistens nach der zweiten schicht schluss, kommt aber auch darauf an, ob festkörperstoffe beigemischt sind. hartwachs oder ähnliches.

reine öle, wie tungöl sind da eher bei drei schichten von der optik her befriedigend.

das sind aber nur subjektive ansichten, da muss jeder für sich entscheiden, wie weit er da gehen will.
kommt aber auch darauf an, wie gearbeitet wird, ich schleife öle grundsätzlich mit einem grünen vlies ein beim ersten auftrag und poliere ab der zweiten schicht dann mit einen weißen vlies.
 

[Micha]

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Ich hab es ja abgeschliffen. 100, 120, 180 und dann 240. Von dem alten Öl konnte man da nichts mehr sehen. Komplett hell... Kann es trotzdem am alten Öl liegen?

Der nette Mann im Baumarkt sagte, dass das Anfeuchten zwischen den Schleifvorgängen schuld sein könnte. Da es die Poren zusetzt. Allerdings habe ich über 30 Stunden vor dem Ölen gewartet. Und ich hab nur mit einem feuchten, nicht nassen Tuch angefeuchtet.

Würde der oben genannte Schleifvorgang reichen um einen neuen Anfang zu starten?
Würde das überhaupt Sinn machen, oder wird das Ergebnis das Selbe werden?
Ich hab mir nun einen Pinsel besorgt. Hoffe ich bekomme es ab jetzt besser hin.
 

narrhallamarsch

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das öl zieht ja ins holz ein und je nach holzart sind es nur wenige zehntel, bis hin zu drei oder vier millimetern.

selbst, wenn es nur 4 zehntel oder weniger wären, kannst du das rausschleifen komplett vergessen.
dauert zu lange, kostet zuviel schleifpapier und alles erwischst du eh nicht.

entspanne dich ein wenig, buche es unter lerneffekt ab und gut ist es. so ein drama sehe ich da jetzt auch wieder nicht. katastrophal sieht anders aus...:emoji_grin:
 

[Micha]

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Hehe ich find die Schublade so eigentlich in Ordnung. Ich versuch nur gerade aus den Fehlern zu lernen.

Ich folgere daraus jetzt, dass die alte Ölschicht nicht komplett beseitigt werden konnte, obwohl das Holz ganz hell war. Weil das alte Öl ungleichmäßig war, kamen beim neuen Öl die Flecken. Oder weil ich unterschiedlich viel von dem alten Öl weggeschliffen habe.

Die andere Möglichkeit ist, dass das Holz einfach so gewachsen ist. :emoji_grin:

Ich mach jetzt noch die 2. abdichtende Schicht drauf und dann schau ich mal wie der nächste Teil des Möbelstücks wird.

Ich werde dann beim nächsten Mal die erste Schicht dünner auftragen und eine Stelle wählen die weniger sichtbar ist.
 

[Micha]

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So ich hab den Rest des guten Stücks auch abgeschliffen. Diesmal nur mit 180er und dann 240er.... reicht völlig.

Auf dem Bild zieht man, dass manche Bereiche heller sind. ich nehme an, dass dort die vorherige Ölschicht dünner war. Dieser Effekt war bei der Schublade viel stärker, ich schätze, dass das der Grund war.

Irgendwelche Widersprüche?

P1040204.JPG
 

[Micha]

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So ich habe nun den Rest des Schrankes ebenfalls geölt. Das Stück sieht ähnlich aus wie die Schublade. Das kurze ölen hat keine nennenswerten Verbesserungen verursacht.

Direkt nach dem Abnehmen des Überstands sah alles noch sehr homogen aus, aber nach 24 stündiger Trocknung sind wieder Flecken sichtbar.

Ich kann mit dem Ergebnis leben. Es sieht zwar farblich nicht homogen aus, aber die Oberfläche, also Glanz und Haptik ist perfekt.

Einzige Sache die ich eventuell noch ausprobieren würde ist, die Oberfläche nocheinmal leicht anzuschleifen und nochmal zu ölen, in der Hoffnung, dass die helleren Bereiche dann noch etwas mehr Öl aufnehmen. Ist das sinnvoll? Hat das schon mal einer ausprobiert? Oder ist die Aussicht auf Verbesserung gering?

Wie lange soll ich es trocknen lassen bevor ich meine Fernseher drauf stelle? Reichen 24 Stunden oder soll ich besser eine Woche bzw. 14 Tage warten?
 

WinfriedM

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Ich glaube, das bringt nicht viel, nochmal leicht anzuschleifen.

Ich würd erstmal eine Woche trocknen lassen. Wenn es drängt, evtl. Filz zwischenlegen und dann schon nach 1-2 Tagen.
 

[Micha]

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Alles klar, danke! Dann werde ich mindestens eine Woche abwarten. Der TV steht nur auf 4 kleinen Füßen.

Ich werde dann in einer Woche nochmal ein Bildchen machen, Wenn alles fertig ist.

Vielen Dank für die zahlreichen Tipps!

Edith:
Gerade ist mir noch aufgefallen, dass eine die linke Seite des Schranks keine einzigen Flecken hat. Ich habe bei ihr exakt das selbe gemacht wie bei allen anderen. Sie war vorher am meisten der Sonne ausgesetzt und deutlich dunkler verfärbt. Ist es möglich, dass dies auch eine Rolle spielt, und die Flecken mit der Zeit verschwinden?
 
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