Sheesham gebeizt oder geölt? Wie weiter?

nitgun

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Hallo liebe Holzgemeinde,
nachdem ich als stiller Mitleser hier schon viele gute Anregungen gefunden habe, habe ich nun eine konkrete Frage und hoffe auf eure Hilfe.

Meine Freundin und ich haben uns vor kurzem neue Möbel aus Sheesham gekauft. Leider lässt die Verarbeitungsqualität doch etwas zu wünschen übrig. Da uns der Stil aber immer noch gefällt, wollchen wir mit eigener Nacharbeit die Schränke noch retten.
Ein Punkt ist dabei die Oberflächenbehandlung. In den Anhängen seht ihr, dass die nie bis in die Ecken gemacht wurde oder gar Flecken auf der Rückwand entstanden sind. Wir wollen nun selbst noch einmal drüber gehen; aus verschiedenen Gründen:
1. leichtes Nachdunkeln, damit der Farbton noch besser passt
2. Schutz der Oberfläche
3. evtl. ein bisschen Ausgleichen der unterschiedlichen Behandlung

Dabei sind bei uns Fragen aufgetaucht:
1. Wie wurde das Holz höchst wahrscheinlich behandelt?
2. Wie behandelt man am besten weiter?

zu 1.:
Das Holz ist zu 99% nicht lackiert, da es rau ist und auch offenporig anfühlt. Meine Vermutung ist, dass es gebeizt ist. Für reines Ölen ist der Farbunterschied zwischen behandelt und unbehandlet für mich zu groß. Was sagt ihr dazu?

zu 2.:
Wir würden gern das offenporige Holzgefühl und natürlich auch die Maserung erhalten. Lackieren ist somit keine Option. Spontan hätte ich an Ölen/Wachsen gedacht, auch wenn das eine spätere Weiterarbeit erschweren kann. Gibt es hier sonst noch andere Empfehlungen? Gibt es entsprechend dem Ergebnis von 1. etwas zu beachten?
Ein Anschleifen der Oberfläche ist nur begrenzt eine Option, da das Holz stellenweise furniert ist bzw. Tischlerplatte. Die Schichtdicken müsste ich da erst prüfen, um nicht mehr Schaden anzurichten.

Vielen Dank für eure Hilfe schon einmal im Voraus
Gunter
 

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frankundfrei

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Sheesham Möbel im Schutz verbessern

Leider komme ich erst jetzt dazu, auf die Fragen einzugehen.

Solche Sheesham-Möbel werden im Ursprungsland manchmal mit einer Beize gefärbt, damit der Kontrast zwischen Splint- und Kernholz nicht so stark ist.
Geölt ist das nicht und die Gefahr der Anschmutzung ist einmal durch das rohe Holz - und dann durch die Beize gegeben. Bei Nassbelastung kann es da schnell zu Flecken kommen.

Nun kommt es sehr darauf an, welche Optik Ihr erreichen, bzw. erhalten wollt. Das farbloses Möbel-Hartöl z.B. würde das Holz sehr dunkel machen (= anfeuern) und den Kontrast zwischen Splint- und Kernholz verstärken.

Das H2-Möbelöl feuert nicht so stark an. Der Verdünner ist aber hier Wasser und das kann die Pigmente der Beize unterschiedlich aufschwemmen.

So ist das Verhalten der bereits eingetragenen Pigmente eine unbekannte Größe. Deshalb sollte man jede Behandlung erst mal auf einer nicht wichtigen Testfläche versuchen (z.B. Unterseite Tisch).

Die einfachste Variante wäre das Auftragen von einer kräftigen Holzlasur (Naturharzöl-Lasur) - z.B. Farbton Kastanie. Nach 30 Minuten wird jeglicher Überstand abgewischt und nach zwei Tagen kann noch einmal Pflegewachsöl oder Finishöl (leichter Glanz) aufpoliert werden.

Hier weitere Infos über Sheesham-Möbel behandeln.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-farben.de
 

Mitglied 42582

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Um ganz ehrlich zu sein würde ich ein neues Möbel in so einer Verarbeitung einfach umtauschen und ein ordentlich verarbeitetes verlangen:eek:
Geschmäcker sind aber bekanntlich verschieden.

Die einfachste Lösung scheint mir hier ein Antikwachs zu sein. Teilweise beizen, oder Ölen, funktioniert nicht. Das gibt einfach nur Flecken in Farben die nicht vorherzusehen sind. Vor allem wenn nicht klar ist wie die Obefächenbehandlung wirklich ist.

Ordentlich wäre: Alles sauberschleifen, beizen und dann ölen.
 

nitgun

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Vielen Dank für die Antworten.
Das mit der Qualität hat bei uns wirklich zu längerer Diskussion geführt. Nachdem wir uns noch einmal das Ausstellungstück angeschaut haben, war unsere Hoffnung auf ein ordentlich verarbeites Exemplar enttäuscht worden. Daher haben wir uns eben entschieden, das Zeug zu behalten.

Aber zurück zur Bearbeitung:

frankundfrei, du empfiehlst Möbel-Hartöl (mit dem Anfeuern könnten wir uns vermutlich gut anfreunden). Roostie, du sagst aber, dass teilweise Ölen und Beizen nicht funktioniert. Was meinst du damit genau? Wir würden schon alle Oberflächen behandeln, und die Teile auch so weit es gutmütig geht zerlegen. Schließen sich eure Aussagen nun gegenseitig aus?

H2-Möbelöl scheint also keine Alternative zu sein.

Die Variante mit der Holzlasur werde ich mal noch näher anschauen.

@Roostie: Schleifen haben wir auf jeden Fall mit vor. Aber aufgrund der Sperrholzplatten können wir da nur sehr vorsichtig zu Werke gehen.

Vielen Dank noch einmal,
Gunter
 

Mitglied 42582

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Das Holz hat ja ein sehr wildes Aussehen das ihr ja so haben wollt. Einzelne Bereiche gezielt aufhellen, oder abdunkeln wird so nicht funktionieren. Für einen einheitliches Aussehen bräuchtet ihr eine Doppelbeize, bei der die hellen Bereiche abgedunkelt werden und die dunklen Bereiche nur leicht angefärbt werden. Dazu müsste die alte Beize aber erst mal runter.

Frank schlägt eine Lasur vor um einheitlich auf einen Farbton zu kommen. Der Vorteil einer Lasur ist, das man in einem einheitlichen Ton einfärbt aber die Maserung noch zu sehen ist. Eventuelle Flecken werden aber, unter Umständen, immer noch zu sehen sein. Das Hartwachsöl, das er vorschlägt, ist leicht zu verarbeiten und kann nach dem Trocknen bis auf seidenglanz poliert werden. Dabei bleibt die Haptik, das Gefühl, des Holzes erhalten.

Unsere Aussagen schliessen sich nur aus wenn ihr ein einheitliches Aussehen eures Möbels anstrebt:emoji_grin:

Wobei ich euch empfehlen würde anzuschleifen, und damit meine ich wirklich nur anschleifen!!! Und es dann mit Lasur und HW-Öl zu versuchen. Das ist wahrscheinlich am einfachsten. Wenn ihr alles erst abschleift, dann beizt und dann versiegelt hättet ihr weniger Arbeit mit selber bauen gehabt:emoji_wink:
 

nitgun

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Hach selber bauen, dass wäre mal wieder schön :emoji_slight_smile: Das hebe ich mir aber für die Baustelle "Regal für Schreibtisch" auf. Das ist einfacher als Vitrine :emoji_wink:

Danke für die Klarstellung mit dem "Anschleifen". Das ist genau unser Plan.

Zu den Farbunterschieden: Jetzt glaube ich dich zu verstehen :emoji_wink:. Wir hatten nicht vor, einzelne Stellen zu behandeln und damit die Unterschiede anzugleichen. Mir schwebt schon eine vollflächige gleichmäßige Behandlung vor. Es wäre halt einfach nur schön, wenn damit die Unterschiede evtl. etwas abgemildert werden - abgesehen vom Unterschied zwischen Splint- und Kernholz. Da klingt die Lasur natürlich nach einer ziemlich guten Option. Vielleicht muss ich mir mal noch ein Probestück Sheesham besorgen, um die unterschiedlichen Varianten zu testen.
 

nitgun

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Danke für den Denkanstoß. Bis jetzt war mir nie eine passende Stelle eingefallen. Aber es gibt ja auch am Schrank eine Unterseite :emoji_wink:
 

frankundfrei

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Der Hersteller hat ja mit seiner "Beize" schon angeglichen. Wenn Ihr nun mit Schleifen anfangt, dann wird der Kontrast zwischen Splint- und Kernholz wieder wesentlich stärker. Gleichzeitig besteht die Unsicherheit, ob Ihr die Beize wirklich voll entfernen könnt. Anbei mal ein Foto von einem Sheesham-Tisch. Dort wurde die Oberfläche noch mal fein geschliffen und dann farblos geölt. Allerdings hatte der keine Beize.

Wenn Ihr "angeglichen" - also eine ruhigere Oberfläche - haben wollt, Schleifen eh ein wenig gewagt ist und alles auch dunkler sein darf, dann ist die einfachste Variante eine ölhaltige Holzlasur (z.B. bei uns die Farbe Kastanie). Diese bindet durch die einziehenden Naturharze auch die vorhandene Beize und die eigenen Pigmente helfen da auch noch mit.

Nur wie Winfried schon schrieb: Ihr braucht einen Test, bevor Ihr auf der Sichtfläche loslegt. Könnte ja sein, das wird euch zu gleichmäßig oder zu dunkel, etc.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

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AlbBue

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Hallo zusammen,
mein Testanstriche mit 5 verschiedenen Beizen und 2 unterschiedlichen Öl-Pigmentmischungen ergaben folgendes:
1. Geschliffene, unbehandelte Testfläche
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im Testbereich befeuchtet für Eindruck von evtl. nur Ölen mit Vergleich zu ursprünglicher Farbgebung
photo_2020-06-08_11-26-41.jpg
 

AlbBue

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2. drei Beizen und zwei Reihen mit pigmentiertem Öl - da ich mit 320er Körnung geschliffen hatte, sind die Pigmente nicht "haften" geblieben, bzw. haben sich nicht fest gesetzt. Also Effekt = 0
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von links nach rechts: unbehandelt (ehemals Metallschiene) - Beize (Teak hell) - Beize (Teak) - Beize (Eiche mittel) - Öl (eigentlich pigmentiert)- Öl (eigentlich pigmentiert) - unbehandelt (ehemals Metallschiene)

da ich mit den Farben immer noch nicht zufrieden war, hatte ich die beiden Metallschienen noch abgeschraubt, um zwei weitere Testbahnen zu erhalten

dazu kamen: ganz links: Beize "hellbraun" - ganz rechts: Beize "Nussbaum dunkel"
photo_2020-06-08_11-26-48.jpg photo_2020-06-08_11-26-52.jpg photo_2020-06-08_11-26-50.jpg

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Beize (hellbraun) gefiel mir am besten und ich probierte es an einer weiteren Stelle aus, um einen besseren Vergleich zu haben:
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AlbBue

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3. in der weiteren Verarbeitung war ich mit dem Ergebnis dann sehr zufrieden.
photo_2020-06-08_11-26-57.jpg photo_2020-06-08_11-26-58 (2).jpg photo_2020-06-08_11-27-04.jpg photo_2020-06-08_11-27-06.jpg photo_2020-06-08_11-27-08.jpg
im Finish wurde dann geölt...
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