Irgendwie erinnert mich die Argumentation hier einen Prof. den ich an der Uni hatte, und der u.a. Risikoanalytik gelehrt hat. Sein Lieblingsbeispiel für dumme Analogieschlüsse war:
Wer behauptet, dass Rauchen die Lebenserwartung verkürzt hat unrecht. Helmut Schmidt (Ex Bundeskanzler) hat jeden Tag mehr als 2 Schachteln Zigaretten geraucht und wurde 97 Jahre alt. Aber ein Bekannter von mir war Nichtraucher und ist mit 20 Jahren gestorben - er wurde von einem Lastwagen überfahren.
Es ist schon erschreckend, wie leichtfertig und fahrlässig hier nach obiger Logik argumentiert wird.
Techn. Hintergrund:
eine Schraube – Mutter Verbindung ist
dauerhaft geschädigt, sobald sie
einmal zu fest angezogen wurde. Je nach Konstruktion, Gewindeart und Werkstoffpaarung überschreitet dann entweder der Kernquerschnitt der Schraube die Streckgrenze, oder aber das Schrauben- oder Mutterngewinde an den Gewindeflanken. Irgend etwas wird irreversibel geschädigt.
Wenn dabei die Schraube abreißt, oder das Gewinde abschert, dann ist das kein Problem, da der Schaden offensichtlich ist.
Kritisch wird es dann, wenn beim zu festen anziehen zwar die Streckgrenze überschritten wurde und damit das Gefüge verändert ist, aber die Bruchgrenze (noch) nicht erreicht wurde. Dann ist die Schraubverbindung eine tickende Zeitbombe der man nicht ansieht, dass sie gefährlich ist und jederzeit ohne Vorwarnung im Betrieb abreißen kann.
Wenn man sich das Spannungs-Dehnungs-Diagramm von Stahl ansieht, dann kann man sehen, dass der Stahl nach Überschreiten der Streckgrenze weiter fließt (Schraube längt sich dauerhaft) und es dann irgendwann zum Bruch kommt.
Wer eine genaue Erklärung will:
Spannungs Dehnungs Diagramm - YouTube
Dazu kommt überlagernd noch der Effekt der Ermüdungslebensdauer und Schwingfestigkeit (Wöhler-Linie) die bei schwingend belasteten Schraubverbindungen (z.B. Unwucht etc.) immer kritisch ist und die nicht nur vom Gewicht der Klappe (Fliehkraft) abhängt, sondern wesentlich von der Summe der Lastzyklen (Schwingungen).
All das hat bei den berüchtigten Klappenmesserwellen u.a. zum Bruch geführt. Und wie man oben unschwer erkennen kann hat das nur bedingt mit dem Gewicht der Klappe zu tun.
Zusätzlich: eine kurze dicke Schraubverbindung die sich nicht ausreichend dehnen kann ist immer problematisch und wird heutzutage so weit wie möglich vermieden weil es dabei oft zu einem selbsttätigen lösen der Mutter im Betrieb kommt.
Heißt in der Summe:
es gibt Leute die behaupten zu wissen, dass bei einer ihnen unbekannten Maschine die sicherheitsrelevante Schraubverbindungen aus einem ihnen unbekanntem Werkstoff in den letzten 50 Jahren niemals zu fest angezogen wurden. Denn wenn das auch nur einmal geschehen ist: siehe oben
Gleichzeitig wissen sie auch, dass die (ggf. vorgeschädigten) Bauteile ihre Ermüdungslebensdauer nicht erreicht haben, und man deshalb so eine alte Maschine mit radial angeordneten Schrauben und Klappen sorgenfrei betreiben kann.
Da fehlen mit ehrlich gesagt die Worte – ein bisschen mehr Verantwortungsbewusstsein gegenüber Fragestellern sollte man schon an den Tag legen.
Oder wenn man etwas nicht weiß einfach mal nichts sagen. Es geht hier nicht um eine einfache Leimfuge die aufgeht, sondern um die Bewertung von Verletzungsrisiko wegen möglicher Vorschädigung. Und da sind einige der Aussagen in diesem Thread grob fahrlässig.
Wer von sich behaupten kann, dass er noch nie eine Schraube zu fest angezogen hat soll bitte vortreten. Denn genau darum geht es. Nur einmal ist in diesem Fall schon zuviel…
Viele Grüße
Alois