Spiegel schneiden.

Wrchto

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Die Zeit zum Erkalten des Schnittes ist recht groß. Bis das Gefüge wieder nahezu den Ursprungszustand eingenommen hat, dauert es schon einmal einen Tag. Dennoch sollte man möglichst schnell brechen.
Da hätte ich noch eine Verständnisfrage zum "warm schneiden". Bedeutet das, dass sich das Oberflächengefüge nach dem Anritzen wieder zurück bildet? D.h. das Glas "heilt sich selbst". Oder hab ich da irgendwas komplett falsch verstanden? Ich kenne so eine "Selbstheilungsfähigkeit" von einem meiner Motorradtankpads, aber das ist aus einer Art von Gel, und das muss man rubbeln, damit es Kratzer verschwinden lässt.
 

SteffenH

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Da hätte ich noch eine Verständnisfrage zum "warm schneiden". Bedeutet das, dass sich das Oberflächengefüge nach dem Anritzen wieder zurück bildet? D.h. das Glas "heilt sich selbst". Oder hab ich da irgendwas komplett falsch verstanden? Ich kenne so eine "Selbstheilungsfähigkeit" von einem meiner Motorradtankpads, aber das ist aus einer Art von Gel, und das muss man rubbeln, damit es Kratzer verschwinden lässt.
Selbstheilung wäre schön. Es verteilen sich aber nur die entstandenen Spannungen und der Bruch verläuft unter Umständen nicht mehr genau entlang der Ritzung.
 

magmog

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Guuden,

Schmale Streifen kann man am besten von einem Ende her mit fortlaufender Öffnung trennen,
Beim Trennen eines ganzen Blatts geht es nur über eine Kante oder eine untergelegte Leiste.
Streifen aus Dickglas sind mit fortlaufender Öffnung auch kaum zu trennen.

Tocknen ritzt das Glas nicht so gut wie mit Petroleum, schon der Klang ist viel sanfter.
Das Schneidrädchen hält auch wesentlich länger.
 

Mitglied 30872

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Das Rädchen benötigt zum Schneiden kein Öl. Das Öl dient lediglich dazu, die Achse zu schmieren damit sich das Rad leicht drehen kann, sowie den entstehenden Glasstaub zu binden damit er nicht den Schnitt stört....

...Tocknen ritzt das Glas nicht so gut wie mit Petroleum, schon der Klang ist viel sanfter.
Das Schneidrädchen hält auch wesentlich länger.
Was ist denn nun besser, mit oder ohne?
 

uli2003

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Was ist denn nun besser, mit oder ohne?
Ich habe noch keinen Glaser gesehen, der den Schnitt jedes Mal vorher benetzt, wenn ich mal etwas geschnitten haben muss.

Die Schneidflüssigkeit soll angeblich den beim Schneiden anfallenden Glasstaub binden und in der Fuge fixieren, sodass sich die beim Schnitt entstehende Spannung länger hält. So wirklich geklärt ist das nicht, und glauben kann ich das auch nicht.

Fest steht - beim Kerbschnitt entstehen Spannungen im Glas in Schnittrichtung, welche den Bruch in die richtige Richtung lenken.
Diese Spannungen bauen sich wieder komplett ab, was natürlich dauert, dann lässt sich das Glas zwar noch brechen, aber nicht nur da wo es geritzt wurde.
Daher sollte man möglichst zeitnah nach dem Schnitt brechen.
 

brubu

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Laut Bohle soll die Schneidflüssigkeit in den Schnitt eindringen und den "warm" halten was zu besseren Bruchergebnissen führt. Die Flüssigkeit
soll Rädchen und Achsen schmieren und den Glasstaub binden. Was wie funktioniert ist mir nicht so wichtig, ich kann nur sagen mit Schneidflüssigkeit und Hartmetallrädchen mit dem richtigen Winkel geht es viel besser. Früher haben wir auch nur mit Stahlrädchen trocken geschnitten und hatten viel mehr unsaubere Kanten und Bruch.
Gruss brubu
 

Mitglied 30872

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Danke Euch beiden. Auch wenn ich da eher zu den Leuten gehöre, die kritisch mit solchen Dingen umgehe, glaube ich nicht an Placebo. Da macht jeder seine Erfahrungen. Ich lese heraus, dass es mit Schneidflüssigkeit zumindest nicht schadet, sprich: das handling nicht erschwert.
 

magmog

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Guuden,

so, mal bei der FA. Bohle, Hersteller der »Silberschnitt« Glasschneider, gestöbert.
Siehe da, die schreiben: „ Schneidflüssigkeit dringt aufgrund ihrer Viskosität und spezifischen Eigenschaften tief in den Schnitt ein
und hält ihn „warm", was zu wesentlich verbessern Bruchergebnissen führt.
Darüber hinaus werden die Schneidrädchen und Achsen geschmiert, der beim Zuschneiden entstehende Glasstaub wird gebunden.“
 

Paulisch

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Guuden,

so, mal bei der FA. Bohle, Hersteller der »Silberschnitt« Glasschneider, gestöbert.
Siehe da, die schreiben: „ Schneidflüssigkeit dringt aufgrund ihrer Viskosität und spezifischen Eigenschaften tief in den Schnitt ein
und hält ihn „warm", was zu wesentlich verbessern Bruchergebnissen führt.
Darüber hinaus werden die Schneidrädchen und Achsen geschmiert, der beim Zuschneiden entstehende Glasstaub wird gebunden.“
Klar, die eigenen Töchter sind immer die schönsten
 

Wrchto

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Irgendwie..."hält ihn warm"....das erinnert mich ein wenig ans Mondholz. Da kann man trefflich drüber diskutieren.
Ich bin ein ITler. Ich hätte halt gerne logisch nachvollziehbare Fakten. Irgendwas, was sich physikalisch erklären lässt. Dass es mit Flüssigkeit besser funktioniert, als ohne, mag ja sein. Aber wie erklärt sich das? Wärme im physikalsichen Sinn kann es ja nicht sein.
 

magmog

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Hatten wir weiter oben schon, die durch das Ritzen erzeugte Spannung baut sich zunehmend ab wenn nicht sofort gebrochen wird.
Petroleum und die Schneidflüssigkeit verzögern das erheblich.
Eine frische Ritzung wird als »warmer Schnitt« bezeichnet.
Kann ja jeder selber ausprobieren, niemand muss irgend etwas glauben.

In der industriellen Glasverarbeitung wird auch auf den Zuschnittsautomaten mit Schneidflüssigkeit gearbeitet.
Dafür sind spezielle Einrichtungen eingebaut.
 
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seschmi

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Glas ist amorph und verhält sich in mancher Hinsicht fast wie eine Flüssigkeit. Zum Beispiel spielen Oberflächeneffekte eine sehr große Rolle, genau wie die Oberflächenspannung bei Wasser. Deshalb hat ein Kratzer in der Oberfläche so große Wirkung.

Glas ist aber halt sehr, sehr fest, deshalb läuft alles eher langsam ab. Wenn Du in eine Wasseroberfläche einen Ritz machst, ist der sofort wieder weg. In Honig kannst Du das machen, da dauert es Minuten oder Stunden, bis der wieder zuläuft. Schon viel langsamer.

Bei Glas würde es viele, viele, viele Jahre dauern, bis es wieder zusammenfließt. Trotzdem wird der Ritz schon nach kurzer Zeit nicht mehr so scharf und definiert wie direkt nach dem Ritzen. Das Material kann sich reorganisieren. Deshalb lieber gleich brechen.

Apropos warm: Flaschen bricht man heiß, bzw man ritzt und erhitzt dann, damit eine Spannung entsteht, bis es klick macht. Daraus kann man dann schöne Windlichter bauen, mit gedrechselten Holzteilen, damit wird zurück zum Thema Holz finden.
 

brubu

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Glas ist amorph und verhält sich in mancher Hinsicht fast wie eine Flüssigkeit.
Wenn ich mich richtig erinnere gilt Glas als Flüssigkeit. Aber fragt mich bitte nicht warum. Wer es genauer wissen will kann bei Bohle einen Tageskurs besuchen, sehr empfehlenswert.
Gruss brubu
 

Mitglied 30872

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Beim Parabolisieren und Polieren von astronomischen Hohlspiegeln wird insbesondere dadurch eine fehlerfreie Oberfläche erreicht, weil die oberen Molekülschichten des Spiegelglases durch die Reibung des Poliermittels anfangen, zu fließen. Das Material erwärmt sich dabei aber nicht so, daß man sich dabei die Finger verbrennt.
 
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