Stühle reparieren

Keilzink

ww-robinie
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... alles klar, verstehe ich. Aber:
Wenn ihr Schreiner das Handwerk nicht hochhaltet - wer soll das dann tun?
Und wenn das Handwerk, das Handwerkliche, die Handwerklichkeit nicht hochgehalten wird, dann geht sie unter. Und dann darf man sich nicht beklagen.

Wie auch immer - mir geht das Missionarische ab. Ich hab halt schon solche Entwicklungen aus nächster Nähe erlebt, deshalb versuche ich drauf hinzuweisen, wenn ich in meinem Umfeld drauf stosse. .
Aber damit ist es auch gut, für mich jedenfalls.

Bis dann:
Andreas
 

uli2003

ww-robinie
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Du hast ja nicht Unrecht Andreas. Ob einem so etwas schwerfällt oder nicht - die Frage stellt sich irgendwann nicht mehr. Da geht es weniger um's Wollen, als mehr um's Überleben. :emoji_slight_smile:

Das Handwerkliche im Sinne von Schlitz, Zapfen, Zinken & Co. wird immer weiter moderneren, maschinellen Verbindungen weichen. Die Diskussionen um die Änderungen bei Gesellenprüfungen reißen ja auch nicht ab.
Was nutzt der Geselle, der prima zinken kann, wenn er am nächsten Tag beim neuen Arbeitgeber achselzuckend vor der CNC steht?

So können wir nur hoffen, dass es Menschen mit Herzblut zum Erhalt alter, aber dann auch erhaltenswerter Möbel gibt. Nicht alles was alt ist, ist auch schön und wertvoll :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

Sägenbremser

ww-robinie
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Guten Abend Andreas

finde deinen Ansatz zwar als nachvollziehbar,
aber um einen mittleren Tischlerbetrieb am
Leben zu erhalten reichen ein paar wertvolle
Möbel vergangener Epochen einfach nicht aus.
Dazu müsste eine Werkstatt sich schon etwas
sparsamer aufstellen um für die vielen nötigen
Arbeitsstunden kostenädequat gerüstet zu sein.

Alles andere gleitet nur zu schnell in eine reine
Liebhaberei hinein, die man sich schlicht leistet.

Das Handwerk hat aber zu jeder Zeit eine hohe
Bereitschaft ausgezeichnet, sich mit wandelden
Handelsstrukturen auseinander zu setzen, was
ja auch bis in die Gegenwart sichtbar funktioniert.

Selbst die starren Zünfte im 16.-17.Jarhundert
haben es nicht vermocht diese Evolution auszu-
bremsen, die wichtigsten Auftraggeber haben sich
einfach Handwerker aus anderen Regionen geleistet.

Im Zuge der napoleonischen Gewerbefreiheit war
es auch in Deutschland möglich geworden, ohne
das zum Selbstzweck verkommene System der
Zünfte einen anständigen Betrieb zu eröffnen.

Das beliebteste Beispiel ist die Familie Röntgen aus
dem Koblenzer Raum. Innerhalb einer Generation
konnten die zum Hoflieferanten fast aller Fürsten-
höfe in Europa aufsteigen. Da waren nicht klassische
Handwerksattitüden gefragt, da wurde in sehr kleine
Fertigungsgruppen umstrukturiert und der ganze
Westerwald als Werkbank benützt. Anders wäre die
Masse an Möbeln in der geforderten Qualität auch so
nicht zu fertigen gewesen.

Das nützt in ähnlicher Form auch der Tischler heute.
Er ist mehr ergebnissorientiert und wird vieles nicht
mehr selber herstellen wollen, wenn es einen guten,
zuverlässigen Zulieferer geben sollte.

Es gibt schon einige Kunden denen es extrem wichtig
ist, ein für sie bestimmtes Möbel, in der ganzen Form
in einer handwerklichen Fertigung zu sehen, nur dürfte
es recht schwierig sein mit diesen Exoten eine Werkstatt
über das ganze Jahr bringen zu können. Ich habe das sehr
lange versucht, auch die Rahmenbedingungen daran sehr
angepasst, aber zuletzt konnte ich nur noch die Notbremse
ziehen um nicht den wirtschaftlichen Totalschaden zu haben.

Liebe Grüsse, Harald
 
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