Stuhlgeflecht erneuern, Problem Rückenlehne

Unregistriert

Gäste
Hallo zusammen,
ich bin absoluter Neuling auf dem Gebiet des Flechtens. Ich arbeite gerne handwerklich/künstlerisch und möchte mich am Flechten eines Stuhlgeflechts probieren. das alte geflecht muss ich entfernen, da es beschädigt ist. Beim Sitz habe ich keine Probleme. Bei der Rückenlehne jedoch schon. Bei dieser ist die Rückseite der Bohrlöcher nämlich nicht zu sehen. Es sieht aus, als würde ein Rahmen beflochten worden sein und dieser wurde dann wohl in den Stuhl eingeleimt. Kann mir jemand etwas dazu sagen? Wie ist die Rückenlehne aufgebaut? Und wie bekomme ich den Rahmen da raus um ihn neu zu beflechten :emoji_slight_smile:?
 

Unregistriert

Gäste
Danke für die Antwort. Dort habe ich zwar noch ein paar gute Tipps erfahren können, aber meine Frage wird dort auch nicht beantwortet.
 

derdad

Moderator
Registriert
3. Juli 2005
Beiträge
5.661
Ort
Wien/österreich
Hallo Gast!
Es gibt ein paar verschiedene Möglichkeiten um eine Einflechtung "unsichtbar" auszuführen. Sehr hilfreich dabei wäre eine ausführlichere Beschreibung des Stuhls bzw. der Lehne. Am Besten is ein Foto (dazu müsstest du dich registrieren).
Thonet und die üblichen Verdächtigen hatten meist eine Nut auf der Rückseite der Lehne, in der die durchgeflochtenen Fäden verschwanden und die anschließend wieder verschlossen wurde. Bei Sesseln des Historismus wurde oft hinten drüberfurniert, oder mit Leisten abgedeckt. Beim Biedermeier war das drüberfurnieeren üblich. Beim Barock wurde von hinten mit kleinen Holznägeln oder Ähnlichem "verstopselt" (das ist aber z.T. sichtbar )

Um nicht das Geflecht von hinten öffnen zu müssen gibt es die Möglichkeit des "steckens". D.h.: es werden Sacklöcher gebohrt, die Fäden hineingesteckt und mit Holz- oder Peddigstöpseln und zusätzlich beim abschließenden Randeln noch verleimt.
Eine weiter Möglichkeit ist die Löcher "französisch" zu bohren. Dabei werden Sacklöcher jeweils schräg nach hinten gebohrt, die sich am Grund treffen. Somit entsteht ein "Tunnel" durch den die Flechtfäden geführt werden.

Wie gesagt, es gibt verschiedene Möglichkeit. Um eine genauere Hilfestellung geben zu können wären aber Bilder hilfreich.

lg
gerhard
 

Fissy

ww-kastanie
Registriert
25. Oktober 2009
Beiträge
27
Vielen Dank für deine Antwort. Ich werde morgen Bilder machen.
 

Fissy

ww-kastanie
Registriert
25. Oktober 2009
Beiträge
27
So jetzt, das erste bild ist leider etwas unscharf:

DSCN0017.JPG


DSCN0018.JPG


DSCN0017.JPG (image)

DSCN0018.JPG (image)

Das erste Bild ist von vorne, das andere von schräg hinten.
 

derdad

Moderator
Registriert
3. Juli 2005
Beiträge
5.661
Ort
Wien/österreich
Hallo Fissy!
hab leider erst jetzt gesehen, dass du schon Bilder gemacht hast.
Soweit ich erkennen kann handelt es sich um Stühle aus der Gründerzeit (so Mitte/Ende 1800)
Beim Entfernen der Fäden kannst du einmal nichts falsch machen. Einfach rundherum abschneiden.
Normalerweise wurden diese Lehnen "normal" durchgeflochten und anschließend von hinten wieder verdeckt. Entweder drüberfurniert oder, wie wahrscheinlich in deinem Fall, mit einer Abdeckleiste.
Leider sind die Bilder nicht ganz scharf, so dass man nicht alles erkennen kann. Es scheint ein Innenrahmen zu sein, der in der Lehne befestigt ist. Am Einfachsten wäre es wenn du die dünnen hinteren Abdeckleisten ablösen könntest. Evtl geht das wenn du den Rahmen herauslöst.
Probier mal folgendes: Versuch den Rahmen nach hinten herauszulösen. Nimm eine entsprechendes Holzpackerl (Holzklotz) als Zwischenlage und schlag vorsichtig von vorne auf eine Rahmenleiste. Die Leisten wurden mit Warmleim (der meist nicht viel hält) und kleinen Stiften befestigt. Sobald du eine Leiste herausgebracht hast gehen die anderen 3 einfacher. Dann versuchen die Leisten abzulösen (falls sie nicht vorher schon abzulösen sind). Der Rahmen lässt sich hinterher normalerweise wieder einfach einleimen und verstiften. Dann kannst du normal einflechten und die Abdeckleisten wieder befestigen.
Wie gesagt, an den Fotos ist es schwer zu sagen wie das ganze konstruiert ist. Wenn du aber schon Sessel eingeflochten hast, nehme ich an, dass du ein handwerkliches Geschick hast und ein "Gespür" wie man so etwas angeht.

Ottmar schreibt da immer."es ist einfacher zu machen als zu erklären"

Falls ich mich irre, schreib einfach nochmal. Dann erklär die die "gesteckte" Methode.
"Französisch" ist er auf alle Fälle nicht.

Viel Spass beim "rumbasteln"

gerhard
 

Fissy

ww-kastanie
Registriert
25. Oktober 2009
Beiträge
27
Danke für deine Antwort.
Meiner Meinung nach gibt es keine Abdeckleisten. Der Rahmen, der in den Stuhl geleimt ist besteht aus einem Stück sozusagen. Ich vermute, dass die Löcher entweder zwischen "Flechtrahmen" und "Stuhlrahmen" versteckt sind oder dass es sich um diese Sacklöcher handelt. Heute werde ichd as alte Gefelcht entfernen und kann dann wahrscheinlich mehr dazu sagen.
 

derdad

Moderator
Registriert
3. Juli 2005
Beiträge
5.661
Ort
Wien/österreich
Hallo!
Nein, die gesteckte Methode ist es (noch) nicht. Die wenden wir nur an, wenn wir wirklich nicht zu den Löchern können. Wurde aber meines wissens früher nicht verwendet. Ist so eine Restaurierkompromisslösung. Zwar eine gute, aber auch nur für Lehnen oder Seitenteile verwendbar. Für einen Sitz würde ich sie nicht anwenden (ist aber hier sowieso nicht der Fall)

Lös den Rahmen heraus. Wahrscheinlich ist die Luft für die Fäden bei deinem Stuhl seitlich zwischen Flechtrahmen und Stuhlrahmen.

lg
gerhard
 

derdad

Moderator
Registriert
3. Juli 2005
Beiträge
5.661
Ort
Wien/österreich
Hallo nochmal!
hab mir die Bilder nochmal angesehen: Schlag beim herauslösen möchlichst an die Innenkante des Rahmens. Evtl ist es eine gefälzte Abdeckung. Kann sein, dass das "Fleisch" mit den Löchern ein fixer Teil des Stuhlrahmens ist.

gerhard
 

Fissy

ww-kastanie
Registriert
25. Oktober 2009
Beiträge
27
Vielen Dank für deine Hilfe.
Beim genaueren Ansehen hat sich jetzt heraus gestellt, dass zwar leisten eingeklebt wurden, diese aber von hintern funiert waren. das war so gut gemacht, dass ich das so nicht sehen konnte.

Könntest du vielleicht nochmal das Alter des Stuhls sagen? Wann hat man diese Technik verwendet?

Ich hätte den Stuhl am liebsten in weiß, aber ich sollte ihn wohl lieber nicht streichen, weil er dann nicht mehr "original" ist, oder?
 

derdad

Moderator
Registriert
3. Juli 2005
Beiträge
5.661
Ort
Wien/österreich
Mahlzeit!
Man sieht ja nur ein Detail des Stuhls, aber ich schätze ihn auf Gründerzeit-Altdeutsch-Neo........-.......
So ca. 1850-1900. Den Stuhl weiss zu streichen würde ihn sicher entwerten.
Hast du ihn schon eingeflochten? Sonst mach ich nächste Woche ein paar Bilder vom "Stecken", und erklär wie es geht.

lg
gerhard
 

Unregistriert

Gäste
Nein, habe ich noch nicht. ich muss ihn wohl erst aufarbeiten. Kannst du mir dazu Tipps geben?
 

Unregistriert

Gäste
habe gerade eben Fotos gemacht:

stuhl1.JPG (image)

Stuhl2.JPG (image)

Was wäre der Stuhl denn aufgearbeitet wert? Ich möchte ihn auf jeden Fall behalten, deswegen frage ich nicht, mich interessiert es nur. Ich habe den Stuhl nämlich sehr günstig erstanden.
 

skidoc

ww-pappel
Registriert
4. Dezember 2011
Beiträge
1

derdad

Moderator
Registriert
3. Juli 2005
Beiträge
5.661
Ort
Wien/österreich
Hallo,
ich rate von der Steckmethode (wird nicht stramm) und den schrägen Löchern (das dauert ewig, die Schnüre da durchzufummeln) ab.
99% der Lehnen haben hinten Leisten oder Furnier, die man mit Geduld und Heißluft (evtl. auch Feuchtigkeit) abbekommt.
Ein paar Tipps von mir s. hier
https://picasaweb.google.com/112117918762532674655/TippsZumStuhlflechten?authuser=0&feat=directlink

Und immer schön Ehrgeizig bleiben. Aufgeben ist nur was für Feiglinge:cool:

Der Originalbeitrag ist zwar schon etwas älter. Ich antworte trotzdem auf die Antwort:
Da stimmt, das die Steckmethode nicht überall anwendbar ist. bei einem Sitz wird es nicht fest genug. Für eine Rückenlehne geht es allemal. Wir und wurde bei uns schon hunderte mal gemacht.
Naja, und die Methode mit den schrägen Löchern- ist die Schnellste von allen. man ist ca 1/3 schneller als normal :emoji_wink: Aber auch nicht immer anwendbar. Bei dünnen rahmen hat man oft zuwenig "Fleisch" zum schräg Bohren.

lg
gerhard
 
Oben Unten