tischplatte massiv aus einem stück: welches holz?

HeikoB

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Moin,

meiner Ansicht nach ist Schönheit rein subjektiv trotz allgemeingültigen Regeln wie dem Goldenenschnitt und auch Kulturkreis abhängig. Ich mag übrigens die massive Tischplatte auch sehr gerne.

Gruß Heiko
 

Heiner

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Hallo zusammen!
Ein Sonnenuntergang ist schön. Es ist ohne Belang ob wir ihn sehen. Die Schönheit entsteht nicht in unserem Auge, sie ist schon vorher da. Für die Baumeister in der Romanik oder in der Gotik gab es einen Konsens zur Schönheit. Seit Jahrtausenden bemühen sich die Menschen Schönheit in Worte zu fassen. Eine moderne Definition kommt von dem Mathematiker Birkhoff: Einem Maß von Ordnung soll ein gleiches Maß an Vielfalt ( Complexität ) gegenüberstehen um ein höchstes Maß an Ästhetik zu gewinnen. Ordnung allein ist langweilig, Vielfalt allein ist Chaos. Natürlich kann heute Jeder seine private Meinung zur Schönheit haben: Man öffnet der Willkür Tür und Tor und schon haben wir unser Niveau erreicht. Die Tischplatte mit 10 cm Dicke ist für mich schon deshalb unschön, weil man darunter die Beine nicht bequem übereinanderschlagen . Es ist notwendig Funktion, Form und Konstruktion aufeinander abzustimmen.
Gruß Heiner
 

raftinthomas

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hä?
dann geht ja auch jeder klassische zargentisch nicht.
die vorstellung von schönheit ist zum grossteil sozialisiert, das erkennt man klar an den unterschiedlichen auffassungen je nach kultur- der eingeborene in papua-neuginiea hat da andere vorstellungen als der westdeutsche architekt, das fünfjährige tiroler mädchen andere als rubens oder davinci seinerzeit.
 

WinfriedM

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Der Begriff Ästhetik führt vielleicht weiter. Da wird sowohl subjektiv empfundene Schönheit aufgegriffen wie auch Gesetzmäßigkeiten von Harmonie in Natur und Kunst.

Ästhetik ? Wikipedia

Da steht auch dieses Zitat: "Jedoch ist diese Definition aus philosophischer Sicht nicht adäquat, da durchaus auch andere Eigenschaften, wie elegant, spannend, vollkommen, poetisch, anrührend u. a. ästhetische Erlebnisse bei uns hervorrufen können. Somit müssen es nicht unbedingt schöne oder hässliche Gegenstände sein, die ästhetisch auf uns wirken."
 

Heiner

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Hallo zusammen!
Der klassische Zargentisch ist als Esstisch überholt, weil bessere Konstruktionen gefunden wurden. Die Shaker haben einen bedeutenden Verdienst daran. Die dänischen Meister kannten die Shakermöbel und haben sie weitergeführt. Ich kenne keinen besseren Esstisch in rechteckiger Form als den Tisch von Björge Mogensen. Er ist sparsam im Materialverbrauch, gebrauchstüchtig und elegant. Wir sind mit diesem Tisch öfters umgezogen. Er ist jetzt mehr als 30 Jahre in Gebrauch und im besten Zustand. Der Fels in der Brandung kann bei einem Möbel auch mit anderen Mitteln erreicht werden. Unser großer Esstisch mißt 2,4m mal 1m. Niemand hat das Bedürfnis diesen Tisch zu verstellen obwohl das einfach möglich wäre. Unsere Beistelltische sind aus einem leichtem Gerüst gebildet. Grundfläche 45 mal 45, Höhe 47cm. 3 Tische können ineinander gestapelt werden. Die Tische signalisieren Mobilität und werden im ganzen Haus herumgetragen. Die Enkelkinder bauen damit einen Turm und auch ein Tunnel. Aber zurück: Verschwendung führt uns von der Schönheit weg. Der Begriff der Schönheit ist für mich leichter händelbar, weil er mit der Nützlichkeit verbunden ist. Wenn wir richtig konstruieren, so sind wir schon nahe an der Schönheit. Gruß Heiner
 

HeikoB

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Moin,

das mit der Verschwendung ist relativ ,ansonsten kann man sich auch fragen warum es Massivholz sein muß wo Spannplatte die gleiche Funktion erfüllen würde. Man kann über Schönheit nicht streiten.

Gruß Heiko
 

Heiner

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Hallo zusammen!
Jürgen hat unseren Tisch gefunden. Eiche, unbehandelt und in bestem Zustand. Einmal hab ich den Hobel geholt. Unser Sohn sollte eisenhaltige Tabletten essen und am Tisch war Saft verschüttet. Das gab schwarze Flecken. Ansonsten fehlt nichts. Mein Schwager hat nun schon den dritten Tisch: Spanplatte in Kiefer furniert und lackiert. Jetzt steht wieder das Furnier auf, weil ein heißer Topf ohne Unterlage aufgestellt wurde Bei den Vorgängertischen waren die Zargen in Spanplatte gefertigt und die Dübelverbindung hat sich gelöst..Habe einmal gelesen, daß die Deutschen im Schnitt alle 6 Jahre ihre Möbel wegwerfen. Wo bleiben die Antiquitäten von morgen? Gruß Heiner
 

Heiner

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Hallo zusammen!
Möchte zu den Querträgern noch bemerken, daß diese zunächst formal gewöhnungsbedürftig sind. Im Gebrauch stellen sie keinerlei Beeinträchtigung dar. Steht der Tisch vor einer Bank, so kann man ohne alle Hindernisse hineinrutschen. Am Tisch sitzt man an den Längsseiten genausogut wie an der Schmalseite. Der Tisch ist einfach zu zerlegen, was bei einem Umzug von Vorteil ist. Ich habe die Diskussion als nützlich empfunden. Berührt sie doch die Sinnfragen unseres Handelns. Wer die Probleme vertiefen will, dem seien die beiden Standartwerke von Ernesto Grassi und Rosario Assunto empfohlen: Zur Theorie der Schönheit in Antike und Mittelalter. Erschienen bei Du Mont. Vermutlich nur noch antiquarisch zu bekommen. Gruß Heiner
 

hotzenklotz

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Vielen Dank für deine Anregungen.
Mir haben die Überlegungen (wieder) gezeigt, daß wir auch mit "Schönheit" zu tun haben, jenseits aller kaufmännischen Zwänge.
Gut, wer sich dafür noch etwas Zeit nimmt.

Gruß
Jürgen
 

dascello

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Noch'n Schlusswort....

Da ich die ganze Diskussion ja angestoßen habe, hier auch noch was von mir zum Thema "Schönheit".
Diese muss meiner Meinung nach Ewigkeitswert haben. Alles, was dem Zeitgeschmack unterliegt, hat es bei mir schwer, als "schön" bezeichnet zu werden. Auch hier gilt: Qualität setzt sich durch! Vieles wird gekauft, man stellt es sich ein paar Jahre in die Wohnung und kann es dann nicht mehr sehen. Anderes (z.B. die Wagenfeld-Lampe) verliert nie seinen Reiz. Ich habe Biedermeier-Möbel, die diesen Anspruch erfüllen, mein italienisches Cello auch. Viele andere Dinge aber kann ich nicht mehr sehen und stehen über kurz oder lang auf der Abschussliste.

Ach ja, und meine Freundin ist schön - sie wird es immer bleiben!


Gruß vom Rhein


Michael
 

Heiner

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Hallo dascello!
Schönheit hat einen Ewigkeitswert. Heute ist es schwierig dazu einen Konsens zu finden. Deshalb ist es nützlich an den Architekten Häring ( ein Gegenspieler des berühmten Courbusier ) zu erinnern. Von ihm stammt der Begriff " Leistungsform" Fragen wir einfach nacheinander was die Form leistet: Ist sie gebrauchstüchtig? ist sie angemessen konstruiert, erfreut sie unser Auge ? Geht sie einestages schadstoffrei in den Naturkreislauf ein? usw. Es ist lohnend über die Dinge nachzudenken. Gruß auch an deine Freundin! Heiner
 
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