Hallo zusammen!
Ich besitze genau so eine UR-Erika seit 30 Jahren und habe schon sehr viel damit im Innenausbau, in der Tischlerei für kleine, feine Arbeiten geschnitten.
Durch meine lange Bekanntschaft mit so einigen Erikas in 35 Jahren Handwerkerdasein kann ich allen Äußerst kompetenten vorangegangenen Beitragsverfassern soviel zu dieser Maschine und ihren "Unwuchten" erzählen:
Der aufnahmeflansch des Ur-Typs ist aus einem nicht sehr harten Alu-Guss gefertigt. Da diese Säge seinerzeit als Baustellen/ Montagesäge konzipiert wurde, hat man wo es nur ging an Gewicht gespart. Das hatte zur Folge, dass (auch bedingt durch die etwas trikky Befestigung der Zentralmutter, die nur entweder 200Nm oder lose kennen will) die Nabe , die ursprünglich mal 30mm Durchmesser hatte, durch im Betrieb "durchgerutschte" oder falsch an-/ aufgesetzte und dann verkantet festgezogene Blätter relativ schnell einige Zehntel ihred Durchmessers einbüßen musste...!
Das hatte dann zur Folge, dass die Blätter nicht zentriert auf der Welle sitzen und dann radial "unrund" laufen.
je hochwertiger und proportional zur Wertigkeit schwerer solch ein 250er Blatt ist, um so heftiger das "rappeln" der Erika...!
Dagegen hilft das Plan shleifen des hinteren Flansches (aber bitte durch einen Werkzeugmacher o.ä., nicht mittels 80er Schleifpapier) und das Ersetzen des Materials durch eine Stahlhülse, die nicht dicker als 2mm sein muss. Der Originalflansch hatte eine breite von 2,4mm, die bei guten Blättern (Guhdo, Leitz, Schäffer, ...Schreinerliga halt) knapp der dicke des Grundkörpers von 2,5mm entspricht, Damit die Mutter das Blatt auch richtig einspannen kann.
Greift man auf günstige/ dünnere Werkzeuge zurück, deren Grundkörper nur 2-2,2mm dick sind, wird das Blatt nicht eingespannt und dreht dann auf dem Flansch durch, was wiederum unweigerlich Material abträgt und zur Reduzierung des Durchmessers beiträgt, die ich voran erwähnt habe.
Ein weiterer Grund für unrunden; diesmal axial ausschlagenden Lauf des Blattes kann das hintere (außenseitige) Wellenlager sein. Bedingt durch den Einsatz mit Holz+Holzwerkstoffen, auf Baustellen mit Beton-/ Gips- / Bohr- und sonstigen Staub, Kehricht, Dreck , Wechsel von Temperaturen+Umgebungsfeuchten, gepaart mit der bei BJ. 85 gänzlich fehlenden möglichkeit, den ganzen Prassel abzusaugen und Mangel an Pflege+Wartung tragen im laufe der Jahre dazu bei, dass sich einige hundertstel "Spiel" einschleichen, die bei dem ca.220mm entfernten, noch ganz intaktem und größer dimensionierten Flanschlager, bei einem neuen 250er Guhdo Fein-Querschnittblatt mit bis zu 60 umlaufend aufgereihten Zähnchen aus Hartmetall durchaus ein axiales "flattern" von locker 0,5-1,5mm nach jeder Seite!! auslosen kann.
Das fiese ist, dass man mit der Messuhr diese möglichen Defizite nicht erfassen kann und alle Werte locker innerhalb der Solltoleranzen liegen! ...Und doch hopst einem das gute Stück fast vom Gestell/ von den Böcken / vom Tisch oder fängt an, alleine über die Baustelle zu holpern, und man ist Ratlos!!... hat man doch alles geprüft, gemessen und 120 Euronen für gutes Werkzeug ausgegeben. Das ist dann der worst Case, in dem sich alle
Toleranzen und gegebenheiten ins negative aufsummieren und einem den Spaß am werkeln gründlich verderben...!!
Bei allem Respekt gegenüber allen Co-Autoren und im Wissen, dass hier jeder mit seinem Wissen, seiner Fachkompetenz und Ideen helfen und unterstützen möchte...,
vergesst nicht, dass wir hier über den Zustand einer 37!!! Jahre alten, keiner weiß, wie gut oder ranzig behandelten Montagekreissäge sprechen, die ihr Geld, das sie damals gekostet hat, bereits wahrscheinlich x-mal verdient hat und mittlerweile bereits antiquarisches Potential aufweist.
Mein gutes Stück zum Beispiel habe ich vorm Schrotti gerettet. Der Vorbesitzer hat sie in seinem geerbten Haus im Bastelkeller gefunden.
Sie war in schlechtem Zustand, Kabel und Schalterbox porös; kein Rad/ keine Kurbel hat sich bewegen lassen, aber die Welle lief frei.
Ich habe sie für eine Kiste Hopfenkaltschale erstanden, wieder hergerichtet und kaum Ersatzteile gebraucht. Meine Blätter "tänzeln" auch etwas in allen Richtungen..., aber das nehme ich in Anbetracht des hohen Alters und den entsprechenden Betriebsstunden gerne in Kauf!!
Wenn man In der Profi-Liga im High-End -Bereich sägen, ablängen, arbeiten und bearbeiten möchte oder muss, sollte man die Wahl ohnehin nicht auf über 30jähriges, technisch längst 3x überholts Equipment ausrichten....
In der stillen Hoffnung, dass mir niemand sauer ist
der Paddelschnitzer