Guuden,
alle Theorie funzt, bis sie auf die Praxis trifft!
Eine Vorschlag zum testen: Einen guten Weißleim so auf ein Holz auftragen, dass die Oberfläche gerade bedeckt ist.
Ein zweites Holz dazu, beide aufeinander liegend seitlich verschieben,
noch einmal zusammendrücken und trocknen lassen.
Fuge aufbrechen.
Wenn der Leim etwas taugt, zeigt die Bruchstelle das Ideal:
Zum größten Teil hat das Holz versagt, kaum bis gar nicht der Leim.
Ein Beispiel, bei dem der Pressdruck fast keine Rolle spielt,
er sehr aber leicht die Verleimung zerstören kann:
Eine Strebe zwischen Vorder-und Hinterbein*) eines Stuhls:
Zapfen-Zapfenlochverbindung, wie so gerne praktiziert, Zwinge angeknallt bis der Saft spritz.
Nach dem Ausspannen bemerkt man, der Leim hat "versagt"!
Was ist passiert? Auf die Leimfugen kann kein Druck ausgeübt werden,
außer dem der durch die Verbindung entsteht oder den der Leim selber aufgebaut hat.
Also der Zwingendruck kann nur die Brüstungen andrücken, mehr nicht!
Bei hohem Zwingendruck werden die Brüstungen in das das Zapfenloch umgebende
Holz eingepresst. Das bei häufig uneben gefertigten Leimflächen.
*) Die kleine Strebe, ca. 80mm unterhalb der Zarge.
Beim Ausspannen stellt sich das Holz, soweit es nicht totgepresst wurde, zurück.
Diese Kräfte können die Festigkeit des Leims übertreffen, also Leimfuge kaputt!
Der gleiche Effekt kann auch beim Flächenverleimen zum tragen kommen,
wenn sich Scharten von Hobelmessern oder andere Erhebungen auf Leimflächen befinden.
Besonders tückisch sind Quetschungen in Flächen, die flächenbündig sind.
Sie können nur schwer erkannt werden, quellen von der Feuchtigkeit des Leims auf
und können dann die Verleimung erheblich stören.
Das kann auch bei Ästen vorkommen. Die werden häufig nicht komplett bündig zerspant,
sondern teilweise zusammengequetscht, je nach Messerschärfe.
Feuchtigkeit aus dem Leim lässt sich wieder auferstehen,
besonders stark wenn der Leim extra dick aufgetragen wird und reichlich in die gestörte Aststruktur läuft.
Ein weiteres Prob kann eine dicke Leimfuge verursachen.
Bei Aufbruchtests ist erkennbar, dass bei Leim in großen Stärken der Anteil zerrissener Holzanteile abnimmt und der Leim in seinem Gefüge versagt bzw. sich vor dem Zerreißen plastisch verformt.
Das ist besonders beim Verleimen größerer Flächen zu beobachten, wenn überflüssiger Leim nicht nach außen gedrückt werden kann, oder der Leim eher pastös eingestellt ist.
Es ist auch die wesentlich längere Presszeit bei starkem Leimauftrag zu beachten.
Übermäßig angezogene Zwingen auf einer Leiste drücken sich an der Pressstelle zusammen und in das darunter liegende Holz ein. Zwischen den Presspunkten hebt sich die Leist vom darunter liegenden Holz ab,
ergo ergibt sich eine mehr oder weniger gute Punktverleimung.
Es geht hier vorrangig und verallgemeinernd um Weißleim, zu beachten ist, dass es etliche Hersteller mit jeweils etlichen Ausführungen mit jeweils verschiedenen Eigenschaften gibt!
Grundsätzlich rate ich davon ab, Zwinge anzuknallen bis der Saft spritz, genau so wie es gerne bei Maschinenschrauben vorkommt und was genau so zu vermeiden ist, wenn Werkzeugmesser montiert werden.
Man möge sich bitte an den Drehmomenten der Klassen 8.8 und 10.9 orientieren.
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