Von Handwerkzeugen und Filterblasen

SpeedyBK

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Hallo liebe Woodworker-Community,

da Bau- und Handwerkermärkte ja nun so langsam wieder öffnen dürfen, habe ich direkt die Gelegenheit genutzt und mein Weihnachtsgeschenk (Stechbeitelsatz von Kirschen) umzutauschen.

Dabei gab es ein Gespräch was mich so etwas zum Nachdenken bringt. Und zwar meinte der Verkäufer, dass Handwerkzeuge wie Stechbeitel kaum noch gefragt wären, und so die Versorgungslage immer schwieriger wird. Und sich das wohl auch nicht mehr ändern wird, da die Leute, die wirklich noch mit Handwerkzeugen umgehen können immer mehr am Aussterben sein.

Ich meinte dagegen, dass es ja eine scheinbar eine DIY-Community gibt, die auch durch Soziale Medien wie Youtube am stark am wachsen sei.

Und ich frage mich jetzt, wie ist das wirklich, bin ich da in einer Filterblase? Natürlich muss man da viele Faktoren sehen, bis ein Internet "Hype" bei einem kleinen Händler in einer hessischen Kleinstadt ankommt, dauert es ja auch einige Zeit. Die sehen halt eher die Gewerblichen Kunden, die sie so haben. Und das die seltener Stechbeitel kaufen glaube ich sofort. Eine CNC-Maschine zinkt halt schneller und genauer als der Tischlergeselle.

Wie seht ihr so die Entwicklung des Bereiches Woodworking?
 

yoghurt

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Hallo,
vielleicht gehören die Sachverhalte so zusammen, dass die Internet- und Forumsaffinen DIYler dann eher nicht in den Baumarkt gehen (ich erinnere an das wiederkehrende Baumarkt-Bashing im Forum), sondern eben im Netz bestellen? Zumal ja auch an der Marke Kirschen - die es ja zb bei Bauhaus gibt - im Forum auch oft kein gutes Haar gelassen wird.... Da werden dann zb eher MHG-Beitel gekauft - die habe ich aber noch in keinem Baumarkt gesehen.
 

yoghurt

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Tante Edit sagt, dass Du ja von Bau- und Handwerkermärkten geschrieben hast. Aber vielleicht ist es auch dort so....

Wen gibt es da in Kassel noch? In der Kohlenstrasse Löbert, Icke und???
 

civil engineer

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Der aus Foren informierte woodworker (was auch immer das sein mag), wird sich sowieso kaum ein Werkzeug von Kirschen aus dem Baumarkt kaufen. Weil ja für den Hobbyisten 1000 Sachen zu beachten sind (Japan oder nicht, Härte des Werkstoffs, Winkel des Anschliffs auf 1/10 Grad, hat eine Jungfrau den Schleifstein verpackt? (welchen überhaupt, Körnung, Bindung, Wasser oder Öl oder doch nass oder trocken schleifen, falls ja, mit welcher Maschine, ...), ....:emoji_thinking::emoji_thinking::emoji_thinking::emoji_thinking::emoji_thinking:

Bis dann endlich theoretisch alles zusammen ist, ist der Hobbyist zu alt und klapprig, um handwerkliche Fähigkeiten auszubilden. Also läßt er den Kauf und sucht sich ein neues Hobby.
 

NewbieS

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Hallo,
vielleicht gehören die Sachverhalte so zusammen, dass die Internet- und Forumsaffinen DIYler dann eher nicht in den Baumarkt gehen (ich erinnere an das wiederkehrende Baumarkt-Bashing im Forum), sondern eben im Netz bestellen? Zumal ja auch an der Marke Kirschen - die es ja zb bei Bauhaus gibt - im Forum auch oft kein gutes Haar gelassen wird.... Da werden dann zb eher MHG-Beitel gekauft - die habe ich aber noch in keinem Baumarkt gesehen.

Das war auch mein erster Gedanke. Baumärkte haben ja in der Regel Stemmeisen der Eigenmarke sowie die Kirschen als Markenartikel. Du @SpeedyBK warst ja selbst offensichtlich nicht mit den "guten" Kirschen zufrieden und wirst zu einer anderen Marke greifen. Von daher ist die Frage, ob der Baumarkt überhaupt das richtige Sortiment für den ambitionierten DIYler anbietet oder ob er nicht gleich bei Narex, MHG oder Dictum landet.

Weitere Punkte die mir spontan noch einfallen würden: Stemmeisen halten ewig, teilweise arbeiten die Leute mit (Groß-)vaters alten Eisen. Elektrogeräte wie bspw. Akkuschrauber halten nicht so lange. Die muss man dann eher mal im Baumarkt neu kaufen. Außerdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass die meisten DIY- und Bastelkanäle auf Youtube eher maschinenlastig sind. Da beschäftigen sich Youtuber und ihre Follower dann mehr mit Tischkreissägen und Oberfräsen als mit Stemmeisen und Handhobeln. Sieht man auf Youtube auch sehr deutlich. Da gibt es unzählige Influencer, die Akkuschrauber, TKS, Oberfräse und co testen und vergleichen. Bauforum24 und Go Tools TV als prominente Beispiele. Zum Thema Stemmeisen vergleichsweise wenig.
 

Holz-Christian

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Bei Stemmeisen gibt es halt nicht wirklich viel neue technische Änderungen vorzustellen und zu testen.

Doch, durchaus, es wäre noch zu erforschen ob die Tanzrichtung der barbusigen Jungfrauen um den blinden Mönchen welcher mit der linken Hand bei Vollmond Stemmeisen aus Damaszenerstahl nach der Art von Meister Fukushima schmiedet eine Auswirkung auf die Standzeit der Stemmeisenschneiden hat....





:emoji_grin:
 

ChrisOL

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es wäre noch zu erforschen ob die Tanzrichtung der barbusigen Jungfrauen um den blinden Mönchen welcher mit der linken Hand bei Vollmond Stemmeisen aus Damaszenerstahl nach der Art von Meister Fukushima schmiedet

Wo kann man sich den Herstellungsprozess anschauen? Diese Druiden Feste scheinen interessant :emoji_grin::emoji_stuck_out_tongue:
 

SpeedyBK

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Moment, Baumarkt war fälschlich ausgedrückt, sorry. Es war ein Fachgeschäft, dass zum einen Werkzeuge und Maschinen, aber auch Eisenwaren verkauft und es war auch nicht in Kassel.

Ich hatte den Begriff Baumarkt eher daher im Kopf, weil die ja aufgrund der Corona-Lockerungen wieder öffnen dürfen, so manch anderer Einzelhändler aber noch nicht. Und das besuchte Geschäfft offiziell vermutlich in die Kategorie Baumarkt fällt.

Ausserdem sollte es eher um die Aussage gehen, dass die Leute, die mit Handwerkzeugen umgehen können quasi am Aussterben sind und man von daher nicht erwarten sollte, dass sich in dem Bereich noch viel tut. Gegenüber dem Gefühl, dass die Woodworking Community aufgrund von Youtube und sozialen Medien wächst.
 
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KalterBach

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Es war ein Fachgeschäft, dass zum einen Werkzeuge und Maschinen, aber auch Eisenwaren verkauft und es war auch nicht in Kassel.

Oh, so etwas kommt mir bekannt vor. Nur, dass dort auch nicht Immer Qualität zum Handelspreis, sondern auch öfter mal Ramsch zum Wucher über den Tresen geht. Für den lokalen Handwerker mit 30 Prozent Rabatt auf der Rechnung vielleicht OK, für den Privatkäufer ohne diese Vorteile, keine gute Alternative zum Baumarkt oder dem Online-Handel. Leider.
 

Lorenzo

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Ach immer wieder dieser erheiternde Mondschein und Jungfrauen Quatsch!
Ich gönn mir sowas. Macht mir Spaß damit zu arbeiten. Und ich kann das auch! Darf man auch mal sagen wenns so is.
Andere fahren Autos in der Gegend rum... Eines des einfach nur funktioniert würde oft viele 10000€ weniger kosten. Ich hoff so mancher Schlitten der seine 20km am Tag frisst ist auch bei Mondschein vom Schamhaar einer Jungfrau poliert worden...
Gääähhhhhhn!
Ach, und warum gibts die gleichen Kommentare eigentlich nie beim Maschinenpark der Amateure?
 

Johannes

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Hallo zusammen,
vor ca. 30 Jahren war es in vielen Schreinereien üblich, das ein Lehrling zur bestandenen Gesellenprüfung einen Satz Stechbeitel geschenkt bekam. Heute gibt es da eher einen Akkuschrauber oder ein Tablett.

Es grüßt Johannes
 

Mitglied 67188

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Stechbeitel wird es immer geben solange es Holz gibt.
Damit werden ja nicht nur meditativ Schwalben geschnitzt sondern ganz
pragmatisch mal auf der Baustelle was nachgestochen wo es ausnahmsweise noch kein Multitool
dafür gibt.

Wenn dann Kirschen und Co. meint sie müßten die Herstellung einstellen oder
die Qualität sinken lassen (übrigens ca. Wortlaut feine Werkzeuge:
man muss froh sein dass die noch Zieheisen herstellen und somit verbogene Klingen akzeptieren)
dann kauf ich eben in Japan oder frage einen Schmied.

Das es immer weniger Handwerker geben wird die gewerblich mit den traditionellen Werkzeugen
arbeiten ist jetzt schon Tatsache.
Den Part können dann ambitionierte Hobbyschreiner übernehmen.
Die Kundschaft für handwerkliche Traditionen wird dagegen nicht so schnell aussterben.
 
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