Waldschäden Mittelgebirge- aber was ist das silberne auf dem Totholz

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So heute mal Lagecheck im Taunus gemacht - sieht schlimm aus, und das eigentlich schlimme ist ja das bleibt ja die nächsten 10 X Jahre so....

Komischerweise findet sich auf dem Totholz ein "silberfarbener" Überzug. Den kann man auch wegreiben, da frag ich mich ist das irgendein Mittel das die Forstwirtschaft draufmacht um Schädlinge zu killen? Ansonsten wäre das ja da der Süßigkeitenladen für die Borkenkäfer, jede menge trockenes totes Holz. So schnell können die ja gar nichts wegschaffen um das Festmahl für die Biester zu beenden....

Für eine "Vergrauung" der Holzfasern sah mir das zu silberfarben aus?

Wisst ihr da was?

Bildschirmfoto 2021-03-02 um 21.59.41.png
Bildschirmfoto 2021-03-02 um 21.58.36.png
 

marcus_n

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Mr. Mulder, ick höa dia hustn...
... Sie kommen ... Andromeda .... Soylent Green ... Es ist so kalt ... :emoji_sunglasses:

Ich würde mich ja gerne mal mit einem Förster unterhalten, was man sich da so im Alltag, Jahr für Jahr inmitten dieser Monokultur-Wirtschaftsflächen so denkt.
 

U.Tho

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Ich würde mich ja gerne mal mit einem Förster unterhalten, was man sich da so im Alltag, Jahr für Jahr inmitten dieser Monokultur-Wirtschaftsflächen so denkt.
Die werden sich in Bälde melden. Bei dem weißen Zeug möchte ich beinahe auf einen Pilz verweisen - bin mir aber nicht sicher.
 

U.Tho

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Die Flachwurzler haben halt schlechte Karten in den trockenen Jahren. Mit und ohne Monokultur.
 

raziausdud

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Unterhalten ... Ich auch ... (habe aber auch keine Antwort auf die Frage). Bei uns wird an vielen Stellen wieder mit Fichte aufgeforstet, obwohl hier in Südost-Niedersachsen vor allem Fichte sowohl Opfer der Stürme als auch der Trockenheit wurden.

Au wei, jetzt habe ausgerechnet ich eventuell (aber hoffentlich nicht) eine Off-Topic-Lawine losgetreten .... Der nächste mache dann bitte ein neues Thema DAZU auf.

p.s: zu spät, da hat jemand vor mir angefangen :emoji_wink:

Rainer
 

marcus_n

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Die Flachwurzler haben halt schlechte Karten in den trockenen Jahren. Mit und ohne Monokultur.
Ja, aber das allein ist es ja nicht. Es geht doch um diese Flächen, welche seit zuletzt über siebzig Jahren bewusst angelegt, aufgezogen und bewirtschaftet wurden, um dessen Schwächen man seit mindestens vierzig Jahren weiss, man sich in Einzelprojekten auch experimentell kümmert, aber immer noch nicht zusammengehörig für Lösungen entscheidet.
Wenn wir das ein paar Jahrzehnte weiterdenken... könnte es sein, dass das Holzwerken irgendwann einmal ein exclusives, teures Hobby wird, oder gar ausstirbt. Niemand kann sich heute noch vorstellen, wie die Mittelmeerküsten einmal vor über zweitausend Jahren ausgesehen haben, bevor die großen Seefahrtflotten gebaut wurden.
Besten Gruß
 

Andreas W.

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Hallo Spaßbastler,

ja, schaut schlimm aus.
Um den "Borkenkfer" brauchst Du Dir hier aber keine Gedanken mehr machen. Der war wohl auch dafür verantwortlich (eigentlich ja die Leute, die ihm das ermöglicht haben...), wird aber hier auch bei sofortiger Neuanpflanzung von Fichten (was ich für sehr unwahrscheinlich halte) sich erst wieder in ca. 30 Jahren blicken lassen.
Er lebt nämlich nicht von totem, abgetrocknetem Holz, sondern benötigt frisches Holz (lebende Fichten oder frischen Windbruch). Er "tötet" bei Massenauftreten die Fichten, indem er durch seine Brut den Saft- und Nährstofftransport Wurzeln/Nadeln unterbricht. Der Baum Verdurstet bz.w verhungert.

Was der siberne Überzug ist - keine Ahnung. Würde auch auf einen Pilz tippen. Oder den ganz normalen Zerfallsprozeß von Holz durch UV-Einstrahlung.
Ganz sicher wird auf der Fläche wieder irgendwas wachsen (es scheinen ja auch auf Deinem Bild ein paar Laubbäume überlebt zu haben, vielleicht sind der Rest Nadelbäume ja Lärchen.... :emoji_laughing::emoji_laughing::emoji_laughing:
Wie gesagt - eine Neuanpflanzung mit Fichten halte ich für SEHR unwahrscheinlich, evtl. Tannen oder Douglasien oder irgendwas anderes, was man derzeit für fit gegen die kommende Zeit hält. Mischwald ist schon gut, aber wir benötigen schon auch eine gewisse Menge an Nadelholz. Auch in Zukunft.

Gruß, Andreas
 

Mitglied 30872

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So heute im Homoffice. Da bleibt dann Zeit, wieder etwas forstliche Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.


...Komischerweise findet sich auf dem Totholz ein "silberfarbener" Überzug. Den kann man auch wegreiben, da frag ich mich ist das irgendein Mittel das die Forstwirtschaft draufmacht um Schädlinge zu killen? Ansonsten wäre das ja da der Süßigkeitenladen für die Borkenkäfer, jede menge trockenes totes Holz. So schnell können die ja gar nichts wegschaffen um das Festmahl für die Biester zu beenden....

Für eine "Vergrauung" der Holzfasern sah mir das zu silberfarben aus?


Nein, die Forstwirtschaft macht da nichts drauf. Was auch und wozu? Die Bäume sind abgestorben. Bedingt durch die Trockenheit der letzten Jahre waren die Fichtenbestände mangels Wasser geschwächt. Als Borkenkäferarten sind da insbesondere der Buchdrucker und der Kupferstecher zu nennen. Eigentlich sind das Sekundärschädlinge, gehen also nur an geschwächte Bäume. Dadurch aber, dass sich in den Jahren ein sehr hoher Bestand entwickelt hat, werden diese Insekten zu Primärschädlingen, die auch erfolgreich im Grunde gesunde Bäume befallen.

Es wurde ja schon darauf hingewiesen, dass bei diesen Bäumen die Messen gesungen sind. Das ist also nun kein Süßigkeitenladen mehr, sondern der Rest, der übrig bleibt. Der wird nun von weiteren Arten besiedelt, ausgesprochenen Totholzbewohnern und natürlich auch von Pilzen. Die Zersetzung beginnt. Die beginnt übrigens mit der Vergrauung. Durch UV-Licht und Feuchtigkeit werden die oberen Holzschichten zersetzt. Auf dem Bild sieht man, dass der Baum mittels Harvester aufgearbeitet wurde.


...Ich würde mich ja gerne mal mit einem Förster unterhalten, was man sich da so im Alltag, Jahr für Jahr inmitten dieser Monokultur-Wirtschaftsflächen so denkt.


Unterhalten wäre sicher besser, als in diesem Forum darüber zu schreiben, weil das alles sehr komplex ist. Ich möchte es dennoch versuchen. Diese Monokulturen haben ihren Ursprung zunächst in der volkswirtschaftlichen Notwendigkeit, Holz zu produzieren. Die Bestände haben im Schwerpunkt ein Alter von rund 70 Jahren, sind somit Nachkriegsaufforstungen. Natürlich zunächst für den öffentlichen Wald (Staatswald, Körperschaftswald) gesehen, gehen diese Aufforstungen auf politische Entscheidungen zurück, wie das eben heute auch ist. Im weitesten Sinne sind sie damit auch Ergebnis der politischen Willensbildung. Deshalb finde ich es immer wieder bemerkenswert, wenn den Förstern die Verantwortung an diesen Monokulturen zugeschoben wird. Man kann uns höchstens dafür verantwortlich machen, dass diese Kulturen so gut gelungen sind und bis vor wenigen Jahren auch wirtschaftlich erfolgreich waren. Das ist letztlich forstliches Handwerkszeug. Genauso, wie der Bauer jedes Jahr seinen Acker monokultiviert, haben das die Förster insbesondere in der Vergangenheit, Tendenz (schon seit vielen Jahren übrigens) abnehmend, für den Zeitraum von mehreren Generationen getan. Auch bei uns gibt es schon seit Anbeginn einer geregelten Forstwirtschaft Leute, die aus wichtigen Gründen vor diesen Monokulturen gewarnt haben. Überall gibt es diese Rufer in der Wüste. Auch bei uns. Aber wie schon gesagt, entscheiden das nicht wirklich die Förster. Wir tun das, was man uns sagt. Wir sind da auch nur Dienstleister. Durch den Klimawandel nun werden die Rufer in der Wüste mehr und sie werden gehört. Man kann ja tatsächlich die Warnungen angesichts der Bilder draußen in den Wäldern nicht mehr überhören. Und natürlich wissen wir, dass die Folgen der nachkrieglichen Forstpolitik in den letzten Jahren negativ zu Buche schlagen. Die meisten Forstverwaltungen steuern ja auch schon seit Jahrzehnten um. Für die hiesige Forstverwaltung kann ich sagen, dass wir seit der Wende im Jahr rund 1.200 ha der Monokulturen von Kiefer und Fichte umbauen, das heißt, in standortgerechte Mischwälder verwandeln. Da kommen dann eben unter den Fichtenaltholzschirm Buche, Ahorn, Tanne, Esche, in Kiefer vor allem Eichen und Linden. Das geschieht alles vom Bürger eher unbemerkt, weil sich die 1.200 ha natürlich auf einer Gesamtbetriebsfläche von über 200.000 ha sehr verteilen und natürlich auch kleinflächig sind.

Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass wir alle (also wir, die Gesellschaft) gut von diesen Monokulturen gelebt haben. Was kostet ein Fichtenbrett im Baumarkt? Lächerlich.



Die Flachwurzler haben halt schlechte Karten in den trockenen Jahren. Mit und ohne Monokultur.

Die Fichte entwickelt nicht immer ein Flachwurzelsystem. Auf den entsprechenden Standorten mit guter Drainage bildet sie ein stabiles Wurzelwerk, das den Baum gut verankert. Tatsächlich wurde die Fichte vielfach auf ungeeigneten Standorten angebaut. Sie mag es zwar feucht, aber nicht staunass. Im letzten Fall wurzelt sie eben flach, weil sie die Füße nicht im Wasser stehen haben möchte.


Unterhalten ... Ich auch ... (habe aber auch keine Antwort auf die Frage). Bei uns wird an vielen Stellen wieder mit Fichte aufgeforstet, obwohl hier in Südost-Niedersachsen vor allem Fichte sowohl Opfer der Stürme als auch der Trockenheit wurden.

Au wei, jetzt habe ausgerechnet ich eventuell (aber hoffentlich nicht) eine Off-Topic-Lawine losgetreten .... Der nächste mache dann bitte ein neues Thema DAZU auf...

Nunja, ich möchte Dir nicht zu nah treten, aber ich habe nun schon so meine Erfahrungen mit der Artkenntnis der Foristen hier. Da hat man aus einer Tanne oder Douglasie schnell ein Fichte gemacht. Trotzdem kannst Du natürlich Recht haben, denn es gibt nach wie vor auch bei den Waldbesitzern genug Leute, die den Klimawandel, insbesondere den menschengemachten, leugnen und nach wie vor Fichten pflanzen, weil Vaddern das auch so gemacht hat. Das Ergebnis ihrer Flächenbewirtschaftung werden sie nicht mehr bedauern müssen, das machen dann die Nachfahren. Deshalb wäre erst mal zu prüfen, wem die Flächen gehören, wo Du das gesehen hast. Staats- oder Körperschaftswald würde ich ausschließen. Im Gegensatz zum Staatswald kann der Privatwaldbesitzer nach eigenem Gutdünken handeln. Da spiegelt sich der eigene Wille wider, nicht der Wählerwille.



Ja, aber das allein ist es ja nicht. Es geht doch um diese Flächen, welche seit zuletzt über siebzig Jahren bewusst angelegt, aufgezogen und bewirtschaftet wurden, um dessen Schwächen man seit mindestens vierzig Jahren weiss, man sich in Einzelprojekten auch experimentell kümmert, aber immer noch nicht zusammengehörig für Lösungen entscheidet.
Wenn wir das ein paar Jahrzehnte weiterdenken... könnte es sein, dass das Holzwerken irgendwann einmal ein exclusives, teures Hobby wird, oder gar ausstirbt. Niemand kann sich heute noch vorstellen, wie die Mittelmeerküsten einmal vor über zweitausend Jahren ausgesehen haben, bevor die großen Seefahrtflotten gebaut wurden.
Besten Gruß

Im Gegensatz zu unseren Altvorderen wissen wir heutzutage viel mehr über die Zusammenhänge und die Notwendigkeiten. Oben hatte ich schon die angestrebte Baumartenmischung angesprochen. Tatsächlich weiß aber niemand, wo uns der Klimawandel noch hinführen wird. Vielleicht sind wir in einigen Jahren froh, dass wir überhaupt noch eine grüne Pflanzendecke haben, vielleicht wird es aber auch ganz anders. Die Forstwirtschaft jedenfalls versucht sich da viel breiter aufzustellen, aber die langen Generationenfolgen im Wald stellen uns da schon vor Probleme. Die Landwirtschaft hat es da leichter. Denn während wir weg von den Monokulturen wollen und müssen, legt sie die Landwirtschaft Jahr aufs Jahr immer wieder an und keinen störts. Komisch, wir Förster werden immer angeschossen.
 
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marcus_n

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Hallo @Túrin,
danke für die Gedanken.
Meine Anfrage war nicht negativ als Kritik am Förster an sich gemeint. Eher als Interesse an der Arbeit direkt vor Ort. Und ja, sich über so ein Forum hinweg zu unterhalten ist nicht ganz einfach.
Vor über vierzig Jahren habe ich tatsächlich viel Freizeit im Wald bei einem Förster verbracht. Sowohl im oberbayerischen, als auch im baden-würtembergischen und im fränkischen Raum.
Die damaligen Probleme waren die gleichen wie heute, nur ist es heutzutage schlimmer geworden. Damals hatten wir ja die Diskussion um den sauren Regen. Das war auch in etwa der Zeitpunkt, als der bayerische Wald zum Naturpark erhoben wurde, als Experiment, ob man etwas anders machen kann. Wilder Protest damals von Landwirten und Förstern, die befürchteten, das eine ganze Region stirbt, wenn der deutsche Wald verkommt.

Es hat lange gedauert, bis das Bewusstsein gewachsen ist, dass der Waldboden eine eigene Welt darstellt, mit Insekten, Bakterien, Pilzen usw, genauso wie die Baumwipfel und -Kronen eine ganz andere Biosphäre bilden.
Ich kann mich an Diskussionen zwischen einem Staatsförster und einem Verwalter privater Forstflächen erinnern. Der eine hat den Wald halb verwildern lassen, der andere liess jedes Totholz penibel aufsammeln, quasi den Wald durchfegen. Das war ein hitziger Streit. Ein Förster ist nicht nur ausführendes Organ, er hat schon auch Gestaltungsmöglichkeiten.
Aktuell die Diskussionen zwischen Jagdverbänden und dem BUND ob es sinnvoll ist die Abschussraten beim Rehwild zu erhöhen, um den Verbiss zu verringern. Soll man Schonungen einzäunen oder nicht? Da scheint es keine Einigkeit zu geben.
Die Flurbereinigung in den siebzigern, die vieles kaputt gemacht hat. Erst langsam hat man dann begriffen wie wichtig es ist, natürlich gewachsene Waldränder zu erhalten, Büsche und kleine Gehölze wieder anzulegen, Fluss- und Bachbegradigungen zurückzubauen.
Letztens hat mir Jemand erzählt, dass gerade die staatlichen Forstämter wesentlich kreativer und experimenteller Arbeiten können, weil sich nicht diesem betriebswirtschaftlichen Druck eines Privatforstes ausgesetzt sind.

Den Wald zu verändern kostet Zeit, dauert Jahrzehnte. Es ist doch aber wichtig zu erkennen, das Wald kein Acker ist, der eine reine Erntefläche darstellt, sondern ein eigener Organismus, ein in sich geschlossenes, sensibles System. Dieses System ist durch die Monokultur geschwächt und wird aktuell durch klimatische Angriffe von aussen bedroht.
Das Abschmelzen der Gletscher in den Bergen, die Abnahme an Regen in der weiten Fläche lassen die Böden austrocknen und schädigen die Fläche dauerhaft durch Verwüstung. Die Zersiedlung, die Unterbrechung durch die Infrastruktur in immer kleinere Einheiten schwächen das System Wald.
Der Harz z.B. wandelt sich zu einer Trockenfläche, die nur noch schwer zu retten scheint. Auch da gab es ja vor über vierzig Jahren diese verherrenden Brände ausgelöst durch Trockenheit im Harz und der Lüneburger Heide. Es hat viel Zeit für die Erholung gebraucht. Und jetzt geht das schon wieder kaputt.
Heute wächst das Bewusstsein, dass ein Mischwald besser vor diesen Bränden geschützt ist. Aber auch das hat man damals eigentlich schon gewusst, es aber beflissentlich ignoriert. Das liegt natürlich an den verschiedenen Interessengruppen, an wechselnden politischen Zielformulierungen und wirtschaftlichem Gewinnstreben.

Mich interessiert, welche langfristigen Pläne existieren, ob es eine breite Diskussion gibt, oder jedes Forstamt alleine vor sich hinwurschtelt. Mich interessiert, was der Förster sich bei dem Anblick dieser Totflächen auf dem Foto denkt.
Das war jetzt vielleicht ein etwas wirres Geschreibsel, sollte doch aber verdeutlichen wie wichtig und bedeutsam das Thema Wald doch für alle sein sollte. Und man sollte sich beim Anblick jeder Fichtenlatte und jeden Buchenbretts immer wieder bewusst werden, dass es Jahrzehnte gedauert hat bis wir das nutzen konnten. Holz ist eben nicht ein immerwährend verfügbares Konsumprodukt.
Besten Gruß Marcus
 

Besserwisser

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Schöner, ausführlicher Text.
Es ist ein wenig bei den Stadtplanern. Zweieinhalb Generationen später wissen es alle besser.
und vergessen allzu gern, welch Segen in den Fünfzigern gewesen ist, große Fenster, Zentralheizung und Bad in der Wohnung zu haben.
 

fragnix

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oder [ob] jedes Forstamt alleine vor sich hinwurschtelt.

Weil ein Forstamt vor Ort für seine konkrete Lage selbst entscheidet, ist es Wurschtelei? Brems Dich mal, so ist das doch nur Hetzerei. Auf diesem Niveau würde ich nicht mit Dir diskutieren wollen.

Davon mal abgesehen, dass der Wald unzählig vielen unterschiedlichen Besitzern und deutlich unterschiedlichen Besitzertypen gehört, es also genauso leicht ist, eine allgemeine Verfahrensweise festzulegen, wie es leicht, es allen Bürgern recht zu machen (quasi unmöglich): Was lässt uns glauben, dass die Masse bessere Entscheidungen trifft als Einzelne? Ist es nicht eigentlich genau umgekehrt?

Wenn Du neben der Verurteilung ("was denkt der Förster nur, wenn er das sieht") auch mal eine der vielen positiven Entwicklungen zum Thema Forst anschauen willst, dann informiere Dich zum Beispiel über den Stadtwald Lübeck. In der ARD/ZDF/NDR Mediathek müsste es dazu noch einen Film geben, ansonsten kann mein Sohn dazu Rede und Antwort stehen, oder schlicht der Förster in Lübeck, Herr Sturm, auf Anfrage. Ich kenne dort viele Details, aber es wird sicher viele weitere sehr gut geführte Förstereien in Deutschland geben. Mölln und Lüneburg halte ich auch für gut (Lübeck aber für besser :emoji_wink: )

Klar kann man nach hinten schauen, was da alles falsch gemacht wurde, unter anderem, um daraus zu lernen. Aber nicht, um nur zu lamentieren. Nach vorne ist die Blickrichtung mit Zukunft, und nicht wenige haben das schon getan, z.B. Herrn Sturm. Denen sollte Eure Aufmerksamkeit gelten, dort wird konkret Zukunft gestaltet.

Vielleicht mögen andere Leser weitere sehenswerte Forste hinzufügen.

P.S.: https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtwald_Lübeck
 

marcus_n

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@fragnix. Kann es sein, dass du da gerade etwas in den falschen Hals bekommst? Ich habe nicht gehetzt und schon gar nicht verurteilt.
Wenn ich frage, ob ein Forstamt vor sich hinwurschtelt, dann meine ich damit, ob sich der Förster hier manchmal alleingelassen fühlt, und möglicherweise mehr Unterstützung vonnöten wäre. Und wenn ich frage, was sich ein Förster bei dem Anblick so eines Fotos denkt, dann mit dem Hintergrund, dass er diese Fläche über Jahre und Jahrzehnte aufgebaut und gepflegt hat, und plötzlich alles abstirbt.
Ich blicke hier nicht nach hinten, ich mag wissen, was sich seitdem alles verändert hat. Du hast mich da scheinbar komplett missverstanden. Aber bitte.
Ich stelle wenigstens Fragen. Wichtige, wie ich finde.
 

Mitglied 30872

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Weil ein Forstamt vor Ort für seine konkrete Lage selbst entscheidet, ist es Wurschtelei? Brems Dich mal, so ist das doch nur Hetzerei. Auf diesem Niveau würde ich nicht mit Dir diskutieren wollen.

Davon mal abgesehen, dass der Wald unzählig vielen unterschiedlichen Besitzern und deutlich unterschiedlichen Besitzertypen gehört, es also genauso leicht ist, eine allgemeine Verfahrensweise festzulegen, wie es leicht, es allen Bürgern recht zu machen (quasi unmöglich): Was lässt uns glauben, dass die Masse bessere Entscheidungen trifft als Einzelne? Ist es nicht eigentlich genau umgekehrt?

Wenn Du neben der Verurteilung ("was denkt der Förster nur, wenn er das sieht") auch mal eine der vielen positiven Entwicklungen zum Thema Forst anschauen willst, dann informiere Dich zum Beispiel über den Stadtwald Lübeck. In der ARD/ZDF/NDR Mediathek müsste es dazu noch einen Film geben, ansonsten kann mein Sohn dazu Rede und Antwort stehen, oder schlicht der Förster in Lübeck, Herr Sturm, auf Anfrage. Ich kenne dort viele Details, aber es wird sicher viele weitere sehr gut geführte Förstereien in Deutschland geben. Mölln und Lüneburg halte ich auch für gut (Lübeck aber für besser :emoji_wink: )

Klar kann man nach hinten schauen, was da alles falsch gemacht wurde, unter anderem, um daraus zu lernen. Aber nicht, um nur zu lamentieren. Nach vorne ist die Blickrichtung mit Zukunft, und nicht wenige haben das schon getan, z.B. Herrn Sturm. Denen sollte Eure Aufmerksamkeit gelten, dort wird konkret Zukunft gestaltet.

Vielleicht mögen andere Leser weitere sehenswerte Forste hinzufügen.

P.S.: https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtwald_Lübeck

Heyheyhey, komme mal bitte runter. Alles gut, ich fühle mich von Marcus nicht angegriffen und werde noch etwas dazu schreiben.
 

Clemens J.

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Hallo,

will ich auch noch meinen Senf dazugeben. Ich bin kein Förster und keine Waldbesitzer. Habe aber beides in meiner näheren Verwandschaft und bin oft selber im Wald meines Bruders (15 ha) tätig, um seit drei Jahren verstärkt die toten oder noch lebenden aber dem Tod geweihten Fichten zu fällen und aufzuarbeiten.
Mein Vater, der lieber Förster als Landwirt geworden wäre und die Bewirtschaftung seines Waldes nach damaligen Kentnisstand vorbildlich und mit Leidenschaft betrieben hat, musste jetzt nicht mehr miterleben, wie die Arbeit von zwei - drei Generationen zerstört wurde. Er sagte aber auch immer, der Wald steht vorwiegend da, wo ein sinnfolle Landbewirtschaftung keinen Sinn macht (Steilflächen, Bergkämme mit wenig Erdauflage und schlechter Wasserversorgung usw.). Nach jetzt drei extrem trockenen Jahren sind die Folgen massiv zu erkennen.
Klimawandel: Ich betrachte den Klimawandel nicht vom Menschen gemacht, aber durchaus vom Menschen massiv befeuert.
Es gab auf dieser Erde schon Eiszeiten und Warmzeiten, da hat noch kein Mensch existiert).
Ein Wissenschaftler soll nach dem II. Weltkrieg die These aufgestellt haben, dass die Energie die aufgrund des Krieges in die Atmosphäre freigesetzt wurde, das Klima in 60 - 70 Jahren verändern wird. Er ist damals sicher ausgelacht worden.
Was ich aber auch damit sagen will, ist, sollten wir auf einen Energieverbrauchstand von vor 1940 zurück gehen, werden die daraus resultierenden Veränderungen von den meisten jetzt lebenden Menschen nicht mehr wahrgenommen werden.
Ein andere Voraussage von Wissenschaftler besagt, wenn das Eis des Nordpolarmeers abgeschlolzen ist, wird der Golfstrom aus der Karibik versiegen, was die Durchschnittstemperatur in Mitteleuropa soweit abenken wird, dass selbst der Getreideanbau in der bisherigen Form nicht mehr möglich sein könnte. Wenn man dann bedenkt, dass auf der Nordhalbkugel der Erde die meisten Menschen leben und auch die meisten Nahrungsmittel erzeugt werden, ist unser akutes Problem "Corona" von den zukünftigen Genarationen betrachtet ein "Luxusproblem".
Und mal ehrlich, wer möchte in die Zeit vor dem Krieg zurück? Selbst wenn wir das Energieproblem aus Sicht der Nachhaltigkeit gelöst bekämen, das Problem der Rohstoffverfügbarkeit ist nicht dauerhaft zu lösen.
Wir Menschen werden die Welt, so wie sie jetzt ist, nicht erhalten können, das funktioniert nur ohne Menschen.

Gruß Clemens
 

Mitglied 30872

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... Damals hatten wir ja die Diskussion um den sauren Regen. Das war auch in etwa der Zeitpunkt, als der bayerische Wald zum Naturpark erhoben wurde, als Experiment, ob man etwas anders machen kann. Wilder Protest damals von Landwirten und Förstern, die befürchteten, das eine ganze Region stirbt, wenn der deutsche Wald verkommt.
Das mit dem Waldsterben damals war eine ganz andere Problematik. Das zeigt sich schon alleine daran, dass man das in den Griff bekommen hat.
Teile des bayerischen Waldes wurden nicht zum Naturpark, sondern zum Nationalpark gemacht. Das ist naturschutzrechtlich eine ganz andere Kategorie. Bitte im Bundesnaturschutzgesetz nachlesen, BNatSchG - nichtamtliches Inhaltsverzeichnis (gesetze-im-internet.de) .

Ich kann mich an Diskussionen zwischen einem Staatsförster und einem Verwalter privater Forstflächen erinnern. Der eine hat den Wald halb verwildern lassen, der andere liess jedes Totholz penibel aufsammeln, quasi den Wald durchfegen. Das war ein hitziger Streit. Ein Förster ist nicht nur ausführendes Organ, er hat schon auch Gestaltungsmöglichkeiten.
Ja klar gibt es da Unterschiede. Das ist auch immer eine Frage des Dienstherrn. Jeder ist neben den einschlägigen Gesetzen auch den betriebsinterne Regelungen unterworfen. Und die Gestaltungsmöglichkeiten befinden sich in diesem Rahmen.

Aktuell die Diskussionen zwischen Jagdverbänden und dem BUND ob es sinnvoll ist die Abschussraten beim Rehwild zu erhöhen, um den Verbiss zu verringern. Soll man Schonungen einzäunen oder nicht? Da scheint es keine Einigkeit zu geben.
Die Diskussion wird vor allem auch von den Waldbesitzern angeführt, und zu Recht. Die Schäden durch verbeißendes Schalenwild (Rehe, Hirsche) liegen mittlerweile bei rund 1 Mrd. Euro. Pro Jahr. Das muss zu einem großen Teil der Steuerzahler berappen. Aber bei den Versäumnissen sitzen Forstbedienstete leider auch auf der Anklagebank. Und der größte Teil der Waldbesitzer möchte sich mit dem Problem nicht auseinandersetzen.

Letztens hat mir Jemand erzählt, dass gerade die staatlichen Forstämter wesentlich kreativer und experimenteller Arbeiten können, weil sich nicht diesem betriebswirtschaftlichen Druck eines Privatforstes ausgesetzt sind.
Das kann man so sehen. Die Landesforsten sind Teil der Landesverwaltung, steuerfinanziert. Aber auch der Teil der Landesverwaltung, der selbst nennenswerte Erträge hervorbringt.

Den Wald zu verändern kostet Zeit, dauert Jahrzehnte. Es ist doch aber wichtig zu erkennen, das Wald kein Acker ist, der eine reine Erntefläche darstellt, sondern ein eigener Organismus, ein in sich geschlossenes, sensibles System. Dieses System ist durch die Monokultur geschwächt und wird aktuell durch klimatische Angriffe von aussen bedroht.
Das mit Wald und Acker ist so, weil wir uns dazu entschieden haben. Auf dem Acker lassen wir oft genug keinerlei Natur zu. Prinzipiell könnte man das für den Wald genauso einführen. Reine Produktionsfläche. Unsere Ackerflächen waren früher alle bewaldet. Man hat sie dann einer anderen Nutzung zugeführt. So wie aktuell und seit Jahren in Brasilien. Nicht falsch verstehen, ich sehe das so wie Du. Aber die Verhältnisse sind doch nur so, weil wir es so beschlossen haben. Aber auch wenn wir eine, dem Walderhalt eine besondere Bedeutung zubilligende Gesetzgebung haben, nagt die Gesellschaft dennoch am Wald. Blick in die Vergangenheit: Startbahn West. Der Wald damals unterlag der höchsten Schutzkategorie, die die Gesetzgebung kennt: Bannwald. Ja. Und? Und der Acker? Warum wird der zur reinen Produktionsfläche degradiert? Wir gehen nicht nachhaltig mit unseren Böden um (Erosion, Nitratbelastung, Melioration). Da ist mehr drin, als nur Produktion.
Unsere Wälder sind keine geschlossenen Systeme. Das gibt es gar nicht.


Mich interessiert, welche langfristigen Pläne existieren, ob es eine breite Diskussion gibt, oder jedes Forstamt alleine vor sich hinwurschtelt. Mich interessiert, was der Förster sich bei dem Anblick dieser Totflächen auf dem Foto denkt.

Was ich persönlich denke, habe ich schon geschrieben. Ich bin da eben nur ein Förster, der, zwar im speziellen Fall nur als Innendienstler, Forstwirtschaft betreibt. Ich finde es nicht schlimm, Natur zu nutzen. Im Gegenteil. Aber nachhaltig sollte es schon sein. Aber wie eingangs schon geschrieben, ist das alles sehr komplex. Das, was wir in den eigenen Wäldern tun, resp. nicht tun, hat auch Auswirkungen auf die Wälder in anderen Kontinenten. Stellen wir hier Flächen unter Vollschutz, holen wir uns das Holz dann woanders und schimpfen dann über die Vernichtung der Tropenwälder oder, vielen, auch hier im Forum nicht bewusst, in den borealen Nadelwäldern. Das sind auch Urwälder, aber eben ganz anders und mindestens genauso wichtig.

M.E. haben sich alle Bundesländer aufgrund politischer Forderungen Waldprogramme erlassen. Da finden sich die durch die Landespolitik (Wählerwille!) festgelegten Ziele, wie mit den landeseigenen Flächen verfahren werden sollen. Einfach mal googeln. Für Bayern: Acht-Punkte-Programm für zukunftsfähige Wälder in Bayern - StMELF . In diesem Fahrwasser bewegen sich auch die Nichtlandeswaldflächen, also Privat- und Körperschaftswald. Im Rahmen der forstlichen Gesetzgebung können diese sich frei bewegen, aber über entsprechende Förderinstrumente möchte man die natürlich ins eigene Boot, sprich forstpolitische Ziele, aufnehmen. Das ist folgerichtig, ist man doch von der eigenen Politik überzeugt.


...Wenn Du neben der Verurteilung ("was denkt der Förster nur, wenn er das sieht") auch mal eine der vielen positiven Entwicklungen zum Thema Forst anschauen willst, dann informiere Dich zum Beispiel über den Stadtwald Lübeck.... gut geführte Förstereien in Deutschland geben. Mölln und Lüneburg halte ich auch für gut (Lübeck aber für besser :emoji_wink: )

Klar kann man nach hinten schauen, was da alles falsch gemacht wurde, unter anderem, um daraus zu lernen. Aber nicht, um nur zu lamentieren. Nach vorne ist die Blickrichtung mit Zukunft, und nicht wenige haben das schon getan, z.B. Herrn Sturm. Denen sollte Eure Aufmerksamkeit gelten, dort wird konkret Zukunft gestaltet.

Vielleicht mögen andere Leser weitere sehenswerte Forste hinzufügen.

P.S.: https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtwald_Lübeck

Also ich fühle mich hier nicht verurteilt, sondern gefragt. Ich versuch, die Dinge aus meiner beruflichen, aber auch persönlichen Sicht, zu erläutern. Aber auch hier: 10 Förster, 11 Meinungen.
Ein guter Hinweis auf solche Körperschaften. Auch, wenn ich die Betriebe nicht kenne, lohnt sich auch für uns Förster immer der Blick dorthin. Aber auch in die größeren Privatwaldbetriebe. Tatsächlich dienen diese auch vielfach als Beispielbetriebe, in denen sich die Forstpolitik so manche Scheibe abschneiden kann und dies auch tut. Sie können Keimzellen einer sich ändernden Forstwirtschaft sein. Die Betriebsleiter sind oft Mitglied der ANW - Arbeitsgemeinschaft Naturgemässe Waldwirtschaft (anw-deutschland.de) Einfach mal reinschauen.


...will ich auch noch meinen Senf dazugeben. ...
Wir Menschen werden die Welt, so wie sie jetzt ist, nicht erhalten können, das funktioniert nur ohne Menschen....

Auf diese Dinge möchte ich hier eigentlich nicht mehr eingehen. Wer es noch nicht kennt, kann sich unter (2) CO2 und Klima | woodworker mal umtun.
 
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