Was bedeutet für euch Qualität?

HolzandMore

ww-robinie
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Was nützt mir das als Verbraucher aber, wenn ich drei Bohrmaschinen vergleiche, alles Qualitätsprodukte, allerdings eine in Heimwerkerqualität, eine in Gewerbequalität und die dritte in Industriequalität. Was bringt mir da die Aussage "Qualität"?
Verwechslung Qualität und Güte.
Ich schrieb ja bereits, dass dies im Verständnis der Verbraucher meist verwechselt wird. Ich ertappe mich auch des öfteren dass ich in Gedanken dies verwechsle.
 

KaiX0

ww-robinie
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Vllt. sollten wir einmal zw. dem technisch definierten Begriff (erfüllt mindestens die genau definierte Spezifikation), der in Qualitäts- und der Unterdisziplin Testmanagement verwendet wird, und dem umgangssprachlichen Begriff trennen? Die Frage war doch wohl, was Qualität für uns bedeutet, meint also eher die umgangssprachliche Variante.
Und jetzt wird es natürlich schwammig, denn wie hier schon ausgeführt, hängt das eben vom Anspruch/Einsatzzweck ab. Also, für MICH sieht das so aus:
1. Die Aufgabe muss mit dem Produkt gelöst werden können. Versagt das bereits, ist es Schrott. Ein abgebrochenes Heft am Schraubendreher, eine Säge, die die angegebene Schnittstärke in normal hartem Holz mangels Power nicht schafft sind Beispiele
2. Das Ergebnis muss eine bestimmte Güte haben. Um Rauspund gelegentlich grob auf Mass zu bringen oder aber Hartholz in 56mm zu besäumen (am Besten in einer verleimfähigen Güte, also keine Nacharbeiten mehr) bedarf es unterschiedlicher Maschinen
3. Haltbarkeit. Tägl. oder gelegentlicher Einsatz?
4. Wirtschaftlichkeit. Wie lange/oft kann das Produkt die oben definierten Anforderungen erfüllen, bevor es einen Defekt aufweist? Ist es reparabel? Wie teuer sind Reparaturen/Teile?
5. Handling und Ergonomie. Wie kompliziert ist der Spaltkeilausbau? Das Einstellen der Hobelmesser? Kann ich mit dem Excenter ermüdungsfrei arbeiten?

Punkt 1. Muss! immer erfüllt sein. Die nachfolgenden Punkte bauen aufeinander auf und werden entsprechend gewichtet.
Und daher gibt es hier auch keine universelle Skala (wenn, wie gesagt, Punkt 1 erfüllt ist). Interessant, und bedingt vergleichbar, ist das Preis/Leistungsverhältnis. Ist der Preis vergleichbar, kann eventuell das bessere Produkt ermittelt werden. Warum nur eventuell? Weil ein Produktmerkmal, welches für fast niemanden relevant ist, für jemand bestimmten das Killerargument sein kann! Beispiele? Rot geht garnicht! Max. 82cm hoch! Muss zum vorh. Akkusystem passen.

Ich fände es daher gut, wenn wir nicht um Begriffe und Definitionen stritten, sondern die Intention der Frage aufnähmen und uns dazu äussern.
 

HolzandMore

ww-robinie
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1. Die Aufgabe muss mit dem Produkt gelöst werden können.
nein muss sie nicht - wenn das Produkt nicht für die Aufgabe definiert wurde.
Man kann mit einer Gabel keine klare Suppe löffeln. Gut, manche können das vieleicht mit viel Geduld und hoher Geschwindigkeit.

Warum sollte man den Begriff Qualität mit den Begriffen Wertigkeit, Güte oder Langlebigkeit gleichsetzen wollen? Besser wäre es man verwendet die Begriffe gleich richtig.

Mich ärgern hier im Forum vorallem die pauschalen Aussagen zu bestimmten Herstellern/Marken/Herstellländer. Gut, von mir stammen sicherlich auch einige aus der Vergangenheit, Asche auf mein Haupt dafür. Meistens aber stimmt der Spruch: "You get what you pay for". Nach der Geiz ist Geil Methode für 35,- Euro ein Akkuwinkelschleifer kaufen und sich dann wundern dass der innerhalb oder kurz nach der Gewährleistung defekt geht.
Wer hochwertiges Werkzeug will muss auch bereit sein tiefer in das Portmoné zu greifen. Ist auf lange Sicht manchmal sogar günstiger, wenn ich mir meine jahrzehnte alte blaue Bosch-Stichsäge in Erinnerung rufe.
Gruß Andi
 

KaiX0

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nein muss sie nicht - wenn das Produkt nicht für die Aufgabe definiert wurde.
Das ist doch Wortklauberei. Eine Gabel hat per Definition nicht die Aufgabe, Suppe in den Mund zu befördern. Können wir das bitte lassen und uns schlicht darauf einigen, das Zweckentfremdung per Definition nicht in die Betrachtung gehört?
 

KaiX0

ww-robinie
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Mich ärgern hier im Forum vorallem die pauschalen Aussagen zu bestimmten Herstellern/Marken/Herstellländer. Gut, von mir stammen sicherlich auch einige aus der Vergangenheit, Asche auf mein Haupt dafür. Meistens aber stimmt der Spruch: "You get what you pay for". Nach der Geiz ist Geil Methode für 35,- Euro ein Akkuwinkelschleifer kaufen und sich dann wundern dass der innerhalb oder kurz nach der Gewährleistung defekt geht.
Wer hochwertiges Werkzeug will muss auch bereit sein tiefer in das Portmoné zu greifen. Ist auf lange Sicht manchmal sogar günstiger, wenn ich mir meine jahrzehnte alte blaue Bosch-Stichsäge in Erinnerung rufe.
Und da bin ich bei Dir. Dennoch, lass uns deeskalieren und zum Kern des Themas zurückkehren.
 

yoghurt

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Hallo,
um mal zur vermutlich eigentlichen Frage zur zu kommen…. Als ich noch als Tischler selbstständig war habe ich mir Tischlerwerkzeuge im Fachhandel und so hochwertig wie möglich gekauft. “Wie möglich“ bedeutete, dass ich so viel Geld ausgegeben habe wie gerade noch ging um ein maximal gutes Werkzeug zu kaufen. Wichtig war mir dabei der Gedanke, dass das Zeugs nich zu schwer sein sollte, bei Handmaschinen nicht zu laut und gut abzusaugen, Markenhersteller um zumindest erwarten zu können, dass nicht etwas im falschen Moment aussteigt. Außerdem habe ich immer wert auf Details gelegt. ZB. eine Wapuzange mit gehärteten Riffeln im Maul, eine Kombizange mit anders angeordneter Zahnung um mehr Grip in Arbeitsrichtung zu haben. Für unterwegs Schraubenzieher mit Schlagknopf um auch mal mit dem Hammer Farbe aus dem Schraubenkopf zu kloppen etc. Viele meiner Handwerkzeuge werden auch im aktuellen Thema „Werkzeuge auf die ihr nicht verzichten wollt“ genannt.
Der Grund dafür war einfach der Geiz. Ich kann nicht damit leben, wenn mir ne Discouner-Flex abraucht und ich die 30€ verschwendet habe. Ich kanns auch nicht brauchen, wenn das passiert während ich durch Tischlern mein Geld verdiene. Dazu fand ich den Job immer zu anstrengend.

Inzwischen tischlere ich nicht mehr im engeren Sinne. Der Standhahnschlüssel für das Waschbecken meiner Mutter durfte aus dem Baumarkt sein. Meine Steckschlüsse-Nüsse sind seit jeher billiger Kram - die Knarre was ordentliches von Würgh - das hat bisher gelangt. Meine Maulschlüssel sind nix hochwertiges - ich schraube nicht an Maschinen oder Autos, bisher haben die Dinger gelangt.

Da, wo es also relevant für mich ist, versuche ich hochwertig zu kaufen, da wo es nur um einmalige oder wenige Einsätze geht achte ich aufs Budget. Discounter-E-Werkzeug meide ich aus Geiz.

Unüberprüft sind noch immer meine beiden Scheppach-Hobelmaschinen. Zugelaufene Rumsteher, keine Ahnung ob ich damit zufrieden sein kann……
 

seschmi

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Es wurde ja oben schon festgestellt, dass Qualität etwas mit der Erfüllung von Kundenerwartungen zu tun hat.

Dazu verwendet man in der Marktforschung das Kano-Modell.

Da gibt es so genannte Basismerkmale: Wenn die nicht erfüllt sind, wird das Produkt abgelehnt. Meist werden die gar nicht explizit genannt, Beispiel wäre die Erwartung, das ein Auto fährt. Übererfüllung steigert die Zufriedenheit aber nicht. Wenn ich mit einer Bohrmaschine im Leben 1000 Löcher bohre, bin ich total unzufrieden, wenn sie nur 100 schafft. Dass eine andere 100.000 Löcher könnte, würde ich aber gar nicht bemerken.

Dann gibt es Leistungsmerkmale: Mehr ist besser. Auto fährt, aber ein anderes fährt halt schneller, dafür geben Kunden dann mehr aus.

Was anderes sind Begeisterungsmerkmale, mit denen der Kunde nicht unbedingt rechnet, die ihn aber positiv überraschen. Die o.g. Haptik des Schleifers zum Beispiel. Das würde jemand nicht als erstes nennen (soll halt gut schleifen und lange halten), wenn er den Schleifer in die Hand nimmt, will er aber plötzlich keinen anderen mehr.

Was Kunden erwarten, ist total vom Kunden abhängig, deshalb macht man Kundensegmentierungen. Beispiel Lebensdauer Bohrmaschine: Der eine hängt die Lampen in der Wohnung auf, 50 Löcher und das war’s. Für den sind 50 Löcher Basismerkmal. Der andere montiert Fassaden und bohrt 50 Löcher pro Stunde. Der erwartet dann eher 100.000 Lebensdauer, oder sogar mehr.

Deshalb ist die Definition von Qualität Kundenabhängig.

Übrigens auch Kultur-abhängig:

Ein gutes Beispiel ist der US-Passat von Volkswagen: Spaltmaße, in die man zwei Finger stecken kann, Hartplastik, aber ordentlich PS. Spaltmaß ist für die Kunden dort kein Leistungsmerkmal - wenn die Tür zugeht, reicht das. Deshalb gut genug. In Europa wird dagegen die bessere Verarbeitung honoriert und bezahlt. Der Sechszylinder dann aber wieder eher nicht so.
 

Holzfummler

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Moin,
jeder hat sein eigenes Q-Verständnis. Die normative Definition ist der Versuch, alles auf einen Nenner zu bringen und der Industrie eine Orientierung zu geben.
Grundsätzlich geht es um die Erfüllung von Anforderungen(auch nicht ausdrücklich ausformulierte). Zum Beispiel soll der Schleifer sicher sein (eine Anforderung). Dies wird durch die CE-Kennzeichnung zum Ausdruck gebracht (alle für das Produkt relevanten europäischen Normen werden eingehalten).
Ermüdungsfreies Arbeiten mit dem Schleifer, z.B. durch entsprechenden Softgriff.
Hohe Abtragleistung, wirkungsvolle Absaugung, 5 m Anschlußkabel usw..

Jeder kann sich eine entsprechende Liste aufstellen(macht aber selten jemand), was ihm an einem Werkzeug wichtig ist. Werden diese Anforderungen erfüllt, hat das Werkzeug die geforderte/gewünschte Qualität.

Umgangssprachlich wird von guter oder schlechter gesprochen, was eigentlich zum Ausdruck bringt, ob die eigenen Erwartungen(auch subjektive Anforderungen) vollumfänglich erfüllt wurden oder nicht.
LG
Thomas
 

dieweltistrund

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Hallo Kollegen,

über die Abgrenzung zwischen Qualitätsprodukten und "rechtwinkligem Schrott" ist ja ausgiebig geschrieben worden.

Bei der Frage von meinen Kunden, warum ein Tisch, eine Tür, eine Treppe o.ä. diesen (vermeintlich höheren) Preis hat, antworte ich des öfteren mit dem sehr eingängigen Slogan von Levi´s aus den 80er Jahren: "Quality Never Goes Out Of Style" und das haben ja die Meisten von uns auch selber an ihren Jeans und u.a. an deren Langlebigkeit erlebt.

Gruß
Jörg
 

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Mitglied 79745

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Wieder so ein Thema in dem eine korrekte Antwort schon durch die Fragestellung gar nicht möglich ist!
Vielen Dank an den Threadersteller, für diesen Geniestreich!

Mein Vorschlag für den nächsten Thread:
In der Kategorie Profi fragt würde sich die Frage "Was macht einen Tisch schön und welches Musikstück fällt euch dazu ein?" ganz gut machen!
 

brubu

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Kein Problem, bei Autos und Maschinen kann ich jeweils nach mindestens 10 Jahren etwas zur Qualität sagen.
Gruss brubu
 

hlzbt

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Das ist doch Wortklauberei. Eine Gabel hat per Definition nicht die Aufgabe, Suppe in den Mund zu befördern. Können wir das bitte lassen und uns schlicht darauf einigen, das Zweckentfremdung per Definition nicht in die Betrachtung gehört?
So einfach ist es vielleicht doch nicht, wenn es ein paar Beiträge später heißt
Für unterwegs Schraubenzieher mit Schlagknopf um auch mal mit dem Hammer Farbe aus dem Schraubenkopf zu kloppen etc.
Das wäre für mich jetzt auch nicht unbedingt die Aufgabe eines Schraubenziehers...
Umgangssprachlich wird von guter oder schlechter gesprochen, was eigentlich zum Ausdruck bringt, ob die eigenen Erwartungen(auch subjektive Anforderungen) vollumfänglich erfüllt wurden oder nicht.
... genau - umgangssprachlich. Die Anforderungen, die einem selbst nicht klar oder andersherum nicht bewusst sind oder die nicht exakt definiert werden ("ich habe gedacht"), das sind halt die problematischen ...
Es wurde ja oben schon festgestellt, dass Qualität etwas mit der Erfüllung von Kundenerwartungen zu tun hat.
Dazu verwendet man in der Marktforschung das Kano-Modell.
Sehr wichtig.
Und oft sind es "Nebenfunktionen", die die "Begeisterung" ausmachen: Der Fein-Multimaster lief früher als "Feinschleifer" (ich weiß nicht, ob auch offiziell). Der kann viel, nur nicht besonders gut schleifen. Das können andere deutlich besser. Dafür kann er bestimmte Dinge, mit denen er früher ein Alleinstellungsmerkmal hatte.
 
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