Ich erinnere mich gerne an meine Lehrzeit. 1973 hatte ich im 1.Jahr doch immerhin 250 DM. Kleine Schreinerei mit Meister und 2 Gesellen, von denen ich viel gelernt habe, mehr als vom Chef selbst.
Ich erinnere mich noch als ich für mein Gesellenstück das Material bezahlen sollte und mein Altgeselle den Chef erst mal rundlaufen ließ, man könne dem Bub doch nicht auch noch Geld für Zeugs aus der Tasche ziehen, was eh rumliegen würde. Wir hatten noch Kirschfurnier und Dielen aus dem dann das Stück entstand. 45 Jahre ist jetzt her und ich habs immer noch. Zwar hat das Schränken etwas gelitten, tut aber nun als Schuhschrank seine Dienste.
Innenschubladen aus Ahorn Schwalbenschwanzzinken.
Das stopfen des Späneofen war meine Aufgabe morgens früh, dass die Bude warm war wenn die Gesellen eintrudelten. Bretter von Hand besäumen, plan mit Rauhbank hobeln, Leisten schleifen, Zinken üben, Kanten anleimen, Lattenrisse erstellen u.s.w.
Ja, es hatte irgendwas heimeliges unsere Werkstatt. Zum Frühstück gabs oft selbstgebackenes von der Frau des Chefs, die über der Werkstatt gewohnt haben.
Klar war nicht immer alles Friedefreudeeierkuchen, es gab auch mal Tränen, Flüche was das Zeug hilt, auch mal was sanft hinter die Löffel, wenn das getane dem prüfenden Blick des Gesellen nicht standgehalten hat.
Färber, liebevoll Väterchen genannt, hieß mein Altgeselle der recht stolz seine Wampe vor sich her trug, war ein sehr genauer Mensch, der sobald er seine Schürze um hatte, voll in seinem Element war, mit viel Liebe und einer Gewissenhafttigkeit, die richtig ansteckend war.
Ab und an hatte er seinen geliebten Dackel dabei, der natürlich auch vom Rest der Belegschaft fürsorglich behandelt wurde. Beim genauen hinsehen, hat man doch auch eine gewisse Ähnlichkeit zum Herrchen erkannt.
Ja, ich hatte alles in allem schöne Lehrjahre, die ich nicht missen möchte.