Wie zu innere Ruhe finden bei Holzarbeiten?

Drexelfrosch

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Wie zu innere Ruhe finden bei Holzarbeiten?
Habt Ihr einen Trick?

Ich komme immer in einen "will schnell fertig werden Rausch", also das ich auf einmal schnell arbeite und dadurch fehler mache...
Speziell nach ca. 1 Stunde arbeit....ca. (mache ja gerade Schlitz und Zapfen für eine Werkbank)

Könnt Ihr mir etwas "Energien" senden? also wie man die kompliziertesten Sachen in Ruhe machen kann, da Tipps geben?

Zu viel Kaffee ist nicht gut? Eher Baldrian?:emoji_wink:

Oder macht die Routine das? Und man mit der Zeit dabei ruhiger wird?

Denke aber schon, manche von Euch haben dort mehr Begabung für, das macht auch was aus, nicht das ich es nicht auch hinbekomme, aber mir geht es schwer von der Hand. Ist heftig. Mehr als 3 Stunden am Tag schaffe ich bald garnicht.
 

WinfriedM

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Ich kann dir da Meditation, Yoga oder Qi-Gong empfehlen. Dabei lernst du eine Geisteshaltung der inneren Ruhe und Gelassenheit im Moment. Ohne irgendwo schnell hin zu wollen. Per Krankenkasse werden zahlreiche Kurse sogar mit 80% gefördert.

Ansonsten merke ich, dass es vor allem das regelmäßige Tun ist, was mich ruhiger macht. Es ist auch das Training einer neuen Geisteshaltung, weg von dieser Zielorientierung, hin zum Leben im Moment. Ich bin fest überzeugt, dass man das systematisch trainieren kann, wie vieles andere auch.

Der Weg ist das Ziel... Gutes Gelingen...
 

buniq

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Ich komme immer in einen "will schnell fertig werden Rausch", also das ich auf einmal schnell arbeite und dadurch fehler mache...
Speziell nach ca. 1 Stunde arbeit....ca. (mache ja gerade Schlitz und Zapfen für eine Werkbank)
Das kenne ich nur zu gut.
Wenn ich in meinem Beruf eine Std arbeite, dann sehe ich was ich getan habe.
Bei Holzarbeiten ist das zum größten Teil nicht so.
Und daran muss man sich erst mal gewöhnen.
Am Anfang kam es auch schon mal vor, daß Gegenstände durch den Keller geflogen sind, weil es mir mal wieder nicht schnell genug ging.

Mittlerweile ist es so, sobald ich merke das ich unkonzentriert werde, weil es nicht schnell genug geht, dann lege ich alles bei seite und schliesse den Keller ab.

Ich habe mir das Holzwerkeln ausgesucht, damit ich einen ausgleich zu meinem Beruf habe und nicht um noch mehr stress zu haben.

In der Ruhe liegt die Kraft.

Gruß Peter
 

Gladiator

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Also ich bin immer ruhig, denn ich wills perfekt und nicht schnell schnell..


naja wenn man dauernd das gleiche macht, will man schon mal schnell fertig werden.

Aber Schlitz Zapfen sind eigentlich schnell gemacht, wenn man sie mit der Bandsäge und TKS macht.
 

holz2006

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Hallo, wenn Dein Hobby zum Stress ausartet anstatt einen gewissen Ausgleich zum
beruflichen Stress zu bieten, dann hast Du wahrscheinlich das falsche Hobby ausgewählt.
Ich kenne einige mit diesem Problem mit der "schnell fertig Einstellung" ,wieder einige von denen haben das mit Gliedmaßenverlust bezahlt bei denen geht es jetzt ruhiger zu.
Der Vorschlag von Peter ist zu begrüßen, ist man mal nicht so gut drauf und alles fängt an zu nerven, dann Werkstatt zuschließen. Die schnell arbeitenden Holzmaschinen können nicht denken und verzeihen kaum Fehler.
Ich nehme mich bei der Einschätzung übrigens nicht aus, da war auch eine Fingerkuppe
beim Eintauchschnitt an der Tischkeissäge im Weg. Bei dieser Art Arbeit bin ich jetzt ganz besonders ruhig und konzentriert.
Holzwerken und schnell das passt nicht zusammen, in diesem Sinn

Bleib am Holz, aber mit Ruhe,
Axel
 

Litti

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Hallo Drechselfrosch,

mir scheint als könntest Du dich nicht länger als diese eine Stunde auf dein Hobby konzentrieren. Du müsstest Deine Gedanken beobachten. Ich vermute, das Du zum Anfang nicht viel denkst bzw. ganz bei der Sache/Tätigkeit bist. Später werden Deine Gedanken abschweifen und an was anderes denken. Z.B wann werde ich fertig, wie schön wäre es doch wenn ich fertig wäre usw. Dann denkst Du an die Zukunft. Die ist aber nicht da. Du kannst immer nur JETZT sein. Du versuchst dann vermutlich so schnell wie möglich in die Zukunft zu kommen weil Du dort Dein Glück vermutest. Und das macht unzufrieden. Wichtig ist halt sich dabei zu beobachten, dann lernt man die mechanismen kennen die dazu führen das Du in Hektik verfällst.
Ein östliches Sprichwort sagt. Wenn gehst dann gehe und wenn Du sitzt dann sitze.
Hört sich erst mal einfach und lögisch an. Aber ich vermute wenn Du gehst denkst du an sitzen und wenn du sitzt denkst du schon wueder ans gehen. Du bist dann nicht bei der Sache.
Aber ich kann Dich beruhigen. Mir geht es oftmals ähnlich. Ich glaube zwar die Mechanismen zu kennen, aber umsetzen ist ganz schön schwer. Da heist es üben, üben, üben.
Wenn euch das zu weit ab vom Thema/Forum ist sagt bescheit, dann lass ich diese Art von Ausschweifungen.

Gruß
Dirk
 

Gast aus Belgien

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Ich kenne den schon beinahe zwanghaften Wunsch ein fertiges Ergebnis vor mir sehen zu wollen auch. Das hat mir früher meisstens immer schlechte bis sehr schlechte Ergebnisse beschert.
Es hat lange gedauert bis ich meine Einstellung änderen konnte und es ging eigentlich erst als ich durch ein Knieproblem für beinahe 3 Jahre ans Haus "gefesselt" war und nicht arbeiten durfte und konnte.
Jetzt sehe ich alles viel gelassener, mache mir keinen Druck mehr mit "Deadline's" oder ähnliches und fühle mich viel besser. Wird etwas heute nicht fertig, okay, morgen (oder nächstes Wochenende) ist auch noch ein Tag :emoji_grin:

Es ist schon komisch wie eine "Krankheit" ein Leben veranderen kann, aber wenn man von heute auf morgen "hilflos" ist und so gut als nichts mehr mehr tun kann, bekommt man einfach eine andere Sicht auf das Leben.
Um ein Beispiel zu nennen, ich habe in dieser Periode eine abgehängte Decke in mijn Badezimmer einbauen wollen, eigentlich war es nur der Austausch der inzwischen vergilbten Plastikprofiele gegen Laminatprofiele. 5 cm tiefer abhängen um Platz für die Einbauspots zu haben und ein umlaufendes Profiel auf der Schattenfuge.
Das Badezimmer ist gerade mal 1.70 x 2.60 Meter gross, aber ich hatte trotzdem beinahe 2 Wochen nötig. Das Badezimmer ist zwar alles Andere dann rechtwinklig, aber normal kann man dies in einem Tag ausführen, mein Zustand liess dies allerdings nicht zu.

Jetzt lebe ich anders und lade mir keinen Stress mehr auf meine Schultern. Wenn ich zu Hause am arbeiten bin, ob nun am Computer (oder Computern die ich repariere), an Auto's, im Garten, Haus oder in der Werkstatt, lasse ich mich nicht mehr "aufjagen". Klappt etwas beim 2. Versuch noch nicht, dann wird eine Pause eingelegt. Ein kühles Bierchen (im Sommer), eine Runde im Pool (natürlich auch nur im Sommer), halbe Stunde mit dem Hund spielen, oder mich einfach mit etwas Anderem Beschäftigen.

Ein Hobby muss Freude bereiten und keinen Stress bringen und/oder Druck ausüben. Die nötige Gelassenheit kann man anlernen und trainieren.
 

TheWoodTinkerer

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Hallo Drexelfrosch,

Da hast du ein interessantes Thema aufgegriffen! Ein wichtiges Sprichwort ist hier bereits zitiert worden: "Der Weg ist das Ziel". Wenn du schnell fertig werden willst, dann scheint dich der Weg weniger zu interessieren. Das kann viele Gründe haben:

- Du weist, dass eigentlich wichtigere Sachen zuerst zu erledigen wären
- Du gibst dir zuwenig Zeit oder gehst zum falschen Moment in die Werkstatt
- Du baust Sachen die du eigentlich nicht bauen willst
- Es gibt Zeitdruck von aussen (Auftraggeber: meistens die bessere Hälfte)
- Du baust Sachen die dich oder dein Werkzeug (noch) überfordern
- Du bist eigentlich Metaller und zwingst dich mit Holz zu arbeiten :emoji_slight_smile:

Lerne dich an Zwischenergebnissen zu erfreuen und nicht nur am ganzen fertigen Produkt. Ein Möbel besteht aus vielen Einzelteilen und sogar der von dir angesprochene Zapfen besteht aus einzelnen Seiten und der Schulter. Jede fertige Seite ist ein fertiges Teilprodukt! So solltest du den Weg finden!

Bleib dran!
 

Damokles

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Ich bin richtig erstaunt und vor allem erfreut das es so einen Thread gibt!

Mein Ziel ist es auch durch das Handwerken mit Holz einen Ausgleich zum Arbeitsleben zu finden. Ob das funktioniert wird sich noch zeigen. Ich muss erst eine mir gelegene Grundausrüstung an Werkzeug anschaffen und dann mal sehen ob ich mit dem Werkstoff Holz klar komme.


Ich hoffe sehr das es in diesem Thema noch weitergeht mit Tipps, Meinungen und Erfahrungsberichten, da ich glaube das es viele Menschen (mich eingeschlossen) gibt denen auf diese lesende weise ein Weg aufgezeigt wird innere Ruhe zu erlangen. Und dem Hobbyisten eine neue Sicht auf sein "Hobby" zu geben. Holzbearbeitung als Meditationsform, warum nicht?

Gruß
Damir
 

mbach

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Ich mach das mit dem Holz ja zum Ausgleich.... man muss ja nach einer Stunde nix sehen UND ich habe auch keine Kunden. Es ist planbar, linear und Hand statt Kopfarbeit.

Wenn ich jetzt Keller noch Stress haette waere das der Untergang. Wenn es dich nicht beruhigt mach was anderes.
Man braucht Ausgleich nicht noch eine Leistungsdisziplin.
 

elgarlopin

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Hallo, liebe Mitleser und Schreiber.
Ich klinke mich hier mal ein in das Thema.
Ich kenne das Problem auch. Erkenntnis nach etlichen Psycho-Sitzungen: Erfahrungen und falsch gelernte Verhaltensweisen auf Zeitdruck und Stress. In vielen Jahren des Berufs -falsche Anpassungsstrategien meinerseits.
Das wurde bei mir zu einem "Grundmuster": Alles optimal, und in kürzester Zeit organisieren. Absurdestes Beispiel: Rechner hochfahren - während der Zeit die Zähne putzen! Nicht lachen, bitte! Ich muss mich heute noch immer wieder bremsen. Im Alltag. Und auch in der Werkstatt. Ich erinnere immer wieder meinen Vater und ehemaligen Lehrmeister, wie er beim Verleimen zunehmend hektischer wurde, Fehler machte, fluchte... Und oft vieles nicht klappte. Und ich war der Schuldige...
Das Thema "Trockenprobe" war damals noch nicht bekannt, zumindest nicht bei allen. Und das zu Zeiten des Heissleims! Zwingen zurechtlegen? Fehlanzeige!
Aber ich schweife ab.
Fazit: Das "sitzt drin", und ist schwer zu erkennen.
Ich hoffe, ich habe euch nicht genervt.
:emoji_slight_smile: Franz
 

Drexelfrosch

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Hallo

Hallo
Danke Euch für die rege Beteiligung!
Sehr interessant wie Ihr das so seht.

Wenn man nicht richtig "antrieb" hat, dann könnte man auch schlimme Unfälle produzieren, wenn man mit Maschinen arbeitet, das sollte man im Hinterkopf behalten! Danke! Darüber habe ich noch garnicht so nachgedacht.

Ich mache es inzwischen auch so, wenn man merkt, man ist nicht gut drauf, Licht aus, und arbeit beenden. Nächsten Tag dann, mit neuen Energien ran.
Quasi, eine Salamietaktik!
Wüste auch nicht, wie man es anders machen sollte.
Zuviel Kaffee macht auch unruhig.

Vielen Dank für die Diskussion!

Gruß
Drexel
 

Gladiator

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mit der routine kommen auch die unfälle...

weil man es fast im schlaf kann passt man halt weniger auf.

aber da muss ein Hobby Woodworker sich nicht so sorgen darum machen, aber immer mal wieder dran denken.



naja wenn man immer so denkt dass was passieren könnte, müsste man die ganze zeit im Bunker sitzen, es kann immer was passieren, ob nun an der TKS oder bei der Arbeit oder beim Kochen... weiss keiner
 

WinfriedM

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@Franz: Diese Effizienzfalle kenne ich auch gut. Jede kurze Pause (warten bis Rechner hoch gefahren) macht unruhig und muss gefüllt werden. Ich übe da auch schon etliche Jahre. Mittlerweile erwische ich mich dabei, Dinge bewusst ineffizient zu machen. Mit Genuß :emoji_slight_smile:
Ich glaub, ich bin auf einem guten Weg :emoji_wink:

Noch ein Spruch, den ich mal gehört habe: >> Wenn du es eilig hast, gehe langsam. <<

Selbst im modernen Zeitmanagement hat man mittlerweile erkannt, dass dieses einseitige auf Effizienz getrimmte Denken und Handeln krank macht.
 

Berni62

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Hallo liebe Holzfreunde,

der englische Meistertischler Alan Peters hat sich immer nur auf eine Sache konzentriert. Z. B. Zinken nur an einer Schublade und nicht wie z. B. Chris Becksvoort, der die Schubladen in Serien zinkt.

Das ist natürlich schwer, wenn das auf dem Boden stehende Geschirr auf den fertigen Schrank wartet. Da hilft nur die Aussage: Mach es richtig und zwar gleich, denn jede Fehlerkorrektur dauert länger.

Grüße
Bernhard
 

dew-tool

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Hallo

Früher hatte ich das Problem das beim längerem arbeiten ich dann Maße nicht sauber übertragen habe weil ich immer schneller und schneller arbeiten wollte bis ich mich dann mal selber gebremmst habe.
Ich habe es satt gehabt Teile zu verhunsen drumm messe ich lieber ein paar mal nach weil dreimal abgeschnitten ist immer noch zu kurz ganz schön nervig ist. Und man sollte sich für einen Tag nicht zu viel aufhalsen.

Gruß Jürgen
 

stefan w.

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Schnell bei einem Hobby,das muss nicht sein.Ich freue mich am Wochenende endlich mal ohne Stress und Leistungsdruck arbeiten zu können.Mir macht oft das überlegen wie etwas machen könnte und deren Ausführung mehr Spaß als das fertige Teil zu sehen.Wenn ich merke das ich einen schlechten Tag habe und so gar nichts funktioniert ,dann höre ich lieber auf, bringt einfach nichts außer schlechte Ergebnisse.Es gibt Projekte da arbeite ich Monate lang daran .
 

raziausdud

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Hallo,

ich kenne diese Hektik auch.

Manchmal hilft es mir, die wirklich wahren Ursachen auszusprechen (man sagt, die bösen Geister mögen es nicht, ans Licht geholt zu werden...). Die reduziere ich oft auf auf Ängste. Konzentration - Angst, den Rest der Welt loszulassen. Eile - Angst, Zeit zu verlieren, Perfektion - Angst vor Fehlern (oder Mittelmaß; das wird jetzt sicher viele irritieren), Anspannung - Angst vor Entspannung, zuviel Denken - Angst vor Gefühlen etc.

DAS Mittel dagegen bei mir: Ruhe-Meditation. Danach habe ich immer eine gewisse Zeit lang das Gefühl, als wär ich ein anderer Mensch (manchmal nenne ich Meditation die Reset-Taste meiner/unserer Seele...): ruhig, bei der Sache, ohne Ziel, ohne Gedanken.

Was mir noch fehlt, ist der Schritt, dass jede Art von Tätigkeit Meditation sein kann. Das heißt aber m.E. auch, dass man anfangs (!) - wie einige das schön beschrieben haben - auf seine innere Stimme hört, wenn man z.B. keine Lust mehr hat, lieber etwas anderes machen will o.ä. Höchste Ziel sollte wohl sein, das auch diese Stimmen verstummen. Da hilft wie so oft wohl nur Üben, Üben, Üben ...

Herzliche Grüße
Rainer
 

threedots

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In der Ruhe liegt die Kraft. Wenn ich mich zum Holzwerken in den Keller verziehe, dauert es auch schon mal ein, zwei Stunden, ehe der erste Holzbearbeitungsschritt getan ist. Lieber drei-, viermal messen, bevor gesägt wird, dann aber richtig!
Diese Entschleunigung bringt automatisch innere Ruhe. Und wenn's dann noch anschließend paßt, kommt noch eine Portion Zufriedenheit dazu. Ein wunderbarer Ausgleich zum oftmals stressigen Berufsalltag.
 

Pendejo

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Hallo Drexelfrosch,

Da hast du ein interessantes Thema aufgegriffen! Ein wichtiges Sprichwort ist hier bereits zitiert worden: "Der Weg ist das Ziel". Wenn du schnell fertig werden willst, dann scheint dich der Weg weniger zu interessieren. Das kann viele Gründe haben:

- Du weist, dass eigentlich wichtigere Sachen zuerst zu erledigen wären
- Du gibst dir zuwenig Zeit oder gehst zum falschen Moment in die Werkstatt
- Du baust Sachen die du eigentlich nicht bauen willst
- Es gibt Zeitdruck von aussen (Auftraggeber: meistens die bessere Hälfte)
- Du baust Sachen die dich oder dein Werkzeug (noch) überfordern
- Du bist eigentlich Metaller und zwingst dich mit Holz zu arbeiten :emoji_slight_smile:

Lerne dich an Zwischenergebnissen zu erfreuen und nicht nur am ganzen fertigen Produkt. Ein Möbel besteht aus vielen Einzelteilen und sogar der von dir angesprochene Zapfen besteht aus einzelnen Seiten und der Schulter. Jede fertige Seite ist ein fertiges Teilprodukt! So solltest du den Weg finden!

Bleib dran!

Eine lehrreiche Antwort, wie auch andere hier. Ich gehöre manchmal auch zur Fraktion mit der Hektik im Arbeitsraum. Gerade wenn ich bald Schluss machen muss aber gerne noch etwas erledigt haben möchte, kann es hektisch werden. Eben weil ich es noch gemacht haben will. Das kommt dann nicht immer gut.
Aber laut dem Post müsste ich mich einmal am Ohr nehmen und mich mehr an den Zwischenergebnissen freuen. Denn für den Hobbyisten sollte wirklich nciht nur das fertige Produkt Ziel sein und Freude bereiten.

Absurdestes Beispiel: Rechner hochfahren - während der Zeit die Zähne putzen! Nicht lachen, bitte! Ich muss mich heute noch immer wieder bremsen. Im Alltag. Und auch in der Werkstatt.

Das ist absurd? Ich mache das jeden Tag?...

Aber dieser Thread kommt mir gerade heute / gestern zur Rechten Zeit. Habe diese Woche Ferien und wollte eigentlich mein Hochbeet im Garten fertig stellen. Natürlic hwurde ich gestern krank und bin dann am Nachmittag doch noch 2,3 Stunden raus arbeiten. Ich werde ungeduldig weil das Wetter gerade gut war seit WOchen wieder einmal und nun muss ich drin hocken und nichts tun? Das ist eine schwere Überwindung. Aber ich denke ich bin schneller wieder gesund wenn ich abwarte und nichts tue, auch wenn es schwer fällt. Aber der Thread heir hilft irgendwie :emoji_slight_smile:

Werde mich die nächsten Male in der Werkstatt sicher an die teilweise weisen Worte hier erinnern und schauen, dass ich etwas davon für mich mitnehmen kann...
 

Fraggle

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Uii, der interessanteste Thread seit langem... :emoji_slight_smile:

Das grundsätzliche Problem kennt wohl jeder und auch ich habe mir da einige hilfreiche Strategien zurechtgelegt:

  1. Das ist Hobby! Wenn Du absolut keine Lust hast, dann lass es (heute) und probiere es morgen nochmal.
  2. Wenn der richtige Antrieb fehlt, bzw. die richtige Konzentration sich nicht einstellen will, dann mach erstmal was Einfaches in der Werkstatt, was auch zu einem kleinen Erfolgserlebnis führt: Z.B. Schrauben wegsortieren, Werkstatt aufräumen oder irgendeine kleine unwichtige Bastelei, die schon lange in der Ecke liegt.
  3. Entweder hat sich nun der richtige Meditationslevel eingestellt oder gehe zurück zu 1.
  4. Konzentriere Dich auf das aktuelle Detail und nur darauf. Natürlich ist man in Gedanken manchmal schon zwei oder drei Schritte weiter. Diese Gedanken sind böse und müssen weg. Dabei helfen zweierlei Erfahrungen, die man sich in dem Moment einfach wieder bewusst machen muss:
  5. Wenn die kleinen Details sauber und präzise ausgearbeitet wurden, dann flutscht der nächste Montageschritt umso besser. Und auch das ist ein Erfolgserlebnis. (Wenn Du die Schulter eines Zapfens bearbeitest, dann freue dich auf den Moment, wo Schlitz und Zapfen perfekt ineinandergleiten und denke noch nicht an den fertigen Schrank.) ... und zweitens:
  6. Manchmal ist man ungeduldig und arbeitet unsauber. "Ach egal, das drückt sich nachher schon irgendwie hin." Tatsächlich passt es dann aber so schlecht, daß man wesentlich länger braucht um es noch irgendwie hinzupfuschen oder nachzubessern. Und selbst wenn es dann irgendwie hingedengelt wurde fehlt einem das richtige Erfolgserlebnis und man ärgert sich noch Jahre später über den Pfusch.
  7. Wenn Du also merkst, dass Du ungeduldig wirst, dann halte kurz inne und erinnere Dich an die früheren Erfolge (5.) und vor allem die Fehlschläge (6.)
  8. Und wenn das auch nicht hilft, dann sind wir (für heute) wieder bei 1.

Happy Woodworking!
Dirk
 

elgarlopin

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@ Pendejo:
Ich glaube, dass ich mich da etwas zu unklar ausgedrückt habe.
Natürlich putze ich mir mehrmals am Tag die Zähne. Und auch meinen Rechner fahre ich mehrmals am Tag hoch. Ich meinte etwas anderes. Das war ein Beispiel für meinen (manchmal) zwanghaften Versuch, entstehende Pause durch eine sinnvolle Tätigkeit zu füllen. Anderes Beispiel: Während die Klebepistole langsam heiß wird, kann ich die Zeit doch nutzen, um eben kurz den Boden oder die Hobelbank zu saugen. Klar. Aber: Das führt bei mir letztendlich zu Hektik. Angelernt in vielen Berufsjahren mit Forderung nach Optimierung von Arbeitsprozessen und Zeiten.
Und das hat sich bis in den privaten Bereich übertragen, und ist schwer wieder wegzubekommen. Ich merke es manchmal nicht, warum ich mich "beeile".
Etwas klarer, was ich meine?
:emoji_slight_smile: Franz
 

Pendejo

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Jap Franz, nun ist es etwas klarer und ich muss mir morgen keine Gedanken machen, wenn ich währendd des PC's hochfahren noch die Zähne putze :emoji_wink:
 

Litti

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Hallo Franz,

ich verstehe was du meinst. Es darf keine Minute unproduktiv sein. Das Problem kenne ich. Ich mache mir schon vor meinen Tätigkeiten im Kopf einen Plan was ich wie in welcher Reihenfolge mache, damit kein Leerlauf entsteht. Aber mittlerweile bemerke ich das und versuche gegen zu steuern. Ich bin früher auch immer 180-200 auf der Autobahn gefahren um so schnell wie möglich zum nächstem Termin zu kommen (arbeite im Aussendienst). Nun fahre ich ganz oft nur noch 130. Und man kommt auch an. Man glaubt es kaum. Und es macht mit der richtigen Musik auch noch Spaß. Ich mache zwischendurch sogar mal ne Pause und schaue mir einfach nur die Gegend an, ganz unproduktiv. Und mir geht es so viel besser. Den Augenblick genießen. Egal was man macht und egal wo man ist.

Gruß
Dirk
 
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