Zwischendecke - Aufstieg mit Gebogenem Geländer

[PhilippReis]

Hallo Zusammen, seit geraumer Zeit bin ich dabei, ins bis zu 3,80 Meter hohe Zimmer meiner Tochter eine Zwischendecke mit ca 5,5m² einzuziehen. Und langsam ist es in einem Zustand, den man präsentieren kann - Ende des Monats dürfte alles fertig sein, aktuell ist noch Baustelle. Die 2 interessantesten Punkte dürften sein:

1) Aufgrund des Schnitts des Zimmers ist der Aufgang eine Mischung aus Leiter und Treppe
2) Ich habe mir in den Kopf gesetzt, Die "Ecken" des Geländers zu biegen. Deswegen sind insgesamt 3 gebogene Elemente vorhanden aus 9 jeweils 7,35mm dicken Eichenstreifen: 2x 45° (Innenradius ca. 16cm) und 1x 95° (Innenradius ca 22cm).

Anbei die ersten Bilder, noch ist alles in Arbeit. Aktuell schaue ich erstmal, dass alles passt wie geplant, danach werden die meisten Teile nochmal abgebaut, gefinished und geölt.
Einen Handwerklichen Hintergrund habe ich keinen, deswegen dürft ihr gerne die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn etwas ganz Hemdsärmelig ist

 

[happyc]

Holla! Tolles (Zwischen)Ergebnis… sehr schön finde ich das Detail, dass ein Streifen Eiche bereits unten im Geländer beginnt.

So ein Projekt steht bei mir auch noch an, sowohl der „Aufgang“ in den Spitzboden der Kinderzimmer, als auch das Biegen / Anpassen von Eiche als Handlauf an ein Stahl- Geländer.
wie hast du die Eichen-Streifen denn gebogen? Sehr wahrscheinlich in Dampf erhitzt - wie groß waren die Stücke, in welchem Behältnis, ging das problemlos?
ich bin auf Weiters gespannt!

 

[PhilippReis]

Hallo happyc,

ich habe die Eichenleisten mittels wässern und Heißluftföhn gebogen. Wenn ich nochmal so eine Menge Leisten biegen muss, baue ich mir definitiv eine Dampfkammer! Die Methode mit dem Heißluftföhn ist sehr Zeitintensiv und - wenn ich mir Videos vom Dampfbiegen anschaue - auch nicht so effektiv.
Anbei ist ein Bild meiner Biegevorrichtungen. Die kleineren für die 45° Winkel haben einen Radius von 15cm. Ich habe die Leisten auf 55° gebogen, durch die Rückstellung sind ziemlich genau 45° rausgekommen. Die 15cm Radius waren für die 7,35mm Leisten sehr eng, 3 Leisten sind mir gebrochen.
Die Biegeschablone für den 95° Winkel hat einen Radius von 20cm, das war wesentlich angenehmer zu biegen.

Sehr förderlich für das Ergebnis war, dass ich an der Schulter operiert wurde - so die Leisten 3 Monate lang in den Biegevorrichtungen ruhen.

 

[PhilippReis]

Jetzt kommt der kniffligste Teil, nämlich das Quergeländer herzustellen. Da das gebogene an der Wand ca. 95° hat, müssen die einzelnen Leisten vor Ort verleimt werden, sonst passt die Biegung etc. am Ende nicht. Hierzu ein Modell auf dem Werktisch aufzubauen ist mir ehrlich gesagt zu doof, da wird halt in der Luft geschafft Dann bin ich mir wenigstens sicher, dass es am Ende passt.

 

[carsten]

Hallo

interessante Optik und Vorgehen. Nicht alltäglich und vor allem "stinkt" es nach ARBEIT, aber ich finde es faszinierend.

 

[fahe]

...die geraden Teile sind also auch aus einzelnen Lamellen verleimt?
Ich hatte mich schon gefragt, wie man sich freiwillig die Strafarbeit antun kann, die Schlitze für die Anschlüsse so exakt auszuräumen.

 

[pedder]

Die Rundlinge finde ich superklasse. Bei den runden Leitersprossen fürchte ich allerdings massive Unbequemlichkeit..

 

[Batucada]

Hi,
so etwas kommt mir unheimlich bekannt vor. Ich hatte 8 Bögen anzufertigen. Vorher hatte ich 3 mal getestet und ich habe mich währenddessen zu einer Leistenstärke von 5 mm (Ahorn) entschieden, allerdings nur 5 Lagen, dafür aber nicht gedämpft und nicht erhitzt. Hast du das Aufspringen berücksichtigt, nach dem du die Bögen aus der Form entlassen hast?

Viel Erfolg noch für die Fertigstellung.

 

[fahe]

Hast du das Aufspringen berücksichtigt, nach dem du die Bögen aus der Form entlassen hast?

Ich habe die Leisten auf 55° gebogen, durch die Rückstellung sind ziemlich genau 45° rausgekommen.

Deine Krankenkasse, lieber Hubert, hat mich beauftragt, Dir einen Optiker in Deiner Nähe zu empfehlen...

Edit: Alternativ die hier...

*NachDiktatVerzogen*

 

[Batucada]

Deine Krankenkasse, lieber Hubert, hat mich beauftragt, Dir einen Optiker in Deiner Nähe zu empfehlen...

*NachDiktatVerzogen*

Der war gut. Ich war doch g'rad beim F-Mann, die Krankenkasse zahlt auch ohnehin nix mehr.

 

[fahe]

die Krankenkasse zahlt auch ohnehin nix mehr.

...meine erhöht zumindest in zuverlässigen Abständen meine Kosten. Ich glaub' das ist direkt an die Atomuhr gebunden...

 

[PhilippReis]

...die geraden Teile sind also auch aus einzelnen Lamellen verleimt?
Ich hatte mich schon gefragt, wie man sich freiwillig die Strafarbeit antun kann, die Schlitze für die Anschlüsse so exakt auszuräumen.

mit meinen Fertigkeiten/Maschinen wäre das schlichtweg unmöglich. Da ist Leisten Sägen + auf Dicke hobeln und dann zusammenleimen der wesentlich einfachere Weg.

Gerade hätte ich fast einen massiven Fehler gemacht: Ich verleime gerade das obere Geländer. Das ist "verzinkt" an dem 90° Geländereck, bei dem das Geländer der Treppe mit diesem verbunden wird. Verzinkt meint in dem Fall, dass vom einen Geländerteil 5 Leisten kommen, und vom anderen Geländerteil 4. Das wird optisch auch ziemlich cool. Aber ich hätte fast bei einer Leiste Leim im Bereich der Verzinkung aufgegeben... dann könnte es nicht mehr demontiert werden fürs einpassen der Stäbe, die als Rausfallschutz reinkommen! Puh, nochmal Glück gehabt.

 

[joh.t.]

https://bindulin-shop.de/de/produkt...stabil_-_pulverleim_300g_pe-dose__BFSH30.html
Damit kommt nix zurück, sondern bleibt formstabil.

 

[andibarth]

Das habe ich so auch noch nicht gesehen.
Liegt wohl daran das ich Laie bin.
Ich dachte immer solche Rundungen lassen sich rein nur mit Dampf und Druck an einem Stück Holz herstellen…

Sehr schöne Arbeit!
Respekt!!!

 

[magmog]

Guuden,

Mit dünneren Lamellen lässt sich so etwas ohne nass und heiß ziehen. PU Leim noch, und gut ist.
Die Staketen oben tiefer einbohren, einstecken, unten ein bisschen Leim in jedes Loch und die Staketen
In die unteren Löcher einstecken.
Das macht das verputzen der Verleimungen der Handläufe gleich einfacher.
Wenn man vor der endgültigen Verleimung in den rechten Bogen schon die Verbindungslamellen einleimt,
kann der Bereich ebenfalls bequemer gepuzt werden, müssen auch nicht beide Verleimungen gleichzeitig
vorgenommen werden. Weniger zwingen, Zulagen... rumschleppen.

 

[teluke]

Waren die 95° so geplant oder sollten das 90° werden?

 

[PhilippReis]

Hallo,

ca. 95° waren der Wunsch. Ich denke wenn es 90° wären würde das gerundete Eck so aussehen als ob es "runterfällt". nun hat das Geländer einen - für meinen Geschmack - schönen Schwung. Das Einbohren der Stäbe wird dadurch zwar etwas anspruchsvoller, aber da ich als Hobby-Handwerker wahrscheinlich nur einmal so etwas bauen werde, darf ruhig mehr Anspruch da sein. Ich hab schließlich nicht die Chance, es bald mal wieder zu machen

 

[PhilippReis]

Mit dünneren Lamellen lässt sich so etwas ohne nass und heiß ziehen. PU Leim noch, und gut ist.

In diesem Fall habe ich mich bewusst dagegen entschieden - entgegen dem Rat aus dem Forum - wesentlich dünnere Lamellen zu wählen. Mit deutlich dünneren Lamellen wären die "Steckverbindungen" (ja, es wird alles verleimt, ich kanns grade nicht besser bezeichnen) zwischen den Kurven und den graden Teilen lapprig bis unmöglich gewesen. Und diesen Weg wollte ich unbedingt gehen, ein Stoßen zwischen den Einzelteilen des Geländers wäre sowohl aus stabilitäts- als auch aus optischen Gründen nichts für mich gewesen. Durch die jeweils 9 Lamellen, die weit ineinander greifen, ist das ganze herrlich fest, auch wenn man erst erstmal nur provisorisch zusammensteckt.

9 Lamellen sind es geworden, weil ich ein wenig gezeichnet habe, ob mir eine, 2 oder 3 dunklere Eichenstreifen besser gefallen. Und da ist der einzelne, Mittige Streifen dabei rausgekommen. Mit 11 Lamellen wäre der Streifen zu dünn geworden (und noch mehr Arbeit alles), mit nur 7 hätte es mir nicht so gut gefallen und ich hätte die Lamellen nicht mehr um die Radien bekommen mit meinen Mitteln.

 

[PhilippReis]

Das Geschwungene Geländer ist fertiggeleimt. Nach grobem Zurechthobeln mit dem Elektrohobel (Die Lamellen sind 60mm breit, das daraus entstehende Geländer aber nur 50mm) kommt das gesamte Teil auf die Planfräsvorrichtung. Ohne die hätte ich in diesem Projekt wenig Chancen...

 

[PhilippReis]

So, endlich wieder ein Fortschritt sichtbar. Die Einzelteile des Geländers oben sind fertig und geölt. Heute Abend werden die Stangen eingepresst. Ich bin gespannt wie gut das geht weil ich die Löcher frei Hand gebohrt habe.

 

[Steffen-Holzwurm]

Tolles Projekt!
Wirst du die Stangen noch zusätzlich mit einem Holzdübel o.ä. sichern?

 

[PhilippReis]

Hallo Steffen,

nein. Die Stäbe gehen so satt in die Löcher dass sich da nichts bewegt. Ich werde den Druck einer großen Schraubzwinge benutzen müssen, um die Stäbe weit genug in die Löcher zu bekommen.

 

[PhilippReis]

So, Geländer fertig!

Mittlerweile ist alles schön rund gefräst und geschliffen, kleine Spalten verfüllt, 2x Öl drauf. Jetzt muss nur noch der Boden endlich geliefert werden


Auf diesem Bild ist schön der "Schwung" des oberen Geländers sichtbar:




Auch an der Treppe hat alles funktioniert, auch wenn das Bohren der 45° Löcher ein wenig hakelig war. Für die nächsten baue ich mir eine bessere Vorrichtung. Eine Hohlkehle zum Halten beim Klettern ist schön sichtbar:





Das Eck, an dem die beiden Geländerteile "verzinkt" sind, als Detail. Die Senkkopfschraube ist provisorisch und wird durch eine Tellerschraube ersetzt, die mit einem Flachsenker noch versteckt wird:






Hier noch die zweite Hohlkehle, die beim Klettern der Leiter ungemein hilft. An der Stelle habe ich mich für 3 Schrauben und gegen Verleimen entschieden, falls ich ggf. die Stäbe am Geländer doch noch dicker machen will oder sonstwas ist... Das Geländereck oben ist auch Lösbar.

 

[teluke]

Schöne Arbeit, gefällt mir sehr gut.

 

[Ankece]

Boah, echt klasse.