Rätselhafter Tisch

MTrp

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Ich habe zwar leider keine durchschlagend besseren Ideen, aber bis jetzt war mMn noch nichts dabei, was bei einer genaueren Betrachtung noch Sinn macht:
  • Wolle o. dgl.: Dann wären die Türmchen weder eckig noch hätten sie eine so grobe Oberfläche.
  • Als Handgriffe für was auch immer: Die Türmchen sind schlecht zu greifen und machen daher als Handgriffe keinen Sinn.
  • Als Sicherung für eine Kassa o. dgl.: Auch hierfür machen die Türmchen keinen Sinn. Diesen Zweck würden ein eingelassener Eisenring in Kombination mit einem Schloss viel besser erfüllen.
Ich glaube nicht, dass man sich in der Zeit, in der dieser Tisch (mit Handwerkzeugen!) gebaut wurde, die Mühe gemacht hat etwas zu bauen, das nicht 100% ergonomisch ist und einen wichtigen Zweck erfüllt.

Ich glaube, dass die Türmchen Konsolen sind für Halterungen, die auf diese aufgesteckt wurden und nicht drehbar sein sollte. Vielleicht eine Halterung für eine Arbeit in der Küche (z. B. zur Befestigung eines Tuchs zum Durchseihen) oder für ein Spiel. Ein Detail, das für mich aber nicht so ganz in Bild passt, ist das Fehlen eines Lochs, um die Halterung zu sichern und versehentliches Abziehen zu verhindern. Das wäre zwar über die Nut unter dem „Kopf“ auch möglich, aber recht aufwändig und nicht gerade praktisch.
 

joh.t.

ww-robinie
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bei den Zwergen
Ot
Ich baue manchmal auch Sachen, weil sie mir SO gefallen.
Vielleicht war das hier auch der Fall.

Es gab mal bei Libri rari diverse Musterbücher der Brüder Graef aus dem 19.jh. als Nachdruck. Vielleicht ist in sowas was drin.

Erinnert mich ein bisschen zum Festhalten an die Kotzbecken in den Räumen neben den Kommersräumen von Verbindungen...
Vielleicht zum Festhalten beim Saufen damit man nicht vom Stuhl fällt...

Im Kraith Meyer Möbelbau ist nix drin.
 
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Daniboy

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Hallo,
die "Türmchen" sind Zapfen, über die das Hechelbrett mit seinen Löchern gelegt wurde. Das Hecheln ist ein Vorgang im Zusammenhang mit der Flachsverarbeitung.
Grüße Richard

Also ist das ein Hechelbock der zu einem Tisch umgebaut wurde, ev. mit der Möglichkeit des Rückbaus.
@inderau2 - Interessant wäre jetzt wirklich ein Foto von der Unterseite des Tisches.

@hobbybohrer - wie bist du auf die (mAn vermutlich richtige) Antwort gekommen?
 

MTrp

ww-robinie
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Die "Türmchen" sind Zapfen, über die das Hechelbrett mit seinen Löchern gelegt wurde. Das Hecheln ist ein Vorgang im Zusammenhang mit der Flachsverarbeitung.

Diese Erklärung finde ich vorstellbar, aber so ganz passt es mMn nicht. Wenn man „Hechelbrett“ googelt, findet man eigentlich nur Bretter mit kleinen runden Löchern zum Aufstecken auf ebensolche Dorne. Was ebenfalls nicht dazu passt: Der Tisch hierfür viel zu groß und er ließe sich mit den Füßen nicht gut fixieren. Zur Thematik „Flachsverarbeitung“ finde ich die Fotos in dem verlinkten Artikel ganz hilfreich und interessant. Man sieht einige Hechelbretter und insbesondere auf dem einen schwarz-weiß Foto sieht man auch dessen Einsatz:
https://www.bauernzeitung.de/news/flachsverarbeitung/
 

Daniboy

ww-robinie
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Diese Erklärung finde ich vorstellbar, aber so ganz passt es mMn nicht. Wenn man „Hechelbrett“ googelt, findet man eigentlich nur Bretter ....

Das "Hechelbrett" ist ja auf einem Gestell montiert. Beides zusammen ist der "Hechelbock".
Im Link von Beitrag #30 (aus dem Museum) ist so ein Hechelbock abgebildet.

Das Gestell von diesem Hechelbock (ohne Hechelbrett) schaut exakt so aus wie, wie wenn aus sowas der Tisch entstanden ist, daher halte ich das für die wahrscheinlich richtige Lösung. (Man findet natürlich im Netz auch Hechelböcke die optisch einfacher gestaltet sind)

Warum nun der (mutmaßlich) so entstandene Tisch noch die Türmchen hat (die ja bei einem Tisch eher unpraktisch sind) kann vielleicht folgende Gründe haben:
  • Die Tischplatte ist ev. abnehmbar bzw der Tisch wäre wieder zu einem Hechelbock rückumbaubar
  • dadurch wurde keine Antiquität bzw Liebhaberstück zerstört bzw könnte wieder in den Originalzustand versetzt verden.
    (Dazu wäre interessant ob bei dem Tisch auch noch das Hechelbrett gefunden wurde)
 
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hobbybohrer

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wie bist du auf die (mAn vermutlich richtige) Antwort gekommen?

Klasse! Woher weißt Du das?
Hallo,
der Erhaltungszustand und das Fehlen von Werkzeugspuren lassen auf den Einsatz im Hause, eventuell noch in einer Manufaktur schließen. Da früher zur Hausarbeit das Spinnen und Weben gehörte habe ich dazu Bilder gegoogelt. Außerdem erinnere ich mich an eine Mode aus den 70er Jahren, dass frau doch gerne ein originales Spinnrad hinstellte und habe des Öfteren Heimatmuseen oder ein Museumsdorf besucht. Dass Flachs gehechelt wurde, wusste ich seit meiner Kindheit. Auch waren mir andere Textilarbeiten bekannt. Kürzlich nahm meine Frau eine Garndocke zum Stricken auseinander, so kam ich auf die Haspel. Unter den Bildern war auch eines mit einem Hechelbock. Das Gestell passte zu dem Foto.
Alles in Allem also eine Kombination aus alter Erinnerung und gezielter Suche. Wie immer sehe ich auch hier meine These bestätigt, dass Denkvermögen, kombinatorisches Geschick und Assoziation nur zusammen mit einem gerüttelt Maß an Wissen und Erfahrung von Wert sind.
 
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