Moin Polarlicht,
deine Situation kann ich gut nachvollziehen, da ich 2005 in einer ähnlichen Situation war. Auch wenn sie nicht 1 zu 1 übertragbar ist.
Mein Klientel waren damals demotivierte Hauptschüler mit speziellen Charakter aus allen Schichten die vom Frontalunterricht "erschlagen" wurden.
Im "professionellen" Werkunterricht sollten die praktischen Fähigkeiten gestärkt werden und mehr Selbstvertrauen zu bekommen.
Situation damals:
Grund und Hauptschule im Frankfurter "Kiez" 1-10 Klasse.
Lehrer ohne wirklichen Plan was erlaubt und möglich ist. Gerade ab Stufe 7
Keine Gelder
Dann kam ich:
Hauptschüler mit Tischlerausbildung und Weiterbildung zum Holztechniker aber nur mit Baustellenpädagogischer Kenntnis (also Keine) und Budget.
Um überhaupt erst mal Projekte durchführen zu können wurden alle Maschinen in Schränke verbannt.
Tischkreissäge, Ständerbohrmaschine, Abrichte wurden in einem separaten Raum verlegt mit Zutrittsverbot.
Zudem alle Maschinen durch einen Hauptschalter vom Netz getrennt.
Bei den Handwerkzeugen galt die Regel:
"Die Gefahr des Werkzeuges muss erkennbar sein!" Also alle defekten Werkzeuge wurden ersetzt, repariert oder verschrottet.
Buche und Eiche waren wegen den Stäuben tabu.
Hobeln, Raspeln, Feilen waren dem schleifen vorzuziehen.
Teilweise wurde gar nicht geschliffen (spart auch kosten
).
Sicherheitsschuhe waren keine Pflicht, Gehörschutz und Brillen wurden gestellt.
Kleidung wurde am Anfang des Tages geprüft.
Wenn ein gutes Verhalten im Werkraum vorhanden war, konnte man den Bohrmaschinenführerschein machen und anschließend die Ständerbohrmaschine selbstständig bedienen. Später auch der Akkuschrauber der aber ein ständiges Sicherheitsrisiko war.
Bei Fehlverhalten gab es gleich eine Verwahrung und den Rest des Tages die Bohrwinde.
Ständerbohrmaschine war speziell für Lehreinrichtungen.
Mit diesen ersten Maßnahmen fühlte ich mich selber sicher für eine Durchführung von Projekten mit teilweise sehr speziellen Charakter.
Wichtig war es immer konsequent zu bleiben, da schwächen sofort ausgenutzt wurden.
Träger war in diesen Fall das Schulamt und ein städtischer Verein der aber bei richtiger Argumentation auch Gelder zur Verfügung gestellt hat.
Gerade dann, wenn man positiv in den Medien auftreten konnte.
Auch wenn ich dort nicht mehr tätig bin gibt es das Projekt in angepasster Form noch immer.
Zudem habe ich immer noch Kontakt zu mehreren Schülern die jetzt fest im Berufsleben stehen, so das ich zurückblickend sagen kann, das sich diese Arbeit und Gelder lohnen wenn im Rücken der richtige Arbeitgeber steht und einen unterstützt.
Lg der micha