Behördenausschreibung, eine kleine Geschichte.

brubu

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Also seit heute geht es weiter mit nicht wissen wie es weitergeht? Oder habe ich das noch zu einfach formuliert oder als Holzkopf falsch verstanden? Ganz gut wenn Stillstand ein "Weitergehen" ist.
Gruss brubu
 

U.Tho

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Um öffentliche Aufträge mache ich seit 20 Jahren einen großen Bogen - mein Lieblingsklientel hockt im Industriegebiet.
 

inselino

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Als jemand der in einer Behörde arbeitet kann ich zwei Sachen sagen:
1. Behörden sollten endlich Vertragsstrafen verhängen können
2. Wer keine Verantwortung übernimmt sollte gegangen werden können

Das funktioniert aber aus unterschiedlichen Gründen nicht. Im öffentlichen Dienst gibt es weit weniger Geld als in der Industrie. Dafür sind die Arbeitsplätze eben auch sicherer als in der Industrie. Dementsprechend gibt es an vielen Stellen aber hohe Hürden für Entlassungen, denn "betriebsbedingt kündigen" gibt es quasi nicht.
Dem folgt, dass viele Menschen viele Jahre an den gleichen Stellen sitzen und es selten um die Sache und mehr ums Prinzip und die eigenen Vorstellungen geht. Was Sachbearbeitungen blockieren können ist unglaublich. Entweder weil sie es nicht kennen und auch nicht möglich machen wollen, denn da müsste man sich ja ggf. mit Widerstand auseinandersetzen oder anderen Gründen.

Gleichzeitig gibt es keine Strafen, wenn Dienstleister ihren Verträgen nicht nachkommen. Ich habe 2021 in meiner Behörde angefangen. 12 Monate vorher ging die Klimatisierung eines Raumes kaputt. Jetzt verlasse ich bald die Behörde und die Klimatisierung geht immer noch nicht. Monatelang können wir nicht arbeiten und es passiert einfach nichts. Es gibt keine rechtliche Handhabe oder neimanden, der sie durchsetzen will und die Handwerker machen einfach was sie wollen. Das letzte Mal haben sie das Fenster kaputt gemacht, wie auch immer das passiert ist.
 

inselino

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Ne ich bin in den Materialwissenschaften unterwegs und eigentlich von Haus aus Chemiker. Und die Normen sind da doch relativ präzise, wenn die sagen 20+-2 Grad Temperatur, dann kann man tatsächlich im Hochsommer fast gar nicht messen. Denn du kannst auch nicht einfach mal nacht das Fenster zum Labor offen lassen (abgesehen davon, dass die Klima Jungs das dann kaputt gemacht haben).
Ist sicherlich eine totale Sondersituation, ist jetzt auch auf dem Rechtsweg soweit ich weiß und Behörden verzapfen sicher auch echt ne Menge Mumpiz das will ich nicht in Frage stellen und im Thread ging es ja gerade um diese frustrierende Erfahrung.

Fun Fact, wer im Labor mit Diethylether arbeitet und keine Klima hat kann im Sommer eigentlich auch nciht arbeiten. Das Zeug hat einen Flammpunkt von 50°C oder so, sprich wenn da ein dunkler Gegenstand in der Sonne liegt würden sich Dämpfe daran entzünden können.
 

Holzwerker1984

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Es gibt ja auch im Holzbereich ausreichend Prüfungen, bei denen klimatisiertes Holz geprüft wird. Entweder im Standardklima oder unter extremen Bedingungen für Holz und/oder Klebstoff.
Wenn das Klimagerät nicht funktioniert kann man tatsächlich nicht prüfen.

Schöne Grüße
 

Martin45

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Ja, bei Behörden braucht es von der Idee oder der Anfrage bis zur Ausführung ca. 5 Jahre, habe ich irgendwann mal rausgefunden. Inzwischen ist diese Formel sogar schon einige Male von mir evaluiert worden. Die 5 Jahre gelten nicht nur für komplexe Dinge wie komplette Sanierungen, sondern auch für scheinbar einfachere Dinge, wie "Wir brauchen in Gebäude 23 in jedem Gang einen Mülleimer im Flur". Das ist aus meiner Erfahrung eine wirklich sehr häufig zutreffende Zeitspanne. Dementsprechend kann man erstmal ziemlich relaxt bleiben und nach 4 relaxten Jahren ziemlich sicher sein, dass es bald los geht.
 

carsten

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Hallo

bei der Wartung oder Reparatur spielt es auch häufig eine Rolle wer das Teil ursprünglich montiert hat.
Bei öffentlichen Ausschreibungen ist es häufig ja so dass die den günstigsten nehmen MÜSSEN. Die kommen häufig aus dem Ausland. Die Arbeit ist OK, Normen und Co werden eingehalten. Das Problem kommt dann bei Reparaturen. Die ursprünglichen Firmen werden häufig als Projektfirmen gegründet. Danach wieder aufgelöst. Gewährleistung an WEN ??? Zudem sitzt die Fa in Portugal oder Ungarn.

Jetzt wird der örtliche Handwerker gefragt. Nehmen wir den Bereich SHK. Diese Handwerker haben derzeit gut zu tun. Auf was hat der mehr Bock. Die Neuinstallation der Heizung beim Malermeister Müller oder eben die Reparatur der unbekannten Installation bei Gemeinde XY.
Nach .... je nach Dringlichkeit erbarmt sich dann ein Fachbetrieb aus 450 km Entfernung. Auf die Frage nach der Dokumentation bricht hektische Betriebsamkeit aus. Planendes Architekturbüro: wurde an Bauherr weitergegeben, dieser hat es an den Projektentwickler weitergegeben, der an den Nutzer und dort weiß keiner was mit anzufangen. Verstaubt in irgendwelchen Schubladen oder Regalen.
WENN man Glück hat gibt es einen Hausmeister der sich wirklich als solcher versteht. ABER die werden immer seltener. Alles outgesourct an Facility Management Firmen. Und was macht ein Facility Manager: Richtig er delegiert Arbeit: Wenn ein Leuchtmittel defekt ist, delegiert er das an einen Elektriker, für den defekten Schließzylinder kommt jdm von einer Fachfirma, innen putz eine Gebäudereinigungsfirma, und außen ein Hausmeisterservice.
Die beauftragte Fachfirma aus dem Bereich SHK rückt also mit 3 Fachleuten an die sich erst mal 1/2 Tag einen Überblick verschaffen müssen. Geschätzt 75 m² OWA Decke öffnen um den Kühlkreislauf nachzuverfolgen. Ursache ist ein defektes Ventil. Der Tausch dauert 25 min.
Eigentlich ein Gewährleistungsfall. ABER die reparierende Fa fühlt sich (zurecht) nicht zuständig. Der Hersteller möchte einen Lieferschein bzw verweist auf den Fachhändler.
Nur WER hat das WANN und WO gekauft ? Also stellt die reparierende Fa das dem Facilitiy Management in Rechnung, diese schlägt 17,33 % drauf und schickt eine an den Nutzer. Dieser leitet es weiter an den Bauherrn (ist ja Gewährleistung). Der versucht wiederum den ursprünglichen Handwerker in Regress zu nehmen. Nach 4,5 Monaten und der 3. Mahnung zahlt irgendwer die 73 € Materialkosten, 527, 37 € Lohnkosten, und 377, 78 € Fahrtkosten... Die Reparaturfa fügt die Vorwahl der Gemeinde dem Sperrliste ihres Telefonsystem hinzu und setzt die Mailadresse als SPAM.

Man könnte es auch zusammenfassen: "Wir sparen, koste es was es wolle."
 

wasmachen

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Schöne Ausformulierung von #31....
Wobei das mit dem 'Billigsten' vom Gesetz her glaub schon lange passé ist, Sie könnten auch den 'Günstigsten'.... machen se aber eher nicht...
 

teluke

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Solange Parlamente ihren Erfolg an der Anzahl der beschlossenen Gesetze und Verordnungen messen wird sich da auch nie was ändern.
 

Lico

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Ich hab das jetzt nicht alles gelesen, aber kann das sein, dass in den Behörden der Unterschied zwischen Architekt und Bauingenieur nicht so richtig verstanden ist? Früher hatten die Baubehörden ja eigene Ingenieure, die die Baumaßnahmen im Griff hatten. Jetzt nach Jahrzehnten Personalabbau müssen sie die Baubetreuung extern vergeben und verwechseln dabei möglicherweise Architekten mit Ingenieuren. Von letzteren gibt's vielleicht auch nicht ganz so viele.

Lico
 

Mitglied 92456

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Heute haben wir eine Mail bekommen, das am 27.11 Bauabnahme ist. Ich weiß gar nicht ob ich lachen oder weinen soll.
Am Mittwoch waren wir nämlich vor Ort um die Türblätter einzuhängen, aber der Maler war noch nicht fertig.
Jedenfalls sprach mich der Elektriker an, das meine Türen alle falsch herum aufgehen und die Schalter und Steckdosen jetzt hinter den Türen sind. Wir haben dann festgestellt, das die Türen in den Plänen des Elis alle gespiegelt sind.
Weiterhin waren die Mitarbeiter von der Behörde die dort einziehen vor Ort um sich mal den neuen Arbeitsplatz anzuschauen. Dabei wurde bemerkt, das der Nebentrakt des Gebäudes, in dem die Sozialräume und der Technikraum ist keinerlei Strom haben. Es gibt dort weder Steckdosen noch Schalter und Leuchten.
Dort gibt es zwar Schaltschränke für die Brandmeldeanlage, die Alarmanlage sowie die Klimaanlage, die sind aber nicht an das Stromnetz angeschlossen. Der Elektriker hat den neuen „ Mietern“ dann erklärt, das die Elektik in dem Bereich nicht in seinem Auftrag ist. Er hat mindestens 10 mal nachgefragt hat, ob er die Elektrik dort nun machen soll. Das wurde aber explizit verneint.
Positiv zu bemerken ist aber, das dieser Nebentrakt der einzige Bereich ist, der Malertechnisch komplett fertig ist. :emoji_grin:

Zu allem Überdruss haben wir heute noch eine Änderung für die Treppe bekommen „die wir am Montag einbauen wollen“. Diese soll jetzt nicht mehr in Esche sein, sondern weiß HPL belegt. :emoji_fearful:
Die scheinen zu glauben ich prügel die erst am Montag auf der Baustelle zusammen.
 

tiepel

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Hi,
ich will hier niemanden bloß stellen, schon garnicht den Hamburger Jung...
Was ich gerne verstehen möchte:
Die Zargen können doch erst eingebaut werden, wenn der Elektriker fertig ist und der Raum verputzt wurde.
So habe ich es jedenfalls bei meinem großen Umbau gemacht...
Dann muss doch normalerweise auffallen, dass die Steckdosen auf der falschen Seite der Tür sind, wenn die Zargen eingebaut werden, oder?
Gruß Reimund
 

Mitglied 92456

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Das sind Trockenbauwände, da lagen die Kabel in der Wand und der Eli hat die nachträglich geangelt. Selbst wenn wir es gemerkt hätten, hätten wir nichts mehr ändern können. Das sind Objekttüren mit 12 Wochen Lieferzeit.
 

ChrisOL

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Die Leute in den Behörden sind doch am Wochenende oftmals auch recht normale Menschen.
Was passiert denen beim betreten des Gebäudes? Legt man da jede Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein ab und klammert sich verzweifelt an Anweisungen?

Wenn das meine Mitarbeiter machen würden weiß ich nicht ob da wirklich eine zweite Chance vorhanden wäre.
 

Mitglied 59145

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Ich habe mich für lachen entschieden, aber auch nur weil es nicht mich stresst!

Ich hoffe das ist für dich nicht zum Nachteil.

Solche Sachen kenne ich nur aus England und Irland. Da hast du mit einer Ansichtszeichnung einer Schrankwand vor einer Wand gestanden und wirklich zehnmal geprüft ob das die richtige ist, irgendwann sind wir dazu übergegangen loszulaufen und zu gucken wo die Möbel evtl doch passen könnten.

Auf derselben Baustelle haben wir auch an die Hundert Blockzargen erstmal bandseitig montiert. Die mussten unbedingt rein, Türblätter gab es aber nicht.

Kamen dann 5 Wochen später, inzwischen war der Verputzer da.....

War wirklich interessantes Arbeiten!
 
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