Ich habe mir ganz ähnliche Gedanken gemacht. Die Anforderung bei mir ist auch recht speziell, da die gewünschte Passform einigermaßen nicht-standardmäßig ist und wir eine fertige Küche deutlich anpassen lassen müssen. Dazu kommt in meinem Fall noch, dass wir bspw. Innenhausfenster in Richtung Flur integrieren wollen (wegen des Lichts im Flur vom Küchenraum aus) und anderes.
Die Materialkosten sind eher das kleinere Übel. Ich habe die/unsere Zahlen grad nicht vorliegen, aber es waren etwa 3-4000 EUR inkl. Beschläge - wobei Furnierarbeiten und anderes noch nicht ganz sicher sind und vermutlich an Dienstleister vergeben werden müssen. Dazu kommen in meinem Fall noch komplett neue Elektrogeräte.
Das wirklich Üble ist der Maschinenpark, wenn man das einigermaßen effizient (oder überhaupt) machen möchte. Fräse, Kreissäge/Tauchssäge, Führungssystem, Absaugung (ein im Vorfeld nicht bedachter Posten, der sich aber schnell als absolut nötig gezeigt hat), Schablonen, lange Zwingen und so weiter und so weiter. Alleine für dieses Werkzeug liege ich aktuell bei etwa 2500 EUR - und ich habe NICHT das Beste gekauft (und kaufe vermutlich teilweise doppelt >.<). Geplant sind aber noch mal locker 1000 EUR, wenn das reicht. Und dann läge ich immer noch im Bereich "kann man mit arbeiten, flotter und einfacher wird es aber nicht".
So wirklich "billig" wird die Küche nicht. Aber sie hat durchaus ihren Charmen:
- etwas günstiger als fertig ist sie trotzdem
- entspricht 100% dem was ich möchte
Aber ich stecke sehr viel Arbeit schon im Vorfeld in die Küche:
- Planungsarbeiten: sehr aufwändig, wenn man das nicht gewohnt ist, nicht nur die eigentliche Küche, auch die Logistik und die Baureihenfolge (hier braucht es wirklich einen Projektplan, sonst verzettelt man sich total)
- Gedanken zur Gestaltung inklusive Messebesuchen, Möbelhäusern etc. pp.
- sehr viel Literatur zum Selbststudium (Holzkunde, Verarbeitungstechniken, allgemeines)
Ich hatte alleine für den Rohbau ohne Feinheiten etwa 6 Wochen geplant. Das ist arg optimistisch gewesen und das weiß ich auch mittlerweile. Würde meine Planung heute eher im Bereich 3 Monate ansiedeln (ich muss das nach meinem Job machen und habe täglich etwa 3-4 Stunden Netto"krach"arbeitszeit, weil ich auch noch Nachbarn habe, dazu kämen evtl. noch 2 Stunden Werktags für stille Arbeiten und Sonntag). Dazu kommen in meinem Fall noch Übungsprojekte, um mich erst einmal fit zu machen in den nötigen Fähigkeiten (dafür habe ich 6 Monate eingeplant, Baubeginn Küche wird Juni/Juli sein).
Weitere Probleme:
- wohin mit den Teilen, die bereits fertig sind oder die trocknen müssen (ich habe keine Villa, sondern ein normales Haus, jedes Teil mindestens 2-3 Tage)?
- wohin mit den Teilen, die bspw. verzwingt liegen müssen (meistens 1 Tag)?
- wohin mit dem Material, dass noch unbearbeitet ist (Wochen)?
- wie transportiere ich große Holzstücke bspw. für Arbeitsplatte und Co. (Kosten für Lieferung bzw. großer Transporter)?
- wie kriege ich die Nachbarn beruhigt (Dämmung, Doppelhaushälfte)?
- dank Hund/Haustieren ist ein Teilaufbau kompliziert und anfällig für "Probier"-Attacken - d.h. alles muss außerhalb der von den Tieren bewohnten Bereiche bleiben.
Neben den großen Werkzeugen braucht es auch passende Arbeitstische (kann man selbst bauen, kosten aber trotzdem Geld), Öle (hier wird es teuer und/oder sehr komplex), Pinsel, Bohrer, Winkel, dutzende Kleinteile wie Zwingen, Schrauben, Dübel und so weiter.
Nach aktuellem Plan liege ich von den Kosten her insgesamt etwa bei der Hälfte einer hochwertigen Massivholzküche. Aber wenn ich das Kosten-/Zeit-Verhältnis betrachte, muss man da schon Überzeugungstäter sein.
Ach ja, noch vergessen...
- Fließen/Glaselemente/Spritzschutz
- Dienstleister für Durchbohrung Dunstabzug (wir haben bisher einen Innenraum"abzug")
- Bodenarbeiten
- Materialkosten für fehlerhafte Elemente, Unfähigkeit meinerseits etc. pp.
Was dann noch dazu kommt ist der eigene Ehrgeiz. Wenn man eh schon mal eine Schublade baut, wieso baut man sich nicht direkt noch eine angepasste Besteck-Schublade. Wenn man eh grad dabei ist, wieso nicht noch ein weiteres Mal schleifen und Ölen. Wenn man eh grad das Werkzeug da hat, wieso nicht noch "schnell" den Wohnzimmertisch... die zeitliche Planung, das ist absehbar, wird nicht einhaltbar sein; für mich wichtiger (weil deutlich stärker begrenzte Resource) ist aber der finanzielle Rahmen.
Hobbyprojekte in dieser Art haben den riesen Vorteil, dass es unheimlich Spaß machen kann und im Idealfall niemand drängelt und wir uns alle Zeit der Welt nehmen können, um das für unsere Verhältnisse ideale Ergebnis zu bekommen. Aber wir brauchen finanziell einen großen Puffer für Unvorhergesehenes, unheimlich viel Zeit und Muße, Partner und ein Umfeld, dass hinter uns steht - für viele Wochen.
Wirtschaftlich gesehen totaler Unsinn, wenn du mich fragst. Aber das heißt ja nicht, dass wir es nicht trotzdem tun sollten - ich werde