Endbehandlung Ahorn (Queues)

RickM

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Hallo Forumsmitglieder,

ich bin beim Googeln auf diese interessante Plattform gestoßen und bitte um Ratschläge von Holz-Profis.

Es geht dabei um die Pflege von Queues (Billardstöcken) aus hartem und unlackiertem Ahornholz. Die Oberteile oder Schäfte verschmutzen mit der Zeit stark durch Handschweiß, Kreiderückstände, Talkum, Staub und Dreck von der Tischplatte.

Die Reinigung des Holzes an sich ist recht einfach: Entweder benutze ich sog. Schmutzradierer oder – bei besonders hartnäckigen und tiefen Verunreinigungen – Schleifpapier (letzteres nur in absoluten Ausnahmefällen).

Allerdings bereitet mir die Endbehandlung (Versiegelung, Glättung, Finish) Schwierigkeiten.

Deshalb meine Frage an die Profis:
1. Wie bekomme ich eine optimale Versiegelung des Holzes hin, so dass zukünftige Verschmutzungen verzögert werden?
2. Wie bringe ich das Holz zum Glänzen und die natürliche Farbe und Maserung zum Vorschein?
3. GANZ WICHTIG: Wie bekomme ich das Queue seidenglatt, so dass es wie nichts durch die Finger gleitet?

Wichtig ist dabei noch Folgendes:
Ich verwende eine Drechselbank (max. Leistung 2100 Umdrehungen/Min).
Der Einsatz von Schleifpapier muss aus verständlichen Gründen soweit wie möglich vermieden werden, und die eingesetzten Mittel bzw. Anwendungen müssen schnell wirken.


Leider habe ich noch nicht die optimale Methode entdeckt.
Es gibt zwar viele Pflegemittel speziell für Queues auf dem Markt (Sealer, Polisher, Cleaner, Conditioner und und und). Allerdings basieren diese Mittel meist auf Chlorbasis; sie sind durchweg teuer, aggressiv und nicht wirklich effektiv und sie verfärben meist das Holz.

Ein Bekannter gab mir den Rat das Clou Antikwachs zu verwenden; das Holz würde dadurch schön glänzen und glatt werden wie der viel zitierte Kinderpopo. Also habe ich es „streng nach Vorschrift“ angewendet (scil. mit 240er schleifen, Wachs auftragen, über Nacht einziehen lassen, nächstentags polieren). Aber das Resultat war enttäuschend: Das Holz hat richtig ätzend zwischen den Fingern geklebt und von Glanz war nichts zu sehen. Na ja, dafür habe ich jetzt hier ein Liter Sondermüll rum stehen, und das Holz stink schön wie der Schlot von BASF.

Ein Holzhändler und Restaurator empfahl mir folgende Anwendung:
Sanding Sealer von Akanthus, danach mit Stahlwolle polieren und zum Schluss ein Ardvos-Holzöl von Livos auftragen.

Die Beraterin von Livos hingegen riet mir dringend von der Verwendung eines Sealers ab.
Ich solle nur Gormos Wachsöl auftragen, sonst nichts.

Und schließlich meinte ein dritter Holzkundiger, dass sämtliche Holzöle, Sealer etc. für meine Zwecke ungeeignet sind, da immer ein schmieriger Öl-Film auf dem Holz zurück bleibt, der mit der Zeit anfängt zu kleben, wenn das Queue durch die feuchten oder trockenen Finger gleitet. Außerdem würden die Mittel das Holz verfärben. Er empfahl mir die Verwendung eines festen Wachses, sofern die Drechselbank 3000 Umdrehungen/Min schafft; hilfsweise plädierte er für Flüssig-Wachs; aber alles ohne Gewähr.

Ich bin jetzt wirklich verwirrt und habe auch keine Lust, sämtliche Mittel selbst auszuprobieren, der Fehlkauf des Clou Antikwachses hat mir gereicht.

Auch hier im Forum bin ich nicht wirklich schlauer geworden. Jeder scheint seine ganz eigene Methode zu haben und andere Mittel zu bevorzugen (der/die eine arbeitet etwa nur mit Holzöl, andere hingegen bevorzugen eine vorherige Schellack-Grundierung etc.). Abgesehen davon, geht es meist um die Endbearbeitung von Holzmöbeln; bei diesen mag ein Schutzfilm von Öl, Wachs etc. nicht weiter stören – ganz im Gegensatz zu Queues.

Ich hoffe bezüglich meines Problems auf hilfreiche Tipps der Woodworker.

Danke für die Mühen im Voraus und beste Grüße

RickM
 

tischlersven

ww-pappel
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hallo rickm! verstehe nicht so recht wo das problem liegt.und was die drechselbank damit zu tun hat. ich würde die queues mit pur lack ( gibt es auch speziell für helle hözer , d.h . das holz wird kaum angefeuert ) lackieren . allerdings sollte der lack mit spritzpistole sauber aufgetragen werden . ist danach absolut widerstandsfähig u. glatt wie sonstwas. gruß,sven.
 

RickM

ww-pappel
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Hallo Tischlersven,

um Gottes Willen; die Oberteile dürfen auf keinen Fall lackiert werden, sonst gleiten sie nicht mehr durch die Finger.

Gruß

RickM
 

hemmi1953

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Hallo RickM,

hilft dir dieser Ausschnitt aus der Wikipedia weiter? Aber wahrscheinlich kennst du den Artikel schon:

"Bei der Herstellung wird die Holzoberfläche des Queues abschließend mit Lack versiegelt. Dieser Schutz sollte vor dem Gebrauch im oberen Bereich abgeschliffen werden, (was mittlerweile schon in der Fabrik geschieht), weil das geschliffene Holz beim Stoßen besser über die Finger gleitet. Schleifpapiere mit Korngrößen von 700 bis 2.000 können verwendet werden, um das Holz im oberen Bereich zu polieren und von oberflächlichem Schmutz zu befreien. Allerdings wird mit jedem Poliervorgang etwas Material abgetragen. Manche Spieler bevorzugen daher eine Reinigung des Holzes mit einem mit Wasser und einem Reinigungsmittel (z. B. wenig Spülmittel) angefeuchteten Schwamm. Nach einer solchen feuchten Reinigung (die auch umstritten ist) muss das Holz fest mit einem sauberen Stück Papier, Leder oder Stoff abgerieben werden, um das Holz wieder zu glätten und gleitfähig zu machen. Spezialpflegemittel finden sich im einschlägigen Fachhandel."

Gruß Christof
 

edelres

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Que

Hallo Rick,

Die von dir aufgeworfenen Fragen und die darauffolgenden Antworten las ich mit grossem Interesse.

Ich habe Gewehrschaefte(*) mit Leinoelfirnis gefinnisht. Die Trapp/Skeetschuetzen, verlangten, dass der Schaft sich glatt und gleitend verhielt. Er durfte durch Handschweiss nicht nicht rutschen, noch bei trockenen Haenden wiederstand leisten.

Ich vermute, dass sowohl bei der Fuehrung des Que, als auch des Gewehrvorderschaftes die gleichen Voraussetzungen vorliegen. In beiden Faellen ist die praezise, jederzeit wiederholbare Fuehrung des Sportgeraetes ausschlaggebend fuer den Erfolg.

Ich wuerde einen Versuch machen, indem ich ein Que etwas weiter als das Fuehrungsteil, mit 180er Schleifpapier sauber schleife. Nun trage ich Leinoelfirnis auf das geschliffene Holz auf, beobachte dabei dass die Oberfllaeche gleichmaessig oelnass ist, zeigen sich Trockenstellen, trage ich dort mehr Firnis auf. Nach einer halben Stunde wische ich alles ueberschuessige Oel ab. Nach vierundzwanzig Stunden, trage ich wieder Oel auf und mit einem Schleiffliess, schleife/masiere ich das Oel ein, nach ca dreissig Minuten wische ich wieder das Ueberschuessige Oel ab und lasse dies wiedrum vierundzwanzig Stunden Trocknen. Nach dem dritten Firnisauftag warte ich eine Woche und trage dann in weiteren Abstaenden Leinoelfirnis in der oben genannten Weise auf.

Mit der Zeit ergibt sich eine Oberflaeche, welche sich nicht beschreiben laesst. Diese ist handschmeichelnd, ohne rutschig zu sein. Da der Oelfilm in der Holzoberflaeche liegt ergeben sich keine Ansaetze, welche bei auf der Oberflaeche befindlichen Matrialien (Lack usw) sich bilden.

Die Reinigung einer geoelten Oberflaeche ist einfach, mit einer milden Seifenlauge (Spueli) lassen sich Schmutz und Hautfett usw rueckstandsfrei entfernen, auch Oel, z. B. Babyoel ist zur Reinigung geeignet.

(*) Mir kam es dabei mehr darauf an, die Schoenheit der Holzmaserung sichtbar zu machen, die anderen Vorteile ergaben sich so nebenbei. Gewehrschaefte werden seit mehr als 200 Jahren mit Leinoel behandelt, dazu wurde gereinigtes Leinoel als auch Leinoelfirnis verwendet. Damit wurde der Schaft, wiederstandsfaehig gegen Feuchtigkeitsaufnahme/schwankungen.

Eine alte Jaeger/Schuetzenregel sagt: „Der Lauf schiesst und der Schaft trifft“.

Als Gedankenanstoss.

mfg

Ottmar

PS: Beim Billiardspiel ist die Koordination der Funktion von Auge Fuehrungs und Stosshand ausschlaggebend, jede Behinderung einer dieser Bedingungen fuehr zum Misserfolg, genau so wie beim Schiess-sport.
 

RickM

ww-pappel
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Hallo edelres,

erstmal vielen Dank für Deinen fundierten und sachkundigen Kommentar.

Leider ist die vorgeschlagene Methode zu zeitaufwändig. Wenn ich das richtig verstanden habe, dauert die Prozedur ein bis zwei Wochen und das ist definitiv zu lange.
Abgesehen davon muss man mit Flüssigkeiten bei Queues vorsichtig sein:
Je nachdem wie tief und intensiv sie ins Holz einziehen, können sich die Spieleigenschaften des Schaftes ändern (das Holz kann eventuell „aufweichen“ oder härter werden was Hit, Deflektionsverhalten etc. beeinflusst). Des Weiteren muss man extrem aufpassen, dass sich der Schaft - in Analogie zu einem Gewehrlauf - nicht verzieht und krümmt.

Ich sehe, dass die Endbehandlung des Queue-Schaftes eine Kunst für sich ist und eine Patentlösung nicht existiert.

Vielleicht kann ich mich aber mit Deiner Hilfe und der Hilfe der anderen Woodworker an eine passable und annehmbare Endbehandlung herantasten.

Im Vordergrund soll dabei nur noch die Versiegelung und Glättung/Polierung des Holzes stehen. Ästhetische Aspekte, wie besonderen Glanz und Betonung der natürlichen Maserung des Holzes möchte ich ganz hinten anstellen, einzig und allein: das Holz soll nicht verfärbt werden.

Die Ausgangsposition soll folgende sein:
Das Holz ist gereinigt (sei es durch einen Schwamm, sei es durch Schleifpapier), trocken und offenporig (würde man jetzt damit spielen, so würden sich die Poren in Windeseile erneut mit Schmutzpartikeln füllen).

Ziel soll nun sein, die Poren zu schließen und das Holz zu versiegeln, so dass es zukünftige Verschmutzungen schwer haben. Die Versiegelung sollte aber glatt sein und darf nicht dazu führen, dass das Holz klebt.

Wäre in dieser Situation die Anwendung eines Sanding Sealers sinnvoll?
Ich habe gelesen, dass der Sanding Sealer in erster Linie ein Porenfüller ist und damit genau das ist, was ich erreichen will.

Vielen Dan im Voraus und beste Grüße

Rick
 

HMP

ww-pappel
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Der thread ist jetzt zwar schon ewig alt, falls das Problem aber noch immer aktuell sein sollte kann ich folgendes dazu sagen:

Ich schwöre bei Möbeloberflächen prinzipiell auf Hartwachsöl. Das ist einfach aufzutragen, relativ pflegeleicht und hat bei weitem mehr Charme als lackierte Oberflächen - optisch wie auch haptisch. Das Holz bekommt dadurch eine Oberfläche mit einer gewissen ... "Griffigkeit" was ich bei Möbeln recht angenehm finde.

Als ich allerdings vor einiger Zeit meinen E-Bass saniert habe, habe ich im Musikladen probeweise Limonenöl und Warwick Surface Finisher Wachs besorgt - einerseits, weil ich wie gesagt nicht gern lackiere, und andererseits weil mir lackierte Oberflächen auf Instrumenten zu glatt sind und sich dadurch besonders mit schweißfeuchten Händen eine ungutes, leicht klebriges Gefühl ergibt.

Ich habe das Öl also mehrmals auf das gesamte Instrument aufgetragen, ein paar Stunden einziehen lassen und anschließend mit einem sauberen, hellen Tuch eingerieben. Nach 4 oder 5 durchgängen und ein, zwei Tagen wartezeit dasselbe mit dem Wachs. Das Ergebnis war eine herrlich spielbare Oberfläche, seidenglatt und ohne jegliches kleben.

Die Wachsschicht gehört natürlich je nach Beanspruchung hin und wieder erneuert. Schmutz entfernt man einfach mit dem Limonenöl, auftragen und gut abreiben. Falls das nicht hilft, sehr feinkörniges Schleifpapier.

Bis mir irgendwo irgendwann zufällig etwas besseres unterkommt, behandle ich Gitarrenhälse und ähnliche greif- und gleitbauteile ausschließlich nur mehr mit dieser Methode. Viele schwören hier zwar auf Ballistol, aber ich denke mir, dass ein Gewehrschaft dann doch anderen Ansprüchen genügen muss als ein Gitarrenhals oder ein Queue.

Just my 2 Hobelscharten...
-L
 
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