Ich hab bis zur Hälfte des Threads gelesen (weil ich im Begriff bin, mir eine Holzmann TS250 in 400V zu kaufen) und wie schon öfter hier, denk ich mir, was für ein Ton. Wie im Kindergarten, nur tragen alle ungesicherte Glocks.
Hier mal eine Perspektive die ich relevant zum Thema finde.
Ich bin in der IT, (IT die Hardware herstellt, aber selber mach ich Software), und in unseren Kreisen war China immer "der Hardware Produzent". Die können das richtig, richtig gut, man braucht nur Connections (je nach Branche woanders) und am besten hat man vor Ort Leute die gegenchecken und Wege abkürzen (zB TÜV) für (!) westliche Standards. Für IT hardware funktioniert das unter oben genannten Vorraussetzungen exzellent gut und degradiert in Abwesenheit entsprechend.
Aber nie, NIE waren die Chinesen auch nur eine Silbe wert wenn es um Innovation ging, Ideen haben, gutes Produkt *entwickeln*.
So, jetzt (vor vier Jahren) hab ich wieder mal Kohle und will die in einem ordentlichen Oszilloskop anlegen. Nach viel Recherche sagt jemand "Rigol, schau Dir mal das Video von Dave an". Dave ist ein Elektrotechnikingeneur in Australien, der kleine und grosse Dinge gemacht hat, und jetzt hauptsächlich Youtube Videos macht. Der Typ ist un-be-stechlich. Und der macht dieses Video hier:
... und daraufhin kauf ich mir das. Das Teil ist *fantastisch* engineert fuer den Preis um den es zu haben war damals. Nicht nur konnte/kann man es unlocken und mehr Funktionen freischalten, nein, die Benutzbarkeit (Benutzeroberfläche), Genauigkeit und Verarbeitungsqualität ist massstabsetzend für den Preis. Dave hat das Teil dann aufgemacht, und es wurden auch anständige Komponenten verbaut, aber in Form von guten, effizienten und robusten Lösungen die wenig kosten. Dave ist da für seine Massstäbe die Kinnlade runtergefallen.
Und ja, wir kriegen keine Software mit aus China, aber das ist halt das wo ich mich halt auskenn, nur kann ich deren Sprache nicht. Dieses Oszilloskop war das erste mal wo ich mir bei Software auf einem günstigen Oszi (Bedienführung) dachte "wow, das ist gut gemacht, das kann sogar ich".
Was ich sagen will: für mich und für jemanden den ich sehr fähig halte, gibt es Vergleichspunkte die sagen "die können das jetzt so gut wie wir, vielleicht sogar besser".
Mit Maschinenbau ist das sicher auch der Fall, aber solang jemand seine Produktionsstrasse nicht upgraden will, baut er dort halt immer günstiger. Heisst aber nicht dass nicht drei Strassen weiter ein cleveres Startup oder eine vollkommen automatisierte High-Tech Fabrik mit lights-off Produktion gibt, die Zeug für westliche Autos macht. Und halt alles dazwischen.
Wer ein bisserl Ahnung hat von Werkzeug oder sogar Werkzeugbauer ist, der wird niemals sagen "In China fabriziert" == Chinaböller. Das Wort "Chinaböller" gibt es aus einem Grund. Da reden wir von Werkzeug wo so günstig produziert wurde, dass es der falsche Stahl, gebrauchte Kondensatoren, Zulieferer hatte einen Wasser/Hitzeschaden, zu grosse Fertigungstoleranzen ... so Zeug eben hat.
Aber es gibt da noch die, und die bauen nicht viel oder nur ums doppelte teurer (weil da gehts um Rohstoffe und Qualität der Zulieferbetriebe hauptsächlich, die machen den Preis, das sind lösbare Probleme), die ein wenig Ihren Kopf einsetzen und "IKEA Powertools" bauen, halt "Your Brand Here". Some assembly required. Und solang die das so machen, dass sie drauf Rücksicht nehmen dass ich möglicherweise das Anschlusskabel tauschen, oder einen Queranschlag selber bauen können will um das Ding zu vergolden - solang ist mir das sehr, sehr recht. Weil mit IKEA kommt der Preis.
Ja, dann les ich halt die Anleitung und schau Youtube Videos wie man das Ding am besten auf die Seite legt. Das mach ich einmal. Einen Biesemeyer Anschlag mod ich mir ein mal drauf. Die Frage ist für mich eher:
- funktioniert das Ding wie gedacht?
- Passen wichtige, nicht einfach tausch- oder modifizierbare Komponenten wie Motor, Toleranz der Spindel (hatte unlängst einen Chinaböller da hatte das 30mm Loch Blatt einen Wabbel von 3-4mm), Gusstisch usw?
- gibt es Hilfe falls es wirklich nicht passt?
Die Frage ist für mich nicht:
- sind alle Kanten entgratet? (das kann ich selber)
- ist der Parallelanschlag der Beste aller Zeiten? (das kann ich bauen - selber)
- sind die Schrauben des Unterbaus beste Festigkeitsklasse? (die kann ich tauschen - selber)
Ich glaub Ihr bekommt eine Idee was ich mein. Ich bin ein mündiger Konsument. Ich bin zwar noch kein Kunsttischler, aber man muss mich (oder andere die ihren Kopf anschalten) nicht beflegeln dafür. Ich hab auch schon vererbtes Werkzeug gesehen das Totalschaden war weil das Drehen und Konfektionieren einer neuen Welle die Hälfte des Gebrauchtwertes gekostet hätte. "Durchgenudelt" ist kein Ausdruck was man bekommen kann um viel zu viel Geld. Und wenn man genug weiss wie so ein Teil funktioniert, kann man sich auch das Neue China Fabrikat kaufen, weil man gut genug recherchieren kann.
Es wär schön wenn dieses Forum ein Ort sein könnte wo Leute mit neuer Information nicht überbrüllt werden weil "was nicht sein darf, kann nicht sein". Weil, dann habe ich mehr Daten für meine Recherche.
liebe Grüsse und danke für Zuhören,
Philip