Falsches Parkett verlegt

marcus_n

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@wasjetzt: Habt ihr jetzt eigentlich die Firma schon mal darauf angesprochen und den Makel reklamiert? Schriftlich? Das konnte ich bis jetzt nicht herauslesen. Wenn ja, was sagt die Firma dazu? Oder spekulieren wir hier über ein "könnte sein"?
 

brubu

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Ein ganz extremes Beispiel aus der Schweiz: Eine Tierärztin liess ihre Praxis renovieren. Mit dem Architekten waren 40'000.- Kostendach vereinbart worden. Fertig kostete das dann über 60'000.-. Ging bis vors Bundesgericht und die Ärztin verlor.
Zwar musste sie dem Architekten nicht noch extra 3% der übersteigenden Kosten (stand so im Vertrag) bezahlen, die über 20'000.- Zusatzkosten an die Handwerker musste sie aber bezahlen und hätte auch darauf betrieben werden können.
Begründing? Es entstand ihr kein Schaden, da sie ja einfach eine 20'000.- wertvollere Praxis habe. Und das Versagen des Architekten wurde nur durch das Nichtgewähren der extra 3% gewürdigt.
Wann war das, da gibt es ein anderes Extrembeispiel. Ein Gewerbebetrieb hat mit dem Architekten eine Bausumme von 1,7 Mio vereinbart, der
Architekt hat während des Baus nie über Mehrkosten informiert. Gekostet hat der Bau gut 2 Mio. Dann ist der Bauherr vor Gericht gezogen und
hat den Architekten auf ca. Sfr. 315`000.- verklagt. Der Kläger musste bis vor Bundesgericht, die haben ihm Sfr. 300`000.- Schadenersatz zugesprochen.

Begründung: Es ist Pflicht des Architekten die Baukosten im Griff zu haben (mindestens wenn so vereinbart) und laufend zu überwachen und bei
Ueberschreitung den Bauherrn zu informieren, dass dieser die nötigen Schritte einleiten kann.
Ich weiss nur dies und andere Details aus einem Kurs über Baurechtliche Angelegenheiten, es kann sehr heikel werden bei Kostenüberschreitungen.
Die Bauherrschaft kann, sofern sie Laien sind, sich auf den Standpunkt stellen, wenn sie von der Kostenüberschreitung gewusst hätten, hätten sie
allenfalls eine günstigere Ausführung oder entsprechende Aenderung wählen können.

Ich möchte jedenfalls unter dieser Rechtssprechung nie Bauleiter oder Planer spielen. Die meisten Bauherren haben davon zum Glück keine Ahnung,
sonst gäbe es viel mehr Gerichtsfälle.
Gruss brubu
 

NiklasAG

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Ich weiss nur dies und andere Details aus einem Kurs über Baurechtliche Angelegenheiten, es kann sehr heikel werden bei Kostenüberschreitungen.
Die Bauherrschaft kann, sofern sie Laien sind, sich auf den Standpunkt stellen, wenn sie von der Kostenüberschreitung gewusst hätten, hätten sie
allenfalls eine günstigere Ausführung oder entsprechende Aenderung wählen können.
Unser Umbau hat 70'000.- mehr gekostet bei gestrichenen Gewerken im Wert von etwa 100'000.- und wir können wohl nicht viel tun. Haus ist renoviert, das Geld für notwendige Gewerke ausgegeben, günstiger wäre es kaum machbar gewesen. Dass der Architekt ein Dilettant ist, kann leider nicht eingeklagt werden.
Nur wenn die Bank eine Nachzahlung verlangen würde, könnten wir Schaden geltend machen.
 

brubu

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Umbau ist immer schwierig, meist ist auch nicht klar geregelt was dabei ist und was nicht, was gilt als nicht vorhersehbar, zusätzlich etc,.
Nachdem ich vom genannten Urteil gelesen habe und im Kurs das Beschriebene gelernt hatte war mir nicht mehr wohl, wenn ich daran denke wie viele Handwerker Planungsleistungen erbringen ohne genaue Regelungen. Ich weiss für mich, dass Laien bei Kostenüberschreitungen gute Karten gegen Planer und Handwerker haben können (mit Betonung auf können..)

Ein Bauhandwerker und Zulieferer für Handwerker mit langer Erfahrung hat mir bestätigt, die Zeiten als die Planer immer ungeschoren davon
gekommen seine wären immer mehr vorbei, wohl noch nicht überall. Und was ich aus eigener Erfahrung weiss, in gewissen Bereichen ist die
Schweiz aus meiner Sicht eine moderne Bananenrepublik.
Gruss brubu
 

NiklasAG

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Ich weiss für mich, dass Laien bei Kostenüberschreitungen gute Karten gegen Planer und Handwerker haben können (mit Betonung auf können..)
In der Theorie mag das sein.
Und ist das beim Eigenheim aber so, dass man ja irgendwann einziehen möchte. Und wenn alles immer teurer wird hat man nur die Option des Baustopps. Dann müsste man den Planer verklagen und hätte dann trotzdem kein fertiges Haus. Auch nicht nach Jahren der teuren Prozessführung. Und dann hat der Planer kein Geld (falls man überhaupt recht bekommt), muss mit seiner Versicherung jahrelang streiten (Nur weil ich den Planer betreibe kann ich noch lange keine Handwerker zahlen, die wollen auch Geld).
Also muss man den höheren Kosten in vielen Bereichen einfach zustimmen.
Ein Anwalt ist dabei das alles zu prüfen. Das dauert aber und kostet auch.
 

netsupervisor

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Wenn es irgendwie geht, haltet Euch von Gerichten fern - viel Stress und für gewöhnlich sind nur die Juristen Gewinner.
Das ist wiederum nur die halbe Seite der Wahrheit. Wenn du auf der anderen Seite stehst und dich jemand rechtlich belangt, willst du gewiss selbst, dass das Recht auf deiner Seite steht.
Recht und Gerechtigkeit ist aber leider nicht das selbe, das kann auch unser Gerichtssystem nicht immer leisten.
 

wasmachen

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Das ist wiederum nur die halbe Seite der Wahrheit. Wenn du auf der anderen Seite stehst und dich jemand rechtlich belangt, willst du gewiss selbst, dass das Recht auf deiner Seite steht.
Recht und Gerechtigkeit ist aber leider nicht das selbe, das kann auch unser Gerichtssystem nicht immer leisten.

Ist oft irrelevant, ob du Recht hast.
Die Frage ist: kannst du dir dein Recht leisten?
Insofern bist mit der halben Seite auch nicht 'richtiger'...
 

Hoosier

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Ist oft irrelevant, ob du Recht hast.
Die Frage ist: kannst du dir dein Recht leisten?
Insofern bist mit der halben Seite auch nicht 'richtiger'...

das ganz große Problem hierbei ist, dass "Recht haben" oder "Recht kriegen" sehr oft nicht im Einklang damit steht, was Laien darunter verstehen oder erwarten würden
 

Mitglied 59145

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Kein Bau ohne Bauherrenrechtsschutzversicherung, gerade wenn man nicht noch Reserven hat oder das meiste selber macht.
Einfache Empfehlung, wenn das Geld dafür nicht da ist, wird es hinterher noch mehr fehlen.

Ich würde nicht ohne bauen, jedenfalls privat. Bei vielen ist das so knapp gestrickt, da wird es dann schnell existenziell. Auch so ein Ding, es muss dann schnell alles fertig werden, weil man die Miete sparen muss. Bauen kann echt Spass machen, wenn das drumherrum stimmt.

Ich würde mir so eine knappe Kiste, die ich dann die nächsten 30 Jahre abbezahle und zu meiner Rente in einem riesigen Palast sitze, weil die Kinder alle weg sind, nicht antun.

Der Traum wird für viele zum Alptraum, das finde ich sehr schade. Ich finde es gut Immobilien zu besitzen, aber war da immer so zum Kompromiss bereit, das ich immer ruhig schlafen konnte.

Gute Freunde haben jetzt ein Haus gemietet, wollten auch erst bauen. Kinder sind 12 und 14 Jahre alt. Wir haben viel geredet, jetzt haben sie nicht ihr Traumhaus, aber man kann damit durchaus zufrieden sein. So sind sie freier und können gucken was in 10 jahren ansteht und am wichtigsten, jetzt 2 Wochen renovieren und einziehen!

Diese Doppelbelastung würde ich mir nicht antun ohne Ahnung von der Marterie und dem realistischem Wissen um meine Leistungsfähigkeit.

Das ist jetzt kein Vorwurf an irgendjemanden, man hat aber schon so viel Unglück beim Hausbau mitbekommen. Überlegt euch das mehrfach!

Gruss
Ben
 

Hoosier

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Hi Ben,

aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen dass das in der Realität nicht so einfach ist. Die Rechtschutzversicherung für den Bau ist kein Allerheilmittel. Die Kosten dafür sind extrem hoch (warum wohl?!) und die Leistungen sehr nebulös. Die Zahl der Anbieter ist zudem sehr überschaubar.

Und Du hast eigentlich im Fall der Fälle immer einen Baustopp von unbekannter Länge. Jetzt rate mal, wen stört das mehr? Die Firma, die bei Dir Mist gemacht hat, oder etwa Dich, der einziehen will? Dann kommen Gutachter, dann kommen andere Gutachter, und die Dinge nehmen ihren Lauf. Dich kostet das jeden Monat bares Geld, und das Ende ist sowieso unklar. Rückbau wegen optischer Mängel wird sehr sehr selten gemacht, und meistens ist das auch nicht kostenneutral für Dich. Bessere Karten hat man nur, wenn die Qualität nicht passt und hier gepfuscht wurde (wenn man es denn gesehen jat und nachweisen kann).
 

NiklasAG

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(...)

Das ist jetzt kein Vorwurf an irgendjemanden, man hat aber schon so viel Unglück beim Hausbau mitbekommen. Überlegt euch das mehrfach!

Gruss
Ben
In der Schweiz ist das ein wenig anders. Wir zahlen die Hypothek nie ganz zurück weil sich das steuertechnisch nicht rentiert.
Die Preise für Hypotheken sind zurzeit derart niedrig, dass nur die theoretische Tragbarkeit ein Problem darstellt.
Wenn man für Hypozins, Rückstellungen, Nebenkosten und Amortisation etwa die HÄLFTE, wenn nicht noch weniger zahlt, denn als Mieter, spricht nicht viel gegen einen Hauskauf (ausser Nerven). Bauland gibt es in der Schweiz nicht mehr viel, bei uns im Kanon wurde sogar zu viel umgezont. Die Preise werden also so schnell nicht sinken. Man kann seit Kurzem sogar Ergänzungsleistungen (Subventionen zur Rente sozusagen) sogar als Schuldbrief im Grundbuch eintragen lassen. Zinsfrei.
Man braucht einfach viel Startkapital in der Schweiz.
 

brubu

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Einfach mal allen Leuten erklären, dass bei uns vor nicht allzu langer Zeit die Hypotheken bei 7-8, im Extremfall 10% Zins waren...
Da wird mancher nur noch bleich und dann folgt noch die Frage wann das so war...
Gruss brubu
 

NiklasAG

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Einfach mal allen Leuten erklären, dass bei uns vor nicht allzu langer Zeit die Hypotheken bei 7-8, im Extremfall 10% Zins waren...
Da wird mancher nur noch bleich und dann folgt noch die Frage wann das so war...
Gruss brubu
Und jetzt sind sie bei 0.3-0-7..mit Laufzeit von 10 Jahren. Und wieder hoch gehen können sie nicht, weil sonst massiv Hausbesitzer pleite gehen würden, die Verkaufspreise dadurch sinken und deswegen noch mehr Hausbesitzer nachzahlen und pleite gehen würden. Und die Banken sässen auf unverkaufbaren billigen Häusern und insolventen Hypotheken. Kein realistisches Szenario.
Aber hat alles nix mit Parkett zu tun.
 

brubu

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So extrem wird es auch nicht kommen, ich mag mich aber erinnern, dass es die Zeiten gab als man den Banken günstig Häuser abkaufen
konnte die sie an "Lager" hatten. Ueberschuldete Eigentümer die nichts mehr zu verlieren hatten haben anderseits einfach die Schlüssel der
Bank abgegeben. Alles Extrembeispiele aber wohin die Reise geht, da glaube ich nur was ich selber sehe und erlebt habe.
Gruss brubu
 

petermitoe

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Also vorab, mich würde es sehr ärgern, hätte ich den falschen Parkett oder gar billigeren Boden verlegt bekommen als vereinbart.
An solchen "Ungerechtigkeiten" hatte ich teilweise unangenehm lange zu knabbern.

Was ich gelernt habe, wichtiger als der Vertrag ist meistens der Vertragspartner und selbst bei vorteilhaftem Verlauf von Konflikten kam ich nur selten ohne Schaden davon.
Wenn es Streit gibt (vor Gericht oder auch so), ist leider oft entscheidend, wer den längeren Atem hat, bzw. wer sich den längeren Atem (finanziell und/oder psychisch) leisten kann.
Für mich persönlich ist es wichtiger, die Kollateralschäden (z.B.für die "Lebenssäfte") in Relation zu möglichen Ergebnissen zu setzen.

Also passt bei sowas auch auf euch auf, so wertvoll ist Geld dann auch wieder nicht (oder nicht immer) ...
 
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