Gleichlauffräsen...

lunateide

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...was genau ist anders als beim gegenläufigen Fräsen, das ja verpönt ist.


Guten Abend Woodworker, meine Frage geht nicht in Richtung, was ist Fräsen im Gleichlauf, sondern was ist anders, was spielt sich technisch ab, daß das Ergebnis so viel besser wird.
Ich will versuchen, meine Frage anhand eines aktuellen Projektes zu konkretisieren.

Am Wochenende habe ich versucht, in die Seitenwände eines achteckig auf Gehrung verleimten Kästchen, das mit Macore-Starkfurnier furniert war Ziernuten einzufräsen.

Das Ergebnis: Ausrisse überall, am schlimmsten aber dort, wo der Fräser austritt.
Also, fünf Prototypen für die Kiste, naja, man kann ja jetzt schon heizen.

Heute habe ich einen letzten Versuch gestartet und den furnierten Korpus auf dem Oberfräsentisch nicht von rechts nach links = Gegenlauf, sondern von links nach rechts im Gleichlauf gefräst.

Das Ergebnis vom Feinsten, ein Profil wie aus dem Lehrbuch, keine Ausrisse.

Was mich auch wundert ist, daß ich zu keiner Zeit das Gefühl hatte, der Fräser beschleunigt den Vorschub oder versucht ganz und gar, das Werkstück wegzuschleudern.

Kann mir das bitte ein Profi erklären?

Gruß
Roland
 

Fiamingu

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Es kommt halt immer auf den Abtrag an.
Wenn ich zu viel abnehmen möchte zieht
mir der Fräser das Werkstück unter den
Fingern weg. Eigentlich sind solche Ar-
beiten wie du sie momentan machst sel-
ten aber wenn man weiss was passiert
und auf die Kräfte die dabei auftreten
können gefasst ist, geht das. Obacht ist
halt immer gegeben. Es Hängt halt immer
von der Grösse der Werkstücke ab und
vom Abtrag. Gleichlauf ist immer mit
Vorsicht zu geniessen.:emoji_wink:
 

lunateide

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Hallo,

ich hab mal wieder zu ungenau geschrieben.
Also, es war dieser Fräser:

Eintauch-Profilfräser

Die Frästiefe war 2,8 mm,
der Korpus war kei gleichseitiges Achteck,

die Seitenlängen betragen

2 x 12 cm.
2 x 7 cm und
4 x 4 cm.

Gruß
Roland

P.S. Schwerpunkt meiner Frage ist aber: Was ist schneidetechnisch anders beim Gleichlauffräsen gegenüber dem Fiasko, das ich vorher hatte.
 

Gast aus Belgien

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Nein, ich will die Diskussion nicht anfachen, aber mit einem Eintauchprofilfräser fräst Du immer im Gleich- und im Gegenlauf da er ja an beiden Seiten Material abtragen muss.

Die "Beschleunigungskräfte" der Gleichlaufseite werden durch die "Bremskräfte" der Gegenlaufseite kompensiert.

Benütze diesen Fräser mal zum Fasen an einer Kante, also nur mit der halben Fräserdicke, und Du wirst die Unterschiede zwischen gleich- und Gegenlauf sehr deutlich spüren.
 

lunateide

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Hallo Harald,

dahin ging auch meine Vermutung, aber mit meiner Vermutung gebe ich mich nicht zufrieden, ich suche halt immer nach der Wahrheit letztem Schluß.

Aber es steht immer noch die Frage im Raum, warum das Gleichlaufergebnis so viel besser (ausrissfrei) war.

Gruß
Roland
 

tomcam

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BTW, gegenläufiges fräsen ist nicht verpöhnt, sondern die Regel bei der Holzbearbeitung. Bei den Metallern sieht das wieder anders aus, die arbeiten aber auch mit anderen Schnittgeschwindigkeiten.

Nach wie vor ist in der Holzbearbeitung das gegenläufige Fräsen die normale Variante.

bei einem Eintauch-Profilfräser hast Du die beiden Varianten vereint, Gleich.- und Gegenlauf. Du fährst mit dem Fräser in eine Richtung, die linke Seite wird im Gegenlauf und die rechte Seite im Gleichlauf bearbeitet, aus Sicht der Arbeit mit einer Oberfräse.
 

hemmi1953

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Hallo Roland, wenn du dir auf dieser Webseite Gleichlauffrsen, Gegenlauffrsen :: Urbschat Tools - Reibahlen und Przisionswerkzeuge das Gegen- und Gleichlauffräsen bildlich anguckst, dann kannst du erkennen, dass der Fraser im Gegenlauf beim Erreichen des Brettendes droht einzelne Fasern rauszureißen. Beim Gleichlauf passiert dies nicht oder deutlich weniger. Dass das Gleichlauffräsen viele Nachteile hat, haben wir ja schon alle hier gelesen.

Gruß Christof
 

Gast aus Belgien

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Roland, beim Gegenlauffräsen taucht die Schneide "voll" in das Material, beim Gleichlauffräsen kommt die Schneide ja eigentlich von hinten in das Material.
Die Spanabnahme ist kleiner, der Schnitt erfolgt mit der Faser und nicht gegen die Faser.
 

etaller71

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Beim Gegenlauffräsen nimmt die schneide erst einen dünnen Span ab, der dicker wird. Beim Gleichlauffräsen ist der Span anfangs Dick und läuft zum Ende hin dünn aus.

Daher hat das Gleichlauffräsen immer weniger ausrisse und eigentlich auch insgesamt das bessere Fräsergebnis.

Sofern eine absolut Spielfreie und sichere Führung gewährleistet ist!

Und da fängt das Problem an. Denn im Holzbereich ist die beim Gleichlauffräsen selten gewährleistet.

Denn auf der seite des Fräsers. wo man das Material in den Fräser schiebt, versuchen die Kräfte das Material in die Fräserdrehrichtung zu drehen. Beim Gegenlauffräsen wird das Material damit an den Führungsanschlag gepresst, Damit ist eine Sichere Führung gegeben. Beim Gleichlauffräsen versuchen die Kräfte das Material vom Führungsanschlag wegzudrehen. Um eine Sichere Führung hinzukriegen muss man das Material mit grösserer Kraft als das Drehmoment, welches der Fräsvorgang ausübt, gegen die Führung und gegen den Fräser Pressen. Ansonsten hat man ein Riesenloch gefräst, oder das Material fliegt einem sogar um die Ohren.

Dass das bei Dir nicht der Fall war, wird an den geringen Materialabnahmen, kleinen Abmessungen, Festem Halt, eventuell weichem Material usw. gelegen haben.

Mit einem grossen Fräser in stabilem Material kann das im Extremfall Tödlich enden.

Wobei Deine Ausrisse auch ihre Ursachen im Material Faserverlauf, Fräserzustand o.ä. gelegen haben könnten.

Und ich muss IRS Belgium da widersprechen. Auch beim Nutfräsen Fräst man nicht im Gleich UND Gegenlauf gleichzeitig. Man kann es nur nicht genau definieren, weil da der Span fein anfängt, dick wird und anschliessend wieder fein ausläuft. Und auch nicht rechts und links sondern hauptsächlich natürlich vorne.
Und Beschleunigungskräfte gibts immer - in Fräserdrehrichtung, Bremskräfte gibts nienicht bei keiner Variante. Wo sollten die auch herkommen.

Also packt der Fräser das Material auf der seite wo es in den Fräser geschoben wird und versucht es in Fräserdrehrichtung wegzudrehen. Da sollte idealerweise direkt der Anschlag sitzen um diese Bewegung zu unterbinden. Falls nicht dreht sich das material, bis es einen Halt findet. Daher ist Nuten wie Gegenlauffräsen zu behandeln (Zumindest solange der Anschlag an einer Aussenkante des Werkstücks ist und nicht auf einer innenkante)

Ob mit oder gegen die Faser ist auch unabhängig von Gleich und Gegenlauffräsen. Das ist rein davon abhängig. wie rum man sein Holz hält.

Und dasselbe gilt auch für Metaller, auch da ist gegenlauffräsen eigentlich die normale Variante. Beim Gleichlauffräsen kommt es da zu Rattermarken, wenn eine ursprüngliche Frästischführung verbaut ist. Allerdings haben Moderne CNC Fräsen - Und die sind Standart inzwischen - eine Spielfreie Führung (Kugelumlaufführung) die auch das Gleichlauffräsen gestattet. Was wegen des besseren Fräsergebnisses auch durchaus genutzt wird.
 

derdad

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Bei den Metallern sieht das wieder anders aus, die arbeiten aber auch mit anderen Schnittgeschwindigkeiten.

Man kann fräsen in Metall, und fräsen Holz überhaupt nicht vergleichen. Bei Metall hast du in alle Richtungen die gleiche Materialstruktur (ok, Metallexperten werden sagen das stimmt nicht immer), bei Holz gibt es immer andere Gegebenheiten- Faserverlauf, Hirnholz, Querholz...........


lg
gerhard
 

etaller71

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Auch bei Metall gibts immer eine sog. Walzrichtung (ausser bei Gusswerkstoffen) ähnlich der Holzfaserrichtung. Zum Fräsen ist die aber relativ egal, das stimmt schon.
 

yoghurt

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Hallo,
beim Gleichlauffräsen schneidet der Fräser das ganze Material, während beim Gegenlauffräsen ein Teil des Materials zuvor weggespalten wird. (Gilt fürs Fräsen im Längsholz) Das schont die Schneiden und erhöht die Standzeit.
 
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