Ich war in den vergangenen Tagen beruflich ein bisschen eingespannter und konnte deshalb nur hier und da mal kurz zwischendurch reinschauen. Deshalb muss ich jetzt noch mal zu der ganzen Causa hier noch etwas ausführlicher was los werden.
Zunächst eine Entschuldigung
@heiko-rech: Mir war nicht bewusst, in welchem Umfang Du hier präsent und zugänglich bist, sonst hätte ich mich anders geäußert und Dich auch direkt angesprochen. Außerdem tut mir das mit dem Alter Leid. Ich war im Alter schätzen immer schon grottenschlecht. Ich hätte den Mund halten sollen. Worauf ich hinaus wollte, war eigentlich nur, dass Du nicht erst gestern mit der Lehre durch bist. Ich war mir bis zu dem Zeitpunkt auch nicht klar darüber, ob Du vom Fach bist oder ein Autodidakt. Ich kenne ansonsten nur zwei drei von deinen Videos.
Was ich allerdings natürlich bemerkt habe ist, dass Du mit deinem Youtube-Kanal eine enorme Reichweite hast. Und da komme ich zu dem Punkt, der mich eigentlich beschäftigt.
Es ist legitim, sich auch zu Themen zu äußern, mit denen man sich nicht auskennt. Also andere dabei zugucken zu lassen, wenn man selbst grad etwas neues lernt. Das hätte ich in dem Fall aber etwas anders angefangen.
In diesem Fall hat die gleiche Falle zugeschnappt, in die Amateure jedweden Genres immer wieder tappen, nämlich das Werkzeug verantwortlich zu machen, wenn das Arbeitsergebnis nicht so wird, wie man sich das vorstellt, statt sich einzugestehen, dass man das Werkzeug noch nicht im Griff hat. Wir neigen dann dazu, uns dem nächsten noch ausgefeilteren Werkzeug zuzuwenden, in der Hoffnung, dass es dann besser wird. Ganze Branchen leben davon.
Ich hab die Kommentare zu dem Video überflogen, die mich in dieser Einschätzung bestärkt haben. Viele kommen mit diesem Hobel, aus mir unverständlichen Gründen nicht zurecht. Der Tenor scheint mir in die Richtung zu gehen: "Schade dass es sowas nicht als Metallhobel gibt". Als wäre das dann einfacher. Oder auch, dass das eben auf die nachlassende Qualität bei Ulmia-Ott zurückzuführen ist, dass das nicht funktioniert. Man konnte bei den sich äußernden Amateuren förmlich die Erleichterung spüren, dass ein Youtube Celebrity und anerkannter Holzwerker-Experte mit dem Ding auch nicht klar kommt.
Ich hab mir bei Dictum die Abbildung des Grathobels angeguckt. Der sieht noch genau so aus wie mein gebrauchter und auch so wie ich den damals während meiner Lehre benutzten in Erinnerung habe, der da auch schon bestimmt 20 Jahre alt war. Auch die Übernahme durch Anke hat zumindest keinen Einfluss auf die Kostruktion gehabt. Kann natürlich sein, dass die Qualitätsprobleme mit den Eisen haben oder irgend ein Anfänger Fehler bei der Montage der Eisen macht. Das macht aber den Hobel nicht unbrauchbarer als die die sie vor 60 Jahren gebaut haben.
Ulmia kann, trotz der möglicherweise fehlerhaften Montage des gelieferten Hobels, nichts dafür, hat aber jetzt den Schaden davon. Und letztlich haben auch wir den Schaden, weil damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass ein traditionelles Werkzeug vom Markt verschwindet, dessen Nachfrage sich vermutlich nur aus der Amateurszene speist. Ich hab die sehr defensive Stellungnahme von Ulmia gelesen. Sie wollen überprüfen, ob sich der Hobel möglicherweise verbessern lässt. Meiner Meinung nach sollten sie die Finger davon lassen. Der ist der gut so wie er ist, allerdings sollten sie sich überlegen, dessen Benutzung zu erklären, wie das andere Hersteller, etwa Festool, ja auch machen. Das scheint nötig zu sein, wenn die Handhabung traditionellen Werkzeugs im Handwerk nicht mehr professionell vermittelt wird sondern nur noch von Amateuren am Leben gehalten wird.
Lico
Eine letzte Bemerkung noch: Auf den Werkzeugen steht Ulmia-Ott, also sind die der Hersteller, ganz egal, wo deren Produkte vom Band fallen oder wer den Laden übernommen hat. Oder ist euer Merzedes auch ein kuwaitischer Hella-Bosch-Continental?