Handwerker und die Zukunft des Handwerks

Mathis

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Im Dorf in 'ner Stadt
In Zeiten, in denen jeder sich als Startup oder gar Entrepeneur sieht und die 67. Datingapp programmiert und damit auch noch Kohle machen möchte, fehlen immer mehr Handwerker aus traditionlellen Gewerken, die den Betrieb der Bundesrepublik aufrecht erhalten.
Ich bin nicht pervers, habe keine Vorliebe für fäkale Katastrophen, aber etliche Videos dieser Berliner Firma gesehen und kann nur sagen: Hut ab vor der Kompetenz, der alltäglichen Arbeit der Klempner und Hochachtung vor deren Arbeit!
Sowas wird demnächst sicher noch mehr fehlen als bisher schon, ich erinner mich gerade an meine Suche nach einer in der Nähe der Firma, die die jährliche Wartung meiner Brennwertherme machen möchte und nicht 50 Euro pauschal für die Anfahrt verlangt!
Meine Hochachtung vor solcher Kompetenz!!
 
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"ach du Scheiße" :emoji_slight_smile: ja das ist aus dem Video trifft aber auch für den Text, ... Anfahrtspauschale sind 80 netto normal und auch fair wenn du mal überlegst das da jemand einen Auftrag anlegt / abrechnet, 20 min zu dir eiert und 20 min zurück. oder soll er das in der Freizeit machen? .. aber du warst das mit dem Stuhl machen lassen oder ? :emoji_slight_smile:

Ich finde man muss auch unterscheiden zwischen Handwerkern die ihren Betrieb aus dem Renault Kastenwagen betreiben ( Fließenleger?) und Betrieben die eine echte Werkstatt (mit Kosten) vorhalten müssen (Schreinerei?) . Logischerweise muss bei denen der Anfahrtssatz ja min so hoch sein wie eine Stunde Arbeits in der Werkstatt, sonst würden die ja sagen ne Reparaturen machen wir nicht nur Produktionsaufträge neu...
 

yoghurt

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Hallo,
ich möchte zweigeteilt antworten. Zunächst muss ich das Thema eh abonnieren, denn der Streit und die Politik folgen sicher bald.

Das andere ist, dass ich die Sorge durchaus teile. Ich habe den Eindruck, dass immer mehr motorisch unfähige Menschen heranwachsen. Andererseits habe ich gerade mal wieder ein paar Stellenangebote gelesen und musste im Stillen dabei denken, dass ich diese Jobs wirklich nicht annehmen wollte. Die aus dem enormen Verdienst erwachsende Verantwortung wäre mir einfach zu viel. Ich könnte nicht mehr schlafen aus Sorge darüber, wo ich mit dem ganzen Geld hin soll?

Das andere ist, dass man als angestellter Handwerker auch so seltsam angesehen wird. Irgendwie ist man nur „wer“ wenn man selbstständig ist.

Sehr schwieriges Thema!
 

Mr.Ditschy

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Sowas wird demnächst sicher noch mehr fehlen als bisher schon, ich erinner mich gerade an meine Suche nach einer in der Nähe der Firma, die die jährliche Wartung meiner Brennwertherme machen möchte und nicht 50 Euro pauschal für die Anfahrt verlangt!
Meine Hochachtung vor solcher Kompetenz!!
So etwas fehlte früher auch schon, also "Pfusch am Bau" gabs immer schon, auch von Handwerkern.
Also wenn eine Firma wenigstens ordentlich arbeitet, wären mir die 50€ egal, aber daran hapert es meist. Oder manche arbeiten nicht mal, also bei mir sollte mal eine des öfteren aufkommende Störung an der Heizung beseitigt werden, seine Antwort war als er nach einer Woche im Winter vor der Heizung stand, wenn die Störung gerade nicht auftritt könne er nichts machen und ist wieder gegangen - von so wenig Fachkompetenz kann ich auch verzichten und dessen Rechnungen. Oder wenn ich nur an die vielen Kfz Inspektionen denke und nach 14 Tagen standst mit dem Auto dennoch irgendwo wegen einem Defekt. Usw. ...
 

seschmi

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Das Problem besteht ja in allen Branchen, nicht nur im Handwerk.

In Deutschland gehen derzeit jedes Jahr ca 500.000 Menschen mehr in Rente als ins Berufsleben eintreten. Das liegt ganz einfach daran, dass es in den 50ern und 60ern soviel mehr Geburten gab als in den 90ern und 0er Jahren.

Es gibt ja nicht nur Handwerkermangel, sondern auch Lehrermangel, Ärztemangel, Krankenpflegermangel und vieles mehr. Das führt wiederum dazu, dass man halt auch Leute nehmen muss, die für den jeweiligen Beruf nicht optimal geeignet sind. Da muss man dann schauen, wie man die trotzdem bestmöglich einbindet und die Arbeit entsprechend organisieren.

Die Industrie bedient sich im Ausland: Entweder werden Leute geholt, oder Aufträge an Zulieferer im Ausland vergeben. Das Handwerk tut sich da schwerer, die Leistung muss ja vor Ort erbracht werden. Auch ist es schwerer, als Handwerker einzuwandern als mit einem Industriejob. Mehr Hürden.

Ich denke, als Folge werden die Preise steigen und damit die Löhne. Passiert ja schon, siehe oben. Und es werden mehr große Firmen Aufgaben von Handwerkern übernehmen, auch aus dem Ausland. Dann kommt halt für die Heizung nicht der lokale Sani, sondern ein Monteur der Heizungsfirma. Ohne Meistertitel, und für diese Aufgabe angelernt.
 

wirdelprumpft

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Na ja das Handwerk trennt sich auf in die Gerwerke mit Gelddrucklizenz und ohne
Elektriker / Heizung-Sanitär / KFZ /Maler da kann man nur Branchenintern wechseln - Alternative keine entsprechend sind die Preise.
bei Schreiner - tja Möbelhaus und Küchenstudios decken einen Großteil ab also hat der Kunde alternativen
dito Bäcker - Metzger
zum Thema Zukunft:
In manchen Gewerken ist der hohe Automatisierungsgrade ein Faktor -
Im Schreinerbereich können heute schon viele Anlagen problemlos Stück 1 fertigen ohne das viele Menschen im Maschinenpark benötigt werden.
Von daher wird es den Schreinern kurz über lang ergehen wie Fassbauer und Wägner.....
 

yoghurt

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Hallo,
was @wirdelprumpft beschreibt stimmt schon. Ist das Auto kaputt oder die Heizung streikt im Winter, dann wird das Problem gelöst. Klemmt das Fenster wird das gerne verschoben, braucht es Möbel gibt es zu viele andere Lösungen….
 

Mr.Ditschy

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Industrialisierung gibt's aber schon etliche Jahrzehnte und wenn Roboter so manche Arbeiter ersetzten, wurde bis jetzt immer gejammert, dass dies Arbeitsplätze killt ... zumal es bei der Industrie auch nicht sinnig ist, ungelehrten Arbeitskräften hohe Löhne zu bezahlen, hingegen Leute die eine Berufsausbildung usw. ablegen und im Handwerk arbeiten, bei weitem nicht so viel verdienen - also das Gleichgewicht des verdienst ist schon etliche Jahrzehnte nicht stimmig und von daher können einfachste Arbeiten in der Industrie auch gerne Roboter übernehmen - aber auch im Handwerk wird die Robotik immer mehr Einzug erhalten.

Doch früher konnte der Kunde/Heimwerker auch noch so einiges selbst erledigen, das heute entweder durch "zwei Linke Hände" oder immer moderneren Elektrik/Elektronik um so schwieriger wird ... als Kunde ist man daher je nach dem an Fachexperten angewiesen, nur sind die nie Flächendeckend gleich vorhanden und vor allem vorab kaum erkennbar.
 

inselino

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Ich bin auch der Meinung, dass wir in Deutschland ein Ferrari-Mangel haben, denn nicht jeder hat einen Ferrari.

Wer jetzt auf die Idee kommt, dass hier ein Problem in den Bedingungen liegt, zu denen man ein Ferrari bekommt der realisiert dann vielleicht auch, dass der Fachkräftemangel daran liegt, dass es an den Bedingungen liegt mit denen man versucht, Fachkräfte zu gewinnen.
 

yoghurt

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Schön gesagt, @inselino !
ich zitiere mal aus Stellenanzeigen dieser Tage: in einer wurde sehr merkwürdig nach Tischlerhelfer bis Techniker gesucht ( immer gut wenn man weiß, was man will!) und mit 12€/h gelockt. Das wird sich mancher Meister echt überlegen müssen….

In einer andern suchte man nach einem Gesellen, der dann bis zu 12€/h verdienen darf.
 

Paulisch

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Schön gesagt, @inselino !
ich zitiere mal aus Stellenanzeigen dieser Tage: in einer wurde sehr merkwürdig nach Tischlerhelfer bis Techniker gesucht ( immer gut wenn man weiß, was man will!) und mit 12€/h gelockt. Das wird sich mancher Meister echt überlegen müssen….

In einer andern suchte man nach einem Gesellen, der dann bis zu 12€/h verdienen darf.
Ich glaube zu wissen das man einem Tischler kein 12€ zahlen darf. :emoji_grin: Und n meister geht unter 19€ selbst bei uns in Pommern nicht mehr raus.
Aber ich weiß schon was ihr meint, sehr motivierend ist die Zahlungsmoral nicht.

Aber wie sagt man so schön: „so lange mein Chef so tut als würde er mich richtig bezahlen, tu ich so als würde ich richtig arbeiten“.
Die Rechnung geht eben nicht mehr auf
 

yoghurt

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Hallo,
tatsächlich sind 12€/h der gesetzliche Mindestlohn, zu dem darf man auch einen Tischler anstellen, sofern der das mitmacht. Drunter geht garnicht bzw. ist eben illegal.
 

FredT

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Das andere Problem ist auch die teilweise Rumschubserei des Personals und die Pespektivlosigkeit. Endlose Montagejobs am anderen Ende des Landes mit nervenden Fahrzeiten und mangelhafter Unterbringung locken ebenso wenig , wie ein Karriereende als Geselle. Achja, es wird dann noch der Meister als Krone angeführt, nur muß man den ja dann selbst finanziell unterfüttern und so doll viel im eingeführten Betrieb bringt der wohl auch nicht neben dem Firmeninhaber... Gewiss kann man sich mit diesem Qualifikationsrang dann auch selbständig machen, nur sind diesem Drang auch wieder pekuniäre Grenzen (oder schlechte Beispiele/Erfahrungen) gesetzt... Eine zunehmende Unlust, Unkenntnis und Unfähigkeit zu manuellem Gewerke spielt da eine weitere Rolle...
 

wirdelprumpft

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Als Schreiner von 0 auf selbstständig mit eigner Produktion ist sehr schwierig da die Investitionen sehr hoch sind -
Fliesenleger/Parkettleger/Maler/Heizungsbauer ist da schon einfacher auch Elektriker wobei da die Messtechnik ins Geld läuft aber mit 30000 kommt man weit da hat man als Schreiner noch fast nichts bei gleichem Stundensatz - von daher Augen auf bei der Berufswahl wenn man sich selbstständig machen möchte -
Ein Holzhändler von mir nimmt gerade so eine automatisierte Produktion in Betrieb und wenn sich das für ein Holzhändler lohnt werden in absehbarer Zeit auch Möbelhäuser und große Küchenstudios folgen was manchem Schreiner das Wasser abgraben dürfte.
Kunden wissen schon lange nicht mehr was Schreiner alles können merkt man auch an der Nachfrage 90% weiß und wenn was mit Holz dann weiß mit Eiche kombiniert eben das was sich aktuell in der Werbung der Möbelhäuser findet - macht zeitweise keinen Spaß mehr
 

K2H

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Hallo,
tatsächlich sind 12€/h der gesetzliche Mindestlohn, zu dem darf man auch einen Tischler anstellen, sofern der das mitmacht. Drunter geht garnicht bzw. ist eben illegal.
Drunter geht schon. Fragt mal die Jungs und Mädels auf den Baustellen. Es heißt dann Arbeitszeitbeginn und -ende ist an der Baustelle. Fahrzeit hin und zurück im "Sammeltaxi Firmentransporter" ist schon unbezahlte Freizeit ("Die können froh sein dass sie kostenlos mit dem Firmenbus fahren können"). Oft kommt noch (tägliches) Entladen/Laden von Werḱzeug und Material für den nächsten Tag als Frondienst dazu. So sieht die gelebte Realität vieler Baufirmen aus.
 

Rookie77

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Sehr häufig ist es auch die Behandlung der Mitarbeiter, die zu Fachkräftemangel führen kann.
Ein gutes Beispiel war unser Gas- Wasserinstallateur beim Hausbau.
Seine "Untergebenen" waren alle scheiße und strohdumm. Nur er war allmächtig und ich vermute, er steht regelmäßig mit einem Stab auf einer Anhöhe und teilt irgendwelche Flüsse und Bäche.
Wie der Inhaber da seine Mitarbeiter behandelt hat, war wirklich unter aller Kanone. Allerdings hat er sich anderen Gewerken gegenüber ähnlich verhalten. Hatte dann irgendwann zur Konsequenz, dass sich diverse Architekten von ihm getrennt haben, da es Beschwerden der Bauherren gab. Und auch die Mitarbeiter haben irgendwann die Nase voll gehabt sodass er jetzt unter einem selbstverschuldeten Fachkräftemangel leidet.

Ein anderes Thema ist der Umgang der Kollegen gegenüber Azubis oder Praktikanten. Es gab hier schonmal irgendwo einen Faden, wo ich das angesprochen hatte.

Mein Sohn hat letztes Jahr zwei Wochen beim Dachdecker gejobbt. In der ersten Woche war er mit einem jüngeren Gesellen unterwegs und alles war prima. Es gab quasi keinen Unterschied zwischen beiden und er hat einiges in dieser Woche gelernt.
In der zweiten Woche war er dann mit einem Gesellen kurz vor dem Ruhestand unterwegs und da wehte ein ganz anderer Wind. Er wurde angemeckert, regelmäßig kritisiert und runtergemacht. Dazu war er natürlich dafür zuständig, das Fahrzeug zu entladen während der Geselle sich um die "wichtigen Themen" gekümmert hat. Also zu prüfen wie der Wind steht und ob es nicht evtl doch anfängt zu regnen (war jetzt ein Beispiel).

Die erste Woche fand mein Sohn super, die zweite Woche eher nicht.

Und auch hier gibt's das Thema mit "Im Handwerk herrschen andere Sitten und man muss damit klar kommen. Mussten wir damals ja alle!".

Ich bin der Meinung dass genau so viele Interessenten abgeschreckt werden und sich dann natürlich anders orientieren. Man will eben nicht jeden Tag wie der letzte Arsch behandelt werden.

Und sollte sich jetzt hier jemand von meinem Text angesprochen fühlen und eventuell auch so mit seinen Kollegen/Mitarbeitern umgehen, denk mal drüber nach und sei kein Arschloch!
 

U.Tho

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Zum Thema:
Schon gewusst? In Deutschland gibt es täglich ca. 3.000 Wasserschäden - täglich nicht monatlich oder so.
Die Branche sucht händeringend Personal aller Handwerkergruppen vom Trockenbauer bis Klempner.
Die Schadensanierer wie Belfor, Polygonvatro, Artus etc. gehören zu meiner besten Kundschaft.
Übrigens den größten Wasserschaden, das Aquarium in dem Berliner Hotel wird auch von einem dieser Firmen bearbeitet.
Die arbeiten regulär immer mit den Versicherungen zusammen.
 

Mr.Ditschy

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Hallo,
tatsächlich sind 12€/h der gesetzliche Mindestlohn, zu dem darf man auch einen Tischler anstellen, sofern der das mitmacht. Drunter geht garnicht bzw. ist eben illegal.
Das ist ja erschreckend niedrig, aber auch der zu verrechnender Stundensatz für den Kunden ist nur ca. 30-45€ (laut Google), hätte jetzt mehr erwartet (schaut mal in einen Kfz-Betrieb, da fängt es ab 100€ an).

Ein Holzhändler von mir nimmt gerade so eine automatisierte Produktion in Betrieb und wenn sich das für ein Holzhändler lohnt werden in absehbarer Zeit auch Möbelhäuser und große Küchenstudios folgen was manchem Schreiner das Wasser abgraben dürfte.
Kunden wissen schon lange nicht mehr was Schreiner alles können merkt man auch an der Nachfrage 90% weiß und wenn was mit Holz dann weiß mit Eiche kombiniert eben das was sich aktuell in der Werbung der Möbelhäuser findet - macht zeitweise keinen Spaß mehr
War bei mir definitiv anders, also ich bin vor ca. 20 Jahren extra zum Schreiner, da ich in den Küchenstudios nicht das bekommen habe, das ich wollte .... würde ich heute aber auch definitiv kein zweites mal mehr machen, hatte nur Ärger!
 

U.Tho

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schaut mal in einen Kfz-Betrieb, da fängt es ab 100€ an
Verschiedene Branchen müssen Maschinen, Werkzeuge, Fahrzeuge, Immobilien etc. anteilig mit einrechnen - ist ja nicht so, dass z.B. der Monteur in der KFZ-Werkstatt nur mit Schraubenzieher arbeitet.
Die teuren Maschinen bei euch in der Schreinerwerkstatt kosten ja auch nicht wenig. Und wenn ich Material + Arbeitszeit anbiete, muss ich die allgemeinen Abschreibungen irgendwo mit einrechnen.
 

Mitglied 59145

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Bei uns geht es, aber wir sind auch eher speziell und haben nur einen Teil Facharbeiter.

Mein Ziel ist/war es immer Abwanderung zu verhindern. Heißt mir war es immer wichtig, dass Kollegen nicht den Betrieb wechseln weil es im Betrieb blöd ist.

Klar, alles kann man nicht verhindern. Das waren aber immer so Sachen wie Liebe, Weiterbildung, familiäres oder Auswandern und die Welt entdecken. Alles andere haben wir in den Griff bekommen, auch wenn man sich manchmal strecken musste, es hat sich in den Fällen meistens gelohnt.

Motivierte Mitarbeiter sind, in der Regel, leistungsbereite und bringen sich mehr ein.

Das gilt ausdrücklich nicht für alle, es gibt auch gegenläufige Entwicklungen.
Oder anders, es passt nicht immer.

Stimmung und Miteinander ist eines der wichtigsten Kriterien wenn ich mir eine Arbeitsstelle suchen müsste. Für mich war das schon immer der Ausschlaggebende Punkt, aber ich war auch nie in der Situation keine anderen Optionen zu haben. Das hat Heute aber auch fast jeder, das muss man sich bewusst machen.

Ich Versuche Arbeitsplätze so zu gestalten, dass ich auch damit zufrieden wäre, bzw nicht wüsste was zu verbessern wäre.

Also regelmäßig das Gespräch anbieten und auch solche Sachen besprechen.

Es gibt aber auch echte Scheißjobs, die kann man nicht schöner machen......

Wichtige Fragestellung an mich selber: "Welches Bild sollen die Familien meiner Mitarbeiter von mir haben?"
Je nachdem wie man das beantwortet, bestimmt das das eigene Verhalten ggü den Kollegen ungemein. Am deutlichsten merkt man das wenn man die Kinder mal trifft, ich meine ich bin groß und bärtig...... Trotzdem sind die nicht so schüchtern :emoji_wink:
 
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inselino

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Ich habe bei dem Ferrari Vergleich bewusst "Bedingungen" geschrieben, da es nicht nur um den Lohn geht. Für viele stellt sich heute nach dem Abi die Frage ob Studium oder Ausbildung und da hätte eine Ausbildung mit guter Finanzierung einen durchaus attraktiven Anreiz. Gleichzeitig geht es den Leuten aber auch um Arbeitsbedingungen, Arbeitsumfeld, Aufstiegschancen etc. Und da ist das Handwerk noch zurück. Wenn man nicht selbstständig wird ist halt relativ schnell Schluss.
Mein früherer Mitbewohner hat die Ausbildung zum Schreinern gemacht. Sein Betrieb war jetzt nichtmal fürchterlich. Der Chef war umgänglich, die Kollegen nett aber es war halt sehr betriebswirtschaftlich optimiert. Heißt, die Jobs mit den geringsten Qualifikationsanforderungen werden von der günstigsten Arbeitskraft erledigt. Ergebnis: 3-4 Monate stumpf Teile lackieren.
Nach der Ausbildung ist er dann so schnell wie möglich aus dem Beruf raus und jetzt bei der Polizei. Und das ist kein Einzelbeispiel sondern üblich. Ab und an schaue ich im WDR "Passt, wackelt und hat Luft" wo es um Azubis geht. Da gab es in der aktuellen Staffel zwei Betriebe (Schienenbau und noch was anderes) wo zum ersten Mal eine Frau Auszubildende ist. Allerdings sind beide auch eigentlich in einem Ingenieursstudium und werden nicht dauerhaft auf der Baustelle bleiben warum auch, es gibt keine Anreiz.
 

pedder

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Mein Sohn hat letztes Jahr zwei Wochen beim Dachdecker gejobbt. In der ersten Woche war er mit einem jüngeren Gesellen unterwegs und alles war prima. Es gab quasi keinen Unterschied zwischen beiden und er hat einiges in dieser Woche gelernt.
In der zweiten Woche war er dann mit einem Gesellen kurz vor dem Ruhestand unterwegs und da wehte ein ganz anderer Wind. Er wurde angemeckert, regelmäßig kritisiert und runtergemacht. Dazu war er natürlich dafür zuständig, das Fahrzeug zu entladen während der Geselle sich um die "wichtigen Themen" gekümmert hat. Also zu prüfen wie der Wind steht und ob es nicht evtl doch anfängt zu regnen (war jetzt ein Beispiel).

Die erste Woche fand mein Sohn super, die zweite Woche eher nicht.

So was ähnliches hat mein Sohn auch erlebt. Mit der ganz klaren Ansage, in dem Betrieb (eines sehr guten Freundes von uns) nicht anfangen zu wollen.
 

Mr.Ditschy

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Solches gibts doch überall, also in allen Branchen ...

Verschiedene Branchen müssen Maschinen, Werkzeuge, Fahrzeuge, Immobilien etc. anteilig mit einrechnen - ist ja nicht so, dass z.B. der Monteur in der KFZ-Werkstatt nur mit Schraubenzieher arbeitet.
Die teuren Maschinen bei euch in der Schreinerwerkstatt kosten ja auch nicht wenig. Und wenn ich Material + Arbeitszeit anbiete, muss ich die allgemeinen Abschreibungen irgendwo mit einrechnen.
Das meine ich ja, eine ganze Schreinerei an benötigten Maschinen usw. kostet denke auch nicht wenig und finde da die Preispanne von ca. 60€ zur Kfz Stunde schon heftig (die Gebäuden ist ähnlich groß) ... aber ja, kann auch täuschen.
 

Seanathair

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Sobald Möbel mit eingebauter App und/oder KI in Mode kommen, brechen auch für Schreiner goldene Zeiten an. Da der Schrank dann ohne nicht mehr funktioniert und das damit eingebaute Verfallsdatum sorgt dann dafür, dass Möbel nur von qualifizierten Fachkräften gewartet und repariert werden können und spätestens nach 10 Jahren ersetzt werden müssen.:emoji_grin:
Schreiner heißen dann aber bestimmt anders....
 

Paulisch

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Solches gibts doch überall, also in allen Branchen ...


Das meine ich ja, eine ganze Schreinerei an benötigten Maschinen usw. kostet denke auch nicht wenig und finde da die Preispanne von ca. 60€ zur Kfz Stunde schon heftig (die Gebäuden ist ähnlich groß) ... aber ja, kann auch täuschen.

Das sehe ich ganz genauso, für eine Portalfräse kann man schon fast einen KfZ-Betrieb einrichten. Ich habe im Freundeskreis einige KfZ-Meister, die stauen immer was wir für Werte wir in der Werkstatt haben.
 
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